In der Schöpfung liegt die Kraft - Beruf oder Berufung ?

in #deutsch6 years ago

Schöpfer der eigenen Schöpfung sein

Wie einige von euch vielleicht schon wissen, bin ich Freiberufler. Ich habe keine Ausbildung abgeschlossen und doch war ich noch nie auf Hilfe vom Staat angewiesen. Mich selber finanzieren zu können, ist mir ein grosses Anliegen.

Wenn mich jemand fragt, »was arbeitest du eigentlich?« Ist die Antwort darauf gar nicht so einfach. Ich tue Dinge ... scheint mir wenig befriedigend.

Ehrlich gesagt, habe ich bisher nicht die eine Sache gefunden, die ich lebenslang ausüben will, sondern bin auch beruflich immer in Bewegung.

Viele Jahre habe ich versucht, meine Arbeit in der Frauenwelt zu positionieren. Ich hoffte, darin meine eigene Weiblichkeit so leben zu können, dass sie mich erfüllt. Doch es hat nicht wirklich funktioniert, denn nichts davon, hat mich langfristig befriedigt. Ich liebte die Arbeit mit den Kindern, ich durfte damit die Welt zu einem bessren Ort machen und Menschen Urvertrauen und Liebe mit an die Hand geben. Wie großartig ist das bitte? Aber es hat mich langfristig nicht ausgefüllt, ich wollte mehr, weiter, höher.

Ich bin ein Schöpfer-Typ.

Ich liebe es, Projekte zu planen, sie umzusetzen und herauszufinden, ob sie funktionieren. Neues zu erschaffen, schöpferisch tätig zu sein erfüllt mich ungemein und sobald ich in einer Sache Routine habe, muss ich dringend raus um etwas Neues zu erleben.

Dazu kommt, ich bin leider kein wirklich guter Teamplayer. Ich habe keine Probleme damit, mit Kunden zusammen zu arbeiten und ihre Projekte umzusetzen. Solange diese einen gewissen zeitlichen Rahmen nicht überziehen, funktioniert diese Art der Zusammenarbeit sehr gut. Aber in Teams zu wirken, kostet mich extrem viel Energie. Kraft, die nicht in den schöpferischen Prozess hinein fließen kann und zu viele Ressourcen vereinnahmt.

Ich habe mal gelesen, es gäbe extrovertierte Menschen, die im Zusammensein mit anderen Kraft schöpfen, und introvertierte die, die im Alleinsein Energie finden.

Ich verbringe gerne Zeit mit Freunden, sehr gerne sogar. Aber es kostet mich immer viel Energie. Noch krasser wird es, wenn die Teamarbeit nicht gut funktioniert, was bei mir irgendwie immer der Fall ist.

Alleine kann ich meine Ideen ordnen. Pläne schmieden, Strategien entwickeln, Projekte planen, aufbauen und fühle mich damit total erfüllt.

Wir Menschen, sind wohl die einzigen Lebewesen, die wirklich schöpferisch tätig sein können. Wir können unsere Gedanken in Worte fassen und völlig neue Zusammenhänge oder Gegenstände erarbeiten, wie großartig. Für mich hat dieser Prozess ein riesiges Potential und die Energie, die in der Erschaffung fließt, pusht mich immer wieder neu.

Ich möchte nicht die Ideen und Träume eines anderen realisieren. Ich will nicht ein Rad im Getriebe einer großen Firma sein und ich bin nicht bereit, große Teile meiner Kraftreserven in den Umgang mit Mitarbeitern zu investieren, anstatt in die Umsetzung.

Ich liebe es, Freiberufler zu sein.

Zwar arbeite ich selbst und das ständig. Die Arbeit ist mein Leben und genau darauf stehe ich. Ich will das gar nicht trennen, Arbeit und Freizeit. Wenn ich wandern gehe, tüftle ich an meinen Plänen und manchmal schaue ich Netflix, wenn ich ein grafisches Projekt für einen Kunden umsetze. Gelegentlich habe ich Tage, an denen ich super produktiv bin und arbeite 15 Stunden am Stück. Dann habe ich wieder Momente, in denen wurschtel ich 3 Tage vor mich hin und bringe nichts zustande, weil mein Kopf bei irgend einem zwischenmenschlichen Konflikt oder persönlichen Ereignissen hängen bleibt. Und niemand ist da, der mich dafür verurteilt oder mir sagt, wann ich wie zu arbeiten habe. Ich bestimme meine Leistung, meinen Preis und welche Ziele ich erreiche. Mir obliegt die volle Entscheidungsgewalt und im Gegenzug trage ich die alleinige Verantwortung. Ich möchte keinen Job, ich will meine Berufung leben, ich möchte keine Arbeitszeit absitzen, ich will Leidenschaft. Manchmal bin ich so vertieft, dass die Tage einfach verfliegen und ich liebe es, mich von Morgens bis Abends in vertiefen zu dürfen.

Meine Pläne sind ziemlich vielseitig, aber autonom zu arbeiten, steht bei allem immer sehr weit oben auf der Prioritätenliste, denn darin liegt für mich meine Freiheit.

Lebt ihr eure Berufung oder habt ihr einen Beruf?
Welche Bedeutung hat für euch die Arbeit im Zusammenhang mit der eigenen Freiheit?

aaa-1024x374.jpg

(Bildquelle Pixabay, CC0 Lizenz)

Sort:  

Toller Beitrag - vielen DANK!
Wie dir, fällt es auch mir schwer längere Zeit an einer Tätigkeit festzuhalten. Nach spätesten 2-3 Jahren muss was Neues her.

Seit 2009 habe ich gemeinsam mit meinen Partnern ein Gleitschirm-Tandemunternehmen. Das macht nach wie vor Spaß!

Wahrscheinlich aber auch deswegen, weil ich zwischendurch auf Wettbewerbe zum Fliegen gehe und an anderen Projekten arbeite.

Als psychologische Beraterin habe ich viel mit Menschen zu tun und es wird niemals langweilig, da es immer wieder neue Herausforderungen gibt, die ich mit meinen Klienten lösen kann. Ich liebe es Seminare zu geben und im direkten Austausch mit den Teilnehmern zu sein - da blüh ich richtig auf.

Wichtig ist für mich der Wechsel zwischen Büroarbeit - Draußen (Fliegen) und der Austausch mit Klienten. Alle drei Bereiche zusammen machen für mich mein Leben zur Berufung und ich fühle mich frei. Frei, das zu tun, was ich möchte. Und meinen Kunden Freude, Erfüllung und Entspannung zu bieten.

Das Leben ist Bunt, so auch meine Berufung... ;-)

Stimmt, die Abwehslung machts, geht mir au so. Ich suche aber noch die ideale Mischung.

Wird sich bestimmt noch finden ;-)

An meiner Arbeit liebe ich die geistige Freiheit, sowie die Lebensfreude die einem durch Kinder vermittelt wird.

Ohja, Kids bringen einen immer zum Wesentlichen im Leben :)

Ich hab einen Beruf gelernt und seit 8 Jahren habe ich einen Job bei dem mein Chef mir freie Hand gibt und ich immer neue Herausforderungen bekomme. Sei es, weil ich sie selber suche oder mein Chef mir neue Aufgaben bzw. Zuständigkeiten erteilt. Langweilen tu ich mich nie, mein Chef ist zufrieden und dann bin auch zufrieden. Die Leistung wird auch fachgerecht bezahlt. Teamfähigkeit ist nicht einfach für mich, ich muss mich richtig anstrengen um nett zu sein 😬 während ich mit dem Chef super auskomme... ich schätze was ich habe, denn man weiss ja wie schwierig es ist, den richtigen Arbeitsplatz zu finden!

Dein Artikel sprüht wieder einmal so vor positiver Ausstrahlung, daß ich mich frage: wo bleibt die Realität? ;)

Und niemand ist da, der mich dafür verurteilt oder mir sagt, wann ich wie zu arbeiten habe.

Hm, bestenfalls Dein Auftraggeber, schlimmstenfalls das Finanzamt oder der Zoll? ;)
Zumindest Rechnungen wirst Du doch zeitnah stellen und bezahlen?

Ich möchte nicht die Ideen und Träume eines anderen realisieren.

Aber faktisch tust Du es als Grafikerin z.B. doch? ;)

Ich weiß nicht, ob es wertend rüberkommt, wenn ich jetzt sage, ich könnte das nicht. Auf einen möglichen Auftraggeber zugehen und sage: ich kann das bieten, was Du haben willst. Denn letzten Endes hast Du ja doch im Voraus nicht die Gewißheit, daß Du ihn zufriedenstellen wirst. Ich kann das ja nicht mal in den Berufen garantieren, die ich gelernt habe.

Ich bin heute auf Twitter mal wieder mit Lieblingsfeindin Nr. 2 aneinandergeraten. Eigentlich hatten wir einander mal geblockt, als ich noch den alten Account hatte. Ich weiß nicht, warum ich ihr diesmal geantwortet habe. Vielleicht war es am Anfang zu freundlich. Irgendwann landeten wir bei dem Thema, wie sich die nächste Autistengeneration darstellt, allerdings war das nicht der Einstieg. Es gibt wenige, aber zunehmende Tage, an denen ich Twitter tatsächlich für ein paar Stunden zumache. Was bleibt mir anderes übrig, wenn jede von uns beiden das letzte Wort haben möchte?

Nein, es gibt keine "richtigen" Menschen. Du kannst jeden bei einem wunden Punkt treffen, so daß er oder sie Dich anpflaumt, Dir Widerworte gibt, bis Du entweder einlenkst oder einer von Euch beiden wegguckt. Ehrlicher Umgang miteinander ist doch beides strenggenommen nicht. Und für ewig gepachtet hat man das Glück, mit jemandem gut auszukommen, doch auch nicht.

Ich bin es leid, im realen Leben den Sonderling zu spielen, und ich bin es ebenso leid, darüber reden zu müssen, warum das so ist.

Tja, deine Realität möcht ich ned haben du, die würde mir aufn Zeiger gehn.

In meiner Funktioniert das hervorragend und wiederspricht sich nicht. Klar stell ich Rechbungen und sogar Kostenvoranschläge,stell vor... ich zahl sogar meine horrenden Krankenkassenbeiträge selber ;)

Is immer eine wahre Freude, wenn du kommentierst.

Tja, deine Realität möcht ich ned haben du, die würde mir aufn Zeiger gehn.

Hast Du ja aber doch.

Dazu kommt, ich bin leider kein wirklich guter Teamplayer. [...] Aber in Teams zu wirken, kostet mich extrem viel Energie. [...] Ich verbringe gerne Zeit mit Freunden, sehr gerne sogar. Aber es kostet mich immer viel Energie. Noch krasser wird es, wenn die Teamarbeit nicht gut funktioniert, was bei mir irgendwie immer der Fall ist.

Schöner Beitrag! Ich finde auf jeden Fall das die Arbeit die man hat einen prägt und deshlab auch einen großen Einfluss auf die eigene Freiheit hat. Und wenn man das liebt was man macht, wird man meiner Meinung nach doppelt dafür entlohnt. Freut mich das du deine "Berufung" gefunden hast:) Schönen Tag noch!

Spannender Artikel von Dir. Bin ja nichts anderes gewöhnt.

Bei mir war das für mich alleine arbeiten überhaupt nicht ausgeprägt. Ich habe dazumal gerne für die Schweizer Bahn gearbeitet. Vermutlich deshalb, weil es ungemein spannend war und es keinen Tag der Langeweile gab. Mein Ding war sehr rasch unter diesem Angestellten deckmantel eigene Projekte voranzutreiben, wo es nur aufs Resultat ankam, alles andere eigentlich mehr einer selbständigkeit glich.

Nach rund zehn Jahren und vielen Erfahrungen mehr, setzte bei mir die Probierphase ein und ich verlies den sicheren Hafen SBB zur Verwunderung aller und konnte mich fortan als unabhängiger Finanz- und Immobilienmakler durchsetzen, was enorm viel spass macht.
100% Selbständigkeit und keinen Boss mehr; ach sorry mich natürlich haben mich menschlich extrem weit gebracht.

Nach weiteren 10 Jahren folgte dann die Selbsverwirklichung oder eigentliche Berufung die 2015 in der Auswanderung in die Dominikanische Republik gipfelte.

Rückblicken gesehen war dies der schwerste und zugleich aber auch der herausfordernste Schritt in meinem Leben der mich menschlich am weitesten vorangebracht hat. Und heute hier in steemit über diese zeit zu schreiben und die kommenden Jahre hier quasi meinen Traum leben zu können ist unbeschreiblich und unbezahlbar.

Vielen Dank für eine Topbeitrag

interessanter post und sehr positiv :) weiter so! LG

Coin Marketplace

STEEM 0.29
TRX 0.11
JST 0.033
BTC 63901.15
ETH 3133.40
USDT 1.00
SBD 4.05