Wie Füchse das Lebenswerk in Gefahr bringen können

in #erbe5 years ago

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Gerade erst letzte Woche ist es mir passiert. Ich bin recht zeitig daheim aus dem Haus gekommen und mich darüber gefreut, da es ansonsten zum Abend hin sehr knapp geworden wäre. Ich fuhr gerade noch aus der Heimatortschaft heraus und beschleunigte auf Landstraßengeschwindigkeit. Während ich mich im Kopf bereits versuchte auf die Arbeits zu ordnen, lief von einem leicht bewaldeten Grundstück an der Seite ein Fuchs über einen tiefen Graben flux direkt vor das Auto.

Ich weiß noch, dass ich kurz in den Rückspiegel schaute und versuchte ein Bremsmanöver einzuleiten, da machte es schon „Wums“. Ich fuhr sofort rechts ran und merkte erst einmal das Adrenalin. Das Ganze ging sehr glimpflich aus. Den Fuchs hatte es voll erwischt und zeigte keine Neigung mehr, so dass er hoffentlich nicht zu lange leiden musste. Das Auto hat nur einen kleinen Plastikschaden erlitten. Und ich kam mit einem Schreck davon.

An einer eigentlich Stelle über die ich bereits gut 20 Jahre lang fahre, habe ich einen Unfall gehabt. Und vergleicht man die Stelle mit dem Rest der Strecke, gäbe es potenziell ganz andere Gebiete, wo man mit einem Wildunfall zu rechnen hätte. Dieser Situation zu entgehen wäre chancenlos gewesen und man wird sich bewusst wie schnell man in eine gefährliche Situation ganz unerwartet kommen kann. Dies war nur ein Fuchs, ein ausgewachsenes Reh oder Wildschwein hätte ganz andere Schäden hinterlassen.

Gehört man nicht gerade einer Subkultur wie den Goths an, ist es in unserem Kulturkreis verpöhnt sich mit dem Theme Tod zu befassen. Gerade wenn es um den eigenen geht, ist es nicht besonders en vogue. Trotzdem sollte man sich eben mit dem Thema befassen, den wenn es eine Sache gibt die sicher ist, dann jene, dass wir irgendwann das zeitliche segnen. Logisch betrachtet gibt es also keinen Grund sich mit dem Thema nicht zu befassen.

Dies gilt umso mehr, wenn es jemanden gibt, den man hinterlässt. Ich sehe es pragmatisch. Wenn ich sterbe, dann habe ich es hinter mir. Ich werde mich nicht darüber ärgern, dass ich irgend etwas nicht gemacht habe und nun die Suppe auslöffeln muss. Aber die Liebsten, Freunde und Bekannte stehen im Zweifel nicht nur mit der Trauer alleine da, sondern müssen sich auch um den Nachlass kümmern. Wer sie also wirklich mag, sollte sich zeitig mit dem Thema befassen.

Bei Banken und Depots ist es eigentlich ganz einfach. Sobald man mit einer Sterbeurkunde und einem entsprechenden Testament daher kommt, werden Prozesse in die Wege geleitet, dass der Erbe an die Vermögenswerte kommt. Trotzdem sollte man hier bereits zu Lebzeiten Vorsorge betreiben. Gerade als Eltern sollte man vielleicht zumindest die Kinder bereits mit einer entsprechenden Vollmacht ausstatten, dass man Zugriff nehmen kann. Denn der Teufel steckt im Detail! Gerade bei Aktienerben können sich heikle Situationen ergeben.

Die Erbschaftssteuer wird immerhin zum Zeitpunkt des Todes angesetzt. Nun können aber mitunter mehrere Monate vergehen bis das Verfahren durch ist und man wirklich Zugriff auf die Werte hat oder diese ins eigene Depot übertragen wurden. Kommt es zwischenzeitlich zu einem Crash, können schmerzhafte Verluste entstehen. Dies wird einfacher, wenn man bereits eine Vollmacht hat und in der Zwischenzeit zu reagieren, anstatt dem Elend bei der Arbeit zu zusehen.

Noch kritischer wird dies bei anderen Wertanlagen wie z.B. Edelmetalle, P2P-Kredite oder Kryptowährungen. Nicht selten hat jemand daheim die Goldvorräte so gut versteckt, dass nicht einmal die Nachfahren es finden oder überhaupt von dessen Existenz wissen. Was hilft es einem, wenn man für die Enkel gespart hat, sie es allerdings nie erhalten? Es kann also durchaus Sinn machen darüber in irgend einer Art und Weise schriftlich Zeugnis zu halten.

Genauso auch wie bei den P2P-Krediten. Da diese heutzutage nicht gemeldet werden und man von der Existenz vielleicht nur über die letzten Steuer erfährt, kann es leicht passieren, dass irgendwo Geld einlagert von dessen Existenz niemand weiß. Auch kann es mitunter sehr lange dauern bis man sich als Erben Zugriff darauf geholt hat. Und bis dahin hängt im Zweifel alles, weil eben nicht einmal die Vermögensgegenstände gemeldet werden können. Macht es einfach und notiert wichtige Kennzahlen wie Investorennummer und Zugangsdaten, so dass mögliche Erben darauf Zugriff nehmen können.

Bei den Kryptowährungen wird es sogar noch brisanter. Hier weiß man oft nicht nur, dass diese nicht existieren, sondern braucht auch noch entsprechende Private Keys. Sind diese verloren, steht der Erbe im Zweifel völlig mit leeren Händen da und hat auch keine Institution an die man sich wenden könnte, um diese wieder herzustellen. Hier liegt es vollkommen in Eurer Hand die Schlüssel dem Erben mitzuteilen.

Und nur so als Erinnerung: Neben den Wertgegenständen sammeln sich auch im Laufe der Zeit eine Menge an Accounts an und bei den wenigsten gibt es eine Nachlassverwaltung. Denkt also daran, dass auch diese Zugänge vielleicht für den Erben interessant sein können und sei es nur um diese zu schließen und zu deaktivieren.

So manch einer fängt an dieser Stelle an die Augen zu verdrehen und von teueren Notarkosten zu reden. Irgendwie scheint es sich hartnäckig zu halten, dass man Erbe immer über ein Notar abwickeln muss. Dies ist nicht zwingend der Fall, solange ein schriftliches und vernünftiges Testament vorliegt, dass einen eindeutigen Willen erkennen lässt.

Dieses will man im Zweifel aber nicht bei jeder Passwortänderung gleich aktualisieren. Der Erbe muss also Zugriff auf die Passwörter haben. Nun möchte man nicht unbedingt, dass diese bereits zu Lebzeiten darin herumwühlen. Immerhin kann sich ja auch der Beziehungsstatus über die Jahre durchaus mal drastisch ändern.

Ich empfehle dabei immer verschlüsselte Datenträger zu nutzen. So habe ich mehrere (!) USB-Sticks auf denen ich regelmäßig alle meine privaten Keys, Account-Zugangsdaten (Passwort-Safes erleichtern Eure Arbeit!), sowie Vermögenswerte aufliste. Gar nicht komplex. Einfach nur strukturiert darauf ablegen und die Texte mitunter als reine Textdatei schreiben, damit es in 20 Jahren nicht Probleme gibt, wenn es eine Anwendung nicht mehr gibt.

Diese Sticks lagere ich daheim und auch bei möglichen Erben ein, teile ihnen allerdings nicht das Passwort mit. Dieses kann man im Erbe, beim Notar oder einer Dritten Person hinterlegen, die dann im Falle des Todes das Passwort mitteilt. Die Daten sind also solange für den Erben wertlos, wie sie nicht dass entsprechende Passwort kennen. Sollte das Haus abbrennen und ich darum umkommen, können sie so im Zweifel immer noch Zugriff darauf nehmen.

Meist gibt es zunächst einmal lange Gesichter, wenn man den Stick überreicht. „Du bist ein Technikfreak, ich verstehe nicht einmal halb was Du mir sagst!“, ist die übliche Aussage. Wobei man seinen Leuten da getrost sagen kann: Vertraue mir! Nimm den Stick, gehe zu jemanden der von Technik Ahnung hat, gebe ihm das Passwort und er kann die Daten darauf wiederherstellen. Man muss nicht alles können, es reicht, dass es ein Verfahren gibt bei dem dann wieder jemand weiterhelfen kann.

Ich kenne im Bekanntenkreis viele die nach einem solchen Muster vorgehen und Frau oder Freunden auf diese Weise Zugang auf ihren Nachlass ermöglichen. Niemand spricht gerne über das Thema, aber es kann im unerwarten Fall eine enorme Last von den Schultern nehmen. Außerdem hilft es sich den eigenen Tod regelmäßig auch mal vor Augen zu führen, die Zeit als etwas kostbares anzusehen und sinnvoller auszunutzen. Es lohnt sich also durchaus sich mit dem Thema zu befassen.

Und es gibt hier auch viele Wege je nach persönlicher Lebenssituation. Wichtig ist allerdings, dass man es nicht verdrängt und sich zeitig damit beschäftigt. Daher dieser Text nochmal als kleine Erinnerung. Wer weiß, wann der nächste Fuchs über die Straße läuft und man vielleicht in einer Schrecksekunde falsch reagiert...

Und bevor Fragen aufkommen. Ja, der Fuchs tut mir besonders Leid und ich hätte ihm ein längeres Leben gegönnt. Wie beide trafen in einer unglücklichen Situation zusammen und unsere Leben haben sich gekreuzt. Ich tröste mich damit, dass es außerhalb der Zeit passierte in denen sie nicht trächtig sind. So dass hoffentlich keine weiteren Tiere unter dem Vorfall leiden mussten

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Ich mache seit neuestem monatlich eine Vermögensaufstellung (noch ist das möglich :D) um meinen "Net Worth" festzustellen. All meine Guthaben kann ich zur Zeit noch online in Echtzeit einsehen und sehe so wie sich meine Finanzen von Monat zu Monat verändern. So ist es auch für meine Erben möglich meine Vermögenswerte klar zu identifizieren.

Schade um den Fuchs :(
Zum Glück ist dir nichts passiert.

Das ist in jedem Fall schon einmal ein Anfang. Ich vermute die freie Anwendung Portfolio Performance (https://www.portfolio-performance.info/portfolio/) ist ein Begriff? Damit kann man zumindest börsennotiertes Tagesaktuell ermitteln. Habe ich erwähnt, dass es frei ist? ;)

Nur reicht es eben nicht, wenn es z.B. um Kryptos geht. Ich sehe es positiv: Die Aktivität ist im Kern die gleiche wie man diese auch bei einem vernünftigen Backup haben sollte. Mir helfen die Keys auf dem Rechner ja auch nicht mehr weiter, wenn die Bude hier mal abfackeln sollte.

Extrem wichtiger post, vielen Dank!

Sehr wichtige Anregungen, und ich muss gestehen, dass ich die auch sträflich vernachlässigt habe. Bei mir kommt im Zweifelsfall noch nicht mal wer ins Girokonto rein.
Das gehört geändert.

Ja, es ist halt so eine klassische Tätigkeit, die man gerne vor sich her schiebt. Genauso wie mit dem regelmäßigen Backups. ;)

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