Suzuki DR650RSE „Oskar“

in #deutsch6 years ago

enter image description hereJan auf einem Einzylinder? Und nur 650ccm? Für viele, die Jan kennen, unvorstellbar. Für Jan eine ganz logische Entscheidung: Oskar war halt einfach da, hatte mit 21.000km quasi Neuzustand und stand in Bulgarien bereit, als im Sommer 2017 die Entscheidung zur Motorrad-Weltreise fiel. Oskar wurde 1996 geboren und ist nicht gerade der Schönste, zumal ihn seine Vorbesitzerin kräftig auf die Seite geworfen hat und der arme Oskar dadurch eine große Narbe in der Verkleidung hat. Aber Narben erzählen ja bekanntlich vom Leben und es zählen die inneren Werte – und da ist der DR650 Motor für seine Robustheit und Langlebigkeit bekannt.
Weil Jan etwas größer ist, bekam Oskar noch vor der Zulassung ein Fahrwerksupdate von Hessler Rallyesport mit härteren Gabelfedern und einer härteren Feder im Federbein. Ideal für Langbeiner wie Jan, die mit Gepäck fahren!
Damit die Sitzposition auch stimmt, hat Jan Oskars Sitzbank ordentlich aufpolstern und mit Rauhleder beziehen lassen und legt darauf auch noch ein Schaffell, um den Sitzkomfort noch weiter zu verbessern und in kalten Nächten im Zelt unter der Isomatte vor Bodenkälte zu schützen.
enter image description hereSo wie auch Pet, bekam auch Oskar einen Lukas Lenker mit Mittelstrebe verpasst, da die originalen Suzuki Lenker bekanntermaßen aus Butter gefertigt werden und bei kleinstem Bodenkontakt schon merkwürdige Varianten von Kaltverformung zeigen. Klar, dass der Lukas Lenker eine Mittelstrebe hat, um Schalter, Stecker und sonstiges Zubehör zu montieren!
enter image description hereEtwas auffällig, weil groß und rot, ist die Hupe, die unseren beiden DRs einen großen Auftritt sichern soll. Die originale Hupe glich eher einem kranken Krächzen, welches eigentlich nur dem deutschen TÜV gefällt. Um im Trubel des weltweiten Straßenverkehrs nicht unter zu gehen, bekamen Pet, Oskar und auch Kittymobil eine laute Stimme verliehen, die mit rund 125 Dezibel auch den schlafmützigsten Verkehrsteilnehmer wecken soll.
enter image description hereOskar und Pet haben beide die gleichen Scheinwerfer. Zunächst leuchtet im Hauptscheinwerfer statt der H4 Birne ein 35W Xenon Scheinwerfer. Der macht ordentlich hell bei weniger Stromverbrauch, ist aber in Deutschland ohne ABE so nicht zulässig. Wir sind ja nicht in Deutschland – und Oskar hat das Land der Restriktionen schon 2016 verlassen, als Jan ihn nach Bulgarien überführt hat, um dort immer ein Urlaubsmotorad stehen zu haben.
Zusätzlich zum Xenon Brenner bekam Oskar wie Pet auch noch zwei LED Zusatzscheinwerfer montiert, die wir seit einigen Jahren auch schon im Rallyesport im Einsatz haben. Und da wissen wir aus Erfahrung: die Dinger machen die Nacht zum Tag und erleuchten bei der Rallye Breslau Nachtetappe auch tiefste polnische Wälder taghell! Jede Lampe zieht 11 Watt und hat rund 10€ gekostet. 20€ für kräftige, haltbare LED Scheinwerfer mit Metallgehäuse! Ein Vorteil von Zusatzscheinwerfern ist nicht nur nachts, sondern auch tagsüber: ein Motorrad in anderen Ländern dieser Erde ist meist deutlich langsamer als ein Auto und wird so auch von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen. Da unsere DRs jedoch nicht in die Kategorie „Mofa“ oder „Schnecke“ fallen, können wir uns mit angeschalteten Zusatzscheinwerfern als „Big Bike“ bemerkbar machen.
enter image description hereGanz unscheinbar aber hoffentlich auch ganz nützlich ist ein kleiner Stecker auf der linken Seite von Oskar. Der gehört zum „Bike Start“ Überbrückungskabel und soll ihm auf die Sprünge helfen, wenn die Batterie nicht mehr richtig will und das Motorrad nicht mehr anspringt. Wir gehen davon aus, dass Pet dank ihres Kickstarters und kleinen Hubraumes „immer“ anspringt – oder leicht dazu überredet werden kann. An Pet befindet sich das Gegenstück dazu.
enter image description hereJan schwört auf Alukoffer und möchte niemals andere fahren als die von RMS. RMS metalwork fertigt Alukoffer in deutscher Handarbeit nach Maß und in so guter Qualität, dass noch nicht mal Jan es geschafft hat, die Kisten in 20 Monaten Weltreise mit hohem Offroadanteil zu verbiegen! Die RMS Koffer kosten im Doppelpack inklusive ein paar Extras rund 400€ und damit nur eine Tankfüllung mehr als bei anderen Herstellern nur ein einziger Alukoffer von der Stange kostet! Zusätzlich thront auf dem Heck ein weltgereister Ortlieb Rackpack, der seine Qualitäten schon auf Jans erster Motorrad-Weltreise gezeigt hat.
enter image description hereAuch Jan hat seinen Kofferträger in Krefeld von unserem Lieblingsschweißer Siggi schweißen lassen. Pet und Oskar waren ja eigentlich nur für gelegentliche Wochenendausflüge mit Satteltaschen gedacht, sodass Jan in Bulgarien beim Schweißer meines Vertrauen noch zusätzliche Haltelaschen für die Alukoffer anschweißen ließ. Aus Erfahrung wissen wir: selbst gebaut hält immer länger als Handelsware für den coolen Look vor der Eisdiele! Auch Jan hat dabei Wert darauf gelegt, die Soziusrasten zu erhalten, sodass zur Not ein Passagier mit fahren kann. Natürlich ist das nicht besonders komfortabel, aber in vielen Situationen mehr als nützlich!
enter image description hereAn den Alukoffern befestigt sind kleine stabile Kanister, in denen jeweils zwei Liter Öl schwappen: links Kettensägeöl für unsere Kettenöler, rechts Motoröl für zwischendurch. Beide Suzukis brauchten bisher zwar keinen Tropfen Öl, aber man weiß ja nie!
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Oskar bekam auch HRT Sturzbügel montiert. Weniger, um vor Schäden durch Sturz zu schützen, sondern eigentlich eher als Halterung für kleine Baumwolltaschen. Wir beide stehen auf „Low Tech“ und statt unser Geld für „… tech“ auszugeben, investieren wir es lieber in Sprit. So hat Jan sich für wenig Geld zwei kleine Kampftaschen gekauft, um darin unser Werkzeug, Bastelkram wie Klebeband, Draht, ein paar Schrauben, Lötzinn und Lötkolben sowie ein paar Verschleißteile wie Radlager, Bremsbeläge und Ölfilter zu verstauen. Der Vorteil solcher Baumwolltaschen: ist innen alles in ziplock-Beutel verstaut, wird auch dann nichts nass, wenn die Tasche ein Loch hat. Wasserdichte Taschen für Sturzbügel aus dem Motorrad-Zubehörhandel entwickeln sich beim kleinsten Loch zu Schwimmbädern, aus denen das Wasser niemals abläuft und in denen dann alles herrlich rostet und modert.
enter image description hereUm nicht auch noch den Ersatz Gaszug im Gepäck verstauen zu müssen, hat auch Jan den Zug doppelt verlegt. So, wie die überall am Motorrad versteckt montierten Ersatzhebeleien und Kabelbinder sind wir diese nützliche Vorgehensweise aus dem Rallyesport gewöhnt: so ist der Ersatz immer schnell griffbereit und muss nur noch eingehängt werden.
enter image description hereDas Tankvolumen von 17l ist grundsätzlich ausreichend, jedoch wissen wir von einigen wenigen Streckenabschnitten, wo es sehr knapp werden könnte. Wir haben uns bewusst bei beiden Motorrädern gegen große Tankfässer oder Zusatztanks entschieden, da diese erstens ziemlich viel Geld (und Arbeit) kosten und zweitens sowieso die meiste Zeit nur das Motorrad unnötig schwer und voluminös machen, ohne dass man Nutzen davon hätte. Der 12l Benzinsack schafft uns genügend Flexibilität und Sicherheit, falls die Tankreichweite doch voraussichtlich zu knapp sein sollte, kostet weder ein Vermögen noch beschwert er das Reisegepäck oder verändert die Fahreigenschaften, wenn er die meiste Zeit der Reise klein zusammen gefaltet verschnürt ist.
Jan hat sich für einen Scott Oiler Kettenöler entschieden. Den gab es gebraucht für 35€ und auch er wird mit Kettensägenöl bestückt, welches weltweit erhältlich ist und die Kettenpflege deutlich vereinfacht.
enter image description hereJan hat sich Saito Heizgriffe für warme Pfoten angebaut. Als alter Sparfuchs hat Jan die Griffe in Hamburg bei Louis Flohmarkt für knappe 10€ ergattert. Das Problem: der Regler war defekt und der linke Griff war für einen minimal kleineren Lenkerdurchmesser. Für kleine 4€ gab es einen neuen Regler und mit etwas Muskelarbeit und einer Feile war auch der linke Heizgriff montiert. Dazu gab es Acerbis Handprotektoren, da die original Suzuki "Handpatschen" nur gegen Wind, nicht jedoch bei Stürzen schützen.
enter image description hereUm Handys, GPS, Laptops und andere Elektronik laden zu können, hat Oskar einen kleinen und großen Zigarettenanzünder sowie zwei USB Steckdosen im Cockpit verbaut. Damit sind wir nicht darauf angewiesen, nur wegen Strom in die „Zivilisation“ zu fahren, sondern können auch im „Nirgendwo“ Laptops und Handys laden. Das ist wichtig für Silke, um unterwegs „normal“ weiter zu arbeiten und für Euch Leser auch, denn Jan ist verantwortlich für das Schneiden von Videos, die Ihr so gerne schaut. Zur Kontrolle, dass Oskar nicht ganz der Saft ausgeht, kann Jan immer wieder einen Blick auf die Voltanzeige werfen. Vergisst er das, hilft das Bikestart Kabel.
Jan hat Buch geführt über seine Ausgaben, um aus Oskar ein Weltreisemotorrad zu machen. Inklusive des Anschaffungspreises von 1600€, allem Gepäck und zusätzlichem Zubehör stehen am unteren Ende der Excel Liste nur 2800€. Wir sind sicher, dass dies bei vielen, die von einer Weltreise träumen, als Endbetrag einer Rechnung des Zubehörhandels auftaucht – ohne Motorrad natürlich.

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toll, erinnert mich an meine Afrika Twin. Die ccm reichen völlig aus. Tolle Strecke und Bericht

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