Spuren im Schnee

in #deutsch5 years ago (edited)

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Nach einem langen Arbeitstag stapfte er durch den Schnee nach Hause. Der Weg war nicht zu weit aber auch nicht gerade kurz. Er meinte immer, die Länge wäre genau richtig um seine Gedanken zu ordnen, und mit dem vergangenen Arbeitstag ab zu schließen. Im Winter war es immer schon dunkel, wenn er den Weg nach Hause antrat, so auch heute.
Er lief den gewohnten Weg entlang, aus der Stadt, dem pulsierenden Herz des Lebens, hinaus auf offene Felder. Seine Gedanken flogen zwischen der Arbeit und seiner Familie hin und her. Freude und Frust im steten Wechsel. Er dachte darüber nach, wie es wohl wäre, nur Freude in seinem Leben zu haben. Als er so vor sich hin grübelte und seine Füße die frische Schneedecke eindrückten, bemerkte er Fußspuren im Schnee.
Die Spuren waren frisch, erst wunderte er sich, wer wohl so spät noch denselben Weg gehen musste, dann begann er, sich Geschichten zu den Spuren aus zu denken. Es könnte ein entflohener Sträfling gewesen sein, oder ein Spion, der sich durch den Schnee in Sicherheit bringen wollte. Ein Zombie, Patient 0, der Beginn einer Zombieapokalypse. Dann wanderten die Gedanken wieder zu seiner Familie, wie traurig er immer nach Hause kam, wie glücklich seine Frau war ihn zu sehen. Wie leid es ihm tat, wenn er nicht zeigen konnte, dass auch er sich freute. Die Gedanken an den Tag wurden wieder düsterer und er kämpfte sich durch den Schnee voran. Diese Gedanken und die seltsamen Spuren waren für den Rest des Weges seine einzigen Begleiter. Er hatte sie auch fast schon wieder vergessen, als er bemerkte, dass die seltsamen Fußabdrücke den exakt gleichen Weg genommen hatten wie er.
Eine seltsame Angst nahm ihn in Beschlag, was ging hier vor? Auf den Feldern war es noch unterhaltsam gewesen, aber je näher er seinem Heim kam, umso befremdlicher wurde es. Er bog in die kleine Straße ein, in der das Häuschen, das er mit seiner Familie bewohnte, stand und noch immer waren da die Spuren. Er stand am rostigen Gartentor und blickte den Weg entlang bis zur Haustüre, auch hier waren Fußabdrücke.
Angst war kein Ausdruck mehr, gefangen von den fürchterlichsten Ahnungen ging er langsam zur Eingangstüre, der Schein der die Fenster erleuchtete, tauchte den Weg in einen warmen Schein. Er hörte Stimmen, die Stimme seiner Frau und die seiner Kinder. Seine Frau lachte, die Kinder jubelten und da war noch eine weitere Stimme, seine Stimme. Er trat auf die Tür zu und hörte, wie seine Stimme mit seiner Frau scherzte, dann hörte er Schritte und die Haustür öffnete sich.
Er stand sich sprachlos gegenüber, sein glückliches Gesicht betrachtete sein verbittertes draußen im Schnee und dann schloss sich die Türe wieder ...

(Foto mit meiner Sony Alpha 6000)

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