70er-Jahre Architektur - Versteckt vor Touristen

Hamburg hat viele architektonische Highlights zu bieten, die von vielen Bewohnern gar nicht mehr wahrgenommen und von Touristen auf endlosen Knips-Bildern festgehalten werden. Es ist in der Hansestadt ähnlich, wie in London, wo Einheimische Tag für Tag über die London Bridge zur Arbeit gehen oder gerade aus dem Büro kommen und zum Zug nach Hause hasten. Wohl kaum einer derjenigen, die diesen Weg täglich nehmen, wird der gegenüberliegenden Tower Bridge einen Blick gönnen, während die Touristen nicht schnell genug das Smartphone (mit oder ohne Selfie-Stick) oder den Fotoapparat in Stellung bringen können.

Und dann gibt es in Hamburg, wie in jeder anderen Stadt auch, die Ecken, in die sich kaum jemals ein Tourist verirren wird und die trotzdem auf ihre ganz besondere Art und Weise etwas Besonderes sind und einen Besuch lohnen.

Für mich ist es immer wieder faszinierend, die Tunnel vom und zum Bahnhof in Hamburg-Harburg zu sehen. Eigentlich würde man aus heutiger Sicht sagen, dass bei Planung und Bau wohl irgendetwas danebengegangen ist, man so heute nicht mehr bauen würde. Gleichzeitig hat die Architektur der Tunnel etwas ganz Eigenes, erzeugt beim Besuch sehr unterschiedliche Gefühle und Eindrücke. Die orangefarbenen Kacheln der Wände erinnern mich immer an die 70er, strahlen aber alles andere als Wärme aus, sondern wirken kalt und erzeugen eine Stimmung, die frösteln lässt. Dazu tragen die weiten Gänge bei, die gleichfalls eher schlecht ausgeleuchtet sind und gerade in der Dunkelheit bedrohlich wirken können.

Und genau diese Mischung ist es, die die gesamte Anlage so interessant macht und mich jedes Mal aufs Neue fasziniert.