Ein Tag bei der Team Österreich Tafel

in #deutsch5 years ago (edited)

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Nicht jeder kann einfach so in ein Geschäft gehen und sich ausreichend Gemüse und andere Lebensmittel kaufen. Bild: Pixabay / Michi-Nordlicht

Hallo liebe andere Steemians!

Jetzt war es wieder einmal eine Zeit lang still auf meinem Account - aber ich war nicht untätig. Heute möchte ich euch von der großartigen Arbeit erzählen, die die Mitarbeiter der Team Österreich Tafel leisten.

Aus Fremden werden Kollegen

Samstag, 16:30 in einer österreichischen Kleinstadt. Mehrere Leute laufen bereits geschäftig durch das alte Gemäuer der ehemaligen Fleischfabrik, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden. Heute haben die Gemäuer freilich einen anderen Zweck: Im Parterre (in Deutschland würde man Erdgeschoß sagen) befindet sich ein Museum - der Rest gehört einer Wohnhausverwaltung.

Das erste Auto kommt mit seiner Lieferung. Sofort stürmen die rund 15 Leute - Pensionistinnen und Pensionisten, Studierende, Geflüchtete, Berufstätige und sogar eine Schülerin - die sich größtenteils erst vor Ort kennengelernt haben hinaus, um bei der raschen Entladung des Autos zu helfen. Nur wenige Minuten später türmen sich im Raum Lebensmittel auf - Gemüse, Obst, Brot, Milchprodukte, Süßigkeiten. Ein paar weitere Minuten später ist alles fein säuberlich auf seinen Platz geräumt, die verdorbene Ware aussortiert - Zeit, um sich zu unterhalten bis das nächste Auto mit seiner Lieferung kommt. Ganz unterschiedliche Menschen treffen aufeinander - eine Schülerin, die gerade überlegt, in welchen Fächern sie maturieren soll. Eine alleinerziehende Frau, die zu Hause zwei Kinder hat. Ein Mann, der erst vor wenigen Jahren aus Tadschikistan nach Österreich geflüchtet ist. Pensionistinnen und Pensionisten, Berufstätige, eine Studentin, die später die Reste, die von den Klienten nicht mitgenommen wurden in ihr Studentenwohnheim mitnehmen wird, damit kein Müll anfällt.

Insgesamt vier Mal werden vier Freiwillige mit den beiden Autos Waren aus den Supermärkten der Region anliefern, die ansonsten weggeworfen werden würden. Insgesamt vier Mal klappt das Sortieren der Waren ohne großer vorheriger Besprechung reibungslos. Jeder weiß, wohin die Dinge gehören - egal, wie lange er oder sie dabei ist. Man hilft einander. Fehler werden nicht groß thematisiert, sondern einfach behoben.

Menschenwürde, Zusammenhalt und Nachhaltigkeit

Zum Schluss - nur wenige Minuten bevor die Klientinnen und Klienten kommen - wird zusammengekehrt. "Wir wollen den Einkaufsraum für die Klienten möglichst ansprechend gestalten", erklärt die Tagesleitung. Danach geht es noch an eine Einweisung: Jeder soll so viel bekommen, dass auch die anderen Klienten noch etwas bekommen, aber auch so viel, dass es genug ist. Von der Milch ist wenig gekommen - da etwas sparsamer sein, dafür ist vom Salat und vom Brot so viel da, dass man ruhig etwas großzügiger sein könne. Das Ziel: Zum Schluss sollen die Klientinnen und Klienten, die sich den Gang zum Supermarkt nicht leisten können, ausreichend zu essen haben und gleichzeitig sollen Lebensmittel, die in Ordnung sind, nicht einfach im Müll landen.

Gleichzeitig ergibt sich aber ein weiterer Effekt: Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen kommen ins Gespräch über Dinge, die uns eigentlich alle bewegen. Kinder, Haustiere, Ausbildung, berufliche Tätigkeiten und worüber man sich halt so unterhält. Und vor allem: Jeder packt an. Jeder ist offen und freundlich. Wir sind schneller fertig als so manches eingespieltes Team in einer Firma - und ich kann mir aussuchen, an welchen Tagen ich wie lange mitarbeite.

Freude an den kleinen Dingen

Die Kirsche auf dem Kuchen ist für mich aber, wenn man sich mit den Klienten nett unterhalten, herumscherzen kann und wenn man das Gefühl hat, dass am Ende des Tages ein paar Kinder doch mal ein Stückchen Schokolade haben, das sich die Eltern so vielleicht nicht wirklich hätten leisten können oder wenn eine ältere Frau oder ein älterer Herr mit Mindestpension sich einen schönen Abend machen kann, weil es einmal mehr gibt als nur Haferflocken oder Käsebrot. Mir persönlich macht die Mitarbeit wahnsinnig viel Spaß. Ich bin gerne dabei - und wer weiß, vielleicht probiert es ja der eine oder die andere von euch auch einmal aus...?

Du willst helfen oder suchst Hilfe?

Sort:  

Find ich gut. Ich hab, bevor ich selbst einsehen mußte, daß ich die Leistung selbst brauche, auch 2x bei der lokalen Tafel beim Sortieren geholfen (und etwas matschige Erdbeeren mitgenommen). Kann es eigentlich kaum erwarten, wieder die Seiten zu wechseln (Hilfe beim Sortieren und der Ausgabe wird immer benötigt), obwohl das mit dem Mitnehmen der nicht abgebbaren Waren nicht mehr so einfach sein dürfte. Die Tafel hat schon strengere Regeln als Foodsharing, das stört mich ein bißchen.

Bei uns gibt es auch Klienten, die mithelfen. Das finde ich besonders toll, weil man glauben würde, dass ihnen dann die Kapazitäten für die Freiwilligenarbeit fehlen würden. Aber nein, im Gegenteil: Sie wollen helfen. Finde ich sehr schön.

Foodsharing kenne ich zwar, habe ich aber noch nie betrieben, weil es im ländlicheren Raum kaum Leute gibt, die mitmachen. MIt mir selber teile ich eh schon ;-) Daher kann ich es nicht so ganz gut vergleichen. Zudem kommt bei uns schon nur Ware an, die wir auch wirklich verwenden können (bis auf ab und zu mal was, das schon nicht mehr so gut aussieht und das wir dann aussortieren). Ob dafür die Fahrer zuständig sind oder ob das schon die Supermärkte so ausgeben, kann ich nicht sagen. Jedenfalls kenne ich dadurch die Regeln nicht ganz so genau. Ich glaube das wichtigste ist aber immer noch, dass die Waren in Ordnung sind. Wenn ich sie noch verkochen / essen würde, dann lege ich sie ins Regal.

Bei uns ist die Regel: entweder mithelfen oder die Leistung nutzen.
Und Lebensmittel, die das MHD überschritten haben, werden bei der Tafel eher weggeschmissen als bei Foodsharing.

Ist halt dann auch sicherlich eine juristische Fragestellung, wenn etwas abgelaufen ist und das dann jemand isst, der krank wird... Da können leicht irgendwelche Zusammenhänge hergestellt werden (ob die dann stimmen oder nicht) und das ist für Organisationen natürlich sehr problematisch.

Ja, bei Foodsharing unterschreibt man schon auch, daß man die Problematik verstanden hat und selbst haftet.
Im Grunde genommen haftet man aber bei der Tafel als Verbraucher letztlich auch selbst. Zumindest steht was in der Richtung auf meinem Ausweis. Ich bin nun kein Jurist, keine Ahnung, wie bindend der Hinweis dort ist.

Ja, die habe ich leider auch nicht. Vielleicht haben wir Glück und ein Jurist, der sich damit auskennt, liest das hier und kann uns Infos dazu geben.

Super Sache und schön geschriebener Beitrag! Daumen hoch, dass du dich hier so engagierst! 👍🏼😊

Danke. Ist keine große Sache - ich bin ca. 1x im Monat dabei - andere sind jede Woche dabei. Vor denen ziehe ich echt meinen Hut - die opfern den halben Samstag (bzw. manche schon den halben Freitag) für das Projekt.

Hallo Theodora, interessanter Bericht über Dein tolles Engagement. Hab noch einen schönen Tag. Alexa

Danke. Wirklich engagiert sind aber die, die fast wöchentlich mit dabei sind, so wie der junge Mann aus Tadschikistan. Und die Teamleitung, die hier wirklich großartige Arbeit seit Jahren leistet.

Servus,

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Tolles Projekt! Und natürlich ebenso toll, dass du dich dafür engagierst. :)
Wie ist denn die Kooperation mit den Supermärkten zustande gekommen und welche Geschäfte sind es, die ihre überschüssige Ware dem Projekt zur Verfügung stellen?

Ich denke, dass da einfach nachgefragt wurde vom Roten Kreuz. Die Team Österreich Tafel bzw. Team Österreich allgemein gehört ja zum Roten Kreuz. Aber Details weiß ich keine, da ich ja erst seit kurzem dabei bin.

Verstehe, danke für die Antwort!

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