"Ich bin Diaspra"//(29) Kapitel 3: Teil 7

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Als ich erwachte, hatte sich irgendetwas verändert. Ich rieb mir die Augen, streckte mich und stutzte. Lumina sprang auf mein Bett, lief auf mich zu und rieb ihren Kopf an meiner Hand. Ich streichelte sie vorsichtig.
„Guten Morgen meine Schöne.“ Sie quittierte es mit einem zufriedenen Schnurren. Doch dann wandte sie sich ab und richtete ihren Blick hinaus in den Weltraum. Nun wusste ich, was mir seltsam vorkam.

Die weiß leuchtenden Streifen waren verschwunden. Dafür sah ich leuchtende Punkte in verschiedenen Größen und Entfernungen.
Auch das tiefe brummen der Schiffsmotoren war verstummt. Offenbar hatten wir angehalten.
Ich streckte mich, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Nathaniel hatte mir gar nichts von einem Zwischenstopp erzählt...

Mein erster Weg führte zum Monitor im Eingangsbereich. Dort angekommen bestätigte sich mein Verdacht. Wir standen tatsächlich still, die Immortal bewegte sich nicht.
Zwar konnte ich mit der Angabe der Koordinaten und Sterne in unserer Umgebung nichts anfangen, doch ich wusste, dass dies unmöglich schon das Caenyus-System sein konnte. Vielleicht hatten wir technische Probleme?
Ich entschloss mich, Nathaniel zu suchen und ihn zu fragen. Doch zuerst sollte ich mich umziehen.

Um keine Zeit zu verlieren griff ich dieses Mal einfach nach einem Kleid, dass exakt so aussah wie das, was ich gestern den Tag über getragen hatte. Damit konnte ich nicht viel falsch machen.
Anschließend flocht ich meine Haare schnell zu einem einfachen Zopf und trug etwas Make-Up auf. Trotz meiner Eile wollte ich angemessen aussehen, was sollten die Ynaer'i sonst von mir denken?
Besonders Nathaniel fand es sicher nicht gut, wenn ich herumlief wie durch einen Busch gezogen.

Endlich fertig mit der Prozedur ging ich zum Ausgang meiner Kabine und wies den Computer an, mir die Tür zu öffnen.
Es passierte nichts.
Irritiert forderte ich ihn ein weiteres Mal auf. Nun energischer. Die künstliche Stimme der Bord-KI ertönte. „Sicherheitsprotokoll Alpha aktiviert – Öffnung könnte Risiko darstellen. Sind sie sicher?“

Sicherheitsprotokoll? Ich drehte mich zum Monitor.
Erst jetzt fiel mir das kleine gelbe Symbol in der oberen Ecke auf. Ein leicht zu übersehendes Ausrufezeichen blinkte in kurzen Abständen.
Es musste etwas passiert sein! Und ich wollte unbedingt zu meinem Bruder.

„Öffnen!“ rief ich ein drittes Mal. Die Tür glitt wie gewohnt geräuschlos zur Seite. Ich lief die wenigen Schritte zu Nathaniels Kabine und klopfte an.
„Nathaniel? Bist du da?“ Keine Antwort. Nach einigen Momenten probierte ich es erneut. Wieder nichts.
Wenn er nicht dort war, dann hielt er sich bestimmt auf der Brücke auf!
Den Weg kannte ich mittlerweile gut genug um ihn aus dem Gedächtnis zu finden. Allerdings fühlte ich mich seltsam verloren in den großen Gängen in denen ich niemand anderem begegnete.
Es war ein beklemmendes Gefühl, alleine durch das Schiff zu laufen während jeder meiner Schritte mehrfach zurückgeworfen wurde.
Die geschäftig umher hetzenden Ynaer'i fehlten.

Am Fahrstuhl angekommen überkam mich einen Moment lang die Angst. Bisher war mir niemand begegnet, was sollte ich tun, wenn auch die Brücke leer wäre? Wo waren alle anderen?
Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Mit einem großen Schritt stand ich im Fahrstuhl und wies ihn an mich zur Brücke zu bringen.
Erleichterung stellte sich ein, als ich die Ynaer'i auf ihren Posten sah. In ihrer Mitte stand Nathaniel und wirkte seltsam nervös.
Thalus redete hektisch gestikulierend auf ihn ein und zeigte auf verschiedene Bildschirme an den Wänden.

„Nathaniel?“ Ich betrat den beinahe runden Raum und ging auf ihn zu. Ruckartig drehte er sich um, wirkte erst erschrocken, dann jedoch entspannter.
„Diaspra, was machst du denn hier? Es gab Komplikationen, ich habe Alpha aktiviert und alle an Bord angewiesen, in ihren Quartieren zu bleiben, sofern sie nicht zur Brückencrew gehören. Wurdest du nicht informiert?“

Das Ausrufezeichen... Schoss es mir durch den Kopf, doch ehe ich antworten konnte, fuhr Nathaniel fort.
„Egal, vielleicht ist es besser, dass du hier bei uns bist.“
Die Tore des Fahrstuhls öffneten sich erneut und ein junger Ynaer'i, wahrscheinlich ein Fähnrich, kam in Begleitung eines Offiziers der technischen Abteilung herein.

„Captain... Eure Majestät, ich bedaure, aber es sind keine Trival-Spulen vorhanden. Wir haben das gesamte Lager durchsucht.“
Thalus schaltete sich verwundert ein. „Sind Sie ganz sicher? Ich habe den Bestand vor unserer Abreise eigenhändig geprüft, wir hatten 3 Reservespulen im Vorrat, ganz wie das Protokoll es erfordert.
Diese können sich nicht in Luft aufgelöst haben!“
Er warf Nathaniel einen verstörten Blick zu. Dieser nickte und wandte sich einem Crewmitglied auf der anderen Seite der Brücke zu.

Delta starten! Sofort! Wachen auf die Brücke, Tore verriegeln! Unsere Informanten hatten Recht, wir haben Saboteure an Bord!“

Nun setzte geschäftiges Treiben ein. Jeder Anwesende stürmte zu seinem Platz, drückte Knöpfe, gab dem Bordcomputer Befehle oder scannte auf großen Monitoren verschiedene Sektionen des Schiffs.
Jeder hatte eine Aufgabe, nur ich verstand gar nichts und fühlte mich schrecklich fehl am Platz. Thalus hatte es bemerkt und nahm mich beiseite.

„Hör mir zu, du bleibst am Besten hier in der Nähe von Nathaniel. Heute Nacht gab es einen Ausfall einer der Trival-Spulen.
Ich versuche es einfach zu erklären. Ohne die Trival-Spulen kann die Energie des Singularitätskerns nicht an die Schiffsantriebe geleitet werden. Vier Spulen sind bei einem Schiff wie der Immortal notwendig. Fehlt eine, kann nur noch auf Notenergie manövriert werden.
Wir wollten die Spulen wie gewohnt austauschen, doch wie es scheint hat sich jemand an unserem Lager zu schaffen gemacht. Exakt die Trival-Spulen sind verschwunden. Das kann kein Zufall sein!
Außerdem hat Nathaniel Nachricht von Asgeanus erhalten. Zwar kenne ich den genauen Inhalt auch nicht, doch er hat angedeutet, dass sich die Hinweise verdichten, dass es Rebellen an Bord geschafft haben könnten. Noch wissen wir nicht wie, doch unter diesen Umständen müssen wir die Hinweise ernst nehmen. Nathaniel lässt nun die Brücke umstellen und schickt bewaffnete Sicherheitseinheiten auf Patrouille....“

Weiter kam er nicht. In diesem Moment gab es einen unangenehm hohen, pfeifenden Ton und der Fahrstuhl öffnete sich noch einmal. Ich traute meinen Augen kaum.
Vor uns stand Jack. Dicht gefolgt von Mirabella und einem Mann, den ich zuvor noch nie gesehen hatte.

...


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wunderschönes foto!

Dankeschön^^ 😄

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