Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -40- Die alte Ruine im Sumpf (10 von 10)

in #deutsch6 years ago


Was bisher geschah:
Die Karte des Zyklopen führt unsere Abenteurer in den Sumpf, wo sie gegen die Kreaturen des Sumpfes kämpfen mussten. Doch die
Spur der Somnethoi endet hier noch nicht. Erst nachdem die Abenteurer den Bann der Schlangenfrauen gebrochen haben, können sie das junge Mädchen retten ...

»Es ist die Ruine«, rief Grithia. »Sie verändert euch, macht euch angreifbar für eure Schwächen.«
Shana fing an sich zu beruhigen, ihr Atem ging langsamer und ihr Herz schlug ruhiger. Sie hob den Kopf von Graydens Schulter an die sie sich gelehnt hatte und atmete tief durch. Auch Grayden hatte schon angefangen zu spüren, dass sie die Wahrheit sagte. Er hatte die Schlangenfrau bei dem Verhör mehr bedroht als er es eigentlich vorgehabt hatte.

»Magnus ist kein Mörder, nur etwas zu kampfsüchtig in letzter Zeit«, sagte Grayden über die Schulter hinweg.
»Warum spricht er dann ständig davon mich zu töten?«
»Er ist kein Mörder«, beharrte Grayden. »Er ist jung und unerfahren. Ausserdem habt ihr uns angegriffen. Nun eine Art Gerechtigkeit zu verlangen, steht euch nur begrenzt zu.«
»Dann könnt ihr ihm … «
»Es reicht. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Dimitrion kannst du mit dem Buch etwas anfangen?«
Graydens Ungeduld wuchs, sie mussten sich beeilen.
»Denke schon. Allerdings werde ich Zeit für einen Spruch brauchen, mit dem ich die Schrift entziffern kann.«
»Dann mache dich sofort daran.«

Dimitrion nickte und begann in dem Buch zu blättern. Irgendwo darin befand sich der Schlüssel um endlich weiter zu kommen. Grihthia lehnte sich schwach an den Baum als Grayden zu ihr ging.

»Wie lange hältst du noch durch?«
»Ein paar Stunden, dann bin ich zu erschöpft um aus eigener Kraft in den Kristall zurück zu kehren.«
Sie fühlte sich ausgehöhlt und hatte Schmerzen. Das Atmen fiel ihr immer schwerer.
»Gut. Du hast uns geholfen, also werden wir dir helfen.«
»Die Schrift ist Alt-Biran«, rief sie kraftlos zu Dimitrion rüber. »Ihr müsst es von hinten nach vorne lesen.«
Dimitrion kam mit dem aufgeschlagenen Buch herüber. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. Als er das Buch mit der magischen Sicht betrachtet hatte, war es von einem schwarzen Nebel umgeben gewesen. Aber das half ihm nicht weiter. Er stand auf und wandelte im Hof herum. Wenn er spazierte, konnte er besser denken. Immer wieder streifte sein Blick das Buch. Dann mit einem Mal fiel es
ihm ein.

Das Buch.
Er musste das Buch zerstören, es war das kostbarste was die Schlangenfrauen besaßen, es hielt sie am Leben. Die Lösung war so einfach und er lächelte.

»Grithia, das wertvollste was du und deine Schwestern besessen habt, ist das Buch, richtig?«
»Richtig. Ohne es könnten wir nicht überlebt haben.«
»Dann ist es so, dass, wenn wir den Anker vernichten, wird die Verbindung gebrochen und dann solltet ihr eigentlich wieder ein Mensch werden.«
»Aber ganz sicher seid ihr euch nicht.«
»Nun, ihr seid immerhin schon dreihundert Jahre verwandelt. Ich kann nicht sagen wie ihr nach dem Bannbrechen aussehen werdet. Es ist durchaus möglich das ihr eine alte Frau sein werdet oder ein junges Mädchen zu dem Zeitpunkt als ihr verwandelt wurdet«, sagte Dimitrion.
»Ich finde wir haben keine andere Möglichkeit«, sagte Shana.
Grayden stimmte ihr zu und schaute auf das Buch.
»Ihr habt leicht reden, ihr seid auch nicht...«
Weiter kam sie nicht, da ein Ruck durch ihren Körper ging.
»Was ist los?« rief Shana und schaute zu Dimitrion, der seinerseits zum Schildmeister schaute.
Grayden hatte das Buch genommen und ohne Zögern ins Feuer geworfen. Knisternd verbrannten die alten Seiten.
»Sie hätte sich vielleicht entschieden uns nicht zu helfen und die Entscheidung wollte ich ihr abnehmen. Wenn wir sie in den Kristall zurückgelassen hätten, wäre ihr vielleicht in den Sinn gekommen uns nicht mehr zu helfen.«
Seine Miene liess keinen Einwand zu.

»Etwas abrupt aber das Buch musste ohnehin zerstört werden.«
Dimitrion sah das verbrennende Buch wie die Flammen die Seiten schwarz färbten und über den Einband krochen. Grithia bekam davon nichts mit, sie war wieder gelähmt und spürte wie die Verbindung langsam zerbrach. Alle schauten sie an. Sie begann sich zu vor ihren Augen zu verändern. Der Schlangenkörper schrumpfte zusammen und die Schuppen rieselten wie Schneeflocken zu Boden. Das Haar wurde allmählich wieder blond und ihr Gesicht wurde mit jedem Atemzug jünger. Grithia zuckte als die Veränderung einsetzte. Ihre Krallen zogen sich zurück und formten sich zu feinen Fingernägeln, die an zarten mädchenhaften Finger wuchsen. Ihre Haut verlor die Blässe und nahm ein zartes Rosa an.

Shana verfolgte alles mit großen Augen. So was hatte sie noch nie gesehen und verfolgte angespannt den Vorgang.
»Ob sie Schmerzen hat?«, fragte sie.
»Das kann ich dir nicht sagen. Sie schreit nicht, also scheint sie keine zu haben«, antwortete Dimitrion schulterzuckend.
Grithia wurde wieder ein junges Mädchen. Nach wenigen Minuten war alles zu Ende. Kein Rauch, kein Funkenschlag begleitete die Verwandlung. Dann war es vorbei und sie öffnete die Augen, die sich neu gebildet hatten. Fassungslos blickte sie die Abenteurer an. Sie hob ihre Hände vor die Augen und drehte sie.
»Ich bin wieder ich selbst«, staunte sie.
Sie blickte an sich herab und im selben Moment legte ihr Shana eine Decke um den Körper.
Mitfühlend sagte sie: »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja mir geht es gut. Danke.«
Sie half dem Mädchen auf und führte sie zum Feuer.

Grayden und Dimitrion wussten nicht was sie sagen sollten und setzten sich ebenfalls.
»Ich habe nur großen Hunger.“
»Gut. Das ist bestimmt ein gutes Zeichen, oder? Dimitrion?«
»Sicher«, war das einzige was er angesichts des gerade erlebten hatte sagen können und nickte Grithia zu.
Sie biss herzhaft in ein Fleischstück und aß ihn mit raschen Bissen auf. Der Halbelf beobachtete sie genau um eine Veränderung bemerken zu können. Er hatte bisher noch nicht davon gehört, dass ein Bannbrechen ohne Komplikationen verlief. Aber er wollte ihr scheues Lächeln, das sie zwischen den Bissen immer wieder in die Runde warf und zufriedenes Mampfen nicht stören und wartete ab. Sie warf den abgenagten Knochen weg und kaute auf dem letzten Bissen herum als Grayden sie zweifelnd ansah.
»Da es dir anscheinend gut geht, kannst du uns ja nun sagen wo sich der Tempel befindet.“
Grithia schluckte und langte nach dem nächsten Stück.
»Ich warte«, sagte Grayden.
»Gib´ ihr doch etwas Zeit sich zu erholen«, sagte Shana.
Zwischen zwei Bissen hörte sie kurz auf und wies mit dem Stück Fleisch in südwestlicher Richtung.

»Nur zwei Tage von hier soll sich eine Hochebene befinden. Dort steht euer Tempel. Das habe ich von einigen Reisenden gehört. Bevor wir sie, na, ihr wisst schon«, fügte sie mit geröteten Wangen hinzu.
Nach wenigen Minuten hatte sie auch das zweite Stück gegessen und leckte sich die Lippen. Sie rülpste.
»Oh. Entschuldigung.«
»Mach dir nichts draus«, sagte Dimitrion. »Und du bist dir ganz sicher, mit dem Tempel, meine ich?«
»Ich kann auch nur weitergeben was ich gehört hab«, sagte sie entschuldigend.
Sie gähnte lange und ihre Augen wurden träge.
»Leg dich hin. Ich muss mir überlegen was wir mit dir anstellen sollen.«
Grayden knetete seine verhärteten Nackenmuskeln und blies durch aufgeblasenen Wangen aus. Sie warteten bis sie hörten wie Grithias Atem ruhiger wurde und sie eingeschlafen war.
»Wir können sie nicht zurücklassen«, sagte Shana.
»Mitnehmen aber auch nicht. Es ist zu gefährlich mit zum Tempel und zurück zu schleppen und die nächste Stadt ist über eine Woche entfernt.
Die Zeit reicht einfach nicht dafür.«
»Und was sollen wir dann machen?«

Er antwortete nicht sondern beobachtete Grithia, die bis vor kurzem noch ein zischelndes und blutrünstiges Monstrum gewesen ist. Wenn sie immer noch eine Schlangenfrau wäre, dann hätte sie besonders nützlich sein können. Doch ein vielleicht vierzehnjähriges Mädchen bedeutete nur ein Hindernis. Magnus und Ramloc kamen zurück. Auf jeder Schulter hatten sie ihre Beute verteilt und lachten. Shana warf einen kurzen Blick auf Magnus, der sie grüßte. Er nahm ihr den Gefühlsausbruch nicht übel. Dann sahen sie das schlafende Mädchen und ihre Münder blieben offen.
»Das is´ die Klein´?«
Ramloc klang zurückhaltend.
»Das ist die Kleine«, bestätigte Shana.
»Hat sie Wort gehalten?«, fragte Magnus.
»Ja. Wir wissen wo der Tempel liegt und morgen reiten wir weiter.«
»Und was soll mit ihr gescheh’n?«
Ramloc sah, dass kein Fleisch mehr da war und bereitete neues zu. Shana zuckte mit den Schultern um Magnus´ Frage zu beantworten.
»Ist das normal?« Er zeigte auf Grithia und Shana sah was er meinte.
Sie zitterte unter der Decke.
»Vielleicht ist ihr kalt?« fragte der Nordmann.
»Bei der schwülen Luft bestimmt nicht«, sagte Grayden.
Shana versuchte sie aufzuwecken.
»Grithia? Grithia!«

Doch das Mädchen antwortete nicht. Blut lief ihr aus Nase und Ohren und ihr Zittern wurde zu einem verkrampften Zucken. Nun trat ein, was Dimitrion befürchtet hatte und sagte: »Sie stirbt und es gibt keine Möglichkeit ihr zu helfen.«
Das Mädchen riss die Augen auf und ein Keuchen kam aus ihrer Kehle. Sie hörten ein entsetzliches Knirschen und ihr Kopf fiel auf die Seite. Sie war tot.
»Ich hätte nichts für sie tun können. Die Verbindung nach so langer Zeit zu brechen ... es tut mir leid Shana.«
Das war das einzige was Dimitrion noch über die Lippen brachte, dann schaute er verlegen zu Boden. Auch Grayden war geschockt aber er sagte nichts. Es gab auch nichts was er hätte sagen können. Er nahm Shana einfach in die Arme und spendete ihr Trost. Grayden schloss ihre Lider und deckte sie zu. Den Rest des Abends sagte keiner ein weiteres Wort. Ramloc und Magnus war der Appetit vergangen. Nicht jeden Tag sah man ein sterbendes junges Mädchen.
»Übergeben wir sie dem Sumpf damit sie ihre letzte Ruhe findet«, schlug Magnus vor und hob die inzwischen eingewickelte Grithia auf die Arme. Shana begleitete ihn schweigend. Nach einigen Minuten kamen sie mit herunter hängenden Schultern zurück.

Fortsetzung folgt in Episode 41: Der Weg über das Knochenplateau
(1 von 10)



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kurz ein wenig Off Topic. Gehts deinem Rücken in der Zwischenzeit schon besser?

Jo, schon seit einiger Zeit wieder besser. Danke der Nachfrage und Danke für das Rentensponsoring.

Freut mich, dass es deinem Rücken wieder besser geht. Wollte schon länger fragen und habe aber leider immer vergessen. Bzgl. Sponsoring. Du hast mich auch kürzlich bei einem Refundierungsprojekt (steembasicincome?) gesponsert, da fand ich das nur fair und richtig.

jup war sbi. Allerdings war das ein contest. Es besteht kein Zwang irgendetwas in Retoure zurück zu geben. sbi votet jeden Tag einen deiner posts, wie oft votet das "Norbert Blüm Projekt"?

Ich glaub das "Norbert Blüm Projekt" scheint etwas anders zu laufen. Wenn ich das richtig verstehe, soll es sich über längeren Zeitraum aufbauen. Was die Fairness anbetrifft, ich empfand wirklich keinen Zwang.

Gut gut, dann haben wir das Eine geklärt. Was das andere angeht: Schaun mer mal, dann sehn wa ja.

Ja, das finde ich eine gute Einstellung. Solange keine Gefahr im Verzug ist, finde ich diese Einstellung immer gut.

Wenn man von einem Katapult anvisiert wird, ist das eine eher unpassende Weltanschauung, da gebe ich dir vollkommen recht.😊

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