Auf den Spuren von Cannabis: Ein Besuch im Berliner Hanf Museum

in Deutsch Unplugged6 months ago (edited)

Ich hatte das Vergnügen, diese Woche Berlin zu besuchen, und eines der Highlights meines Aufenthalts war der Besuch des Hanf Museums im historischen Nikolaiviertel. Das Museum ist eine faszinierende Reise durch die Geschichte und Vielseitigkeit der alten Kulturpflanze Hanf.

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Lebende Pflanzen einer THC freien Sorte

Die Ausstellung beginnt mit einem informativen Schema, das die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der gesamten Hanfpflanze zeigt. Schon steinzeitliche Kulturen kannten und nutzten Hanf, wie durch archäologische Funde belegt ist. Die Ausstellung führt uns durch die Geschichte des Hanfanbaus in Mitteleuropa, von der bodendeckenden Pflanze bis zur handwerklichen Faserverarbeitung.

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Historisches Kleidungsstück aus Hanf

Besonders beeindruckend war der Raum, der die modernen ökologischen Anwendungen von Hanf präsentiert. Hanf wird heute nicht nur für Fasern, sondern auch als nachhaltiger Rohstoff im Hausbau verwendet. Dämmmaterial, Pressspanplatten und Faserverbundwerkstoffe sind nur einige Beispiele für die vielseitige Verwendbarkeit dieser erstaunlichen Pflanze.

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Ein historisches Highlight ist die Darstellung der Faserverarbeitung in einer alten Spinnstube. Hier wird gezeigt, wie Hanffasern zu Garn verdreht werden, das wiederum zu Tuchen oder Seilen weiterverarbeitet werden kann. Eine Knotentafel erinnert daran, dass Hanf in der Segelschifffahrt unersetzlich war.

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Ohne Hanf hätte es keine Seefahrt, keine Entdeckungsreisen und keinen Fernhandel gegeben.

Der Rundgang führt weiter zur Gewinnung von Hanfzellulose und deren Verarbeitung zu hochwertigem Papier.

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Geldscheine bestehen meist aus Hanfpapier, da dies viel haltbarer ist

Auch die Verwendung von Hanfsamen als nahrhafte Zerealien und hochwertiges Öl wird anschaulich präsentiert.

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Ein weiterer spannender Abschnitt widmet sich dem medizinischen Nutzen von Cannabis. Grafiken veranschaulichen die Wirkungsweise der Cannabinoide, die ausschließlich im Harz der Hanfpflanze vorkommen. Die Ausstellung informiert über Krankheitsbilder und die Möglichkeiten der Behandlung mit Hanfpräparaten.

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Die beeindruckende Bildergalerie im nächsten Raum zeigt Werke bekannter und weniger bekannter Künstler, in denen Hanf eine Rolle spielt. Hier wird die vielfältige Präsenz von Hanf in der Kunst verdeutlicht.

Abschließend wird die Geschichte und die aktuelle Lage des Hanfverbots beleuchtet. Wie konnte eine Pflanze, die einst als unersetzlicher Rohstoff galt, in so kurzer Zeit auf ein Rauschmittel reduziert werden? Das Museum reflektiert die Entstehung und Globalisierung des Hanfverbots.

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Ausschnitt aus einer Schautafel zur Geschichte der Prohibition

Das Hanf Museum ist nicht nur eine faszinierende Ausstellung, sondern auch eine Plattform für Projekte und Initiativen, die sich für die Wiedernutzung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel einsetzen. Der unabhängige Betrieb durch den gemeinnützigen H.A.N.F. e.V. unterstreicht das Engagement für einen legalen Umgang mit dieser bedeutenden Kulturpflanze.

Hanf und Weltklima / Hanf vs. Holz

Im Vergleich zur Nutzung von Holz bietet die Verwendung von Hanf als nachhaltiger Rohstoff verschiedene Vorteile für die Umwelt und die CO2-Bilanz:

Schnellere Wachstumszyklen

Hanf hat im Vergleich zu vielen Holzarten kürzere Wachstumszyklen. Hanfpflanzen können in nur etwa drei Monaten eine beträchtliche Höhe erreichen. Im Gegensatz dazu dauert es oft mehrere Jahrzehnte, bis Bäume zu voller Reife heranwachsen. Der schnellere Anbau von Hanf ermöglicht eine effizientere Nutzung des Landes für nachhaltige Ressourcen.

CO2-Aufnahme im Anbau

Während des Wachstums nimmt Hanf Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und bindet es in Form von Biomasse. Dies trägt zur Reduzierung des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre bei. Im Vergleich dazu benötigen Bäume in der Regel deutlich mehr Zeit, um ähnliche Mengen an CO2 aufzunehmen.

Vielseitige Verwendung ohne Abholzung

Holz wird oft für Bau- und Industriezwecke genutzt, was zu Entwaldung und Habitatverlust führen kann. Hanf bietet eine nachhaltige Alternative, da die Pflanze vollständig genutzt werden kann, ohne dass Abholzung erforderlich ist. Hanffasern können für Textilien, Dämmstoffe und Verbundwerkstoffe verwendet werden, während Hanfsamen für Lebensmittel, Öle und Biokraftstoffe genutzt werden können.

Geringerer Einsatz von Chemikalien

Hanfanbau erfordert im Allgemeinen weniger Pestizide und Herbizide im Vergleich zu einigen Holzplantagen. Der ökologische Anbau von Hanf kann somit dazu beitragen, den Einsatz schädlicher Chemikalien zu reduzieren und die Umweltauswirkungen der landwirtschaftlichen Praktiken zu minimieren.

Bodenregeneration

Das tiefe Wurzelsystem von Hanf kann dazu beitragen, die Bodenqualität zu verbessern und Erosion zu verhindern. Holzanbau kann in einigen Fällen zu Bodendegradation führen, insbesondere wenn Monokulturen und intensive Forstwirtschaftspraktiken angewendet werden.

Geringerer Energieaufwand bei der Verarbeitung

Die Verarbeitung von Hanf zu verschiedenen Produkten erfordert oft weniger Energie im Vergleich zu Holzverarbeitungsmethoden. Die Fasergewinnung und Verarbeitung von Hanf kann effizienter sein, was zu einer insgesamt geringeren Umweltauswirkung führt.

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Zitat von Wolfgang Neuss (deutscher Kabarettist und Schauspieler)

Hanf ist prima für Umwelt und Klima


Liebe Grüße von
Thomas alias @germansailor

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 6 months ago 

Vielen Dank für die super interessante Zusammenfassung der Hanf-Ausstellung. Die Gegenüberstellung von Hanf und Holz ist echt spannend!
Ansonsten ist mir der Tausendsassa auch direkt bekannt: Wächst schnell, auch als Futterpflanze. Bei uns auf dem platten Land, gibt’s immer mehr Hanffelder. Hm, die riechen - ja, natürlich auch ohne THC - so gut!
„Jute statt Plastik“? Globalisierung? Invasive Pflanzen? Lieber „Hanf statt Plastik“! Ich bin mir allerdings recht sicher, weshalb die „Klimaaktivisten“ der 70er Jahre (trotz besseren Wissens!) diesen Satz nicht auf ihre Taschen geschrieben haben… ;-)

 6 months ago 

Danke für deinen Kommentar, liebe Christiane.
Mich hat vor allem beeindruckt, das Hanf praktisch keine Unkrautvernichtungsmittel, keine Schädlingsbekämpfungsmittel und weniger Wasser als andere Pflanzten braucht. Leider (1) sind die bürokratischen Hürden, die mit dem Hanfanbau verbunden sind für viele Landwirte noch zu hoch. Und leider (2) ist viel Wissen über den Anbau, Ernte und Verarbeitung in den 100 Jahren des Verbotes verlorengegangen.
Damit Innovationen und neue Ideen aus den Köpfen der breiten Masse sprudeln können, sollte das Hanf-Verbot möglichst bald gänzlich aufgehoben werden. Das ist jedenfalls meine Meinung.

 6 months ago 

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 6 months ago 

lieber germansailor,
so nützlich wie der Hanf, so wertvoll ist auch dein Bericht darüber. Es ist unglaublich was mit dieser Pflanze alles angestellt werden kann, aber auch, wie leichtfertig sie auf Cannabis = Rauschmittel reduziert werden konnte, was zum Glück wieder aufgehoben wird, vor allen Dingen das Anbauverbot. Ich kann mich erinnern, daß wir früher Bettwäsche und Unterwäsche aus Hanf hatten. Die Anschmiegsamkeit der Faser war nicht so super, aber mit den heutigen Verarbeitungsmöglichkeiten wäre das ja leicht positiv zu verändern. Hanf wird mit Sicherheit Kunstfasern verdrängen.

 6 months ago (edited)

Ja da hast du Recht. Ich bin der Überzeugung, vor 100 Jahren war es im ganz Interesse der aufkommenden Chemieindustrie (Textilindustrie, Pharmazeutische Industrie), das Naturprodukt Hanf zu verdrängen. Ist ja auch gelungen. Geld = Macht.
!finanzbot 25 %

 6 months ago 

Die Verwendung von Nutzhanf kennt keine Grenzen. Ob es in der Klärtechnik ist, im Hausbau oder der Automobilkarosserie - unglaublich. Und Du sagst es: der ambitionierte Bauer, der das Zeug heute und hier anbauen will, braucht einen langen Atem für die Bürokratie und ein einwandfreies Führungszeugnis und das auch für alle seine Angestellten...

 6 months ago 

Stimmt. Der Anbau, die Verwendung sollte schleunigst entbürokratisiert und entkriminalisiert werden. Vor allem der Umwelt zuliebe.
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 6 months ago 

Bei einem unserer letzten Berlin-Besuche hatten wir kurz auch das Hanf-Museum auf dem Schirm. Es war uns dann aber doch zu speziell...

Deine Zusammenfassung reicht mir im Grunde auch schon aus. ;-))

 6 months ago 

Danke. Ich konnte allerdings nur einen groben Überblick geben.
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 6 months ago 

Wie konnte eine Pflanze, die einst als unersetzlicher Rohstoff galt, in so kurzer Zeit auf ein Rauschmittel reduziert werden?

Nach der Aufhebung der Alkohol Prohibition in den USA wäre ein riesiger Verfolgungskomplex arbeitslos gewesen, wenn man keinen neuen Teufel zu Verfolgung erfunden hätte. Von da hat sich das Verbot dann fast auf die ganze Welt ausgedeht. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Standen ja auch genug Lobbyisten aus der Öl-, Pharma- und Papierbranche zur Seite, die ein Totalverbot durchaus wohlwollend unterstützt haben. Sieht man ja auch wie gut es gelungen ist selbst den THC losen Nutzhanf zu verteufeln mit dem du dich selbst mit Gewalt und Massenkonsum nicht berauschen könntest.

Propaganda wirkt eben, selbst wenn sie noch so absurd ist.

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