Die Qual der Wahl... Bayern quält sich heute!

in #deutsch6 years ago

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Es gibt wenige geflügelte Worte die so sehr passen wie "Die Qual der Wahl". Lustigerweise stimmt dieser Spruch eigentlich grundsätzlich nicht, da jeder Mensch in jeder Sekunde Entscheidungen trifft. Jeder Schritt, jedes Wort, jedes Tun und Lassen, sogar jeder Gedanke ist die Folge einer Entscheidung. Der Mensch ist eine hocheffiziente Entscheidungsmaschine. Seit der Entdeckung der Zeit sind diese Entscheidungen sogar (manchmal) in Relation mit dieser gesetzt und manch einer ist sogar in der Lage seine aktuellen Bedürfnisse mit zukünftigen Bedürfnissen aufzuwiegen und langfristige Entscheidungen zu treffen. Dies ist ein Hauptunterschied der Menschen zu Tieren, die nicht in der Lage sind "an Morgen zu denken".

Im Idealfall trifft man seine Entscheidungen aus Erfahrung und aus einer informierten Position heraus. Meist trifft man seine Entscheidungen auf Basis was einem andere erzählen, denen man zutraut, mehr zu wissen, oder bessere Entscheidungen treffen zu können. Im meist schlechtesten Fall trifft man seine Entscheidungen aus dem Bauch heraus, also nach Gefühl. Dabei "richtig" zu liegen hat bei einer Ja/Nein Entscheidung immerhin eine 50% Chance. Das Bauchgefühl als einzige Basis zu verwenden ist allerdings so wie beim Roulette auf Farbe zu setzen und bei Gewinn zu behaupten man hätte ein System entdeckt... Die Zusammenhänge dazu könnten mehrere Artikel füllen, deshalb werde ich es dabei belassen.

Im Bezug auf Politik ist der Spruch allerdings sehr wahr, zumindest aus meiner sehr freiheitlichen Perspektive. Die allseits bekannte Frage die sich stellt ist, ob ich das (moralische) Recht oder sogar die Pflicht habe anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben und das Meinungsderivat mit der größten Übereinstimmung in den mir gerade opportunen Schnittmengen zu lokalisieren und mit meiner Stimme inwohnenden Macht der Veränderung auszustatten...

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Die Qual der Wahl

  • Sein Kreuz machen
  • Sein Kreuz tragen
  • zu Kreuze kriechen
  • aufs Kreuz legen
  • sich bekreuzigen
  • jemanden kreuzigen
  • sich aufs Kreuz legen lassen

Wie man diesem kleinen spontanen Gedicht (ja ich weiß, es reimt sich nicht) entnehmen kann, stehe der Demokratie seit einiger Zeit eher skeptisch gegenüber. Jeder, der auch nur halbwegs nachdenken kann, sollte doch sehen, dass die Entscheidung über die Verteilung der abgepressen (Steuer)Pfründe niemals auch nur annähernd in eine Richtung gehen KANN, die "für alle gut ist".

Ein schönes Bild dazu ist das alte libertäre Gedankenbild:

"Zwei Wölfe und ein Schaf entscheiden ganz demokratisch was es zum Abendessen gibt. "
(Nicht weniger fatal ist es übrigens, wenn zwei Schafe und ein Wolf ganz demokratisch entscheiden was man essen solle, das Ende des armen Wolfes wäre weniger plötzlich, jedoch weitaus qualvoller)

Dies ist jedoch zu sehr reduziert und beinahe ein wahlkampftaugliches Polemikkonstrukt in einfacher Sprache um die Wählerschaft zu motivieren. Gehen wir also etwas tiefer...

Was sind die möglichen Entscheidungsgrundlagen für politische Wahlen:

  • Gewohnheit (sehr viele Alte wählen aus Tradition)
  • Informiertheit (sehr selten, da lückenlose Informiertheit schlicht nicht möglich ist)
  • Desinformiertheit (im Normalfall folgt man den Bauchentscheidungen und den faktenarmen Stammtischparolen seines Umfeldes um nicht ausgegrenzt zu werden)
  • Protest (meist gegen alles und nichts)

Es müsste ein brauchbares Mittelding geben zwischen lückenloser Informiertheit und glücklicher Ahnungslosigkeit.

Peter E. Schumacher

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Ich habe mir tatsächlich den Spaß erlaubt mit sehr vielen Menschen an den Infoständen der Parteien zu sprechen. Ich habe unbequeme Fragen gestellt, teilweise gemeine Fragen, manipulative Fragen, polemische Fragen aber auch ganz ehrlich gemeinte Fragen. Insgesamt führte das zu einer wenig repräsentativen, jedoch für mich persönlich erleuchtenden Erkenntnis.

99% der Antworten die ich erhielt waren darauf ausgerichtet, wählen zu gehen, damit es einem selber besser geht. Und je nachdem wie gut es einem finanziell geht und wie emphatisch man ist, verändert sich der Fokus von:

"Ich will selber mehr Kohle" hin zu "Alle denen es schlecht geht soll es besser gehen".

Soweit so gut. Jede Position ist nachvollziehbar und irgendwo verständlich, sogar begrüßenswert bis zu einem gewissen Punkt. Wenn man jetzt aber noch die Politiker in die Gleichung mit einbezieht, die teilweise keinen blassen Dunst davon haben was eine "gute und informierte" Entscheidung ist, dann befinden wir uns an der Grenze zur völligen Absurdität.

Es entscheiden also wenig bis nicht informierte Menschen darüber, welche kaum bis gar nicht informierten Blender (der Fokus steht ja nicht auf Problemlösung, sondern auf Bedarfsweckung und Erfüllung) darüber entscheiden dürfen, wie heute und zukünftig die Gelder des erzwungen gemeinsamen Topfes verteilt werden. Vollkommen undenkbar, dass dabei etwas schiefgeht.

Vom Pareto-Prinzip mag ich nun gar nicht anfangen (80-20 Regel, welche auch dafür gilt, wer nicht produktiv ist und wer produktiv ist), dann bewegen wir uns nämlich nicht mehr in "Absurdität" sondern in einem völlig anderem Universum.

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Nicht nur jammern ... Lösungen sind gefragt!

Klar, darf ich nicht nur über Demokratie schimpfen. Allemal besser als die meisten "Herrschaftsformen", die bisher ausprobiert wurden. Nur weil etwas "funktioniert" sollte man dennoch nicht aufhören zu versuchen besser zu werden. Ich will für niemand anderen sprechen, deshalb nur ein Beispiel meinerseits:

Wenn ich etwas gut finde, dann unterstütze ich es direkt; mit den heutigen Möglichkeiten kann das von regional bis weltweit ALLES sein. Ich würde gern selber entscheiden, was ich tue und lasse, wie ich mich für die Zukunft oder Krankheit absichere, wer meine Kinder erzieht und was sie lernen und vieles mehr.

Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!
Quäle ich nun andere mit meiner Wahl? Quäle ich mich selber?

Danke fürs Lesen!

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PS: zur Vermeidung von Einflussnahme auf das Wahlergebnis nahm ich davon Abstand diesen Artikel bereits heute früh zu veröffentlichen...

Sort:  

[...] Ich würde gern selber entscheiden, was ich tue und lasse, wie ich mich für die Zukunft oder Krankheit absichere, wer meine Kinder erzieht und was sie lernen und vieles mehr.

Und genau hier liegt glaube ich das Problem. Die meisten wollen dieses anscheinend nicht. Alles muss vordiktiert werden.
Hauptsache nicht mehr selber denken.... :(

Verantwortung für sich selber zu übernehmen und mit allen Konsequenzen zu leben wird uns von Kindesalter an ab-erzogen. Soweit, dass selbst sehr intelligente Menschen davon überzeugt sind, nur so würde Gesellschaft funktionieren.

Und wie passen Erste-Hilfe-Ausbildungen, die Pfadfinder, die Jugendorganisationen der Hilfsorganisationen und Feuerwehren, der Führerschein, Aps wie N!NA u.a.m. in das Bild, das Du da zeichnest?

Hallo isarmoewe.

Ich weiß, Du kannst/willst Dir gar kein Leben in Freiheit und "Unsicherheit" vorstellen, das respektiere ich. Ich würde auch keinesfalls irgendwem verbieten wollen sich freiwillig an jeglichen sozialen Dingen privat zu beteiligen, ja würde das sicher sogar selbst tun und andere dazu motivieren. Jemand der sich nicht sozial engagiert ist schlicht ein Arschloch. Allerdings ist meiner Meinung nach jemand der glaubt andere dazu zwingen zu dürfen nicht besser.

Ich beobachte Menschen nun inzwischen über 20 Jahre lang beruflich und habe festgestellt, dass sobald ein moralisches Minimum rechtlich festgesetzt wird, dies als Zielgrenze gilt und letzten Endes kontraproduktiv wirkt.

Ein schönes Beispiel ist da tatsächlich die erste Flüchtlingswelle mit der der Staat alleine völlig aufgeschmissen gewesen wäre. Nur die private und freiwillige Hilfe von guten Menschen hat es möglich gemacht das zu bewältigen. All der bürokratische Mist, der danach kam, die Diskussion wer, wie viel Anrecht, aus welchen Gründen am staatlichen Tropf hat ist der eigentliche Grund für die heraufbeschworene Spaltung der Gesellschaft. "Teile und Herrsche" in meisterlich verschleierter Reinform und alle finden es toll!

Witzigerweise ist, wenn man die Splitterung der Gesellschaft (wie vor allem von rot/grün vorangetrieben) in immer kleinere Interessengruppen weiter vorantreibt das Endresultat das Individuum und DAS ist eigentlich genau das, was ich mir wünsche ;-)

Der Botaniker würde sagen (Achtung Polemik)

Die Wurzel allen Grüns ist braun. Und ohne das Blau des Himmels kein Rot der Rosen und keine sonstigen Farben.

EDIT:

Ich hatte deine Frage auf meinen Haupttext Text bezogen, nicht auf die Ab-erzogene Selbstverantwortung.

Also noch mal zur Selbstverantwortung. KLAR gibt es noch Menschen (zum Glück) die Verantwortung übernehmen wollen, können und dies auch tun. Ich sehe allerdings eine deutliche Tendenz dazu, dass beinahe alles was der Staat aktuell tut dem entgegenwirkt und schwieriger bis unmöglich macht.

Wenn das Deiner Meinung nach eine Antwort auf meine Frage sein soll ... kopfschüttel

Wirf mir bitte nicht vor, Freiheiten nicht schätzen zu können, wenn Du selbst es nicht kannst.

Und wie passen Erste-Hilfe-Ausbildungen, die Pfadfinder, die Jugendorganisationen der Hilfsorganisationen und Feuerwehren, der Führerschein, Aps wie N!NA

Ich bin absolut davon überzeugt, dass all diese Dinge wenn nicht über den staatlichen Support reguliert, zertifiziert und vor allem finanziert von Leuten, denen es wichtig ist besser, schneller, nachhaltiger umgesetzt werden können.

Je länger ich darüber nachdenke (und ich tue dies tatsächlich seit Jahren), desto weniger (sic!) fällt mir ein, was privat nicht besser umsetzbar wäre.

Wer es für Freiheit hält ganz selbstverständlich Rüstung oder BER oder den suventionierten Bau von Kraftwerken finanzieren zu müssen ist in meinen Augen tatsächlich verblendet. Da kann ich auch nur den Kopf schütteln.

"(...)Ich weiß, dass ich nicht weiß." Mit seiner Aussage behauptet Sokrates also nicht, dass er nichts wisse. Vielmehr hinterfragt er das, was man zu wissen meint. Denn dieses vermeintliche Wissen ist nur ein beweisloses Für-selbstverständlich-Halten, das sich bei näherer Untersuchung als unhaltbares Scheinwissen entpuppt. Ein sicheres Wissen findet man bei den Menschen grundsätzlich nicht, deshalb kann man von seinen Ansichten nur vorläufig überzeugt sein. * Michael Stokes, Apology of Socrates, Warminster 1997, S. 18.* aus wikipedia

Ich habe aufgehört zu wählen, ich finde mich im Nicht-Wissen eher wieder als in den von dir wunderbar herauskristallisierten Entscheidungshilfen für die Wahl der Qual:

Was sind die möglichen Entscheidungsgrundlagen für politische Wahlen:
Gewohnheit (sehr viele Alte wählen aus Tradition)
Informiertheit (sehr selten, da lückenlose Informiertheit schlicht nicht möglich ist)
Desinformiertheit (im Normalfall folgt man den Bauchentscheidungen und den faktenarmen Stammtischparolen seines Umfeldes um nicht ausgegrenzt zu werden)
Protest (meist gegen alles und nichts)

Sollte ich einmal etwas wirklich "wissen", werde ich vielleicht neu entscheiden...

Es ist 100% wahr,Jeder Schritt, jedes Wort, jedes Tun und Lassen, sogar jeder Gedanke ist die Folge einer Entscheidung

"Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!"

DANKE ... Genau mein Dilemma. Toller Artikel, spricht mir bissl aus der Seele. Grüße^^

I wish I had taken a photo of my ballots to show folks in other countries -- it looked like a Sunday morning newspaper when it was spread out ;-)

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