Wissen ist Macht!

in #wissen5 years ago

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Ist eigentlich schon einmal jemanden aufgefallen, dass ich hier zwar recht viel über das Thema Finanzen schreibe, allerdings einen der wichtigsten Schlagworte innerhalb der sozialen Medien versuche auf Teufel komm raus zu meiden? Ich kann natürlich nicht dafür garantieren, dass es mir vielleicht doch einmal an der einen oder anderen Stelle heraus gerutscht ist. Wer aber einmal ein wenig bei Youtube Videos aus dem Bereich gesehen hat, wird sicherlich bereits einmal über den Begriff „Finanzielle Freiheit“ gestolpert sein.

Wieso meide ich den Begriff nun aber hier eigentlich? Zum einen natürlich, weil es inzwischen von fast jedem genutzt wird und er eben entsprechend abgedroschen ist. Überall wird einem gesagt, was man tun muss, damit man endlich finanziell frei sein kann. Das dies wichtig und ein erstrebenswertes Ziel ist, da besteht zweifelsfrei Konsenz. Aber was ist eigentlich „finanzielle Freiheit“ und wie definiert man es?

Fast jeder Mensch wird darunter etwas völlig anderes verstehen und entsprechende finde ich es nicht gut eben ein solch unidentifizierbares Ziel zu nutzen und damit Menschen Hoffnungen zu machen, die am Ende überhaupt nicht realistisch sind. Er suggeriert eben, dass man „finanziell“ so „unabhängig“ sein kann, dass man nicht mehr abhängig von irgend jemanden ist und quasi machen kann, was man will.

Aber wieviel braucht man eigentlich um wirklich „frei“ zu sein? Bereits wenn man ein wenig darüber nachdenkt, wird man schnell zu den Schluss kommen, wie abstrus er für sich genommen ist. Lebe ich alleine? Habe ich vielleicht noch jemanden um den ich mich auch finanziell kümmern muss? Eltern, Lebenspartner, Kinder? Denn wäre man wirklich frei, wenn man selbst genügend Geld hat, aber das engste Umfeld dann am Hungertuch nagt?

Und selbst wenn man egoistisch ist und nur für sich leben möchte... wieviel braucht man eigentlich so zum Leben? Viele Menschen werden bereits an einer solchen Fragestellung gnadenlos scheitern, weil sie überhaupt kein Haushaltsbuch führen. Gut, ich kann genau sagen, was ich jedes Jahr in unterschiedlichen Budgets so ausgebe, aber nur wenige Menschen machen sich wirklich die Mühe. Wie sollen diese dann in der Lage sein „frei“ zu leben, wenn sie nicht einmal wissen, was sie brauchen?

Dabei spielt ja gerade auch noch die eigene Preferenz immer eine sehr übergeordnete Rolle. Wenn ich wirklich frei sein will, heißt das dann nicht auch, dass ich meine Träume leben kann. Nun auch daran scheitern bereits viele und wissen eigentlich gar nicht so genau, was sie als Ziel anstreben. Für den einen ist vielleicht der Traum einen Ferrari oder einen Porsche zu fahren und erst damit wird ein erfülltes Leben für sie denkbar.

Mich lässt das halbwegs kalt. Ein Auto ist ein Transportmittel, was mich von A nach B bringen soll. Je sicherer, günstiger und schneller, umso besser. Und ja, es soll ja sogar Zeitgenossen geben, die überhaupt nichts von einem Auto halten. Sei es nun, weil sie in der Stadt leben oder eben einfach gerne sich ein wenig sportlich betätigen und eben gerne mit dem Rad fahren.

Jeder Mensch hat somit andere Ziele und eben auch Statussymbole, die ihm im eigenen Leben wichtig sind. Und würden sich zwei Menschen mit ihren Träumen vorstellen – einer mit dem Porsche, der andere mit einem Rad – ja, wer würde vermutlich von den beiden zuerst seine finanzielle Freiheit erreichen? Kaum einer wird wohl daran zweifeln, dass es der mit dem Rad sein wird.

Und ja, der Zyniker in mir erkennt sogar in einem positiv besetzten Begriff wie „Finanzielle Freiheit“ auch noch etwas morbides. Denn ist es wirklich erstrebenswert „frei“ um jeden Preis zu sein, wenn man am Ende dann doch nur ein Sklave des Marktes und der Charts wird. Irgendwie dünkt es mich, dass auch dies vielleicht trotz einer guten finanziellen Absicherung noch lange keine echte Freiheit darstellt.

Noch gefährlicher ist es aber eben, wenn man mit einem solch pauschalen Konstrukt den Menschen ins Gesicht sagt, dass sie alle „frei“ werden können. Dies macht bereits aus marktwirtschaftlicher Sicht keinen wirklichen Sinn. Und eben spielt die eigene Historie auch immer eine Rolle. Immerhin kann man im Leben einige Entscheidungen treffen, die einem nachhaltig die Chance auf eine echte „finanzielle Freiheit“ verbocken. Sei es eben, weil man einfach bereits sehr alt ist oder vielleicht einem Bildung nie besonders am Herzen gelegen hat.

Nein, ich denke, dass ein solcher Begriff vorwiegend dem Marketingzweck dient, weil er etwas ist von dem wir träumen. Jeder von uns hat eben einen dieser Tage an denen er gerne seinem Arbeitsgeber unter die Augen treten würde, zwei ausgestreckte Finger zeigen würde und mit einem fiesen Grinsen in das entsetzte Gesicht blicken würde. Einfach nur, weil man es kann und keine Angst mehr davor haben müsste, wie man dann den Rest seines Lebens verbringt. Ja, warum meint ihr den, dass soviele Menschen so gerne Lotto spielen. Nur einmal im Leben den 6er!

Nicht umsonst antworten die meisten auf die Frage, was sie dann tun würden: Kündigen und vielleicht etwas Urlaub! Weil man eben aus dem Hamsterrad entfliehen will in dem die meisten von uns gefangen sind und sich permanent abrackern. Weil die meisten von uns ihrem Beruf nicht nachgehen, weil er eine Berufung ist, sondern weil es eben eine ausreichende Tätigkeit ist bei der man seine Lebenszeit gegen Geld eintauschen kann. Fast jeder wüßte mit seiner Lebenszeit etwas besseres anzufangen. Das ist es, warum die „Freiheit“ hier als Utopie so glänzt.

Ja und eine fast dunkle Seite in mir möchte Euch fast entgegen höhnen: Ihr werdet niemals frei sein! Nicht weil ich es Euch nicht gönnen würde. Sondern weil die Statistik schlichtweg gegen Euch arbeiten wird. Wer aber eben mit absoluten Zielen arbeitet, wird nun einmal besonders oft im Leben enttäuscht werden. Pareto is the answer! Wieso muss es denn immer gleich 100% sein, manchmal ist es wesentlich einfacher sich mit 80% zufrieden zu geben und nicht seine ganze Zeit in die letzten 20% zu stecken. Wer mit Pareto nichts anzufangen weiß, sollte sich unbedingt mal damit befassen (https://de.wikipedia.org/wiki/Paretoprinzip)

Es ist einer der wichtigsten Prinzipien, die ein BWLer recht früh in seinem Studium lernt. Böse Zungen behaupten sogar, dass sie in den Semestern darauf zu Experten in dessen Anwendung werden ;) Vielleicht muss man ja nicht frei sein, sondern kann seine Situation einfach nur so gut verbessern, dass man relativ frei leben kann.

Mein Kampfbegriff ist daher nicht „finanzielle Freiheit!“, sondern „finanzielle Bildung!“. Dies geht immer! Und egal welches Bildungsniveau oder mit welchen Startkapital wir in dieser Welt uns bewegen, wir können immer etwas daran verbessern. Der eine sollte vielleicht einfach einmal damit anfangen zu lernen, wie dieses Prozentrechnen eigentlich geht. Es ist nämlich erstaunlich wieviele Defizite einige Menschen gerade dort haben und es ist wirklich ein Niveau mit dem eigentlich jeder klar kommen sollte. Würde er nur endlich Mal die Zeit dafür nehmen. Einfach mal Abends nicht den neue RTL2-Hirntod über sich ergehen lassen, sondern einfach mal dran setzen.

Was jeder machen kann, dass unterscheidet sich von Person zu Person. Der eine eignet sich vielleicht endlich mal solide Kenntnisse in Prozentrechnen an, um zu erkennen, wann er von der Bank über den Tisch gezogen wird. Ein anderer liest sich in Steuern ein, um endlich mal zu verstehen, was der Steuerberater da eigentlich die ganze Zeit fasselt und wieso sich Leute bei bestimmten Themen immer so aufregen.

Ein anderer fängt an zu lernen wie man vernünftige Budgets macht und besser mit seinem Geld auskommt. Wieder ein anderer hat vielleicht unlängst genügend Geld und muss einfach nur lernen dieses auch bewusster zu konsumieren, weil er eigentlich bereits alles hat und sich trotzdem irgendwie leer fühlt. All dies sind Dinge, die jeder von uns mit etwas Zeit erreichen kann und das sogar ohne irgend ein Kapital.

Bei finanzieller Bildung geht es immer darum sich mit dem Spielregeln zu befassen, die wir innerhalb unserer Wirtschaftsordnung spielen. Denn wer die Regeln nicht versteht, wird auch stets das Gefühl haben beschissen zu werden. Dabei sollte man sich auch einmal versuchen von Stereotypen zu lösen. Nicht jeder der an der Börse unterwegs ist, ist automatisch eine herzlose Heuschrecke. Ja, es soll ja sogar Leute geben, die aus ideologischen Gründen dort unterwegs sind um Firmen umzulenken oder Gewinne danach zu spenden.

Die meisten Menschen fühlen sich durch solche Themen aber eben immer so oft belastet, weil sie unbewusst merken, wie wenig sie eigentlich darüber wissen. Meist nimmt man dann eine polemisch Trotzhaltung ein und meckert darüber, dass X oder Y schuld an ihrer Situation sind, anstatt eben Verantwortung zu übernehmen. Ja, selbst wenn man nicht selbst davon profitieren will, kann man am Ende ja auch noch einen Steuerverein aufmachen und den geknechteten dieser Welt dabei helfen.

So manch einer der erst einmal angefangen hat sich damit zu befassen, wird merken, dass viele finanzielle Themen nicht notwendigerweise staubtrocken sind. Ja, es kann sogar manchmal regelrecht Spaß machen sich damit zu befassen und das gelernte in der Praxis anzuwenden.

Wer diesen Weg allerdings eine Weile geht, wird merken, dass ihm auch automatisch mehr Geld zugeflogen kommt. Vermutlich wird man nicht „frei“ dadurch, kann aber sich und anderen ein besseres Leben ermöglichen. Oder eben auch einfach nur lernen am Ende besser das zu schätzen wissen, was man bereits hat.

Jedem dem das Thema Finanzen in irgend einer Weise zusagt, sollte sich daher konkret fragen, was er eigentlich erreichen möchte. Was seine Ziele sind und wofür er sich überhaupt damit befassen will. Nicht für jedes Ziel im Leben braucht man viel Geld. In jedem Fall ist es aber immer gut sich in den Bereichen entsprechend fortzubilden. Ein Investment in sich selbst ist etwas, dass sich am Ende üblicherweise sogar besser als der Aktienmarkt auszahlt.

Am Ende ist eben „Wissen doch macht“, allerdings hat die Arbeiterschaft den wahren Kern eben dieser Aussage im Laufe der Zeit vermutlich vollends vergessen...

Sort:  

Wenn man das Wort "Geld" mit dem Wort "Energie" austauscht, erkennt man was zu tun ist ;-)

Da bin ich durchaus skeptisch. Es gibt durchaus sehr viele Leute mit sehr viel Energie bei denen am Ende dann aber doch nichts rum kommt. Dann schon eher Zeit... ;)

Kann schon sein wenn man das "Rum kommen" nur auf das Geld bezieht. Das Universum antwortet aber auf allen Ebenen ;-)

Um Finanziell Frei zu sein benötigt man schon eine sehr hohe Summe welche gut angelegt ist. Diese Summe werden die meisten Arbeitnehmer nicht in kurzer Zeit erreichen und es könnte abschreckend wirken. Warum anfangen zu sparen wenn ich sowieso kein Millionär werde? Ganz einfach. Man kauft sich ein Stück finanzieller Sicherheit und das ist schon viel wert. Auch wenn man nicht reich wird so sind 100 000 Euro in der Rente schon einiges wert.

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Naja, jeder kann sich ja mal ausrechnen, wieviel er nach Steuer so anlegen müsste, um bei einem moderaten Markt über die Dividende seinen Nettolohn zu erhalten. So manch einer schluckt da schon ein wenig.

Wie Du aber auch richtig erkennst, darf dass dann eben auch nicht der Punkt sein an dem man resigniert. Denn am Ende hilft eben jeder Schritt. Und viele Leute vertun sich eben doch auch damit, was sie am Ende doch erreichen können.

Dein Artikel ist sehr tiefgründig und regt zur
persönlichen Reflexion an.
Freiheit, Zufriedenheit, Glück (?), bedeutet für
jede Person etwas anderes.
Für jeden ist etwas anderes wichtig.
Jeder setzt sich in anderen Bereichen ein.
Wie du schon sagtest, ist es gut, eine eigene
Bestandsaufnahme zu machen.
Bildung, Freundschaften, gegenseitige Hilfe
und Unterstützung ist wahrscheinlich immer
gut.
Danke für deinen guten Beitrag.
Viele Grüße.

Dein Artikel ist sehr tiefgründig und regt zur
persönlichen Reflexion an.
Freiheit, Zufriedenheit, Glück (?), bedeutet für
jede Person etwas anderes.

Schlimmer noch. Es ändert sich bei vielen Leuten auch noch massiv im eigenen Leben ;)

Für jeden ist etwas anderes wichtig.
Jeder setzt sich in anderen Bereichen ein.
Wie du schon sagtest, ist es gut, eine eigene
Bestandsaufnahme zu machen.

Exakt. Wenn jemand darüber redet, dass er anlegt und man nach der Motivation fragt und nur hört "reich werden", dann verdrehe ich immer schon die Augen. Wer sich solche Ziele setzt, wird ja schon daran scheitern. Überhaupt sollte man nie immer nur ein "ultimatives Ziel" haben, sondern viele kleine Etappen zu denen man sich vorarbeiten kann und dann eben immer noch eine Erfolgskontrolle machen kann und drauf legen kann.

Wie du schon sagtest, ist es gut, eine eigene
Bestandsaufnahme zu machen.
Bildung, Freundschaften, gegenseitige Hilfe
und Unterstützung ist wahrscheinlich immer
gut.

Ja. Deswegen eben auch ein wenig der Seitenhieb mit dem "Wissen ist Macht". Fast jeder kennt diese Aussage, allerdings wissen nur wenige, dass er auf die SPD bzw. Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts zurück geht. Als man eben erkannte, dass man nur etwas erreichen kann, wenn man die Arbeiter auch mit entsprechenden Wissen austattet. Nicht wenige Vereine gaben damals dann für Erwachsene Nachhilfe in Mathe und Lesen und Schreiben, um entsprechend Defizite auszubessern. Das ist nun wirklich sehr lange her und man hat sich irgendwie auf dem Weg von dort verloren.

Trotzdem glaube ich auch weiterhin daran, dass man nicht nur sich selbst hilft, sondern eben auch immer seinem "Netzwerk". Gerade wenn es einem selbst auch besser geht, fällt es eben auch mal leicht mit guten Freunden einen netten Abend zu verbringen, der vielleicht über ihren Verhältnissen wäre. Oder kann auch mal jemanden aushelfen, wenn er kurzfristig finanziell in die Klemme kommt.

Geld ist am Ende immer auch Zeit. Diese erkauft man sich damit und sollte dann auch wissen, wie man sie dann stattdessen einsetzen will ;)

Ich will finanziell frei sein und den abgefahrenen Porsche!

Also baller ich Geld in Bitcoin und wenn der Preis hoch ist kauf ich mir nen alten Porsche und bau ihn selbst neu auf.
Mit etwas Tuning in Motor und Fahrwerk, sowie anderen Seitenteilen, sieht er nicht nur aus wie ein neuer, sondern fährt sich auch so ;)

Wissen ist Macht!

Eigentlich sollte ich meine Maschine verkaufen und mir später von den BTC dafür 10 holen, die neu aufbauen, die geilste selbst fahren und die anderen wieder verkaufen.. ^^

Naja, kaum jemand will wohl nicht finanziell frei sein. Die Wenigsten werden es aber werden. Man kann natürlich solchen unwahrscheinlichen Träumen hinterher laufen, sollte sich aber eben auch immer vor Augen halten, dass es eben genau das ist.

Wenn man dann nicht so mit Menschen kann und lieber seine Zeit in etwas steckt um einen alten Wagen aufzupeppen. Ich bin radikaler Vertreter, dass es kein unnützes Wissen gibt. Auch dabei kann man mit Begeisterung einem Ziel nachgehen und eine Menge Expertise aufbauen. Oft weiß man zunächst gar nicht, wo es einem am Ende weiterhilft ;)

Eigentlich sollte ich meine Maschine verkaufen und mir später von den BTC dafür 10 holen, die neu aufbauen, die geilste selbst fahren und die anderen wieder verkaufen.. ^^

hust Risikostreuung! hust ;)

If you want to be financially free you should not rest in the search for new projects, many people will be able to aspire to that, but they really have the capacity, I think friend @gammastern that there lies the real problem.

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