Nur einmal ein Terrorist sein ...

in #terrorismus5 years ago

Wenn Gammastern manchmal Abends ein wenig im Netz stöbert und in den Tageszeitungen liest, dann träumt er davon ein Terrorist zu sein. Je mehr der Artikel sich über aktuelle Einschätzungen der Sicherheitsinstitute dreht, umso stärer wird das Verlangen. Dies mag insbesondere daher rühren, dass der durchschnittliche Terrorist der dort beschrieben ist ein Mitglied einer dummen Herde von stupiden Schafzüchtern ist.

Absolut überhaupt keine Fantasy oder irgendwelche technische Finesse, die sich dort offenbart. Sie hocken in ihren Erdlöchern, haben keine echten Forderungen, sondern führen ihre Anschläge nach einem 0815-Schema aus. Wenn am Ende jemand im Dunkeln über einen Stock stolpert, jauchzen sie gleich vor Freude auf und bekennen sich zu diesem heimtückischen Anschlag! Was für ein stupider Haufen!

Was könnte wohl jemand mit meinem Wissen erreichen, wenn man den Terrorismus wirklich auf die Ebene des 21. Jahrhunders katapultiert und wirklich mit Heimtücke und Idee sinnvoll formulierte Forderungen stellt. Z.B. das Sicherheitsbehörden oder Politiker mehr sinnlose Interviews geben dürften. Ja, an solchen Tagen träumt Gammastern ein wenig davon kein normaler Bürger zu sein, sondern ein fieser Terrorfürst vor dem die Welt erbebt. Schafe züchten könnte man dann immer noch in seiner Freizeit!

Keine Sorge! Ich habe nicht wirklich vor unter die Terroristen zu gehen. Sowohl meine Bildung als auch meine Moral als auch mein Pazifismus halten mich davon ab. Allerdings glaube ich fest an die Hackerkultur und somit auch an die Aufklärung und das wir durch das freie Teilen von Informationen eine bessere Welt erschaffen können. Und daher widmen wir uns eben heute einmal der Betrachtung, wie wirklich gute Terroristen kommunizieren würden.

Den der ganze „Krieg gegen den Terror“ ist eine reine Show bei der 1% der Bevölkerung laut „Panik!“ rufen, 80% es völlig am Arsch vorbei geht, 18% in Panik verfallen und die restlichen die Hand überhaupt nicht von der Stirn wegbekommen und in ein chronisches Facepalming betreiben, weil sie es sonst einfach nicht mehr im Kopfe aushalten.

Regelmäßig tritt ein Sicherheitspolitiker mit immer absurderen Forderungen eines Überwachungsstaates vor die Kamera und absolut niemand greift ein um dessen geistigen Diarrhö einhalt zu gebieten. Man denke doch nur daran, dass vor einigen Jahren bekannt wurde, dass sich Agenten der NSA, FBU und CIA in World of Warcraft getummelt haben und versucht haben Guilden zu infiltieren, da innerhalb dieser in den Chats Anschlagspläne organisiert werden könnten. (https://www.golem.de/news/snowden-enthuellung-nsa-spione-in-world-of-warcraft-1312-103252.html)

Der normale Bürger beschleicht da beim Lesen schon ein wenig der Eindruck, dass dort ein besonders blöder Vorgesetzter gewesen sein muss und ein MMO-Junkie, der überlegte, wie er seine Sucht nun auch auf der Arbeit frönen könnte. Nach einigen Wochen der Eskalation mutierte dies dann langsam zu einem Spielclub, der eine eigene Leitung brauchte. Die Message ist klar: Terroristen lauern überall! Selbst hinter virtuellen Gebüsch!

Oder man denke daran, dass die NSA darüber klagte, dass sie zu Schwierigkeiten habe Mitarbeiter für die Observation zu finden, weil man so oft Penise in die Kamera gehalten bekommt und dies eben jene Mitarbeiter verstört. Tja, nur mit ein wenig Fantasy erkennt man auch hier den jungen hormongesteuerten Erwachsenen, der davon träumte fürs Tittengucken bezahlt zu werden und danach nur noch Penise sah. Zumindest scheint die NSA damit ja kreativ umzugehen und Mitarbeiterinen zu suchen, die sich daran nicht so sehr stöhren (https://worldnewsdailyreport.com/fbi-raid-at-nsa-employees-home-reveals-over-16000000-dick-pics/).
Natürlich liegt hier keine Steuergeldverschwendung vor, sondern eine essentielle Aufklärung wie man Terroranschläge verhindern kann. Um eben jene Wüstenschafzüchter davon abzuhalten uns alle umzubringen! Nur böse Zungen behaupten, dass wir auf diesem Wege nur Geld verschwenden, unsere Gesellschaft zerstören und am Ende in Richtung eines Überwachungsstaates abdriften.

Was würde nur der guten alte Orwell dazu sagen!

geheim.jpg

Das große Problem bei der Sache ist, dass viele Bürger schlichtweg bei solchen Themen den Kopf abschalten und zu leichtfertig das glauben, was man ihnen da vorkaut. Wir müssen jederzeit Wachsam sein! Und so findet auch der Opa von nebenan noch eine Daseinsberechtigung, wenn er aus seinem Fenster blickt und nach Terroristen ausschau hält. Nach verdächtigen Personen, die Papiertüten mit wichtigen Dokumenten im Mülleimer deponiert!

Doch was würden wir tun, wenn die Terroristen all ihr Treiben nicht in der Öffentlichkeit bei World of Warcraft, im Sexchat oder vor unseren Augen durchführen, sondern völlig im Verborgenen verschleiert mit alten Techniken und modernen Interpretationen davon. Wenn man es nicht mehr mit einem 0815-Feld-Wald-Und-Wiesn-Terroristen zu tun hat, sondern einem der eine Universität von Innen gesehen hat oder zumindest schon einmal eine Computer Bild gelesen hat?

Eine wichtige Aufgabe als Terrorist ist es nämlich die Aktivitäten unserer Mitglieder zu koordinieren. Das kann man natürlich ganz klassisch im Keller bei irgendwo jemanden machen und sich konspirativ im Keller treffen. Dies hat eben dann aber auch das Problem, dass es sehr leicht zu beobachten ist und man leicht Gefahr läuft, dass gleich die ganze Zelle hoch genommen wird, wenn die Polizei vor der Haustür steht.

Was wäre also, wenn wir das Internet für die Kommunikation nutzen würden? Dann bräuchten wir uns gar nicht mehr treffen und könnten von überall auf der Welt miteinander kommunizieren. Dank Verschlüsselung wäre es nicht einmal ein Problem via Instantmessenger oder Mail Nachrichten auszutauschen ohne das ein Geheimdienst diese Nachrichten mitlesen könnte. Man könnte aber immerhin noch von außen eine gewisse Form von Aktivität feststellen und eine erhöhte Gefährdungsstufe herausgeben.

Aber wie wäre es, wenn wir statt irgendwelchen Mails und geheimen Code-Wörter statt dessen unsere Instruktionen über Social Media wie Twitter verbreiten würden. Ach, lasst uns nicht so 2000er sein und statt dessen etwas moderneres nehmen. Wir teilen unsere Botschaften einfach auf der Blockchain an unsere Gefolgsleute weiter! Ein Foto dient dazu um einem Schläfer eine Nachricht zukommen zu lassen. „Lilie“ heißt „Leg Dich wieder hin!“, eine rote Rose heißt „Umarme den Feind!“ und eine Tulpe heißt „Investiere an der Börse!“. Ja, so etwas könnte funktionieren!

Aber es ist unpraktisch, da man eine ganze Menge an Sinnbildern zuvor austauschen müsste und eben auswendig lernen müsste. Wenn man komplexere Nachrichten austauschen will, könnte eine solche Bilderflut vielleicht auch fix zu Missverständnissen verleiten. Was wäre also, wenn wir einfach eine komplexere Nachricht wie z.B. „Wer das liest, ist nicht doof!“ verstecken könnten ohne das das jemand bemerkt?

Den genau diese Nachricht habe ich in diesem Text untergebracht. Nein, nicht weiter unten! Sondern oben in genau dem Teil den Du bereits gelesen hast. Wie? Dir ist das gar nicht aufgefallen? Dann schaue noch einmal ganz genau hin, vielleicht findest Du die Nachricht ja doch...

Du hast es immer noch nicht gefunden, trotz Volltextsuche? Ist halt sehr gut versteckt! Der gute Gammastern nimmt Dich dabei allerdings nicht auf dem Arm, sondern hat einfach nur eine uralte Technik eingesetzt, die auch in der IT-Welt bereits ein alter Hut ist. Die Wunderwaffe heißt „Steganographie“ und die Nachricht ist in dem willkürrlich eingestreuten Bild von George Orwell versteckt. Ich würde ja nicht einfach so ein Bild in einem Text posten... ;)

Lasst uns also einmal genauer hinsehen. Hier einmal das Original:

original.jpg

Und hier das Bild mit der geheimen Botschaft:

geheim.jpg

Wer findet nun den Unterschied? Ein normaler Mensch ohne spezielle Inselbegabung sollte daran eigentlich kläglich scheitern. Ich werde Euch aber einfach einmal ein wenig helfen und habe hier ein Bild erzeugt in dem mein Computer die Unterschiede grafisch visualisiert hat:
diff.jpg

Minimale Änderungen von Farben wurden hier genutzt um mit Hilfe eines Passwortes Daten in diesem Bild zu verstecken. Die eigentliche Nachricht hätte genauso gut ein Kompressionsartifakt sein können, der bei einer Nachbearbeitung des Bildes passieren könnte. Doch wer weiß, dass sich eine Nachricht darin befindet und das Passwort kennt, kann diese recht leicht extrahieren.

Das könnt ihr (zumindest als Linux-Nutzer) auch sehr leicht überprüfen. Installiert bei Euch die Anwendung „steghide“, kopiert das Bild in einem lokalen Ordner und führt einfach folgendes aus:

steghide embed -cf original.jpg -ef nachricht -sf geheim.jpg

Mit „embed“ weisen wir die Anwendung, dass wir etwas in einem Bild einbetten wollen. Mit dem zweiten Argument geben wir das Bild im gleichen Ordner an, dass als „Träger“ fungieren soll. Mit dem dritten Argument geben wir eine Textdatei mit der Nachricht an. Mit dem letzten Parameter wie die manipulierte Datei heißen soll.

Nun können wir ganz einfach mittels des folgenden Kommandos auch wieder die versteckte Nachricht aus dem manipulierten Bild entfernen:

steghide extract -sf geheim.jpg

Dabei werden wir aufgefordert ein Passwort anzugeben, dass dann genutzt wird, um die Nachricht aufzuspüren und zu ermitteln. Geben wir das falsche Passwort ein, wird keine Nachricht gefunden.

Man sollte dabei zu bedenken geben, dass natürlich die Größe der Nachricht, die man verstecken kann, davon abhängt wie groß das Bild ist. In diesem Fall nutzen wir ein recht kleines Bild. Mittels des folgenden Kommandos, kann man prüfen, wieviel Information man verstecken kann:

steghide info original.jpg

Stolze 1,7 Kb also rund 1700 Zeichen können wir somit unterbringen. Bei einem normalen Wallpaper für den Desktop von ca. 1980x1200 Pixel steigt die Datenrate auf immerhin 31kb an. Wobei man anmerken muss, dass es natürlich auch vom Bild abhängt und je abwechslungsreicher es ist, desto einfacher fällt es auch darin etwas zu verstecken.

Gut, dass wir es bei den Terroristen eben um Schafhirten zu tun haben und wir es uns als Gesellschaft somit leisten können, dass abgenutzte Sicherheitspolitiker jenseits der 70 Jahre uns erklären können, wie diese so arbeiten und was man tun kann, damit diese nicht ungesehen ihr Werk verrichten können.
Ansonsten würden wir unsere Geheimdienste dazu verdammen in Social Media, Webseiten Handbüchern, Blockchains und eben so manchem Computerspiel nach versteckten Botschaften zu suchen. Das wäre nicht nur die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen, sondern die Suche nach einer Nadel, die aussieht wie ein Heuhaufen in Mitten von Heuhaufen ...

Dabei lassen sich solche Techniken natürlich auch noch beliebig kombinieren. Denn natürlich muss die Nachricht nicht wie hier mit einem primitiven Passwort („gammastern“) geschützt sein, sondern es könnte auch ein komplex Passwort sein. Oder eben der Text nicht im Klartext, sondern verschlüsselt ... und dann nutzen wir noch Codewörter!!!

Oh da sind sie wieder die Gedanken. Man könnte ein so wundervoller Terrorist sein, wenn man doch da eben nur mal Leute mit Ahnung ran lassen würde, die nicht das Wort Gottes in einem Sandmulde lesen würden, sondern wirklich ein echtes Studium betreiben würden. Dann würden wir wirklich gute Sicherheitsleute brauchen und eben nicht drittklassige Politiker, die ansonsten in der Bedeutungslosigkeit untergehen würden.

Und wir bräuchten dann auch Geheimdienste, die nicht einfach nur für den Satire-Faktor da sind und Geld zum Fenster rausschmeißen (https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/sep/15/nsa-mind-keith-alexander-star-trek), sondern welche die wirklich ein wenig Grips aufwenden müssten, um die Feinde des Staates zu identifizieren.

Treibt man einfach nur die Überwachung immer weiter voran und erklärt den Leuten, dass man irgendwann mit ausreichender Überachung ihre Sicherheit garantieren könnte, dann wird man am Ende in einem Staat leben in denen sich vermutlich nur noch Terroristen frei bewegen können. Jeder andere Bürger würde ständig Angst haben, dass er bei der kleinsten Verfehlung ins Visier von den Behörden gerät.

Langfristig würde so ein Staat entstehen in dem nur noch Terroristen und Staatsdienster sich frei bewegen können und langfristig das eine zum anderen wird. Sich beide Gruppen so ineinander verheddern und verfangen und ihr Existenzrecht miteinander verpflechten bis man überhaupt nicht mehr voneinander zu unterscheiden wären.

Aber dann müsste ich ja eigentlich ein Terrorist werden, der versucht seinen Mitbürgern zu erklären, dass man sich gegen einen solchen Staatsterrorismus zur wehr setzen könnte. In dem man aufzeigt, dass die Versprechen absurd und blödsinnig sind und sich wahrer Terrorismus nicht durch Verbote und Überwachung lösen lässt, sondern nur durch eine entschlossene Gesellschaft, die dem Terroristen keinen Spalt lässt um dort einzudringen.

Die nicht bei jedem Anschlag ängstlich zusammen zuckt und beginnt sich immer weiter einzumauern und das Fundament auf dem sie thront zu zerschlagen bis nichts mehr übrig bleibt. Den in einem solchen System würde ich mir als Terrorist eben auch keine Mühe mehr geben und einfach nur lustlos vor mich hin werkeln. Und Abends würde ich dann die Talkshows anschalten und mich vor Lachen krümmen.

Ja, Terrorist müsste man sein. Man würde wesentlich mehr zu lachen haben und nicht ständig einen Handabdruck an der Stirn haben...

“In a time of deceit telling the truth is a revolutionary act.” - George Orwell

Der Text ist zynischer Natur und sollte auch so verstanden werden. Natürlich plane ich keine Terroristengruppe. Es soll aber dazu dienen, wie leicht man Nachrichten verborgen in aller Öffentlichkeit austragen kann und wieso die anhaltende gesellschaftliche Hysterie zunehmend peinlich wird...

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