Sicherheit & Verteidigung// Warum eine Walther P99?

in #deutsch6 years ago

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"Nimm doch einen Revolver!"
"Was willst du mit dem riesen Ding?"
"Die ist doch voll scheiße, kauf dir mal eine ordentliche Schreckschusswaffe!"

Das ist nur ein Teil der Reaktionen die ich regelmäßig erhalte, wenn ich irgendwo erwähne, dass ich eine P99 (hergestellt von der Firma Umarex) habe.
Wenn man das so liest, dann könnte man fast meinen, die P99 wäre totaler Mist und würde sowieso nicht funktionieren. Was ich für ganz groben Unfug halte.

Es hat natürlich Gründe, weshalb ich mich gerade für dieses Modell entschieden habe. Die möchte ich euch im heutigen Beitrag kurz erläutern.
Es mag sein, dass einige der Anmerkungen, weshalb eine P99 vielleicht nicht die optimale Wahl ist, zutreffen, darauf gehe ich aber später noch ein. :)

Weshalb nun also eine P99?

Generell finde ich das Design des Griffstücks sehr schön und praktisch, es liegt gut in der Hand, rutscht nicht und man hat die Waffe auch in extrem kurzer Zeit fest und richtig in der Hand. Von anderen, eher geraden Griffen, kenne ich das so nicht.
Sicher ist es beim sportlichen Schießen nicht ganz so wichtig, ob ich eine Pistole im Bruchteil einer Sekunde fest und sicher in der Hand halten kann (gut, beim dynamischen Schießen vielleicht schon) - aber in einer Verteidigungssituation muss es so schnell wie nur möglich gehen. Wenn man beim Ziehen noch einmal "nachfassen" muss, bietet man dem Angreifer eventuell die Möglichkeit, die Waffe zu entreißen, bevor man sie selbst einsetzen kann, wovor oft gewarnt wird.
Hat man sie hingegen fest im Griff, dann dürfte dieses Unterfangen sehr schwer bis unmöglich werden.
Zwar halte ich das generell für recht unwahrscheinlich, wenn man damit umgehen kann, aber riskieren muss man es meiner Ansicht nach auch nicht und wenn man sich für eine Schreckschusswaffe entscheidet, dann sollte man ein Modell wählen, mit dem man sich "wohl" fühlt und das gut in der Hand liegt.
Natürlich kann das bei jedem eine andere sein. Für mich hat der Griff der P99 jedenfalls die perfekte Größe und kann durch austauschbare Griffrücken an persönliche Präferenzen angepasst werden.

Auch das große Magazin der P99 finde ich sehr gut. Es fasst insgesamt 15 (14+1) Schuss und wird von mir gemischt geladen. Ich habe sowohl normale Platzpatronen (die mit dem grünen Hütchen), als auch CS-Patronen (die gelben) und Pfeffer-Patronen (die roten).
Alle müssen natürlich mit "nur zur Tierabwehr" gekennzeichnet sein!
Die meisten anderen Schreckschusswaffen fassen weniger Schuss. (Die kleine P22Q, die oft empfohlen wird, beispielsweise nur 7...)

In einer Notwehrsituation nach §32 StGB muss man oft schnell reagieren um sich wirksam verteidigen zu können, deshalb halte ich es für sinnvoll, eine Schreckschusswaffe zu verwenden, die keine externe Sicherung, die vorher noch gelöst werden muss, besitzt.
Die P99 verfügt über einen sogenannten Entspanndrücker. Ist dieser aktiv, ist der Abzug der Waffe mit einem Widerstand von 4kg gesichert.
Sie kann jedoch ohne Vorbereitung im Notfall direkt eingesetzt werden, man muss lediglich etwas stärker abziehen.
Die fehlende externe Sicherung war der Hauptgrund, weshalb ich die Walther P99 als Favoriten gewählt habe.

Natürlich spielt auch mein persönlicher Geschmack bin hinein, die P99 gefällt mir auch einfach optisch sehr gut.
Besser, als viele Mitbewerber.
Ich weis, danach sollte man keine Entscheidung treffen, aber ganz außen vor lassen kann man diesen Punkt wohl auch nicht, wenn man die Waffe wirklich mit sich führen möchte und sie nicht nur zuhause im Schrank verstauben soll.
Ganz billig sind die Dinger nicht, also sollten sie einem auch gefallen, wenn man sie schon kauft.

Was spricht gegen die P99?

Es gibt auch Punkte, die gegen die Wahl einer P99 sprechen, das muss ich zugeben. Die P99 wiegt etwa 600 Gramm, dadurch ist sie relativ schwer und fällt einem vom Gewicht her beim Tragen natürlich auf.
Zudem muss man bedenken, dass Schreckschusswaffen in der Regel nur verdeckt getragen werden dürfen, das wird in vielen kleinen Waffenscheinen mittlerweile als Auflage eingetragen und lässt sich natürlich mit kleineren und leichteren Modellen einfacher umsetzen.
Es gibt zwar kein entsprechendes Gesetz, doch es wäre auch äußerst dumm, die Waffe offen zu tragen. Damit verschenkt man den Überraschungsmoment, den man zum Fliehen und Hilfe organisieren nutzen sollte.

Die fehlende Sicherung hat zudem nicht nur Vorteile, sondern birgt auch Risiken. Führt man die P99 unsachgemäß, beispielsweise lose in der Handtasche, dann kann es passieren, dass versehentlich ein Schuss abgegeben wird, was unter Umständen zu Verletzungen führen kann.
Natürlich ist es ohnehin nicht klug, die Waffe - egal welche - in der Handtasche zu führen, da sie dort nicht zugriffsbereit ist, doch ohne Sicherung ist es nicht nur unklug, sondern auch gefährlich.
Ein passendes Holster ist daher unumgänglich.
Ich habe mich für ein Paddle-Holster mit Diebstahlsicherung entschieden und bin voll und ganz zufrieden. Das Holster gleicht die fehlende Sicherung aus und ermöglicht dennoch einen direkten und super schnellen Zugriff.

Gelegentlich wird die Zuverlässigkeit der P99 bemängelt und von diversen Ladehemmungen berichtet. Dies kann ich bisher nicht bestätigen, ausschließen kann ich es aber auch nicht.
Bei jeder Pistole kann es von Zeit zu Zeit zu Ladehemmungen kommen, damit muss man rechnen und wie man diese schnell beseitigt sollte ebenfalls geübt werden.
Viele raten deshalb zu Revolvern, die in der Regel weniger Störungen aufweisen als Pistolen. Diese fassen allerdings lediglich 6 Schuss und sind oft nicht ganz so griffig wie eine Pistole.
Deshalb habe ich mich gegen einen Revolver entschieden.

Ein Punkt, der mir selbst schon einmal passiert ist, ist eine Fehlfunktion des Entspanndrückers. Es ist selten, aber von Zeit zu Zeit kommt es wohl vor, zumindest wurde in diversen Foren von ähnlichen Erfahrungen berichtet, dass der Entspanndrücker einen Defekt hat und beim Entspannen einen Schuss abgibt - exakt das, was niemand möchte.
Ich wollte meinen deshalb schon längst tauschen lassen, kam aber irgendwie nie dazu, weil ich die Waffe ständig benötige. Aber ich achte nun verstärkt darauf und man sollte im Umgang mit der P99 verstärkt - wie generell mit jeder Waffe - auf die gängigen Sicherheitsvorkehrungen achten und die Mündung auf keine anderen Personen oder Tiere richten, wenn man mit ihr hantiert.

Fazit:

Für mich ist die P99 dennoch die erste Wahl und ich bin insgesamt sehr zufrieden mit ihr. Auch wenn ich mir, besonders im Sommer, oft eine kleinere gewünscht hätte, die sich leichter verdecken lässt.
Vielleicht lege ich mir im nächsten Jahr deshalb noch ein zweites Modell zu.

Andere können das vollkommen anders sehen und das ist auch völlig okay, solange sie sich ein bisschen mit ihrem Favoriten beschäftigen, bevor sie los stürmen und blind irgendein Modell kaufen.

(Wenn ich von "Walther" oder "P99", etc. schreibe, meine ich natürlich die von der Firma Umarex hergestellten Schreckschusspistolen, nicht die scharfen Modelle, die Walther persönlich fertigt. Bedenkt außerdem, dass das Führen einer Schreckschusswaffe nur mit kleinem Waffenschein erlaubt ist!!!)

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Eine Herausforderung, zwei Lösungen. :)

Genau die Faktoren, die Dich zum Kauf der P99 bewogen haben, haben mich zur P22Q geführt:

  • 2 reihiges Magazin trägt mir zu dick auf. Wenn die Situation nach 7 Schuß nicht geklärt ist, habe ich offensichtlich ein ganz anderes Problem.
  • eine mechanische Sicherung ist bei mir Voraussetzung zum Führen. Das Lösen der Sicherung ist nach ausreichender Übung eine Bewegung mit dem Ziehen und klappt mit einer Hand.

Wie praktisch, daß es genug verschiedene Modelle findet, unter denen man sich das zu einem selber passende aussuchen kann!

Ich wollte auch mal einen kleinen Waffenschein beantragen..

Hab daraufhin ein Schreiben bekommen, dass ich wegen einer ewig vergangenen Vorstrafe keinen bekommen kann, aber die 50 Euro durfte ich trotzdem bezahlen..

Ich liebe die deutsche Buerokratie :D

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