Berufung statt Beruf - Von der Stahlindustrie zu lebendiger Ernährung

in #deutsch5 years ago


Silvia erfuhr im Laufe ihres Lebens, dass es nicht nur um Geld und Funktionieren geht. Für diese Einsicht hat es allerdings Jahrzehnte gebraucht, angefüllt mit viel Leid. Während ihrer Schulzeit hatte sie von ihrem Klassenlehrer die Empfehlung bekommen, einen Beruf zu wählen, der etwas mit Technik zu tun hat. Sie lebte damals in Eisenhüttenstadt. Dort gab es ohnehin viele Arbeitsplätze durch die angesiedelte Stahlindustrie. Der Empfehlung ging sie nach und absolvierte ein Studium in Metallurgie und Werkstofftechnik. Im Anschluss an das Ingenieurstudium kamen, kurz nachdem sie ihre Arbeit in der Stahlindustrie aufgenommen hatte, ihre zwei Kinder zur Welt. Diese gab sie sogar später als in der DDR üblich nach kaum einem Jahr in die Kita. Ohne nachzudenken nahm sie ihre bisherige Arbeit wieder auf. Sie funktionierte einfach und besinnungslos. Erst später wechselte sie ihr Arbeitsumfeld mit einem Umzug nach Stuttgart. Sie bekam einen Job in der Automobilindustrie, in dem es um das Einführen eines komplexen, neuen, optischen Messystems ging. Bemerkenswert war, dass weder der Inhalt des Studiums noch die bisherige Berufserfahrung für die Ausübung dieser Arbeit erforderlich waren. Das absolvierte Studium war einzig die Eintrittskarte dafür. Man würde sie heute als Quereinsteigerin bezeichnen, die ohne Sachkenntnis und nur durch Tun sich alle notwendigen Fertigkeiten angeeignet hat.
Wirkliche Freude hatte Silvia während der Arbeit allerdings nicht, wie sie nach Jahrzehnten der Berufstätigkeit während eines Indienurlaubs bemerkte. Ihr Arbeitsalltag war bis dahin nahezu ausnahmslos durch Langweile, Lustlosigkeit und das Fehlen jeglicher Begeisterung geprägt. Silvia stellte sich vermehrt die Frage nach dem Sinn ihres Lebens. Dies beschäftigte sie umso mehr, da die meisten Inder kaum Geld besaßen, dennoch aber glücklich und lebendig erschienen. Genau dieses Glück und die Lebendigkeit vermisste sie in ihrem Leben. Dieser Mangel gab den bisher fehlenden Impuls, eigene Wege zu gehen. Sie kündigte ihre Arbeitsstelle als Ingenieurin und eröffnete mutig ein Restaurant in Indien. Nebenher beschäftigte sie sich mit Hinduismus und Yoga. Über 3 Jahre leitete Silvia dieses gut besuchte Strandrestaurant. Unerwartet und geradezu schicksalhaft endete diese erste wirklich eigene Lebensaufgabe. Der Besitzer des Grundstücks ließ das Restaurant nach Streitigkeiten durch einen Schlägertrupp zerstören, während Silvia in Deutschland war. Die Nachricht erschütterte sie, allerdings wollte sie keinesfalls in ihren Ingenieurberuf zurückkehren. Stattdessen keimte ein Impuls auf, der sie zu einem Traum ihrer Kindheit zurückführte. Sie entschied sich, diesem inneren Anstoß zu folgen. Damals wollte sie Ärztin werden. Um den ärztlichen Beruf ging es nicht, das weiss sie heute. Menschen zu gesunder Ernährung und Lebensweise anzuleiten, spendet die Freude und Begeisterung, um die es für sie geht. Nach der Katastrophe in Indien begann sie Yogakurse zu geben und sich mit veganer Rohkost zu beschäftigen. Eine Neugier kehrte in ihr Leben ein, die Silvia von früher überhaupt nicht kannte. Neben den Yogakursen besuchte sie Seminare, in denen es um vegane Rohkost ging. Sie spürte förmlich eine tiefe Inspiration für dieses Thema. Gesundheit durch gesunde Ernährung ist das, was ihre tatsächlichen Interessen trifft. Heute steht sie voller Ideen am Anfang ihrer neuen Aufgabe. Die Inhalte hingegen lebt sie bereits mit Herzblut und Begeisterung.

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