Museum organisiert einen Stadtteilgarten

in #deutsch5 years ago (edited)


In der Schulzeit standen Museen nicht unbedingt an
erster Stelle der Beliebtheitsskala.
Die Liebe zu musealen Gebäuden rangierte bei den
meisten Jugendlichen kurz hinter dem Gang zum
Zahnarzt.

Unsere Lehrer zelebrierten die Besichtigungen von
Museen als kulturhistorische Errungenschaft und schleiften
gelangweilte Schulklassen durch die erhabenen
Ausstellungsgänge.

Ab und zu ging mal ein Schüler in den geräumigen
Museumspalästen verloren.
Der Blutdruck der Lehrer schnellte auf eine Rekorddrehzahl
hoch und ein Evakuierungsplan wurde erstellt.
Bis der verlustig gegangene Schüler wieder gefunden
wurde, war Krisenstimmung angesagt.



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Zum Glück haben sich Museumspädagogen mittlerweile
der Schüler erbarmt und interessante Ausstellungen
konzipiert.

Viele Museen haben es geschafft,
interessante Ausstellungen zu gestalten,
welche die ganze Familie, Schulklassen und
Museumsphobiker anspricht.

Schüler brauchen keine Panikattacken mehr zu
bekommen, wenn der Lehrer nur die Anfangssilbe
des Wortes Museumsbesichtigung erwähnt.



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Eines dieser erfreulichen Beispiele für eine
lebendige Ausstellungseinrichtung ist das
Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen.
Diese Kunsthalle entdeckte ich auf einem Ausflug.

Eines der Besonderheiten dieser Ausstellungseinrichtung
ist der

hack-museumsgARTen.

Direkt neben dem Museumsgebäude wurde auf den
Platz zwischen Staatsphilharmonie und
Wilhelm-Hack-Museum ein Gartenprojekt gestartet.

Das Urban Gardening Projekt wurde 2012 ursprünglich
auf ein Jahr ausgelegt.
Die Nachfrage nach diesem Projekt war jedoch so
groß, dass es weitergeführt wurde.



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Jetzt werden viele Leute natürlich erstaunt fragen:

Passt ein Museum und ein Gartenprojekt zusammen?


In der Kunst gibt es viele Ansätze,
künstlerische Ausdrucksfähigkeit und die Natur miteinander
zu verbinden.
Künstler wurden schon immer von Naturphänomenen
inspiriert.

In der Landart wird die Natur künstlerisch umgesetzt.
Skulpturen, Objekte und Gebilde entstehen aus
Naturmaterialien und beziehen die Umwelt in das
Kunstwerk ein.

Ólafur Elíasson ist ein beeindruckender Künstler,
der in seinen Kunstwerken natürliche Phänomene aus
der Natur abbildet.

Die Museumsbesucher werden mit faszinierenden
Ereignissen konfrontiert und erleben während ihres
Besuches erstaunliche Zusammenhänge aus der
Natur.



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In der Archäologie hat man interessante Überreste
künstlerischen Ausdrucks früherer Kulturen gefunden.

Riesige Darstellungen, wie die Nazca-Linien,
bei Nazca und Palpa, in Peru,
sind uns als Geoglyphen erhalten geblieben.

In Kasachstan, in der Nähe von Torghai, sind
beeindruckende Geoglyphen in der Steppe gefunden
worden. Die Erdgebilde werden der Mahandzhar-Kultur
zugeordnet.

Das Uffington White Horse, in Oxfordshire,
welches eine imposante Pferdedarstellung auf dem
White Horse Hill ist, wurde ebenfalls in der Natur
gestaltet.

Die Ureinwohner Amerikas bildeten Grabhübel,
sogenannte Mounds. Die Hügel wurden Tieren
nachempfunden und bilden zusammen interessante
Geoglyphen.
Einer der bekanntesten Mounds ist der
Great Serpent Mound, im Staat Ohio.

Im Vallée des Merveilles,
einem Tal im Mercantour-Nationalpark,
in der Nähe von Nizza, sind faszinierende Felszeichnungen
zu sehen. Die frühe Kultur, vor etwa 2000 Jahren, erstellte die
Malereien am Mont Bégo. Dargestellt werden Tiere,
Alltagssituationen und andere Gegenstände.



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Die Stadtteilgärten sind in einem wesentlich kleineren
Umfang Projekte,
bei dem Interessierte zusammenkommen und
etwas gestalten wollen.

Sie sind Begegnungsräume für Naturinteressierte.
Menschen kommen zusammen und bilden einen besonderen
Lebensraum für Pflanzen in der Stadt.

Durch Vorträge, Veranstaltungen, Konzerte, Seminare, …
werden die Gemeinschaftsgärten zu einem schönen
Treffpunkt für Leute jeden Alters.



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Im Ludwigshafener hack-museumsgARTen
können Gruppen, Einzelpersonen und Familien
Hochbeete oder Kästen bearbeiten und ihre eigenen
Radieschen ernten.

Was gibt es schöneres, als aus den eigenen Melissenblättern
einen wohlfeilen Tee zu kredenzen ?

Ein eigener Garten,
eine eigene landwirtschaftliche Kolchose,
ein eigener Landwirtschaftsbetrieb,
ist eine andere Größenordnung.

Aber ein kleines Beet,
mit einer netten Nachbarschaft,
und interessanten Veranstaltungen,
bieten gute Möglichkeiten für den Stadtteil.



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Für alle Interessierten gibt es mittlerweile an mehreren Orten
Projekte, welche ein Museum und Stadtteilgärten
zusammenbringen.

Das Theodor-Haering-Haus, in dem die
städtische Sammlung von Tübingen untergebracht ist,
hat in seinem großen Garten Hochbeete angelegt,
die von Bürger, Vereinen, Gruppen und Initiativen
betreut werden.

Vor der Berlinischen Galerie, welche zum
Landesmuseums für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur,
gehört, Alte Jakobstraße 124 – 128, in Berlin - Kreuzberg,
ist ein Community Garden Projekt auf dem Museumsvorplatz
eingerichtet worden.
Der Garten ist ebenfalls ein Begegnungsort für unterschiedliche
Menschen und Institutionen, die sich daran beteiligen.



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Wenn euch frühere Museumsphobien bisher abgeschreckt
haben, ansatzweise einen Fuß in ein Museum zu setzen,
so gibt es durchaus erfreuliche Alternativen.

Vielleicht hilft auch ein betreuter Museumsgang,
welcher alle Scheu mildern hilft.



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Ich wünsche euch viel Spaß beim Entdecken von interessanten
Stadtteilgärten.

Gibt es bei euch ähnliche Gartenprojekte ?

Viele Grüße.


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Danke für deine Ermutigung.
Ich wünsche dir noch eine gute Woche.
Viele Grüße.

Das ist ja ein wunderbares Projekt und lädt ein, sich derartige Ausstellungen nicht nur für einen Ludwigshafen-Besuch als Geheimtipp zu merken.
Ich bin auch schon als Schülerin gern ins Museum gegangen. Aber du hast recht: Seit die Museumspädagogen vermehr ihre Finger im Spiel haben, kann vieles strukturierter wahrgenommen werden, die Gesamtheit der Exponate muss einen nicht erschlagen.
Schöne Woche,
liebe Grüße,
Chriddi

Danke für deine nette Antwort.
Es gibt mittlerweile viele Museen, die interessante Projekte
anbieten. Für Familien und Schulgruppen gibt es auch
interessante Museumsspiele und Aktionen, welche besonders
ansprechend sind.
Eine schöne Woche wünsche ich dir.
Viele Grüße.

Ein schöner Beitrag. Wie immer, hab ich beim Lesen Spaß gehabt. Mich ärgert allerdings ein bißchen, daß man Urban Gardening erfinden muß, um Menschen zu interessieren. Das führte mich zu deinem Beitrag: "Würde sich Schiller heute umdrehen" wo du dich sehr schön mit der Frage Anglizismen auseinander setzt. Museumsbesuche waren als Schüler nicht mein Ding. Nach etwa 8 Jahren traf ich einen Schulkameraden aus Gymnasiumszeiten in Essen. Es war ganz in der Nähe des Folkwang Museums. Nachdem wir uns auf den aktuellen Stand unserer Tätigkeiten gebracht hatten, schlug er vor zusammen ins Museum zu gehen. Ich dachte kann nicht schaden das bekannteste Museum der Stadt endlich mal zu besuchen. Es hat mir so gut gefallen, daß ich nach gut einem halben Jahrhundert gerne daran zurück denke. Menne Jordan, kannte sich gut aus mit den Malern und Gemälden, die auch den Hauptanteil des Museums in den 60er Jahren ausmachten. Er hatte mir die Scheu vor Museen genommen.

Danke für deinen netten Kommentar.
Es ist schön, wenn man positive Erfahrungen mit Museen machen kann.
Ich denke auch, dass viele Museen ein gutes Konzept entwickelt haben,
um für Familien, Interessierte, Gruppen, attraktiver zu werden.
An Museen schätze ich, dass sie komprimiertes Wissen auf einer
übersichtlichen Fläche anbieten und es entsprechend aufbereiten.
Museale Exponate kann man somit in kleinen, leicht verdaulichen
Dosierungen aufnehmen.
Bei dem Folkwang Museum habe ich entdeckt, dass es interessante
Ausstellungsgespräche für Kinder und Erwachsene gibt.
Jugendliche können sich bei Künstlern Tipps für ihre künstlerische
Tätigkeiten geben lassen. Die Werkräume des Folkwang Museums
werden für Schulklassen zur Verfügung gestellt.
Das sind gute Entwicklungen im Museumsbereich.
Mit den Stadtteilgärten ergiebt sich noch einmal ein anderer
Zugang zu den Museen. Leute, die sonst nichts mit Ausstellungen
zu tun haben, werden dadurch vielleicht angesprochen.
Mittlerweile genieße ich auch die Museumsbesuche und entdecke
in ihnen immer wieder neue interessante Dinge.
Viele Grüße.

Danke für diesen schönen Beitrag!

In meiner Jugendzeit hat alleine schon das Wort "Museum" fad und verstaubt geklungen.

Heute, einige Jahrzehnte später, besuche ich liebend gerne Museen der verschiedensten Art. Durch innovative museumspädagogische Konzepte wurde den stummen Zeugen der Vergangenheit Leben eingehaucht, was auch das jüngere Publikum anspricht.

Hier in Wien gibt es mehrere Urban Gardening Projekte. Einige wurden von der Stadt ins Leben gerufen, andere in Eigeninitiative als Nachbarschaftsgärten geschaffen. Gerade in einer Großstadt, in der der Großteil der Bewohner von einem Privatgarten nur träumen kann, finde ich den urbanen Gartenbau als eine gute Möglichkeit, sich gemeinschaftlich gärtnerisch zu betätigen.

Danke für deine nette Rückmeldung.
Mittlerweile habe ich mich mit den Museen auch ausgesöhnt
und gehe gerne in die Museen.
Man findet oft sehr interessante Themen und Dinge, welche
anschaulich präsentiert werden.
Es ist schön, dass in vielen Städten mittlerweile die
Urban Gardening Projekte umgesetzt werden.
Hier beteiligen sich oft viele Leute aus den Stadtteilen,
die sonst nie zusammengekommen wären.
Viele Grüße.

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