Die Angst vor der Konfrontation mit der Wirklichkeit und die fast schon peinliche Vergesslichkeit …

in #ganzwenigtext5 years ago

… insbesondere bei den Genossen der SPD

Acht Tage sind nun vergangen, seit der amtierende Juso-Vorsitzende in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT Denkansätze präsentierte, mit denen sich seine Partei (SPD) wieder mehr beschäftigen sollte, nicht nur, um ihren eigenen Maßstäben wieder gerecht zu werden, sondern auch das weitere Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern.
Eigentlich, wenn man die Unzufriedenheit, Politikverdrossenheit und den Nährboden für rechtes Gedankengut nicht als von Gott gegeben ansieht, ein begrüßenswertes Vorhaben, nachdem 25 Jahre Neoliberalismus uns in diese Sackgasse geführt hat, in der der größte Teil der Lohnempfänger gelandet ist.

Wer jedoch der Meinung war, die Genossen würden gierig nach diesem Wachmacher greifen, den ihnen Kevin Kühnert da anbot, der sah sich getäuscht. Man erwachte zwar aus dem GroKo-Koma, fand dies jedoch überhaupt nicht lustig und drosch unbedacht auf den vorlauten Juso ein, denn der hatte einen Begriff auf den Tisch geknallt, mit dem die SPD aber überhaupt nicht in Verbindung gebracht werden möchte.

Die mehr als 150 Jahre alte Partei beschreibt ihre Geschichte als «geprägt von der Idee des demokratischen Sozialismus». Eine Verwirklichung dieser «Vision einer freien, gerechten und solidarischen Gesellschaft» bleibe Aufgabe der SPD.

So zumindest die Gestalter des Godesberger Programmes, das wahre Fundament eines jeden Sozialdemokraten.
Und das liegt bereits ein paar Jahrzehnte zurück und nirgendwo ist die Rede von einer Verstaatlichung privater Unternehmen oder ein Loblied auf die Planwirtschaft.

Da kommt dieser Jungspund mit Forderungen und Ideen daher, mit denen dessen Vorgänger im Job als Juso-Vorsitzender, ein gewisser Gerhard Schröder, auch schon am Tor des Kanzleramtes gerüttelt hatte. Doch als man ihm das Tor dann endlich öffnete, da ist dem Genossen dann doch irgendwie der Zettel mit seinen rebellischen Forderungen aus der Tasche gefallen - oder er hat sich eine Zigarre damit angesteckt.

Der Gerd war jedoch nicht ganz alleine mit seiner Schludrigkeit im Umgang mit den Grundwerten der Sozialdemokratie, nein, da gibt es ja auch noch die Obergenossin Nahles, die einst als Vorsitzende der Jugendorganisation den alten Politsäcken zeigen wollte, woher der Wind weht. Der Wind hat sich längst als Flaute entpuppt und die Andrea würde den Kevin am liebsten ganz ignorieren. Einfach so lange schweigen, bis nicht eine andere Sau durch das Dorf getrieben wird. Die Strategie konnte nicht funktionieren, da dann die anderen Genossen hätten auch die Klappe halten müssen. Doch wer hält in Berlin die Klappe, wenn an jeder Ecke ein offenes Mikrofon und eine laufende Kamera lungern?

Keine zwei Tage nach dem Interview waren aus den Denkansätzen bereits Forderungen geworden und da man gerade beim Fordern war, wurde auch sogleich der Parteiausschluss gefordert. Wenn Dummheit gefragt ist, sind die Anbieter immer schnell zur Stelle. Ich möchte an dieser Stelle überhaupt nicht auf den teilweise hirnlosen Bockmist eingehen, der in diesem Zusammenhang von Vertretern anderer Parteien verzapft wurde, mir genügen die Sozis voll und ganz.
Da will dieser Kühnert doch tatsächlich die Sowjetunion und die DDR wieder aufleben lassen. Eine Unterstellung, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist. Es möge sich bitte der Zeitzeuge melden, dem auf seinem Spaziergang durch die Länder des ehemaligen Warschauer-Paktes der demokratische Sozialismus über den Weg gelaufen ist. Soweit ich informiert bin, war er der erste Republikflüchtling aus dem Arbeiter- und Bauernstaat. Vielleicht wurde er aber auch noch vor der Geburt abgetrieben?


Als seien Lenins und Honeckers Wiederauferstehung nicht genug, will der Jung-Sozi auch noch BMW verstaatlichen. Das Vorzeigeunternehmen, das nicht nur in Zukunft die Millionärstruppe des FC Bayern München mit Geld und motorisiertem Luxus ausstattet, mit den Manipulationen schlauer agiert als die Konkurrenz aus Wolfsburg, sondern so ganz nebenbei der Familie Quandt/Klatten zu einem Vermögen von zirka 34.000.000.000 Euro verholfen hat, weiß was zu tun ist und sendet den Vertreter aller Geknechteten, Manfred Schoch (seines Zeichens Betriebsratsvorsitzender) in die vorderste Linie.

Dieser Mann, in seinem unaufhörlichen Kampf für das Recht der Arbeitnehmer und seinem Verlangen die Gunst der Obrigkeit nicht zu verspielen, schnappt augenblicklich nach dem angebotenen Happen und bemerkt in seiner untertänigsten Schlüpfrigkeit nicht dessen Unverträglichkeit. Das vom Gewerkschaftler der IG Metall vorgebrachte Argument, BMW bezahle überdurchschnittliche hohe Löhne, kann zumindest mir nicht erklären, weshalb der Angestellte die Krumen und der Investor das Brot einstreicht.

Die Verstaatlichung des Konzerns hatte Kevin Kühnert zwar nie vor, aber die wissentlich von den Medien manipulierte These taugt jetzt vorzüglich dafür, unübersehbare Probleme in den sich plötzlich aufgebauten Schatten zu schieben, den Kevin Kühnert den Ignoranten bereitstellt.

… und die Presse?

Die deutsche Medienindustrie feiert Ostern und Weihnachten am selben Tag, wenn ein junger Mann Denkanstöße an die Mitglieder seiner eigenen Partei weiterreicht. Vollkommen blind in der Gier die Schlagzeile für den nächsten Tag zu liefern, wurden alle journalistischen Grundregeln missachtet. Gezielt wurden Stimmungsmacher gesucht, ausgewrungen und deren Erbrochenes wieder reißerisch aufgearbeitet. Komischerweise kam niemand auf die Idee den SPD-Wähler an der Basis zu befragen, dem Fließbandarbeiter bei BMW das Mikrofon zu öffnen oder einfach besser zu recherchieren?

Ein Blick auf diese Grafik müsste ausreichen, um zu verstehen, warum der Juso-Vorsitzende der Meinung ist, dass jemand im Willy-Brandt-Haus den Konsum an Schlaftabletten verbieten sollte.

Mir ist schon klar, dass Steemit nicht unbedingt der Tummelplatz für “linkes Gedankengut” ist, ist mir aber auch egal, denn laut nachzudenken, dagegen dürften auch die Neoliberalen nichts einzuwenden haben.

Hinweise auf lesens- und hörenswerte Beiträge:

Der Wegweiser für alle, die das für sie Wichtige suchen: steemwiki
Wer interessiert am Jazz ist, der findet hier was: #jazzfriday
Soll es was ganz Leckeres für den Magen sein: #w74-rezepte
Kurzgeschichten oder Ausflüge in die deutsche Sprache, dann wird man sicher fündig unter: #ganzwenigtext
Alte Ausgaben des Wochenrückblickes liegen hier: #wochenrueckblick
Mahnende Worte von der Kanzel herab (oder von wo auch immer): #sonntagspredigt
Nicht zu vergessen: BRenNgLAS

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Klasse Wolfram L!
So frei schreibt nur noch ein freier Journalist. Ich wünschte, du würdest mit diesem Artikel auch in den weniger freien Medien landen. Leider sind die im Portfolio dererer gefangen, die sich vom Sozialismus stets bedroht fühlen. Zeitungen sind zu Propagandamaschinen des Raubtierkapitalismus verkommen und jeder, der sein Wort erhebt, sieht sich diesem unwürdigen Shitstorm eines angeblichen Journalismus ausgesetzt.

Die Lage heute ist noch um viele Grade schlimmer, als 1933. Damals hätte man die Handlanger des Kapitals noch auf offener Straße erchießen können. Wenn das tatsächlich jemand gewollt hätte. Heute kann man sie nicht einmal mehr sehen. Dabei ziehen sie ganz unverblümt die SPD, wie einen Ochsen am Nasenring, durch Parlament und Medien.

Hallo Frosch,

ich las deine Denkanstöße an die Wähler vor der Hessenwahl. Hat es mich überrascht, dass kein "beeinflussendes" Medium das Thema in die Schlagzeilen gebracht hat? Nein!
Zu spezifisch, nicht wirklich populär und (noch viel wichtiger) ganz schwer den Investoren zu verkaufen.
Würde Rudolf Augstein heute einen Blick auf seine Online-Ausgabe werfen, er würde sich spontan zur Blindheit entscheiden. Die Rundschau wurde in die Knie gezwungen und die Bildzeitung darf ungestraft mit einer dreisten Lüge eröffnen, als der Druck auf DER ZEIT noch nicht trocken war. Die Welt wartet kurz ab und knüppelt nach. Zur selben Zeit ist die Führung der SPD nicht in der Lage Solidarität zu demonstrieren und gleichzeitig die Lügen der Presse zu entlarven. Ganz schwache Vorstellung von Frau Nahles, die sich dem Pressemodus wohl voll untergeordnet hat.
Eigene Grundsätze verloren, das Rückgrat gekrümmt und nicht mutig genug ungemütliche Wege zu beschreiten.
Die Konsequenz hast du anschaulich beschrieben:
Ring durch die Nase und geöffnet wird das mediale Zirkuszelt.

Beste Grüße

Wolfram

Ich wundere mich ja, dass überhaupt jemand meine Site hessenquorum.de (RIP) beachtet hat. Herzlichen Dank dafür! Der Wahlausgang war so entmutigend, wie symptomatisch. Bildung macht den Menschen eben nicht klüger, sondern nur noch raffinierter im Übervorteilen der Artgenossen. Die von der Wirtschaft absolut dominierte Politik ist ein Trauerspiel ohne Aussicht auf Linderung.

Hallo Martin,

läuft mir Volker Bouffier über den Weg und grinst mich an, dann kann ich nicht anders als hinter seinem Rücken mit dem Graben zu beginnen. Dabei auf das hessenquorum.de zu stoßen ist wohl der logischen Konsequenz zuzuordnen.

der Wirtschaft absolut dominierte Politik ist ein Trauerspiel

Ein Irrweg, der offensichtlich so gut ausgebaut scheint, dass ihn kein Schmaldenker verlassen möchte.

Beste Grüße und noch bessere Nerven für die noch vor dir liegende Arbeit.

Wolfram

Mir ist schon klar, dass Steemit nicht unbedingt der Tummelplatz für “linkes Gedankengut” ist ...

Als blockchainbasiertes soziales Netzwerk eignet es sich jedenfalls vorzüglich dafür, eigene Gedanken dauerhaft und jederzeit wieder abrufbar zu speichern - und nirgendwo steht, dass man etwas nur dann schreiben sollte, wenn die große Mehrheit vorbehaltlos zustimmt. :)

Jetzt, wo du es sagst ...
Ich wusste doch, dass da was ist, was mich auf dieser Plattform hält. :-)

Wow! Das ist ein toller Artikel! Danke dafür!

Mir ist schon klar, dass Steemit nicht unbedingt der Tummelplatz für “linkes Gedankengut” ist, ...

Das ist mir auch schon aufgefallen ;-)

... was uns jedoch nicht daran hindern sollte, so ab und an ein paar Duftmarken im Strom der Mehrheit zu hinterlassen. :-)

Echte Toleranz wurde von echten Liberalen schon immer gelebt :-). Als Alt-Linker kenn ich Deine Gedankengänge und erinnere mich gern an die Zeit zurück.

erinnere mich gern an die Zeit zurück.

Ich sehe uns auf der Parkbank sitzen, über jene Zeiten sinnierend und dann spontan jenen Gedanken um zwei Wörter erweiternd.

erinnere mich gern an die gute, alte Zeit zurück.

Danke dir. Deine Duftmarke ist wichtig hier. Offene Worte und eine anregende Diskussion... was will man mehr? (Klar gibt es da viel ;-)) Lieben Gruß Kadna

Das vom Gewerkschaftler der IG Metall vorgebrachte Argument, BMW bezahle überdurchschnittliche hohe Löhne, kann zumindest mir nicht erklären, weshalb der Angestellte die Krumen und der Investor das Brot einstreicht.

Skin in the game heißt das Zauberwort.
Deshalb finde ich es auch lächerlich, dass die Arbeiter eine Gewinnbeteiligung bekommen.
Gibt es auch eine Verlustbeteiligung?

Ich unterrichte die BMW Lehrlinge.
Von Brotkrumen würde ich da nicht sprechen.
Die Lehrlinge dort verdienen mehr als das Doppelte von ihren Mitschüler aus dem Handwerk. 14 Monatsgehälter. Billigstes Fahrzeugleasing. Übernahmegarantie. Hinterher praktisch eine Lebensanstellung. 30 Tage Urlaub und 35 h Woche.

Gibt es auch eine Verlustbeteiligung?

Entlassung? :)

Dadurch verringert sich aber dein schon vorhandenes Vermögen nicht.

... was ich auch nicht schrieb.
Dass jedoch die finanziellen Folgen einer Entlassung für Betroffene mindestens ebenso dramatisch sein können, wie für den 'Stake-Holder' die Entwertung von Aktien, wirst du vermutlich nicht bestreiten?

Nein, aber ein Mehrheitsaktionär verliert bei einer Firmenpleite unter Umständen alles oder fast alles, während ein Arbeiter "nur" seine Stelle verliert. In einem Land mit Fachkräftemangel kein so großes Problem mehr.
Es ist wie es immer ist, wer bereit ist ein großes Risiko einzugehen, kann viel gewinnen, aber auch viel verlieren. Das gilt für Investoren wie auch für Unternehmer. Wer lieber auf Sicherheit setzt, muss sich auch mit weniger begnügen.

Nein, aber ein Mehrheitsaktionär verliert bei einer Firmenpleite unter Umständen alles oder fast alles ...

Come on: Jemand, der Mehrheitsaktionär eines großen Unternehmens ist, hat mit fast 100%iger Sicherheit seine Anlagen diversifiziert (das kann ich mir beim besten Willen nicht anders vorstellen). Zur Not verkauft er halt zwei seiner zehn BMW. :)
Selbst ich als Miniinvestor habe nicht nur STEEM. :)

... während ein Arbeiter "nur" seine Stelle verliert. In einem Land mit Fachkräftemangel kein so großes Problem mehr.

Kommt immer auf die Branche an ... und gilt abgesehen davon auch für die andere Seite - man denke beispielsweise mal daran, wie z. B. selbst ein Mehdorn von Unternehmen zu Unternehmen weitergereicht wurde (nachdem er jeweils einen Trümmerhaufen hinterlassen hatte).

Wer 'nur' seine Stelle verliert, hat unter Umständen sonst nichts, er lebt im wahrsten Sinne des Wortes von seinem Gehalt. Fällt das weg, ist der prozentuale Verlust, verglichen mit vorher, vermutlich in vielen Fällen größer als der prozentuale Verlust eines Aktionärs, der mit einer Aktie Schiffbruch erlitten hat.

Es ist wie es immer ist, wer bereit ist ein großes Risiko einzugehen, kann viel gewinnen, aber auch viel verlieren. Das gilt für Investoren wie auch für Unternehmer. Wer lieber auf Sicherheit setzt, muss sich auch mit weniger begnügen.

Richtig, wer nicht viel hat kann auch nicht viel verlieren, dennoch halte ich diesen Zustand (abhängig arbeiten zu müssen und wenig zu haben) für deutlich risikobehafteter, als (wie in den meisten Fällen erfolgreicher Unternehmer) reich geboren zu werden und über das Privileg (und Startkapital) zu verfügen, eine größere Firma gründen zu können. (Das war jetzt bewusst etwas provokativ formuliert, sozusagen als überspitzte Antithese zu deiner These, denn obwohl ich die Dinge anders sehe als du, betrachte ich mich überhaupt nicht als prinzipiell unternehmerfeindlich.)

Passt schon.
Ich kann nur dieses "die armen Arbeiter Gejammere" nicht mehr hören.
Anstatt sich über die bösen Reichen aufzuregen, sollten sie mal nachdenken, wer ihnen 70% ihres Einkommens wegnimmt.
Außerdem war es noch nie so einfach wie heute sich ohne Startkapital nebenbei etwas dazu zu verdienen.
Die meisten ziehen aber der Nebentätigkeit auf eigene Rechnung einen Abend mit Netflix auf der Couch vor.

Ich ärgere mich übrigens überhaupt nicht über die "bösen" Reichen.
Wenn ich z. B. schreibe, dass viele erfolgreiche Unternehmensgründer sich auf sehr gute Startbedingungen (z. B. eine reiche Familie) stützen konnten, ist das ja kein Vorwurf, sondern einfach nur eine Feststellung. Der Vorteil besteht dann darin, auch mal scheitern zu können (was ja letztlich völlig normal ist, wenn man versucht, neue Wege zu gehen), ohne gleich von Existenzangst bedroht zu sein. Gerade in Deutschland hat es jemand sehr schwer, der bereits einmal 'gescheitert' ist.

Und ich stimme dir zu, dass es letztlich der Staat ist, der einerseits extrem viel Geld abschöpft (und zugleich selbst kaum auf Sparsamkeit auf der Ausgabenseite achtet) und andererseits denjenigen, die etwas wagen, das Leben schwer macht und sie mit Bürokratie überhäuft.

Dass ich es dennoch so sehe, dass eben auch Angestellte ein Risiko tragen, wenn eine Firma unter Problemen leidet, ändert daran ja nichts.

Ich stelle überhaupt nicht infrage, dass BMW überdurchschnittliche Löhne bezahlt. Ich will das zur Diskussion bringen, was auch Kühnert mit dem meinte, aus was nachher die Verstaatlichung wurde, nämlich eine viel höhere Quote der Mitarbeiter-Beteiligung. Damit wäre dann die Frage nach der Verlustbeteiligung auch vom Tisch. Sozusagen ein mitbestimmender Teil des Unternehmens werden.

Diese Vorschläge gab es schon einmal in den 60ern von Seiten der Arbeitgeber. Die Gewerkschaften haben lieber die Mitbestimmung durchgesetzt. Würde man die Arbeitnehmer am Unternehmen beteiligen wäre viel gewonnen. Gewerkschaften würden unnötig und Streiks gäbe es wohl auch nicht mehr.

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Dein Denkansatz spiegelt genau den Denkfehler wider, an dem Vorstand und Aufsichtsrat eines Unternehmens sich seit jeher ergötzen. Beteilige die Arbeitnehmer als Anteilseigner (Aktionär) und du entledigst dich der Gewerkschaften.
Da als Kleinaktionär kein Stimmrecht gegeben ist, steht in diesem Fall die Gewerkschaft bereit das Stimmenkapital zu bündeln und Entscheidungen zu beeinflussen. Und genau das ist es, was die Unternehmen fürchten. Kein Betriebsratsvorsitzender, sondern ein gewaltiges Stimmkapital der Belegschaft.

Ich glaube nicht, dass mein Denkansatz falsch ist.
Bist Du Miteigentümer, dann hast Du plötzlich die gleichen/ähnliche Interessen wie der Unternehmer.
Man marschiert in die gleiche Richtung. Man wird gezwungen mitzudenken und seine Lohnforderungen genau zu überdenken.
Und davor haben die Gewerkschaften Angst.
Sie wollen ja gerade den Konflikt zwischen AG und AN.
Von angestellten CEOs halte ich übrigens nichts => no skin in the game
Wirklich gute CEOs sind nur die Firmengründer selbst.
Bezos, Jobs, John Mackey, usw.

Miteigentümer zu sein, bedeutet in einer AG ja nicht zwangsläufig auch Mitspracherecht zu haben.

Mit diesem Satz muss ich @w74 recht geben. Ein großer Teil der Aktionäre heute sind nicht Miteigentümer, sondern Kapitalgeber mit dem Interesse das Kapital zu mehren. Deine These stimmt nur dann, wenn eine tatsächliche Firmenbeteiligung in der Aktie vorgesehen ist. Der größte Teil der Firmenbeteiligungen in Form von Aktien werden nicht an der Börse gehandelt. Kapitalaufstockungen durch Aktien sind lediglich eine Form von Kapitalbeschaffung in Form von Kredit (Aktie) mit dem Interesse der Kapitalaufstockung, und auf Seiten der Aktionär dass der Aktienwert steigt. Bei der Aktie mit Firmenbeteiligung sind auch die physischen Kapitaleinheiten, Immobilien, Grundstücke, Maschinen usw. enthalten. Bei der Verwertung einer Aktiengesellschaft haben die - ich nenne sie Kredit-Aktionäre - das Risiko der Totalverlustes. Im Gegensatz zu den Unternehmensbeteiligten. Die haben noch die Aussicht auf einen Return durch die physischen Verkäufe.

Auch feindliche Übernahmen sind darauf ausgerichtet Aktienanteile zu kaufen, die Unternehmensbeteiligungen sind, Inhaberaktien.

Es waren natürlich Aktien mit Stimmrecht gemeint (Namensaktien), aber natürlich bist Du als normaler Aktionär bei einer Pleite als Letzter dran.
Die Bondhalter kommen vor Dir.
Trotzdem ist der Buchwert des Unternehmens Teil einer jeden Aktie.
Würde also die AG statt einer Gewinnbeteiligung in Geld, die Belegschaft mit Aktien beschenken, die sie entweder vom Markt weg kauft, oder neu an sie ausgibt (weg kaufen wäre besser) und mit einer Haltefrist von z.B. 10 Jahren belegen (es könnten anstatt der Aktien auch Optionen sein), würde sich das Denken der Mitarbeiter schnell ändern.
Oder sagen wir es mit Mises:
"Ihre Zeitpräferenz würde sich ändern."

Trotzdem ist der Buchwert des Unternehmens Teil einer jeden Aktie.

Mit dem Buchwert ist das so eine Sache. Buchwerte spiegeln nicht immer den tatsächlichen Wert wieder und dieser nicht den Ertragswert. Ertragswert schlägt Verkehrswert und bei AG’s kommt noch der Luftwert hinzu. IT AG’s sind das beste Beispiel.

So sieht der Gedankengang richtig aus. Auch „das Wegkaufen“ ist der richtige Ansatz. So wird ein Schuh daraus.

Miteigentümer zu sein, bedeutet in einer AG ja nicht zwangsläufig auch Mitspracherecht zu haben.
Im speziellen Fall BMW frage ich mich, von welchen Firmengründern du überhaupt redest? Das Sagen bei BMW haben die Investoren, während von den Gründern schon längst niemand mehr redet.

Als Aktionär (Namensaktien hast Du Stimmrecht).
Die CEOs bei BMW sind Angestellte haben als kein skin in the game.
Familie Quandt definitiv schon.
Ein Großteil ihres Reichtums steht und fällt mit BMW.

Ein Großteil ihres Reichtums steht und fällt mit BMW.

Das nenne ich bereits nicht mehr Reichtum.
Das ist pure Pornografie.

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