Der Niedergang der Börsen - Aktienmärkte in Flammen!

in #krise6 years ago

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Einleitung?

Wenn der Mensch eines tief in sich gemein hat, dann ist es das ambivalente Verhalten gegenüber von Gefahr und Zerstörung. Während nahezu jeder Mensch sagen wird, dass er beides grundsätzlich nicht okay findet und gerne meiden würde, muss man bei einer objektiven Beobachtung schon sagen, dass man davon fasziniert ist und davon angezogen wird. Schaut ihr Euch den wirklich beim Fernsehen den Bergdoktor an? Hm, zugegeben bei näherer Betrachtung fällt auch diese Form von teutonischen Terror schon ein wenig in die Kategorie... ;D

Aber jeder der schon einmal vor einem großen Feuer gestanden hat, wird abstreiten können, dass diese eigentlich gefährliche Sache eine merkwürdige Faszination auf einem ausgeübt hat und irgendwie einem in seinen Bann zog. Dies ist eigentlich verwunderlich, da man erwarten würde, dass man eigentlich so rein vom Überleben her reiß aus nehmen sollte.

Situation?

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(DAX, 1 Woche)

Was sich aktuell an der Börse abspielt ist ein furchtbares Trauerspiel. Gerade der deutsche Markt und auch der Techmarkt im allgemeinen steht lichterloh seit letzter Woche in Flammen und windet sich in einem faszinierenden Kampf. Man schaue sich nur mal den DAX der letzten Woche an!

Während er sich bis zum 4.10. lustlos horizontal herumtorkelte, begann er danach konsequent und in großen Schritten nach unten zu gehen. Bereits das unterschreiten der 12000er Marke war kein besonders positives Signal. Zugegeben dies passierte auch schon einige Wochen zuvor, aber die Bulle konnten eben doch recht schnell wieder Oberwasser gewinnen. Doch nun geht es immer weiter runter und jeder Versuch dies zu ändern scheiterte kläglich. Die vermeidliche Barriere bei 11800 wurde nachzu problemlos durchschlagen.

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(Wirecard, Intraday)

Selbst vermeidliche Lieblings am Markt wie Wirecard bekamen heute ihr fett weg. Mit immerhin fast -15% stürzte heute Wirecard in die Tiefe und das obwohl es die letzten Tage in der schlechten Zeit sehr glimpflich davon gekommen ist. Doch auch ansonsten weisen die Kurse der meisten Titel charakteristische Züge auf.

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(Infineon)

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(Robotics & Automation ETF)

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(Siemens Healthineers)

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(BASF)

Dies sind alles mitsamt Titel die stark in europäischen Raum vertreten sind und fast alle zeigen in ihrem Verlauf das gleiche auf. Ein sehr lustlosen Sommer und einen starken Knick in der letzten Woche. Bei stabilen Titeln ist dies nur eine kleine Delle am Ende, bei einigen aber auch eine ausgeprägt Seitwärtsbewegung.

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(TechDAX)

Auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch aussehend ist der Jahreschart des TechDAX. Was hier nach einem lustlosen Sommer aussieht ist ein durchaus massiver Anstieg. Bei fast 2500 Punkten kämpfte er sich konsequent nach oben zu über 3000 Punkte. Fast also immerhin 20% und damit ein mehr als solides Ergebnis. Doch durch die Korrektur am Ende wirkt das nicht mehr so beeindruckend. Realisiert man aber wie massiv der Absturz am Ende ist, wird man sich erst bewusst, was für Werte dabei vernichtet wurden.

Ursachen?

Dazu kommt eine eingetrübte Stimmung am Weltmarkt. Viele Schwellenländer haben extrem besorgniseregende Signale von sich gegeben und drohen in eine Abwärtsspirale zu geraten. Die Ursachen hierfür sind unterschiedlich denkt man beispielsweise z.B. bei der Türkei oder Argentinen. Dazu kommt, dass die Amerikaner die Zinsen hochdrehen und damit wieder attraktiver wird Geld aus dem Markt in Anleihen zu pumpen. Dazu ein Handelskrieg mit Europa und Asien lässt nicht nur den IWF erschaudern und nun muss noch die Bundesregierung die Prognose für das Jahr teilweise massiv absenken. Klar, dass sich da die Wolken am Horizont des Marktes massiv verdunkeln.

Und dies eigentlich in einer Unzeit, den bereits das ganze Jahr 2017 über hat man bereits über einen drohenden Crash geredet. Die aktuelle Gutwetterlage hält bereits seit fast 9 Jahren an und statistisch gesehen wäre ein Crash überfällig. Denn natürlich gehen die Kurse nicht konsequent steil nach oben, sondern es kommt irgendwann auch wieder ein Bärenmarkt in dem die Kurse steil nach unten gehen und der Aktionär jeden Abend in sein Portfolio guckt und keine Freude daran hat, weil wieder alles tief in den roten Zahlen ist.

In einem Markt in dem jede noch so kleine Mücke zu einem gefährlichen Bären gemacht wird und sofort auf den Kurs durchschlägt. Nicht umsonst heißt es Bärenmarkt, da dieser in der Tierwelt mit seiner starken Pranke von oben nach unten schlägt und wehe dem, der sich dazwischen befindet. Befinden wir uns in einem solchen Markt? Das ist schwer zu sagen. Vielleicht ist es ja nur eine kleine Korrektur und es geht bald wieder steil nach oben. Aber die Indikatoren sind momentan schlecht und je länger sie so bleiben, desto wahrscheinlicher wird ein Bärenmarkt.

Chancen?

Also schieben wir alle Panik und fürchten uns vor dem großen Crash und gehen sofort aus allen Positionen heraus um unser Geld zu retten, während alles andere in Flammen aufgeht? Ja, dies ist eine Strategie und momentan werden sicherlich nicht wenige daheim sitzen und beginnen ihre Wertpapiere zu veräußern oder zumindest Stopp-Loss-Orders einzulegen um ihre Verluste in einer bestimmten Höhe abzusichern. Das retten seiner Positionen ins „Cash“ ist eine durchaus populäre Strategie und erlaubt eben dann im Tief wieder ordentlich gestärkt nachzukaufen und noch stärker aus der Krise zu kommen.

Das große Problem damit ist eben, dass es sich zumeist nur in der Theorie gut anhört. Denn niemand ist wirklich in der Lage vorherzusagen, wie der Markt sich verhält. Natürlich hat man immer jene, die am Ende sagen: Guckt, ich habe es gesagt und mich richtig verhalten! Und alle jubeln ihnen dann zu und vergessen dabei die 99% die an der Seite stehen und beschämt schweigen, weil sie richtig Geld verbrannt haben.

Die andere Fraktion ist die „Buy & Hold“-Fraktion, die man im Kryptospace einfach „HODLer“ nennen würde. Sie kauften diese Aktien zu einem bestimmten Kurs, weil sie an die Unternehmen dahinter glauben und sich bewusst sind, dass sich nicht der Wert des Unternehmens geändert hat, sondern nur der Kurs an der Börse. Dies interessiert sie aber nicht, weil sie eben sowieso nicht verkaufen wollen und somit einfach in den Winterschlaf legen bis die Krise vorbei ist und daraufhin wieder die Rally anbricht.

Sie setzen bewusst als Marktoptimisten darauf, dass nach der Krise wieder die Ralley kommt. Und statistisch stehen die Chancen dafür für sie ausgezeichnet, da dies bisher immer der Fall gewesen ist. Und ihr Argument ist eben, dass in den meisten Fällen die positive Zeit länger anhielt als es die Krise tat. Dies ist aber natürlich auch nicht immer korrekt, da z.B. die Wirtschaftskrise in Japan in den 90er, das Land teilweise bis heute in den Klammern hält und nicht wirklich viel Freude gemacht hat. Ja, auch eine Erholung ist am Aktienmarkt nicht garantiert. Sonst wäre ein solcher Markt auch absurd.

Börsenweisheiten zum Thema Crashs und Korrekturen sind üblicherweise sehr martialisch. „Kaufe solange das Blut in den Straßen fließt!“, „Kaufe solange die Kanonen donnern!“ und ja auch wird mitunter ein schlechter Markttag auch mal als „Massaker“ bezeichnet. Kein Wunder also, wenn der durchschnittliche Deutsche da ein wenig bammel bekommt und mit einem solchen Mord und Totschlag nichts zu tun haben will. Denn woher weiß man nun eigentlich, dass noch Blut in den Straßen fließt? Durch einen Blick aus dem Fenster ist das irgendwie nicht möglich.

Reaktion?

Ich mag ja ein wenig Wahnsinnig sein, aber ich kann mich einem solchen Massaker durchaus etwas Positives abgewinnen. Gerade dann, wenn alle Leute schreiend von der einen Seite her laufen, sollte man ein wenig die Freude am Feuer bei sich entdecken und auch einmal in diese Richtung blicken auf was da wohl auf einem Warten mag.

Denn ich bin Marktoptimist und glaube daran, dass sich unsere Wirtschaft auf der gesamten Welt dauerhaft zum Guten wenden wird und zwar für alle. Dabei zähle ich mich nicht zu den Naiven und habe insgesamt eine pessimistische Weltanschauung. Aber so wenig wie ich an den Menschen glaube, so glaube ich doch an den technischen Fortschritt. Und entsprechend setze ich auf langzeitige Anlagen und glaube nicht an langfristige Krisen.

Gerade dann, wenn der Markt in Panik verfällt und man noch etwas Cashs auf der Tasche hat, ist es ein guter Moment um einmal shoppen zu gehen und einige seiner Lieblingstitel zu erwerben. Es ist schon fast absurd, wieso ausgerechnet die Akteure an der Börse immer so von Panik zerfressen sind. Im Sommerschlussverkauf drängen sich alle gierig an die Tische um dort etwas schönes für sich zu erbeuten. An der Börse sieht jemand irgendwo -30% Nachlass und kriegt einen hysterischen Schreianfall und liegt heulend am Boden. Das ist absurd. Es ist Schnäppchenzeit und wir kriegen unsere Titel nun mit einem ordentlichen Discount. Und wenn es dann noch weiter fällt ... dann müssen wir es danach eben länger aussitzen.

Und was wenn wir nun doch auf eine mehrjährige Rezession zusteuern und die Kurse immer weiter nach unten gehen? Nun vor meinem Urlaub habe ich ja bereits gesagt, dass ich die Sparpläne adjustiert habe und vom amerikanischen Markt abgezogen habe, den ich für überbewertet halte. Ich habe es gerade auf deutsche Titel abgesehen, da ich viele Titel hier für unterbewertet halte und glaube, dass gerade bei einem neuen Boom, die Chinesen einen sehr großen Hunger darauf entwickeln werden.

Mein TechDAX liegt nun mit -13% im Minus. Ich habe ihn erst vor 2 Monaten angefangen zu besparen. Natürlich könnte ich die Euros, die ich verloren habe nun beheulen. Tatsächlich habe ich aber ein Grinsen im Gesicht, denn der Plan geht auf. Ein bisher sehr gut gelaufender Index stürzt kurz nachdem ich rein gehe ab und ich werde diesen Monat mit einem ordentlichen Discount ein weiteres Paket kaufen. Ja, selbst wenn nun jeden Monat eine neue Hiobsbotschaft über den Markt gehen wird und es die nächsten 12 Monate weiter bergab geht, so werde ich jedes Jahr langsam nachkaufen und dank des Cost Average Effektes immer weiter den Einstandspreis senken. Und sollte es mal wieder auf das aktuelle Niveau zurück gehen, bin ich schneller wieder im Plus.

Das ist nicht arrogant, es ist eine rationale Analyse der aktuellen Situation und eben das man nicht den Emotionen die Kontrolle übergibt, sondern versucht das Beste aus der Lage zu machen. Auch als Privatanleger muss man nicht jede Bewegung an den Börsen gleich mit Panik und Verlustangst quittieren. Auch wir haben eben Instrumente mit denen wir am Markt uns auch in schlechten Zeiten absichern können und am Horizont dunkele Wolken sehen. Es muss nicht immer gleich ein Derivat sein, dass auf fallende Kurse setzt, bereits mit sehr einfachen Mitteln kann man viel erreichen.

Und der Rest ist eigentlich nur eine gepflegte Geduld. Egal, ob Kryptos, P2P oder Wertpapiere... wer dort schnell reichen werden will, hat eine falsche Vorstellung davon, wie diese Märkte funktionieren. Und so mancher Trader der glaubt sich diesem Sturm widersetzen zu können wird sich dabei böse verbrennen. Wenn ein Hurrikane kommt, dann deckt man sich zeitig ein, geht in Deckung und schaut danach, dass man die Schäden wieder schnell repariert. Man mag noch so sehr auf den Sturm wettern und fluchen, es wird nichts ändern. Mitunter also ein wenig Zeit um etwas buddhistisch zu werden und einfach Mal die Situation akzeptieren und nicht in Selbstzweifel versinken. Wer weiß schon, ob wir wirklich die falschen Entscheidungen getroffen haben?

Hoffnung?

Wenn ihr bisher nicht am Markt investiert sein und immer auf den richtigen Moment gewartet habt, dann solltet ihr nun anfangen langsam Euren ersten Zug zu planen und den Markt aufmerksam beobachten und ein wenig Geld in der Hinterhand bereit zu halten. Damit ihr sobald das Massaker beendet scheint rein gehen könnt und günstiger einsteigen könnt als dies am Ende einer Ralley der Fall sein würde. Mit Sparplänen könnt ihr zudem immer ein wenig Risiko aus dem Zeitpunkt des Einstiegs nehmen. Ihr habt Instrumente und könnte dies auch nutzen ohne ständig nur in der Rolle eines Beobachters zu bleiben.

Und wer bereits investiert ist, dem möchte ich eine ordentliche Portion Zuversicht und Gelassenheit aussprechen. Lasst Euch nicht von den Untergangsszenarien und den Kriegstrommeln der Medien und der großen Player in Euren Bann ziehen und ständig an Eurer eigenen Strategie zweifeln. Als Privatinvestoren haben wir einen enormen Vorteil, den kein Fondmanager hat. Wir müssen nicht am Ende des Jahres positive Zahlen vorlegen, weil wir dann von einer wilden Meute zerfetzt werden. Wir können Verluste (sofern das Alter stimmt) auch einfach mal aussitzen und müssen nicht agieren. Wir müssen nicht in einem schwierigen Marktumfeld trotzdem irgendwelche Gewinne realisieren.

Vergesst niemals, dass wenn die Kanonen donnern und das Blut in den Straßen fließt, ihr weder Kombatanten seid noch Ziel dieses Konfliktes. Unsere Depots sind so klein, dass ihr von den wahren Konfliktparteien nicht gesehen werdet und das erlaubt es uns nicht in der panischen Masse mitzulaufen, sondern zwischen ihr zu schreiten und als stiller Beobachter an eine gute Position zu bringen und mit Ruhe und Bedacht Eure nächsten Schritte planen könnt.

Ob meine Strategie der ruhigen Hand sich auf lange Sicht auszahlt? Ich bin davon überzeugt, aber ich kann nicht in die Zukunft sehen. Vielleicht bricht eine 50 jährige Krise über Europa herein. Das wäre ärgerlich. Aber Angst vor so etwas braucht nur jener haben, der nicht ausreichend im Portfolio diversifiziert ist. Es wird immer irgendwo einen Gewinner geben. Also sollte man auch überall etwas vertreten sein ;)

Dies ist keine Anlageberatung in irgend einer Form. Es soll der Motivation dienen sich eigene Gedanken zu machen und die Initative zu ergreifen!

PS: Verzeiht mir bitte die Dramaturgie ;)

Sort:  

Aber jeder der schon einmal vor einem großen Feuer gestanden hat, wird abstreiten können, dass diese eigentlich gefährliche Sache eine merkwürdige Faszination auf einem ausgeübt hat und irgendwie einem in seinen Bann zog. Dies ist eigentlich verwunderlich, da man erwarten würde, dass man eigentlich so rein vom Überleben her reiß aus nehmen sollte.

Vor vielen Jahren hat ein im Bahnhof meines damaligen Wohnortes entgleister Zug mit explosiven und giftigen Stoffen als Ladung zu brennen begonnen.
Der Polizei ist es, trotz Durchsagen per Radio und Lautsprecher sowie weiträumiger Absperrung der Straßen, nicht gelungen, eine Karawane von Schaulustigen vom Ort des Geschehens fern zu halten.

Im Gegenteil: je eindringlicher die Appelle wurden, desto mehr Lemminge rückten an.
Der hinterher errechnete Radius des Supergaus hätte so um die 5.000 Menschen dahingerafft; zum Glück gelang der Feuerwehr die rechtzeitige Löschung.

Hat nicht direkt mit dem Börsenkontext zu tun, kam mir aber gleich als Anekdote in den Sinn und ist vermutlich exemplarisch für die zeitgeistliche aktive Teilhabe am eigenen Untergang... :)

Das Phänomen ist grundsätzlich sehr interessant, weil es eben ein paradoxes Verhalten ist. Bedenkt man wieviel uns als Mensch Angst macht, ist es eben verwunderlich, dass wir uns trotzdem so oft in Gefahr begeben. Kenne ähnliches von einem Bootsbrand. Die Feuerwehr ist mit Pressluftatmern unterwegs und fordert die Leute persönlich auf sofort die Fenster zu schließen, da giftige Dämpfe austreten. Und die Leute schließen die Fenster und gehen zum Glotzen in den Qualm. Führende Intelligenz auf dieser Welt? Bekomme es da manchmal mit der Angst zu tun ... ;)

Führende Intelligenz auf dieser Welt? Bekomme es da manchmal mit der Angst zu tun ... ;)

Mein Ansatz ist es, sich in kritischen Situationen von Menschen(mengen) möglichst fern zu halten bzw. deren Verhalten azyklisch für eigene Entscheidungen zu nutzen.

Da muss ich mir wohl bald Aktien heraussuchen, die ich haben möchte. :D

Ne gute Watchlist sollte man stets zur Hand machen. Heute war ein merkwürdiger Tag. Heftige Verluste und dann legten einzelne Titel auch wieder hoch. Die positive Stimmung am Markt ist definitiv dahin, nun folgt eine Weile Ratlosigkeit und Orientierung. ;)

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