Lasst mich einen Moment in Ruhe, …
… denn mir ist nach einem Blues
Wie gewohnt die kurze Geschichte zur Lyrik.
Es ist ewige Zeiten her, als ich die nun folgenden Zeilen zu Papier brachte.
Der Anlass ist vollkommen nebensächlich, da sich offenbar seither in der Denkstube unserer Köpfe rein gar nichts geändert hat. Auch heute noch ist mir nach dem Blues.
Damals kratzte ich all meine ersparten Kröten zusammen und ging das Wagnis ein, mich publizistisch auf wacklige, aber selbsttragende Beine zu stellen. Eigentlich ein finanzielles Selbstmord-Kommando, das war mir damals jedoch vollkommen egal schien. Ich wollte eine Veränderung und gleichzeitig auch mich selbst unter Druck setzen. Ich spürte das Gefühl, es war einfach Zeit für eine Veränderung.
Während der Diskussion über die Beiträge, die in die erste Ausgabe überhaupt Einzug halten sollten, warf plötzlich der Mann für den letzten Feinschliff einen Ausdruck auf den Tisch und bemerkte lapidar: “Das sollte unser Motto sein.”
Wie meine Gedankensplitter überhaupt in den Berg der Artikel geraten konnte - ich weiß es nicht.
Jedenfalls haben die Zeilen durch ihr Veröffentlichung den Stempel der unendlichen Haltbarkeit bekommen. Wären sie lediglich in meiner Obhut geblieben, sie wären längst auf der Müllhalde des Vergessens gelandet.
Ich war übrigens damals, während der Redaktionskonferenz, gegen die Veröffentlichung, da ich mich selbst im Verdacht hatte, die Zeilen meiner Emotionalität untergeordnet zu haben. Das gehört nun mal nicht in ein Magazin, dass sich mit der alltäglichen Politik beschäftigt.
Meine Mitarbeiter waren damals anderer Meinung und setzten sich dementsprechend durch.
Mir ist nach einem Blues
Du hast bezahlte Arbeit
Man könnte sagen, es geht dir gut
Dein Nachbar hat sich wieder
Voll dem Schnaps verschrieben
Dem Alkohol steht zumindest
So etwas wie Hoffnung
Ins Gesicht geschrieben
Arbeitslos seit zwei Jahren, vielleicht auch länger
Sein Gürtel geht überhaupt nicht mehr enger
Dein Job endet, wie immer um zwei.
Danach verdienst du noch rasch was nebenbei
Du empfindest das nur gerecht und legal
Die Belange deines Nachbarn
Die sind dir dabei scheiß-egal
Ich bin so traurig
Ich könnte weinen
Mir ist es nach einem Blues
Der Pakistani stinkt nach Knoblauch aus dem Maul
Die Itaker sind von zuhause aus faul
Die Türken sind doch nur auf unsere Frauen scharf
Nur wir Deutschen
Wir waren ja schon immer brav.
Asyl
Ich frage mich doch echt für wen und wofür
Die Meinung des Volkes
Oder derer, die am lautesten schrei´n
Lasst nur diese fremden Rassen nicht zu uns rein
Sonst schlagen wir ihnen ganz einfach
Und ganz schnell den Schädel ein!
Oh Mann, ich bin so traurig
ich könnte weinen
mir ist es nach einem Blues
Für oder gegen Raketen
Dürfen nur Politiker sein
Wir kommen für unser Dagegen
Lediglich in die Akten rein
Auch der arme Krüppel
Hat selbstverständlich unsere Hilfe verdient
Nur nicht in jedem Restaurant
Denn dort wird er nicht bedient
Im Augenblick ist die Umwelt wichtiger
Alle wollen nur noch Bäume retten
Nur bis zur Wahl, ich könnte wetten
Unser Kultusminister trennt derweil den Weizen von der Spreu
Drum sind all unsre Pädagogen blind verfassungstreu
Oh Mann, ich bin so traurig
ich kann nicht mehr weinen
mir ist es nach einem Blues
Inklusion
Illusion
Integration
Resignation
Depression
Revolution
Zum Schluss
Frustration
Mich hat die Traurigkeit fest in ihrem Griff
Bitte spiel mir den Blues!
Hinweise auf lesens- und hörenswerte Beiträge:
Der Wegweiser für alle, die das für sie Wichtige suchen: steemwiki
Wer interessiert am Jazz ist, der findet hier was: #jazzfriday
Soll es was ganz Leckeres für den Magen sein: #w74-rezepte
Kurzgeschichten oder Ausflüge in die deutsche Sprache, dann wird man sicher fündig unter: #ganzwenigtext
Alte Ausgaben des Wochenrückblickes liegen hier: #wochenrueckblick
Mahnende Worte von der Kanzel herab (oder von wo auch immer): #sonntagspredigt
Nicht zu vergessen: BRenNgLAS
Depression ist hier das durchdringende Keyword und die Reflexion des Sinnlosen. Würde ich jedenfalls so sehen.
Depression bringe ich immer mit einem persönlichen Rückzug in Zusammenhang. Den wachen Blick wollte ich mir eigentlich beibehalten.
Aber selbstverständlich könnte noch eine ganze Ladung der ...ionen angefügt werden, was aber dazu führen könnte, letztendlich doch bei der Depression zu landen.
Und dann beginnt der Kreisverkehr.
Alles richtig gemacht, weiter viel Erfolg...
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Na super und schon schiebe ich auch den Blues, kein Wunder bei dem Scheißwetter und solch einer Veröffentlichung, die zum Glück nicht auf der Müllhalde landete. 😎
Morgen wird der Blues wieder durch den Punk ersetzt!
Da verzieht sich der letzte Regentropfen freiwillig.
Der Blues ist nicht ganz mein Geschmack.
Der Text ist allerdings sehr direkt und auf den Punkt gebracht.
Ich mag ihn.
Danke Euch dafür, wenn ich das richtig verstanden habe.
Der Blues ist eigentlich keine Geschmacksache, sondern ein Gefühl. Irgendwann wirst du dich dabei ertappen, die Starttaste für den Blues zu drücken und dir sicher sein, dass dies genau die richtige Musik für den Moment ist.
Warte ab ... :-)
Die Blues-Brothers (bitte haue mich jetzt nicht) waren vielleicht dieser Moment als Kind. Ein dickes Prägezeichen, mir bis heute unbekannter Art, hat dieser Film in mir hinterlassen. Heute stimuliere ich mich(inzwischen fast selten) mit eher eigenartiger Musik und Tönen die nicht jedem gefallen dürften. Für mich ist das auch ein Lebensgefühl. Und vielleicht sind die Unterschiede trotz der Offensichtlichkeit, gar nicht so groß, wie man meinen könnte.
Hallo Sascha!
Handgreiflichkeiten kommen in meinem Leben nur im Einsatz gegen den eigenen Körper vor. Das sieht dann so aus, dass eine flache Hand, die immer als meine eigene (ob links oder rechts spielt keine Rolle) identifiziert werden kann, mir gegen die Stirn klatscht und die innere Stimme (die wohl auch mir zuzuordnen ist, da Außerirdische in meinem Leben noch nie eine Hauptrolle innehatten) mir verrät:
"Na, du Schlafmütze, die Idee zu dem Artikel oder Buch hättest du auch haben können."
Insbesondere denke ich hier an das Neue Testament.
Doch was die Blues Brothers betrifft, hatten die beiden Jungs wohl so viel mit dem Blues zu tun, wie ich mit dem Thema Chemie nach der Oberstufenreform im Saarland. :-)
Beste Grüße
Wolfram
Guten Morgen Wolfram,
Das ist mir später auch klar geworden. Genau deswegen habe ich gesagt, das du mich nicht hauen sollst. :-)
Diese fast unnötige Filmkritik die ich einige Jahre später, mal quasi genau wie deine Worte lesen durfte, haben mich dazu bewegt, mir den Film noch einmal anzusehen. Das hätte ich nicht machen sollen.
So ein "Kind sein" hat schon Vorteile.
Man sieht vielleicht mehr als da ist, war diesbezüglich meine Erkenntnis. Auch habe ich gelernt, das es zwei dieser Filme gegeben hat und habe mir die ältere Version auch angesehen.
Natürlich habe ich mit "echtem" Blues auch Kontakt gehabt, nur fallen mir die Namen nicht mehr ein. In dem Alter war ich noch offener für derer leih Ausflüge. Heute bin ich froh, wenn mein Alltag einigermaßen klappt. :-)
Bitte lass´ (egal welche deiner Hände) nicht allzu sehr gegen deine Stirn klatschen, bei meinen Kommentaren. :-) Es könnte sein, das du dich dadurch ernsthaft verletzt. :-)
Das wiederum, ist mir nur einmal in anderem Aspekt eingefallen. Ob du es glaubst oder nicht. Es war der Moment, als ich den Bitcoin verstanden habe. So richtig verstanden meine ich. Ich hatte die Lösung für meine Fragen, die ganze Zeit vor Augen und habe sie nicht gesehen. Wäre auch schade drum gewesen.
Einfach scheint langweilig im Leben und oft glaube ich, das ich es mir dann doch ausgesucht habe.
(Ob mit oder ohne Außerirdische ist ja Wurst, wenn man die Tragweite dieses Glaubens erkennt)
Wie immer war es wieder einmal sehr amüsant, dich zum Stirnrunzeln bewegt und mich als leicht Minderbemittelt, dargestellt zu haben. :-) Ganz genau so, kommt einer von uns beiden, auf jeden Fall voran.^^Sag Bescheid, wenn dir die Hutschnur platzt. Am besten ein bisschen davor, damit ich mich nicht ganz so Mies fühlen muss. :-)
Ich wünsche dir ein schön verregnetes Wochenende, das auf uns wartet. :-)
Salve
Alucian
Danke für die Aussichten zum Wochenende.
Quatsch, danke für die besten Wünsche für ein verregnetes Wochenende.
Das klingt schon besser.
Bitcoin -
wenn eine Währung in die Knie geht, nur weil ein Haftbefehl vollstreckt wurde, dann ist es an der Zeit sich Gedanken zu machen, ob man da auf das richtige Pferd gesetzt hat.
Sorry an dich. Ich war bei meinen Wünschen in Deutschland und da ist es ein Graupelwetter :-)
Ok, darüber ist mir nichts bekannt. Wenn du den Preis vom Bitcoin meinst, dann hat er immer noch nicht das erreicht, was man mal für "normal" halten wird, über etwas längere Zeit. Ich denke, das er noch viel zu klein ist, um in irgend einer Form stabil zu werden. Da werden noch einige Nachrichten an seinen Festen rütteln. :-)