Pazifismus!?

in #deutsch6 years ago

Guten Abend liebe Steemer!
Heute der erste Teil eines Zweiteilers über ein Thema das mich schon lange umtreibt. Zuletzt hatte ich allerindgs beim kommentieren eine Geistesblitz. Und den bringe ich nun zu Papier.
Viel Interesse beim Lesen!

Pazifismus!?

Teil 1

Si vim pacem para bellum – Wenn du den Frieden willst, rüste zum Krieg.
(römisches Sprichwort)

„Denkt nicht, Ich sei gekommen, Frieden zu bringen auf die Erde! Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert"
(Mt 10,34)

„Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“
(Edmund Burke)

1 )
Wieso so eine Überschrift? Muss das sein? Was machen den die armen Pazifisten falsch?
Immerhin sind sie ja so friedliebend und wollen keine Kriege mehr führen. Usw. etc. pp.
Wer schon das eine oder andere von mir gelesen hat, wird gemerkt haben, dass ich ein großer Fan von Begriffsbestimmungen bin. Das kommt einfach daher, dass heutzutage viel geredet aber wenig gesagt wird. Und wenn, dann meint der eine etwas anderes als sein Gegenüber. Deshalb auch hier. Ich möchte einmal grundsätzlich bestimmen was den Pazifismus eigentlich ist.

1.1 )
Also. Was ist den Pazifismus?
Pazifismus leitet sich vom lateinischen pax=Friede ab. Sie beschreibt also eine „Lehre“, „Einstellung“ die sich für den Frieden einsetzt. Und den Krieg als Lösung ablehnt. Meistens geht das dann sogar soweit, dass man überhaupt keine Gewalt anwenden möchte.
Es wird dabei versucht eine Umwelt zu schaffen, die eben nicht mehr den Krieg auf der Agenda führt, sondern Probleme miteinander im Gespräch oder in Verhandlungen löst (Manchmal werden auch Kompromisse gefordert, was ich für einen noch schlimmeren Fehler halte). Das soll einerseits dadurch erreicht werden, dass sich der je einzelne Mensch dem Frieden zuwendet, andererseits dadurch, dass auch Regierungen und Staaten näher aneinanderrücken. Denn wer miteinander redet haut sich nicht auf die Nase.
Es ist also eine sehr stark ethisch geprägte Einstellung eines Menschen.
Soweit, so Gut.
Warum habe ich jetzt ein Problem mit dem Pazifismus? Sollte doch eigentlich alles geklärt sein.
Mitnichten!

Sie ist eben auch eine sehr politische Einstellung. Was leider dem Missbrauch Tür und Tor öffnet, und geöffnet hat!
Ich lasse jetzt mal den politischen Missbrauch pazifistischer Einstellung, wie ihn gerade die Linken so gerne propagieren, außen vor. Auch das inhaltsleere Gerede von wegen man würde ja eigentlich den Frieden bevorzugen, aber leider, ach leider, das Böse ist im Anmarsch und man müsse halt Demokratie und Menschenrechte verteidigen! Auf all diese, meiner Meinung nach, offensichtlichen POLITISCHEN Vereinnahmungen, da verkneife ich mir ein Kommentar!

Was ich hingegen beschreiben möchte ist die Einstellung vieler meiner Mitbürger. Ich halte diesen Pazifismus für Grundfalsch! Ja, ich behaupte, und denke auch das ich es beweisen kann, dass der heutige Pazifismus sogar die schon bestehenden Kriege verschlimmert, und auch zukünftige Kriege heraufbeschwört!

1.2 )
Zunächst.
Ich möchte kurz über Gewalt, Kampf und Krieg reflektieren. Denn es macht wenig Sinn über etwas zu schreiben das man nicht versteht. Alle die nicht ohne Narben sterben werden, erfahren hier nicht viel neues.
Für alle anderen. Wenn man Krieg verstehen will, muss man nur den Kampf an sich verstehen.
Was meine ich damit? Jeder Kampf ist nichts anderes als eine Entscheidung. Am banalsten in der Form, „Wer ist der Stärkere?“ oder, „Wer hat den größten?“.
Doch auch in verzwickten Situationen dient der Kampf der Klärung dieser Situation. Wenn eine Patsituation eingetreten ist, so kann eine Lösung nur mehr erzwungen werden. Und dies geht nur durch Zwang, durch Gewalt. Wenn beide nicht nachgeben, so muss doch eine Lösung her. Denn, ein Problem nicht zu lösen, nur um der Gewaltanwendung aus dem Weg zu gehen, löst das Problem auch nicht. Im Gegenteil, es macht das Problem nur schlimmer. Und die Gewaltanwendung wird am Ende noch größer ausfallen und noch mehr Schaden anrichten.

Dazu gesellt sich ein erschreckend brutales, subjektives Problem.
Schon der griechische Historiograph Thukydides, der zusammen mit Herodot zu den Erzvätern der Geschichtswissenschaft zählt, bemerkte, dass Soldaten und Offiziere, die an Schlachten teilgenommen hatten schlechte Quellen waren. Warum?
Weil sie keinen Überblick hatten. Sie wussten oftmals nichts über die Hintergründe und die Abläufe zu Hause. Wie auch. Wer damit beschäftigt ist um sein Leben zu kämpfen und weit weg von zu Hause ist kann halt nur schwer Machenschaften in eben jenem zu Hause durchschauen.

Das sei vor allem denen ins Stammbuch geschrieben die sich über eine vielzitierte Zeit maßlos aufregen und selber von heutigen Geschehnissen kaum eine Ahnung haben, und im schlimmsten Fall auch noch den heutigen Verführern hinterherhecheln!
Hinterher ist man immer klüger. Doch Noah baute seine Arche VOR der Sintflut, nicht danach!

Den ob Gewalt die einzig verbleibende Lösung ist oder nicht kann man nur entscheiden, wenn man den nötigen Überblick hat. Weiß man nicht um die Zusammenhänge hat man schlicht keine andere Wahl als zu kämpfen. Aus der objektiven Sicht mag es anders aussehen, doch was nützt das in der Wirklichkeit, wenn dir nur die subjektive zur Verfügung steht?

Ein drittes Problem entsteht durch die Verwechslung von Pazifismus und Friedfertigkeit.
Als Beispiel, ich selbst. Ich selbst bin ein friedfertiger Mensch. Zum einen, weil mich Gewalt nicht im mindesten reizt. Es ist anstrengend und in der Regel auch schmerzhaft. Wozu also? Da kenn ich bessere Verwendungsmöglichkeiten von Zeit und Kraft.
Zum anderen, weil ich schon die eine oder andere Auseinandersetzung hatte. Und mir reichen meine Narben, die ich habe voll und ganz. Danke. Ich kann also mit dem Brustton der Überzeugung sagen:“ Gewalt ist eine schlechte Lösung! (wohlgemerkt, eine schlechte Lösung, nicht keine Lösung; denn eine Lösung ist Gewalt definitiv! Ich denke diesen Aspekt sollte man nicht unterschätzen)“
Und trotzdem. Ich lasse mir nicht alles gefallen, alles hat seine Grenze. Denn eines ist mir in meinem Leben schon klar geworden. Wenn du der Gewalt keine Gewalt entgegensetzt (und zur Gewalt gehört nicht nur physische sondern auch psychische), also für den Ernstfall bereit bist, wird die Gewalt gegen dich nur noch größer, niemals kleiner!
Denn Friedfertigkeit bedeutet „nur“ dass ich persönlich meinem Gegenüber nichts tun werde. Das mein Gegenüber genauso denkt, heißt das allerdings nicht.
Darum sprach Christus ja auch von den Friedfertigen, welche selig seien (vergleiche MAT 5, 9).

Damit hängt auch ein viertes Problem zusammen.
Es ist ein großes Missverständnis unserer Zeit, dass wir den Menschen für grundsätzlich gut halten. Das ist meiner Meinung nach falsch. Der Mensch ist nicht grundsätzlich gut. Er ist auch nicht grundsätzlich böse. Er ist sowohl zum Guten wie auch zum Bösen fähig. Er ist beides.
Wir sind problematisch! Der Mensch ist ein problematisches Wesen.

Als fünftes und letztes Problem möchte ich noch folgendes ansprechen. Wenn sich zwei streiten kann es auch dazu kommen, dass beide sich so hineinsteigern, oder sich so stark provozieren, dass eine gütliche Einigung gar nicht mehr möglich ist.
Oder hat jemand einen umsetzbaren Vorschlag wie man den Nahostkonflikt mal auf die Schnelle lösen kann? So nach 70 Jahren Mord und Totschlag.
Btw. Das erinnert mich an eine Aussage des bosnischen Präsidenten Izetbegović. Von einem amerikanischen Journalisten in Dayton gefragt warum er sich den nicht mit Tuđman und Milošević einigen kann, antwortete er, sinngemäß: „Mich und Herrn Milošević trennen ja keine persönlichen Probleme. Was uns trennt ist ein Berg von Leichen!“

1.4 )

Ich denke, dass grundsätzliche Problem des Pazifismus ist, sein Versuch den Krieg zu verhindern. Den Krieg zu verhindern ohne seine Ursachen zu verhindern. Ich denke das dies Unmöglich ist!
Unmöglich deshalb, weil es den Versuch darstellt wider die Natur des Menschen zu handeln und fundamentale Probleme nicht löst.
Das einfachste Beispiel ist die Frage was man den tun sollte, könnte, müsste, wenn Unrecht durch Gewalt entsteht.
Ist es tatsächlich ethisch angebracht Unrecht zuzulassen obwohl man es unterbinden könnte, wenn man es wollte? Und ein Krieg ist nichts anderes als eine Entscheidung zwischen zwei Staaten. Was tun, wenn einer nicht nachgeben will? Wenn einer sich nimmt was ihm nicht gehört?
Auf die Spitze getrieben. Wie will ein Pazifist einen Obama davon abhalten seine Drohnenkriege zu führen und ein halbes Dutzend Staaten zu zerstören?
Wie einen Hitler bändigen? Einen Napoleon, einen Dschingis Khan? Denkt man wirklich das, wenn man sich vor die Schwarzen Hunnen gestellt und ihren Führern ethische Vorträge gehalten hätte, das sie das von ihrem Tun abgehalten hätte?
Man lese sich einmal ein Geschichtebuch durch. Die Geschichte der Menschheit strotzt nur so von Beispielen wo nicht zu kämpfen schlimmer gewesen wäre als zu kämpfen.
Und auch von Beispielen wo nicht zu kämpfen besser gewesen wäre als zu kämpfen. So einfach, hier schwarz und dort weiß, ist es eben nicht! Es kommt immer auf die Situation an.
Daher ja auch die Rede vom problematischen Wesen.

Und nur damit dies auch noch einmal explizit niedergeschrieben ist. Dies ist kein Aufruf deinem Nachbarn die Fresse einzuschlagen oder den Macho raushängen zu lassen!
Doch, wer selbst Freund und Familie nicht zu verteidigen wagt, dem gehört was ihm geschieht!

Danke für euer Interesse!

parzifal1

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Hallo Reinhard,

dann können wir nicht damit rechnen, dass du dich mit uns auf den Weg zum Meer machst um das Salz zu schöpfen?
Du bleibst zuhause und verteidigst dein Eigentum. Ich gebe dir für solche Situationen den Ratschlag schnell zu packen und mit deinen Liebsten ein sicheres Dach über dem Kopf zu suchen.
Kein Nato-Doppelbeschluss, kein Abkommen mit dem Iran oder Nordkorea bringt uns Frieden. Aber auch kein Krieg bringt uns Frieden.
Oder glaubst du auf dem Balkan seien die Fronten geklärt?
Unser Problem besteht eher darin, dass die Waffenlobby testen und verkaufen will und irgendwann auch einen Idioten dazu bringt bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu behaupten, es sei mal wieder an der Zeit.
Diese Parole muss nur oft genug wiederholt werden. Irgendwann greift auch der Friedliebende zur Waffe.

Liebe Grüße
Wolfram

Morgen Wolfram!

Nein, Salz schöpfen gehe ich nicht da wir in Salzburg die Salzlager vor der Tür, bzw. im Berg haben :)
Was du über den Friedliebenden gesagt hast, da ist viel wahres dran. Und es ist auch, denke ich, brandgefährlich. Denn wenn die Menschen zuerst der einen Sache fanatisch nachlaufen und sich dann umorientieren sind sie oftmals noch schlimmere Wüteriche als die die das Ganze eh schon so hätten haben wollen.

Was den Balkan betrifft. Nö nicht im Mindesten. Sobald die NATO-Truppen usw. aus Bosnien und dem Kosovo abgezogen sind, dann nämlich wenn man die Soldaten wo anders brauchen wird, werden gewiss alte Rechnungen beglichen.
Eben ein gutes Beispiel dafür wie man durch das Verhindern eines Konfliktes, selbigen nur weiter schürt damit er dann zur Unzeit ausbrechen kann.

"Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag."
(Adolf Hitler, Mein Kampf, Kapitel 6 Kriegspropaganda, 1943)
Hat früher schon funktioniert, funktioniert immer noch. Leider!

Gruß

Reinhard

Hätte der Balkan-Konflikt (Krieg) nicht eine Station in Dayton gemacht, Bosnien wäre heute ein einziger Friedhof.
Farge mal einen Afghanen warum in seinem Land seit so vielen Jahren Krieg geführt wird. 90% werden dir keine Antwort geben können.
Kein einziger Krieg hat den Frieden im Gepäck.
Adolf, die Rotzbremse aus Braunau, war kein Deut gescheiter als die, die er mit diesem Zitat in die Nähe der Debilität rückte.
Auch er scheiterte im Glauben an der Umsetzung seiner eigenen Propaganda.

Immer wieder schön ...
Wolfram

Stimmt es wäre wohl ein Friedhof.
Was ich an Dayton nur nie verstanden habe ist, warum man Gruppen zwingen sollte unter einem Dach zu wohnen wenn sie das nicht wollen. Und die Serben wollen einfach nicht. Warum sie also zwingen? Ich hoffe ich irre mich, denn ich halte das für den schwersten Fehler der dort gemacht wurde.

"Wenn einmal die ganze Welt zu Staub zerfällt, am jüngsten Tag nach Gottes Rat. Dann werden auf den Trümmern stehn, und sich in die Augen sehn, der ewige Gott und der Soldat. "

"Sag mir wo die Blumen sind" trifft es aber auch ziemlich genau.
Ich denke, wir schauen einfach das wir selbst sauber bleiben und unsere Familie, Freunde und Kollegen positiv beeinflussen. Alles andere liegt leider nicht (oder zum Glück?, wer weiß) in unseren Händen.

Nur noch ein paar wenige kurze Randbemerkungen zum Jugoslawien-Konflikt.
Serbien wollte nie und nimmer den Staatenverbund verlassen. Ganz im Gegenteil! Man hatte die Kontrolle über die Armee und Polizei. Über Jahrzehnte sind konsequent serbische Familien außerhalb der serbischen Republik angesiedelt worden. Das hatte System. Kein Offizier, kein serbischer Politiker, Funktionär oder Polizist, der nicht ein Haus oder Wohnung in Kroatien oder Bosnien hatte. Außerdem wurden über 70% des Wirtschaftsaufkommens in Slowenien und Kroatien regeneriert. Für Serbien lag also kein Grund zur Abspaltung vor. Das war dann auch der Grund, warum nach den Unabhängigkeitserklärungen von Slowenien und Kroatien das Militär auf die Straße geschickt wurde. In Zagreb musstest du Tag und Nacht damit rechnen, dass dich aus irgend einer Wohnung heraus dich ein Verblendeter erschießt. Alle Serben waren längst mit Waffen ausgestattet.
Als Belgrad bemerkte, dass es dann doch nicht ganz so reibungslos funktioniert, versuchte man wenigsten (neben den in Kroatien besetzten Gebieten) sich mindestens noch die Hälfte von Bosnien einzuverleiben.
Das Ergebnis kennst du. Die Auseinandersetzungen im Kosovo sind fast ein Spiegelbild dessen, was sich 1991 abgespielt hat. Auch dort wurden massiv Serben angesiedelt, um dann still und heimlich die ehemals autonome Republik unter serbische Kontrolle zu bekommen. Hat nicht funktioniert. Auch nicht in Montenegro.
Soweit der Exkurs in die Vergangenheit.
Gruß
Wolfram

Ok danke. Das mit Millitär und Polizei wusste ich schon. Das mit dem Ansiedeln noch nicht. Wieder was gelernt!
Macht allerdings Sinn. Immerhin wurde Jugoslawien als serbische Beute nach dem I. Weltkrieg gegründet. Und auch, dass solche "übergeordneten" Bestrebungen dann auch die kommunistische Ära überdauern.
Auf der anderen Seite allerdings auch ein gutes Beispiel dafür, dass alleine Waffen und Kontrolle zu haben noch lange keine Garantie dafür sind das man auch eerfolgreich sich etwas aneignen kann.

PS:
Mit Abspalten meinte ich eigentlich die boosnischen Serben die sich in der Volksabstimmung 1992 gegen ein unabhängiges Bosnien ausgesprochen hatten.

Servus,

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