"Ich bin Diaspra"//(54) Kapitel 7: Teil 1

in #deutsch5 years ago (edited)

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• Kapitel 7 – Maelenar •

Das war es also! Das Caenyus-System lag vor direkt vor uns und wirkte aus dieser Entfernung nahezu winzig, dennoch ergriff ein bisher vollkommen unbekanntes Gefühl von mir Besitz: ...Heimat...

Nie zuvor war ich hier, zumindest konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, doch jeder Planet, jeder Mond und ganz besonders der glühende Feuerball im Zentrum der kleinen Galaxie kamen mir so vertraut vor, als wäre ich nie weg gewesen.
Ich starrte wie gebannt aus dem Fenster, darauf bedacht, jedes noch so unscheinbare Detail zu erfassen. Jeden Eindruck, jede Bewegung der Planeten in mich aufzusaugen und nie wieder zu vergessen.

Ich stand da und schwebte doch gleichzeitig wie auf Wolken während mich eine ungeahnte Energie überkam. Niemals in meinem gesamten Leben hatte ich mich besser gefühlt als in diesem Moment!
Es war, als wäre ich zum ersten Mal wirklich lebendig. Alles war auf einmal viel intensiver als zuvor. Die Farben, die Geräusche, ja sogar der Geschmack nach dem Eisen und dem Stahl aus dem die Pentay bestand, lag mir praktisch auf der Zunge.

Auch Balthazareon ging es ähnlich. Er lächelte und wies auf den leuchtend weißen Stern um den die 12 Planeten, die wie klitzekleine Kügelchen anmuteten, rotierten. „Das ist Ealores!“

Wir waren zwar noch weit entfernt, doch sofort erkannte ich Asgeanus. Eine silbrig-blaue Kugel, die von seinen drei Trabanten begleitet wurde und sich mit hohem Tempo um Ealores bewegte.
Erst auf dem zweiten Blick fiel mir die unwirklich anmutende Konstruktion auf, von der Ealores umschlossen wurde. Die Dyson-Späre.
Mechanisch löste ich meine Hand vom Geländer und streckte sie in Ealores Richtung.

Erst als meine Handfläche das kalte Glas berührte, holte mich die Realität wieder ein und ich schielte einen Augenblick lang peinlich berührt zu Balthazareon, doch er verstand und nickte wortlos.
Wir blieben lange so stehen und schauten hinaus auf Caenyus. Die Pentay bewegte sich schnell und die Planeten, die eben noch wie Murmeln aus eine Kugelbahn aussahen, wuchsen. Bald schon erkannten wir erste Details.

Meere, Krater und Wüsten zeichneten sich deutlich auf ihren Oberflächen ab und als wir den äußersten Planeten des Systems passierten zog ein mächtiger Komet unmittelbar an uns vorüber. Ich drehte den Kopf ein Stück weit zur Seite und mir stockte der Atem.
Nicht nur das Sonnensystem vor uns riss mich in seinen Bann, praktisch zum Greifen nah befand sich ein riesiger, im reinsten Violett dass ich jemals gesehen hatte, leuchtender Nebel, der von hunderten, tausenden oder vielleicht sogar Millionen Steinbrocken gesäumt war.

Die Felsblöcke schienen zu schweben und bewegten sich nur langsam. Auf einigen erkannte ich künstliche Gebilde wie ich sie mir nie hätte vorstellen können.
Kleine Raumschiffe starteten und landeten auf ihnen, einige schossen wie Vögel an uns vorbei und steuerten Asgeanus an. Auch auf den anderen Planeten starteten und landeten die unterschiedlichsten Schiffe und bewegten sich kreuz und quer durch die Galaxis.

Einige von ihnen hielten Kurs auf Ealores doch statt in dessen Hitze zu verglühen, landeten sie auf der gigantischen Struktur der Dyson-Sphäre um kleine Ausbesserungsarbeiten oder ähnliche Aufgaben durchzuführen.
Die klein wirkenden aber in Wahrheit riesigen Klappen die ich bereits in der Simulation auf der Immortal gesehen hatte, öffneten und schlossen sich nach einem chaotisch anmutenden System das jedoch einer gewissen Regelmäßigkeit zu folgen schien.

Vor mir lag eine Welt, so wunderschön, dass ich sie mir noch nicht einmal hätte erträumen können. Wir passierten einen weiteren Planeten. Einen Gasriesen der zu den wenigen Objekten in diesem System gehörte, von dem aus keine Schiffe starteten.
Doch er wurde nicht nur von zahlreichen kleinen Monden umkreist, auch leuchtende Satelliten folgten ihm auf seiner Umlaufbahn um Ealores. Einige davon blinkten und es schien, als würden sie irgend eine Art von Informationen übertragen.

Die Pentay wirkte wie ein Wal inmitten eines bunten Fischschwarms. Wir glitten gleichmäßig und ruhig auf Asgeanus zu und um uns herum kreisten Schiffe aller Größen und Bauarten.
Es galt das Recht des Stärkeren. Der Größte hatte Vorfahrt und alle kleineren mussten ihm Platz machen. Auf der Erde hätte dieses System niemals funktioniert doch hier im Caenyus-System schien sich jeder daran zu halten. Alle wichen aus und ließen unser tonnenschweres Koloss passieren.

Asgeanus wuchs und wuchs und ich konnte bereits erste Gebirgsstrukturen und große grüne Flächen, offenbar reiche Vegetation, erkennen, als wir langsam abdrehten.
Zu gerne hätte ich diese wundervolle Welt dort unten noch länger betrachtet, doch unser Ziel lautete Maelenar. Das hatte ich bereits vollkommen vergessen.

Der Trabant erschien am Horizont und glitt uns majestätisch entgegen. Im Gegensatz zu Asgeanus schien er keine Meere zu besitzen, seine Oberfläche bestand durchgehend aus einer Art ockerbraunen Substanz. Doch dennoch strahlte er eine gewisse Schönheit aus, wie ich fand.
Auch wenn er eher Ähnlichkeit mit dem Mond, der die Erde umrundete, besaß.

Er wirkte jedoch viel größer als ich es erwartet hatte. Beinahe wie ein eigener kleiner Planet. Bei genauerem Hinsehen konnte ich zudem etwas wie Krater erkennen, die zwar nicht mit Wasser, dafür aber mit einer silberfarbenen, fast spiegelartig erscheinenden Flüssigkeit gefüllt waren.

...


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