Smarthome von der Stange?

in #hacking5 years ago

Es ist schon wirklich eine sehr interessante Leistung, die unsere Gesellschaft da geschafft hat. Als jemand der sehr fasziniert von Technik ist und sich sehr schnell für diese Begeistern kann, stehe ich gleichzeitig (nicht erst seit der NSA) vielen neuen Entwicklungen sehr skeptisch gegenüber. Und wohl kaum ein anderer Begriff wie „Smart Home“ oder „IOT“ erhitzt gleichzeitig so sehr die Gemüter der Computeraffinen.

Man denke nur einmal an Star Trek, wo quasi dauerhaft ein Computer zuhört und brav auf die Kommandos der Crew wartet. Kaum hat jemand mal eine Frage, braucht er nur den Computer zu adressieren und bekommt umgehend eine vernünftige Antwort zurück. So ferne Sci-Fi ist dies nicht mehr, da wir durchaus bereits sehr leistungsstarke Systeme haben in unseren Smartphones oder anderen technischen Geräten.

Alleine schon die Verbreitung von Amazon Echo ist für sich genommen bereits sehr überraschend. Es vergeht kaum ein Jahr in dem nicht andere weitere Wohnung fällt und ein solches Gerät sich darin befindet. Nicht selten ist der Besitzer dann schnell dabei wirklich jeden Raum mit einem solchen „smarten“ Lautsprecher auszustatten. Leider erinnert mich das nicht an den braven Computer aus Star Trek, sondern eher an den Televisor aus 1984.

Eine Art Fernsehr, die jeder Bürger bei sich zu Hause stehen hat und damit nicht nur Dinge sehen kann, sondern auch von dem großen Bruder und seinen Schergen überwacht werden kann. Das diese Art von Befürchtung nicht zu weit her geholt sind, kann man durchaus gerade in der jüngsten Zeit (https://www.golem.de/news/skype-und-cortana-bei-microsoft-hoeren-menschen-bei-telefonsex-mit-1908-143065.html). Suprise, Suprise! Alle diese Systeme erlauben ein Abhören der jeweiligen Haushalte und sind damit eine Katastrophe für die Privatsphäre.

Klarer Fall für Müllhaufen also! Aber so einfach ist dies leider eben auch nicht. Denn gerade dann, wenn die skeptischen Technologiefreunde sich deprimiert aus dieser Welt zurückziehen, überlassen sie das Feld jenen die sich Rücksichtslos verhalten. Und würde ich darauf wetten, wer langfristig gewinnt, würde ich daeher auf ein Amazon, Apple oder Google setzen.

Man darf eben nicht die Gutgläubigkeit des Konsumenten unterschätzen. Wer ewig gewohnt ist mit einem Computer zu reden und auf diese weise ihn zu bedienen, wird sich sehr schnell daran gewöhnen. Gerade eben dann, wenn man nur ein Gelegenheitsnutzer ist. Wie will man einer solchen Person dann noch ein Linux-System schmackhaft machen, wenn diese versucht mit ihm zu reden und keine Antwort bekommt?

Genauso verhält es sich eben auch mit dem Smarthome. Es gibt absolut keinen Zweifel daran, dass unsere künftigen Häuser auf der einen oder anderen Weise „smarter“ sein werden als die heutigen Gebäude. Und sei es am Ende eben um effizienter mit seiner Energie zu haushalten. Kann man sich als datenschutzbewusster Techie sich dem also auf Dauer verweigern?

Ich denke nicht. Denn es obligt uns Lösungen aufzuzeigen ohne das wir uns gleich in die Fallen begeben, die die großen Konzerne für uns aufbauen. Man kann sich ja durchaus moderner Technologie bedienen ohne das man gleich in jedem Raum eine Wanze stehen hat. Man darf halt nur nicht einfach blindlings alles machen, was möglich ist, sondern muss sich bewusst ein wenig weiter einschränken.

So fragt sich kaum ein Anwender, wieso es eigentlich bei fast jedem smarten Gerät nötig ist sich in eine Cloud zu verbinden. Meine Termine kann ich genauso gut gegen einen lokalen Rechner daheim synchronisieren. Der Staubsauger will nach Hause telefonieren, nur damit ich ihn von unterwegs starten kann? Hey! Ich dachte das Ding ist smart, wieso weiß es dann nicht selbst, wenn es loslegen soll? Und wenn dann noch die Fensterjalousien zur Ansteuerung eine Internetanbindung benötigen, reibt man sich verwundert die Augen.

Besonders bitter wird das Thema dann, wenn man auch noch auf die Preise schaut. Gerade die westlichen Unternehmen verlangen manchmal echte Mondpreise. 140€ für ein Temperaturmesser. Ernsthaft? Für wenige Euro bekomme ich einen entsprechenden Sensor und so teuer ist das bissel Plastik außen herum nun auch wieder nicht. Aber sicherlich gibt es ja auch noch etwas von Chinamann des Vertrauens!

Ja, gibt es! Z.B. von Xiaomi. Für gerade einmal 80€ gibt es Startersets für Fensterkontaktsensoren, Temperaturmesser, Gateway, Bewegungsmelder und Funkknöpfen. Da schlägt das Technikerherz schon ein wenig höher. Gerade eben weil das Zubehör extrem günstig zu haben ist und auch ein Gateway für 40€ ist gar nicht so verkehrt.

Wie bereits bei einigen der anderen Artikel habe ich ja gezeigt, dass man durchaus zu so manchem System ein wenig... gewaltsam Zugriff erhalten kann und vielleicht eben einen chinesischen Exorzismus betreiben kann. Bevor nun jemand Hoffnung macht... ja, ich habe es mit dem Gateway probiert, allerdings ist das Ding was als „EU Edition“ verkauft wird nicht nur mit entsprechenden Steckern ausgestattet, sondern in seiner Form absolut unbrauchbar.

Ohne Handy App (von chinesischen Servern...) überhaupt nicht in Betrieb zu nehmen, ist es nicht einmal mehr möglich das Ding im WLAN-Modus zu betreiben, so dass man vielleicht überhaupt die Chance hat ein offenes System daran zu integrieren. Ganz davon abgesehen, ob man wirklich eine solche Steuerungseinheit im eigenen Netz überhaupt tolerieren muss. Angetrieben von der Hoffnung, dass die Platine ein wenig dem Xiaomi Staubersauger-Platinen ähnelt, machte ich mich also auf die Entdeckungsreise, ob dies eine Plattform für mein Smarthome sein könnte.

Ich erspare Euch die Details der frustrierenden Zwischenergebnisse. Es ist keineswegs der Fall und der Chinese durfte auch das Geld dafür wieder rausrücken, weil das ganze aus meiner Sicht ein riesiger Haufen Schrott ist. Sicherlich für den Preis und jenen die sich auch ein Amazon ins Wohnzimmer stellen eine Alternative... aber nicht für den Rest der Welt.

Trotzdem wurmte es mich tierisch, weil die einzelnen Komponenten wirklich sehr nett sind. Für 7€ einen Temperatursensor mich Feuchtigkeit über Batterie und Plastikgehäuse... da lohnt auch kein Besuch im nächsten Fab und ein Anschmeißen des 3D-Druckers. Was muss man also machen, wenn der Markt nicht das liefert, was der Kunde will? Richtig, wir bauen es uns selbst...

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Hier seht ihr meinen neuen Gateway... plus ein wenig Zubehör, dass benötigt wurde um etwas brauchbares daraus zu machen. Ein FTDI den ich bereits in einigen Beiträgen hier genutzt habe. Eine Haarklammer um ein paar Jumperkabel zu halten, weil ich so furchtbar ungeschickt mit den Fingern bin... einen CC Debugger mitsamt Uploader und ein Zigbee Sniffer. Kostenpunkt ca. 15€, wobei man anmerken sollte, dass der CC Debugger natürlich eher eine Basisanschaffung ist.

Aber dies sollte als Spoiler an dieser Stelle erst einmal ausreichen. Wie mir all dies dabei half mein „Mediasystem“ in den letzten Wochen ein wenig smarter zu machen, werde ich in einer neuen Artikelserie zeigen, die ich nach und nach hier niederschreiben werde. Als kleiner Trost für die momentan eher überschaubare Anzahl an Artikeln und um ein wenig bei Euch die Begeisterung für das Thema Hacking zu wecken und zu zeigen, dass vieles gar nicht so schwer sein muss, wenn man sich nur damit befasst.

Und das es eben kein Widerspruch sein muss eine smarte Lösung zu bauen und gleichzeitig nicht gleich ein Echo ins Haus zu holen. Ich hoffe ihr habt Interesse :)

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Selber basteln ist immer besser für die Kreativität,Sicherheit und die Weiterbildung. Ich freu mich schon auf deine Ideen😉
Angst habe ich vor allen Geräten in der Zukunft, denn da sind nahezu alle Technik ohne Ki-Alexa und Co wohl sehr teuer, wenn es sie überhaupt noch gibt. Tüftler werden also immer gesucht.
Mein Pi könnte auch so viel mehr als nur als RTMP Server zu dienen und selbst mit einen Arduino lässt sich wunderbar basteln.

Selbst ist der Mann :D :P

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