Fragen, die sich als potenzielle Schlaf-Räuber outen könnten.

Der Tag neigt sich noch lange nicht seinem Ende zu, verliert aber unweigerlich an Leuchtkraft. Apropos Kraft - auch meine ist nicht mehr mit der vergleichbar, die mir noch am Morgen mir im Nacken saß. Aber das, was von ihr noch nicht verbraucht ist, reicht sicherlich aus, um mir zumindest noch ein leckeres Abendbrot zuzubereiten.

Ruckzuck bekommt die Eisenpfanne kräftig Feuer unter den Hintern. Kaum auf Betriebstemperatur, bekommt sie Besuch von etwas Kokosfett, das jedoch sofort erste Auflösungserscheinungen andeutet. Das freut nicht nur den Pfannen-Jongleur sondern auch die jungen Zwiebel, die in Würfel geschnittene Paprikaschote, ein wenig Gurkenfleisch (ohne Samenkerne) und die Champignons, die sofort vor Freude zu glänzen beginnen, als sie in das heiße Bad springen. Um der ganzen Sache noch etwas Pfiff zu verleihen, knirscht und knacken die Mühlen für Salz und Pfeffer, dazu noch eine Prise Chili und gehackte Petersilie. Bevor der Zauber schon wieder vorbei ist, huschen noch ganz geschwind die Tomatenwürfel in das bunte Gemisch.

Zwei Scheiben Brot landen auf einem Teller. Zu den Dingern muss ich nicht viel sagen. Sie spielen auch nur mit, weil sie so schön satt machen. Genau wie der Reis beim Mittagessen. Braucht eigentlich kein Mensch, aber wenn du ihn nicht mit dem Gemüse und Salat zwischen die Kiemen schiebst, meldet sich spätestens nach zwei Stunden der Hunger zu Wort - und das kann auch auf Dauer ziemlich nervig werden. Okay, die sättigende Unterlage liegt also bereit, das Sortengemisch in der Pfanne duftet lecker und wartet, ähnlich wie beim Saunagang, nur noch auf die Abkühlung.
Man will ja auch kein Unmensch sein und erfüllt daher seinem Gemüse diesen kleinen Wunsch.

Die ersehnte leichte Abkühlung erfolgt durch das Übergießen mit einem Hühnerei (kurz aufgeschlagen und -ganz wichtig- ohne Schale). Zweimal kurz durchschwenken und rauf auf des Bäckers ganzen Stolz. (Wenn in dem Satz die Grammatik stimmt, werfe ich den Duden aus dem Fenster!) Lecker!

Doch, und jetzt kommt der Haken an der Sache, krabbelt erneut eine Frage an meinem Rücken entlang, die mich in letzter Zeit öfters beschäftigt hat. Mir fiel nämlich in den letzten Jahren auf, dass immer mehr Menschen aus meinem Freundes- oder Bekanntenkreis sich der veganen Ernährung zuwenden. Nichts dagegen einzuwenden, solange keine missionarische Züge erkennbar sind.
Aber warum essen Veganer keine Eier? Um an ein Ei zu kommen, brauche ich weder ein Huhn zu schlachten, noch nehme ich dem Tier das Kind weg. Ich lebe auf dem Dorf. Hier gibt es mehr Vieh als Menschen und Massentierhaltung schon gar nicht. Jeder hat seine Hühner und mir ist es noch nie untergekommen, dass Hennen ständig brüten wollen. Wenn ich zum Veganer werde (man weiß ja nie), was mache ich dann mit den Eiern? Den Nachbarn bewerfen, wenn dessen Radio mir mal wieder den letzten Nerv raubt? Die Dorf-Spiele ausrufen und das Eierweitwerfen als Disziplin mit auf den Plan nehmen? Und was sagen erst die Hühner, wenn sie von mir nicht mehr gelobt werden. Der Hahn wird mich seinen Unmut spüren lassen. Da bin ich mir sowas von sicher …
Ja, wie ist das nun mit den Eiern? Muss ich bei meinem Abendessen ein schlechtes Gewissen haben?