Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -49- Der Weg über das Knochenplateau - 9 von 10

in #fantasy5 years ago


Was bisher geschah:
Unheil verkündend leuchtet die Schwarze Pyramide in unwirklichem Licht als die Abenteurer sich schleichend einen Weg in das Gebäude suchen. Vorsicht ist oberstes Gebot, denn die Luft ist schwer vom Geruch der Echsen …

Es blieb ruhig. Langsam gingen sie an den Kerkertüren vorbei. In einigen schliefen abgemargerte Menschen. In einigen waren fremde Kreaturen eingesperrt, die Grayden nicht kannte. Kurz vor dem Ende des Ganges hörten sie wieder das weibliche Stöhnen. Sie schauten in eine Zelle und sahen eine kleine Gestalt, die sich den Kopf hielt. Sie war in eine dürftige Lederrüstung gekleidet, die viele Löcher und Risse hatte. Die Gestalt hob den Kopf als sie bemerkte, das sie beobachtet wurde. Es war eine Zwergin. Sie hatte einen langen Zopf aus schwarzen Haaren und ihr Gesicht war mit blauen Flecken übersät und das linke Auge war zugeschwollen. Ramloc fand sie ansehnlich, wenn sie keine Blessuren gehabt hätte.

»Was gibts denn da zu glotzen, hä?«, blaffte sie die Abenteurer an.
Ramloc war überrascht so von einer Zwergin angeschnauzt zu werden und öffnete erstaunt den Mund.
»Wollt ihr mich auch zusammenschlagen?«
»Du bist diejenige, die vorhin von den Echsen gefangen genommen wurde«, stellte Grayden nüchtern fest. »Und nein, wir wollen dich nicht zusammenschlagen.«
Das gesunde Auge der Zwergin musterte ihn von oben bis unten.
»Gut erkannt, Ordensmann. Musst ja echt scharfe Augen haben, wa?«
»Für eine die so aussieht wie du und im Kerker sitzt, bist du ziemlich ungehobelt«, kam seine Antwort während er an die Gitterstäbe schnippte. »Wie heißt du?«
Die Angesprochene zögerte, dann sagte sie: »Rabana Ohnenamen. Holt ihr mich nun hier raus oder wollt ihr die ganze Nacht schwätzen?«
»Woher sollen wir wissen ob wir dir vertrauen können und nicht zu den Echsen gehörst?«, fragte Shana.
Rabana sammelte Speichel und spuckte einen dicken Batzen auf den Zellenboden.
»Wenn ich nicht so lädiert wäre, Menschenmädchen, würde ich dich für diese Behauptung meine Klingen schmecken lassen. Ich würde nie für solch ein Pack wie diese widerlichen Echsen arbeiten.«
»Vielleicht sollten wir ihr eine Chance geben sich zu beweisen«, schlug Dimitrion vor.
»Na gut, Ramloc schaffst du es auch diese Tür zu knacken?« fragte Grayden.
»Mal seh´n. Dürft nich´ allzu schwer sein.«
»Wo haben dich die Echsen eingefangen?«, fragte Shana währenddessen.
»Als ich gerade ein leckeres Hühnchen auf den Spieß gesteckt hatte, nicht weit von hier, da stürmten auf einmal diese Viecher aus den Büschen und eh´ ich es mir versah, hatten sie mich in dem Netz gefangen, bevor ich mich überhaupt wehren konnte. Wenn ich es besser gewusst hätte, dann hätte ich woanders mein Lager aufgeschlagen. Wo bin ich hier überhaupt?«
»Wir sind südlich der Mangrovensümpfe und wir wollen diese Echsen aufhalten bevor sie ein aetherisches Ritual durchführen. Hilfst du uns?«, fragte Shana freundlich.
Rabana schwieg bis Ramloc das Schloss geknackt hatte. Dann kam sie auf die Gruppe zu und nahm jeden in Augenschein.

»Ihr seid ja ein lustiges Häufchen, wa? Diese Viecher sollen es bereuen sich mit Rabana Ohnenamen angelegt zu haben. Ich bin dabei. Aber ich brauch´ meine Waffen.«
Sie hielt sich die Seite und Shana griff in einen Gürtelbeutel und zerrieb etwas Salbe über das Auge der Zwergin.
»Halt still«, sagte sie
»Du bist Heilerin? Cyrillaanbeterin vielleicht?«
»Seh ich so aus? Ich kann ziemlich gut mit Kräutern umgehen, das ist alles«, antwortete Shana. »Lass mich mal deine Rippe anschauen.«
Rabana hob ihr Lederhemd etwas hoch und Shana tastete die Rippe ab.
»Scheint nicht gebrochen zu sein. Das wird trotz der Salbe einige Tage dauern bis das abgeheilt ist«, sagte Shana und verteilte auch hier die Salbe vorsichtig.
»Jedes bisschen hilft, wa?«
Ramloc starrte etwas zu sehr auf die entblößte Haut seiner Rassengenossin.
»Noch nie ´ne Frau gesehen?« fragte sie ihn barsch.
Ramloc erstarrte und blickte erbost zurück.
»´türlich, aber keine die so blau geprüg´lt wurde.«
»Nettes Kompliment.«

Shana stand auf und steckte die Heilsalbe wieder ein.
»Du solltest die Seite nicht allzu stark belasten, dann ist bald wieder alles abgeschwollen und auch dem Auge wird es besser gehen.«
»Für Zurückhaltung werde ich in nächster Zeit wohl nicht viel übrig haben.«
Shana griff nochmal in ihren Gürtel und gab ihr zwei kleine hellgrüne Blätter.
»Kaue eins davon wenn die Schmerzen zu groß sein sollten, aber es wird dich ein wenig schwindlig machen.«
»Danke. Jetzt brauch ich noch meine Waffen, dann können wir weiter. Wer seid ihr eigentlich?«, fragte sie als sie die Waffen suchten. Grayden stellte sie der Reihe nach vor und auf Ramloc liess sie ihren Blick ein wenig länger ruhen, so das er etwas verlegen wurde.
»Wir haben Mörme vergessen«, fiel Grayden auf.
»Ich glaube nicht das sie sich vergessen lässt«, sagte Shana. »Sie ist bestimmt aus gutem Grund bei den Feren geblieben.«
»Mörme?«, fragte Rabana. »So würde ich ´ne Kröte nennen.«
»Sie ist eine Curca und wurde uns mitgegeben.«
Die Söldnerin schaute überrascht.

»Hier ist eine Kammer mit einer Truhe, da drin könnten deine Sachen sein«, unterbrach sie Dimitrion.
Rabana öffnete die Holztruhe und bald darauf war sie wieder gerüstet. An den Hüften befestigte sie zwei schwere Dussaken und sie liess mit einem bestimmten Druck ihres Fußes Sporne aus ihren Stiefeln schnappen. Dann flocht sie messerscharfe Scheiben in ihr Haar. Zum Schutz band sie sich ein schwarzes Kettenhemd um und einen breiten Gürtel aus dunklem Leder.
»So, jetzt fühl ich mich schon viel besser«, sagte sie und atmete tief ein.
»Du bist eine Söldnerin?«, es war mehr eine Feststellung als eine Frage die Grayden stellte.
»Ja und? Hast du irgendwas gegen Mietschwerter, Ordensmann?«
Das letzte Wort betonte sie mit leicht abfälligem Ton und Grayden beschloss sie im Auge zu behalten und warf ihr nur einen harten Blick zu.
»Hey, jetzt ist keine Zeit für so etwas«, sagte Shana.
»Ja, machen wir uns auf den Weg«, sagte er.

Grayden übernahm die Führung und sie kamen wieder an eine Holztür, die diesmal jedoch nicht abgeschlossen war. Der Gang dahinter knickte nach links ab und führte schräg nach unten. Dort fanden sie ein großes Verlies vor, in dem fast drei Dutzend Kinder eingesperrt waren. Die meisten schliefen, einige starrten mit leeren Augen vor sich in die spärlich beleuchtete Finsternis und nur wenige waren wach. Manche hielten sich in den Armen und hatten kleine Grüppchen gebildet. Alle waren dreckig und wiesen Spuren von Schlägen auf. Hier unten roch es nach Kot, Schweiß, Tränen und Angst. Der ekelerregende Gestank war kaum auszuhalten. Shana stockte der Atem.
»Das ist ja furchtbar.«
»Wie sollen wir die alle hier raus kriegen?«, fragte Magnus.
Auch Grayden hatte mit vielen Kindern gerechnet aber das es so viele sein würden,das konnte er nicht ahnen und das stellte sie vor ein riesiges Problem. Sie standen da und konnten es kaum fassen, bis eines der Kinder auf sie aufmerksam wurde. Es blinzelte, da es kaum glauben konnte was es da sah. Es kam zu den Gitterstäben und blieb kurz davor stehen. Der Junge sah entsetzlich zugerichtet aus. Abgemagert wie er dastand, sah jeder die Schrammen und Blessuren die ihm zugefügt worden waren.
»Ihr seid keine von denen, oder?«, fragte der Junge ängstlich.
Shana kniete sich vor ihm hin und deutete ihm leise zu reden.
»Nein, sind wir nicht. Wie heißt du?«
»Jillen. Mein Name ist Jillen.«
Dimitrion trat neben Shana und Jillen erkannte den Grundherren.
»Herr, es tut mir leid«, kam es über seine Lippen und dann fing er an zu schluchzen und Tränen liefen über seine Wangen.
»Hab jetzt keine Angst, wir holen dich und die anderen da raus«, sagte Dimitrion mit mühsam beherrschter Stimme, froh die Kinder gefunden zu haben.
Er reichte durch die Gitterstäbe und strich Jillen über den Kopf.
»Bitte holt mich raus, sonst nehmen sie uns wieder mit«, brachte Jillen mit erstickter Stimme hervor.
»Wohin nehmen sie euch mit?«. fragte Dimitrion.
»In einen großen Raum. Mit großen Tonnen und Schläuchen.«
»Und was machen sie mit euch?«
»Manche von uns werfen die Echsen in komische metallene Särge oder sie pieksen uns mit Nadeln.«
»Beeil´ dich. Ich hör´ Schritte«, sagte Ramloc.
Jillen fing an zu schluchzen.
»Keine Angst, du bist in einem Augenschlag wieder zu Hause, Jillen. Aber du musst ruhig bleiben und darfst die anderen jetzt nicht aufwecken. Meine Freunde und ich müssen vorher diejenigen bestrafen die euch das getan haben«, sagte er in ruhigem Ton.
Jillen zwinkerte einmal.
»Nun, ganz so schnell wird es wohl doch nicht sein«, sagte Dimitrion gequält lächelnd.
»Schlaf jetzt.«
Und die Tränen hörten auf zu fließen und er musste gähnen. Er nickte und rieb sich träge und müde seine Augen. Ruhig redete Dimitrion weiter. »Du musst dich ausruhen. Schlaf.«
Jillen nickte nochmal und legte sich hin.

Leise schlichen sie wieder aus dem Verlies. Hinter der Tür hörten sie wieder das Zischen der Echsen. Schnell versteckten sie sich in einer der dunklen Ecken und warteten. Die schweren Schritte der Echsen kamen näher. Graydens Herz schlug bis zum Hals, selbst Ramloc sah angespannt aus. Wenn sie jetzt entdeckt werden würden wäre ihnen eine Niederlage sicher und so hielten sie alle den Atem an als die Echsen bei der Zellentür angekommen waren. Grayden bereitete sich vor und er sah, das Dimitrion ohne zu Zögern losgeschlagen hätte wenn er ihn nicht zurück gehalten hätte. Der Zorn in Dimitrions Augen brannte wie die Feuer des Abgrunds aber er musste sich beherrschen. Die Echsen stampften vorbei und gingen in den Kerker mit den Kindern.

Eine öffnende Gittertür war zu hören, dann erstickte Schreie und wütendes Zischeln. Die Gittertür wurde wieder geschlossen und die Echsen kamen wieder näher. Schweiß rann Grayden von der Stirn. Er sah zu Dimitrion rüber dessen Gesicht fahl wurde und wie er sich auf die Lippen biss. Seine Knöchel wurden weiß als er seinen Rabenschnabel immer fester packte. Der Schildmeister schüttelte den Kopf, doch auch ohne das Zeichen wäre Dimitrion nicht so dumm gewesen jetzt die Echsen anzugreifen und die Kinder in Gefahr zu bringen. Aus dem Dunkel eines Türspalts sah Ramloc auf den Gang hinaus. Die Echsen hatten mehrere Kinder unter die Arme gepackt in denen die kleinen Körper schlaff herab hingen.

Wenige Schritte nachdem sie an der Zellentür vorbei waren hielt eine Echse abrupt an und zog scharf die Luft ein. Sie zischelte etwas. Graydens Atem stockte. Eine andere Echse rammte ihren Speer in den Boden und rief etwas, das die anderen wieder in Bewegung setzte. Als sie auf der Treppe waren atmete Graydens erleichtert auf. Er fragte sich, was diese Kreaturen mit den Kindern vorhatten.

Fortsetzung folgt in Episode 50 - Der Weg über das Knochenplateau 10 von 10 ...

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