Die Gefahr beginnt bereits im Garten

in #deutsch6 years ago


Wer sich oft in der Natur aufhält, kennt bestimmt diese kleinen lästigen Biester. Sie sitzen im hohen Gras oder Sträuchern und warten auf eine günstige Gelegenheit, ein passendes Opfer klammheimlich zu besteigen und es als Wirt für ihren Blutdurst zu missbrauchen. Dabei spielt es keine Rolle ob ihr Opfer Hund, Katze, Hase, Reh oder sogar der Mensch ist. 

Bildquelle: Pixabay.com

Dieser blutsaugende Ektoparasit kann für Mensch und Tier eine große Gefahr darstellen, was von vielen Menschen leider immer noch unterschätzt wird.  

In diesem Artikel möchte ich auf die möglichen Gefahren aufmerksam machen und Euch gleichzeitig ein paar Tipps für Vorbeugende Maßnahmen mitgeben. 


Die Zecke (Ixodida)


Gehört der Überordnung der Parasitiformes und der Ordnung der Milben (Acari) an. Biologisch gesehen gehören Zecken zu der Klasse der Spinnentiere.  [1]   


Lebensraum der Zecke


Überall wo die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist, findet die Zecke ihren Lebensraum. Im deutschsprachigen Raum finden wir sie vor allem im Garten, im Wald, an Bächen und Flüssen. Hauptsache feucht und warm. Auch in innerstädtische Grünanlagen und Parks, fühlt sich die Zecke heimisch. So ist es nicht verwunderlich, dass weltweit eine Zeckenpopulation zu finden ist. Man kennt inzwischen über 900 verschiedene Arten dieser kleinen Krabbler 

Wie findet die Zecke ihren Wirt


Je nach Zeckenart, haben sich zwei Strategien der Wirtsfindung durchgesetzt.  

Die passive Strategie: 

Einige Zeckenarten wie der z.B. der gemeine Holzbock, suchen sich auf belebten Pfaden eine geeignete Pflanze aus (Busch, Strauch oder hohes Gras) und ihre hinteren Beine klammern sich an dieser fest, während ihre vorderen Beine T-förmig nach vorn in die Luft gestreckt werden. Sobald ein geeigneter Wirt sie streift, halten sie sich an ihm fest und die Suche nach einer geeigneten Stelle zum zustechen beginnt. 

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Die aktive Strategie: 

Zecken haben an ihrem letzten Beinglied das sogenannte Haller-Organ. Dank dieses Organes ist es der Zecke möglich, verschiedene chemische Verbindungen wie: Kohlendioxid, Buttersäure und Ammoniak zu detektieren, was auf einen potentiellen Wirt schließen lässt und die Zecke aktiv nach ihrem Wirt sucht.  [1] [2] 

Der Lebenszyklus einer Zecke


Jede Zecke macht insgesamt drei Phasen durch, bis sie ausgewachsen ist. 

Phase 1 – Die Larve 

Die Larven kommen mit sechs Beinen zur Welt und haben eine durchschnittliche Körpergröße von ca. 0,5mm. Ein paar Monate nach der ersten Blutmahlzeit beginnt sich die Larve zu häuten und die Zecke geht ab da, achtbeinig über in… 

Phase 2 – Die Nymphe 

Die Körpergröße beträgt inzwischen durchschnittlich 1,8mm und ist mit bloßem Auge schon besser zu erkennen. Auch in Phase 2 braucht die Zecke eine weitere Blutmahlzeit, um sich weiter zu entwickeln. Häufig werden in dieser Phase schon größere Wirte wie Hund und Katze befallen. Nach einer gewissen Zeit häutet sich die Zecke abermals und geht über in… 

Phase 3 – Adult 

In dieser Phase erreicht die Zecke eine Körpergröße von knapp 4mm und vollgesogen mit Blut ca. das 3-Fache. Jetzt fangen auch erst die Geschlechtsorgane an sich auszubilden. Wieder sucht sich die Zecke einen Wirt und beginnt sich auf diesem zu paaren. Das männliche Tier stirbt nach dem Akt und das Weibchen beendet seine Blutmahlzeit, lässt sich fallen und sucht sich einen sicheren Ort für die Eiablage – die dann auch das Todesurteil der weiblichen Zecke ist. [1] [2] 

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In der freien Natur lebt der gemeine Holzbock ca. drei bis fünf Jahre, unter Laborbedingungen fand man heraus, dass einige Zeckenarten bis zu zehn Jahre ohne weitere Blutmahlzeit überleben können. [2]  

Welche Gefahren gehen von der Zecke aus?


In erster Linie ist die Zecke ein Krankheitsüberträger. Wer sich, oder sein Tier, nicht ausreichend schützt, läuft auf Gefahr sich mit einer der folgenden Krankheiten zu infizieren: 

Borreliose 

Wenn eine mit dem Bakterium Borrelia Burgdorferi infizierte Zecke zusticht, dann kann es passieren dass diese Bakterien in den Blutkreislauf ihres Opfers gelangen und dort irreparable Schäden an Organen oder dem Nervensystem verursachen. 

Bei frühzeitiger Erkennung, kann eine Antibiotika-Behandlung hilfreich sein.  

Es gibt keine vorbeugende Impfung für den Menschen!    


Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 

Dabei handelt es sich um die Entzündung des Rückenmarks, des Gehirns oder der Hirnhaut. Im schlimmsten Fall, kann eine Erkrankung zum Tode führen. Ist ein Patient an FSME erkrankt, dann können nur die Begleiterscheinungen, wie Fieber und Schmerzen gelindert werden, den Virus selbst muss der Körper alleine bekämpfen. Diese Krankheit wird durch das FSME-Virus ausgelöst.  

Hier ist aber eine vorbeugende Schutzimpfung möglich – die Ständige Impfkommission (STIKO), rät allen Menschen die in Risikogebieten leben, oder in ein solches reisen wollen, sich regelmäßig gegen FSME impfen zu lassen.    

Ehrlichiose 

Die Ehrlichiose verläuft meist ohne Symptome, aber in seltenen Fällen kann es auch zu Rücken- und Muskelschmerzen kommen, so wie Fieber und Kopfschmerzen.   

Weitere übertragbare Krankheiten können sein: 

Rocky-Mountain-Fleckfieber, Tularämie, Rickettsia, Krim-Kongo-Fieber, Colorado-Zeckenfieber, Kyasanur-Wald-Fieber 

Und noch einige mehr. [1] [2] 

Einige dieser Krankheiten können echt üble Auswirkungen haben und sogar bis zum Tode führen. Daher ist es extrem wichtig sich prophylaktisch vor Zecken zu schützen.   

Wie sieht der richtige Schutz vor Zecken aus?


Neben den empfohlenen Schutzimpfungen für Personen die sich in einem Risikogebiet aufhalten, ist es ratsam, eine gründliche Körperkontrolle durchzuführen. Zecken wandern meist erst eine geraume Zeit auf ihrem Wirt umher, um die passende Einstichstelle zu finden. 

Obwohl die Infizierung mit FSME-Vieren ziemlich schnell geht, hat man zumindest nach einem Stich eine größere Chance NICHT an Borreliose zu erkranken, da die Übertragung der Bakterien bis zu zwei Tage dauern kann. 

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Was wohl die meisten Menschen vermeiden werden, ist das Tragen von geeigneter Kleidung. Wer helle Kleidung trägt, hat eine höhere Chance die kleinen Biester rechtzeitig zu entdecken. Feste Schuhe und lange, in die Socken gesteckte Hosen, zwingen die Zecke nach oben zu klettern. Somit gibt sie uns mehr Zeit entdeckt zu werden. 

Und zu guter Letzt kann uns die Chemiekeule behilflich sein. Ich selbst bevorzuge gern die Kurze-Hosen-Variante und habe dadurch die Vorzüge der Benutzung, eines bestimmten Abwehrmittels lieben gelernt. 

Der bestmögliche Schutz ist folglich: die richtige Kleidung in Verbindung mit Repellentien und dem gründlichen Absuchen. 

Es gibt auch natürliche Produkte die gegen Zecken helfen sollen, aber ihre Wirksamkeit ist etwas umstritten und deshalb möchte ich gar nicht näher darauf eingehen.  

Bis auf die Kleidung, gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen auch bei Hund und Katze! [3]  

Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Zecke geschafft haben zuzustechen, dann kann man diese mittels Pinzette oder Zeckenzange einfach rausziehen. Wer sich nicht sicher ist, kann auch direkt zum Arzt damit gehen. In meinem Wohnort werden Zeckenstiche auch in der Notaufnahme sofort behandelt. Ich denke, dass ist überall der übliche Werdegang. 

Die zwei häufigsten Irrtümer über Zecken


Zecken klettern auf Bäume und lassen sich auf ihr Opfer fallen: 

Nein tun sie nicht! Wie schon oben beschrieben, klettern sie auf Sträucher (bis über 1m) oder hohes Gras und lassen sich abstreifen. Der Mythos kommt wahrscheinlich daher, dass Kinder oftmals Zecken am Kopf haben und durch ihre Größe, eben diese Zecken auf den Sträuchern ungünstig streifen. 

Zecken muss man einölen und kann sie dann im Uhrzeigersinn raus drehen: 

Völliger Blödsinn! Erstens hat die Zecke kein Schraubgewinde an ihrem Saugorgan und zweitens sollte die Zecke unbedingt lebend entfernt werden, da sie während ihres Todeskampfes ihren kompletten Darminhalt in ihrem Wirt entleert und somit auch die evtl. vorhandenen Bakterien.   

Noch ein Irrglaube


Entgegen der landläufigen Meinung, sind Zecken nicht nur im Sommer unterwegs. Man sagt eigentlich, dass Zecken erst ab einer Temperatur von 8° Grad aktiv werden, aber seit einigen Wintern kann man auch gegenteiliges beobachten. Ich habe das ganze Jahr über mit Zecken zu kämpfen und ich denke viele Hundebesitzer können dies bestätigen. 

Ich bedanke mich bei allen die es bis hierher geschafft haben und freue mich auf Eure Kommentare zu diesem, naja… eher unangenehmen Thema.               



Quellenverzeichnis:

 [1] [2] [3]   

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Sehr informativ. Danke für die Informationen. Bin bis jetzt von diesem Getier verschont geblieben, aber man weiß ja nie.

Kenne einen Typen: Kerl wie ein Baum, der hat 2 Wochen lang sabbernd im Krankenhaus gelegen wegen einem Stich.
Allerdings wurde er wohl in Bulgarien von einer Zecke gestochen.

Kleines Vieh große Wirkung...

Ich hatte noch nie Zecken, aber gut, ich hab auch keinen Hund. Einen Arbeitskollegen hat es vor 2 Jahren mit Borriliose erwischt, der leidet heute noch an den neuronalen Folgeschäden. Die Biester können echt reinhauen.

Und da gibt es noch viel fiesere Krankheiten die einen durch Zecken erwischen können.

Hallo besserwisser :)

fiese Viecher.

Meines Wissens nach, ist es wichtig die Zecken innerhalb der ersten 24 Stunden zu entfernen, dann kann nichts passieren.
LG Mo*

Hallo @happy.food.life
Laut Robert-Koch-Institut, ist die Gefahr an Borreliose zu erkranken in den ersten 24h sehr gering, aber FSME kannst du leider wesentlich schneller bekommen.

Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße

Das wusste ich nicht. Gut zu wissen. Aber ich behalt mal die 24 Stunden-Regel im Kopf, psychologische Taktik sozusagen.. 😊

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