Warum eine dezentrale Währung ohne Governance nicht vertrauenslos ist

Ein gewichtiges Argument für Krypto-Währungen ist ihre angebliche Vertrauenslosigkeit: Man muss keiner Person oder Entität vertrauen, um sie nutzen zu können. Im Allgemeinen verwenden die meisten Krypto-Währungen ein vertrauens- und erlaubnisfreies Modell. Den meisten fehlt jedoch auch ein effektiver Governance-Mechanismus. Während einige Old-School-Krypto-Fans denken mögen, dass Governance optional ist, ist es in Wirklichkeit das Einzige, was die Vertrauenslosigkeit der Kryptowährung, nach ihrer Veröffentlichung tatsächlich bewahren kann.

Vertrauen entsteht bereits während der Schöpfung

Wenn wir ein System ohne Vertrauen einführen, gibt es immer jemanden, dem man am Anfang vertrauen muss: mindestens dem Typen, der es erschaffen hat. Da diese Dinge nicht von alleine aus dem Nichts auftauchen, muss man sich auf eine Person oder ein Team verlassen können, um das Ganze in Gang zu setzen. Sie müssen jemandem vertrauen, der das System sorgfältig plant und entwirft, und auch darauf vertrauen, das die zu erledigende Arbeit finanziert ist und ein Team die Operation unterstützt. Nach dem Zeitpunkt der Implementierung können Sie das System alleine laufen lassen, ohne einer Person vertrauen zu müssen. Bevor es jedoch existiert, müssen Sie dem Schöpfer vertrauen, um es zu verwirklichen. Dieses Vertrauensproblem ist in allen dezentralen Projekten vorhanden: Man muss darauf vertrauen, dass es jemand in Gang setzt.

Jede Pflege des ursprünglichen Plans schafft wieder Vertrauen

Nachdem eine dezentrale Kryptowährung in Gang gesetzt wurde, bleibt sie nur so lange vertrauenswürdig, bis Änderungen am Originalcode vorgenommen werden müssen. Ein Entwicklerteam muss über Verbesserungen entscheiden und diese umsetzen, und jemand muss sie organisieren und finanzieren. Während in Proof-of-Work-Systemen Miner letztendlich Vetomacht über alle neuen Code-Änderungen haben, ist dies nur wirklich nützlich, um eine wirklich schlechte Idee zu torpedieren, die allgemein gut verstanden wird und dennoch die Entwicklungskontrolle in den Händen einiger weniger Leute lässt, wobei das Netzwerk entweder verpflichtet ist, ihren Empfehlungen zu folgen oder sie auf die Straße zu setzen, wobei zwischen diesen beiden Extremen wenig Wahlmöglichkeiten bestehen. Im Großen und Ganzen wird ein kompetentes und etabliertes Entwicklerteam das Sagen haben und es können Änderungen am Code vorgenommen werden, die das Vertrauen der Benutzer in bestimmte Elemente des Systems zerstören und so seine gesamte vertrauenslose Vision beeinträchtigen.

Nun, in der Theorie könnten mehrere freiwillige Entwicklerteams gegeneinander antreten, um unterschiedliche Implementierungen des Codes zu schreiben, von denen nur die besten weit verbreitet sind, so dass ein vertrauenswürdiges System erhalten bleibt. In Wirklichkeit ist es jedoch so, dass sich die Entwicklungskompetenz auf ein kapitalkräftiges Team konzentriert, dessen Empfehlungen das Vertrauen in die Fachkompetenz genießen und das sich fest etabliert hat. Miner und Benutzer sind eigentlich keine effizienten Code-Auditoren und die Anreize sind nicht vorhanden, um konkurrierende Entwicklerteams zu beschäftigen, die so aktiv wie ein zentrales Team arbeiten und in den Startlöchern warten, falls die zentrale Gruppe das Vertrauen mißbraucht.

Ohne Absicht und Konsens können Elemente abtrünnig werden

Dezentrale Kryptowährungen funktionieren durch eine perfekte Abstimmung der Anreize, die alle Elemente des Ökosystems in perfekter Einheit und Harmonie hält. Manchmal jedoch können Anreize für ein bestimmtes Teilstück des Ökosystems aus dem Gleichgewicht geraten. Miner können sich eine Transaktionsgebühr wünschen, die die Interessen der Nutzer nicht befriedigt und Nutzer können eine Änderung des Mining-Algorithmus bevorzugen, was die Miner natürlich verärgern würde. Langfristige Investoren und Unternehmen könnten sich niedrige Gebühren und hohe Transaktionsleistung wünschen, Miner könnten sich hohe Gebühren wünschen und mittelfristige Investoren könnten gleichgültig sein, solange der Wert nicht wild schwankt, es sei denn, er tut es zu ihren Gunsten.

Es gibt tausende von Szenarien, in denen das System aus dem Gleichgewicht geraten kann, was völlig normal und zu erwarten ist. Es besteht jedoch die Gefahr, dass ohne einen ausgefeilten Konsensmechanismus eine solche Out-of-Sync-Situation fortbestehen kann. Die Verwendung eines effektiven Governance-Modells kann es dem gesamten Ökosystem ermöglichen, sich zu vereinen und die Uneinigkeit im System zu überwinden. Das Zusammenwachsen mit der Absicht und die Bildung eines unbestrittenen Konsenses um eine bestimmte Zielsetzung, schafft eine einheitliche Vision wie das gesamte Ökosystem funktionieren soll. Dies wird zunächst bei der Konzeption des Projekts erreicht, muss aber von Zeit zu Zeit reformiert werden, um sich gegen eine Split-Mission, z.B. den Wechsel von einem Zahlungssystem hin zu einem Wertspeicher, abzusichern.

Selbstverwaltete, selbstfinanzierende Systeme behalten letztlich ihre Autonomie und Vertrauenswürdigkeit

Am Ende des Tages kreuzen sich vertrauenslose Systeme nach ihrer Entstehung immer noch mit Vertrauen an mehreren wichtigen Punkten. Die einzige Möglichkeit, in solchen Situationen das Vertrauen zu reduzieren, besteht darin, das System selbst zu finanzieren und ein Governance-System einzusetzen, das konsensual arbeitet. Nur ein System, das jedes Element finanzieren kann, das es zum Überleben benötigt und das eindeutig gemeinsame Entscheidungen treffen kann, ist in der Lage, auf lange Sicht vertrauenslos zu bleiben. Kurz gesagt, nur eine DAO ist für eine lange Lebensdauer ausgelegt.

Quelle: https://www.dashforcenews.com/why-a-decentralized-currency-without-governance-isnt-trustless/