Die Sebsi des Schicksals (originale Kurzgeschichte)

in #travel6 years ago (edited)

Mohammed stopfte seine Sebsi. Er blickte in Richtung des Horizonts, hinter dem die Sonne soeben verschwunden war. Endlich sang der Muezzin und er konnte seine Pfeife anzünden. Er zog dreimal und bließ die noch glühende Asche aus der Sebsi um sie erneut zu füllen. Hamdulla murmelte er. Es war ein heißer Tag gewesen und der Ramadan hatte an seinen Kräften gezehrt. Die Bedienung in dem Lokal in dem er saß hieß Layla. Seit Beginn des Ramadans kam er jeden Abend dort hin nur um sie zu sehen. Mit einem Lächeln brachte sie Harira und Datteln an den Tisch. Dann ging sie in die Küche und holte Minztee und kaltes Wasser. Shukram, Danke, sagte er und wagte es kaum in ihr schönes Gesicht zu blicken.
Für gewöhnlich war sie nach dem Servieren schnell wieder in der Küche verschwunden. Die Leute redeten, wenn sich junge Leute unterschiedlichen Geschlechts länger als üblich unterhielten. Heute aber setzte sie sich wieder erwarten zu ihm an den Tisch. Wie geht es dir Mohammed? Jeden Abend kommst du zum Fastenbrechen hier her. Warum bist du nicht bei deiner Familie? Er hatte sich bereits eine gute Ausrede für diese Frage ausgedacht doch er kam gar nicht dazu sie auszuformulieren.
Bevor er noch den Mund öffnete fragte sie: Darf ich mir mal kurz deine Sebsi ausborgen? Er nickte verwundert. Sie blickte sich noch einmal um und als sie sich vergewissert hatte, dass keiner sie beobachtete stopfte sie etwas kraut in die Sebsi und zündete es schnell an. Eine zweite Sebsi folgte der ersten. Mohammed erkannte am Geruch, dass es kein Kiff war. Damit kannte er sich aus. Nach fünf schnell gerauchten Pfeifen sagte Layla danke, aber dabei belies sie es nicht. Sie beugte sich zu ihm hinüber und gar ihm einen Kuss auf den Mund. Sprich zu niemandem davon. Er nickte und versuchte sich mit geschlossenen Augen die Erinnerung an ihren Kuss im Gedächtnis zu halten. Sein Herz schlug schnell.
Als er die Augen öffnete war Layla verschwunden. Layla Saida- Gute Nacht- murmelte er und wandte sich zum gehen. Das Cafe war immernoch leer und er schloss umsichtig alle Türen hinter sich. Als er am nächsten Tag ins Cafe kam war Layla nicht da. Ihre Schwester Maria lächelte ihm freundlich zu. Bist du zum Fastenbrechen gekommen? Ich bringe dir gleich deine Harira. Bismillah.
Obwohl Mohammed den ganzen Tag nichts gegessen oder getrunken hatte und sogar auf Tabak und Kiff verzichtet hatte interessierte ihn das alles im Moment kein bisschen. Alle seine Gedanken kreisten um Layla. Wie konnte er auf unverfängliche Weise herrausbekommen was mit ihr geschehen war?
Um seinen Verstand in die Gänge zu bekommen rauchte er nach Sonnenuntergang einige Pfeifen Kiff und schlang sein Frühstück mit dem Tee regelrecht hinunter. Wenn er einfach mal in der Nähe von Laylas Haus herumspazierte? Aber was, wenn sie sich vor ihm versteckte? Vielleicht würde sie morgen wieder da sein. Gewiss, morgen würde er sie wiedersehen.
Doch auch am nächsten Abend war wieder Maria im Cafe, ebenso am übernächsten und am Tag darauf. Mohammed hielt es nicht mehr aus, so fragte er Maria: Warum arbeitest du jetzt hier? War es nicht sonst deine Schwester, die hier bedient hat?
Maria erklärte ihm, dass Layla mit einem schlimmen Leiden zu Hause im Bett liegen müsste. Er fragte nicht, ob er Layla besuchen könnte. Er wusste, dass allein die Frage unangemessen war. Er kaufte auf dem Suk einige Heilkräuter und Räucherwerk und bei einem Freund etwas Kiff.
Als er bei Laylas Haus angekommen war und an die Tür klopfte öffnete ihm die Mutter. Salam Lala, Ich habe gehört, dass es Layla schlecht geht und ich war auf dem Suk und habe einige Kräuter besorgt, die viele Krankheiten bekämpfen können. Außerdem habe ich Räucherwerk mitgebracht um böse Geister zu vertreiben.
Die Mutter sah ihn an dann schrie sie wild fuchtelnd: Du warst das also! Du hast meiner Tochter das angetan! Jetzt kommst du erst mal rein und sprichst mit Laylas Vater. Na warte!
Von diesen Worten völlig verwirrt betrat Mohammed das Haus. Laylas Vater saß, den Kopf in die Hände gelegt, am Küchentisch. Als er Mohammed ansah verdüsterte sich sein Gesicht noch ein wenig mehr. Du warst es also, Mohammed. Das hätte ich nicht erwartet. Wiederholte er die rätzelhaften Worte seiner Frau. Mohammed sagte er sei vorbeigekommen um Kräuter und Räucherwerk zu bringen doch der alte Mann zuckte nur mit den Schultern. Dann fragte er Mohammed: Möchtest du meine Tochter heiraten? Ihre Krankheit ist fast ausgestanden.
Mohammed hüpfte das Herz höher. Nur wenn sie mich will, antwortete er. Dann geh zu ihr und frage sie.
Mohammed folgte der Mutter in den zweiten Stock zu dem Zimmer in dem Layla im Bett lag. Sie öffnete Mohammed die Tür und schloss sie hinter ihm wieder. Er hatte kaum Zeit sich zu wundern, warum es ihm gestattet war in so vertrauter Weise bei der Tochter Einlass zu erhalten, als Layla ihm schon um den Hals sprang und ihn mit Küssen bedeckte. Mohammed! Endlich bist du gekommen. Ich freue mich ja so sehr. Hast du meinem Vater gesagt, dass wir heiraten. Ja? Das ist ja wunderbar.
So heirateten Mohammed und Layla. Einige Monate später klopfte ein fremder Mann mit einer grünen Djelabba an die Tür von Mohammed und seiner frisch angetrauten Gemalin. Er fragte nach Layla. Mohammed fragte worum es ginge, doch der Mann wollte ihm keine Auskunft geben. Als er Layla dazuholte wurde diese ganz fahl. Der Mann fragte: wo ist das Kind? Layla schüttelte nur den Kopf. Da begriff Mohammed was es damals mit dem seltsamen Kraut in der Sepsi auf sich gehabt hatte und warum ihre Eltern zunächst so wütend auf ihn gewesen waren. Er stopfte eine Sebsi und reichte sie dem Fremden. Du hast kein Kind in diesem Haus, aber wenn du willst sei unser Gast und erzähle wie es dir in den letzten Monaten ergangen ist.
Am Abend saßen sie noch lange zusammen und rauchten, asen und lachten. Am Morgen verabschiedete sich der Fremde und Mohammed und Layla waren wieder allein. Er küsste ihren Bauch und sagte: Hamdulla.

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Viel Dank fürs Lesen meiner originalen Kurzgeschichte. Wie die letzte ist auch diese inspiriert von meinem gegenwärtigen Marokkoaufenthalt und den Erzählungen des fantastischen Mohammed Mrabet.

Viel Licht und Liebe

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Nice one.....you look beautiful.

Well I can tell this is a short story about fate and a very beautiful picture is accompanying it. But would be beneficial to have an English translation. I had 3 years of German in HS but am quite rusty. Thanks though for sharing my friend. Love and light to you as well @yoganarchista

Thank you for your comment. Maybe I will translate it when I got better wifi connection ;) Greetings from Diabat ;)

A very interesting story to follow. The story of love in the month of Ramadan in Morocco. I am very happy to read it. I hope this story continues. Hope you are always happy there @yoganarchista.

a very amazing moment, I am amazed with your beauty, have a nice day and always make your day happy yes, I want to be like you, hope you also success always yes, I will always support you.

how are you beautiful, this is a very amazing story, have a nice day and always make you happy yes, i will upvote and restem

that was amazing story

Always welcome

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