Bondora Pro - Ein Statusupdate

in #bondora5 years ago

Primär bin ich ja auch der P2P-Plattform Mintos unterwegs, bin allerdings seit Februar eben auch bei Bondora Pro unterwegs um ein wenig die Kredite zu streuen und zu diversifizieren. Und natürlich eben auch um einmal die Plattform genauer kennen zu lernen. Im Gegensatz zu Mintos werden bei Bondora Kredite wesentlich direkter vergeben, da es keine Anbahner als Vermittler gibt, sondern direkt über die Plattform vermittelt wird. Von der Theorie her ist man also dichter dran am Geschehen, sowohl mit der Rendite als eben auch mit dem Risiko.

Denn ein Konzept wie „Rückkäufe“ sucht man vergebens. Wird ein Kreditnehmer säumig, bleibt man als Verleiher auf seinen Geld sitzen. Zwar übernimmt Bondora in diesem Fall den Eintreibungsprozess, aber wird der Weg über über eine Pfändung eingeschlagen, liegt hier ein sehr komplexer Prozess vor. Es kann mitunter Jahre dauern bis es endlich vom Zuständigen Amtsgericht dann ein Go gibt und nicht notwendigerweise dann überhaupt irgend eine Insolvenzmasse noch vorliegt. Wer also in dieses System sein Geld gibt, sollte wirklich eine ganze Weile darauf verzichten können.

Leider sind die Renditen, die ich bisher erzielt habe nicht besonders repräsentativ, da ich eben durch einen Fehler am Sekundärmarkt diese ein wenig „ruiniert“ habe und eben eine ganze Weile bei -25% bei den schlechtesten Investoren der Plattform lag. Erst langsam kämpft man sich langsam in die positive Rendite und einem realistischen Bereich vor. Trotzdem denke ich, dass es immer noch interessant ist, wo man bei Bondora nach einem Quartal stecken kann, wenn man 1000€ reingesteckt hat.

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Zunächst also einmal den bisherigen und den zukünftigen Cashflow. Es fällt sofort wohl zwei Dinge auf. Das die blaue Linien stets unter der roten Linie ist. Man sollte sich eben keine Illusion machen, dass man stets Zinsausfälle hat und nicht immer alles pünktlich bezahlt wird. So betrug im April das Delta rund 3€, die nun in ausgefallenen Krediten sind. Manchmal werden diese kurze Zeit danach beglichen (Rate vergessen, Feiertage?), manchmal reicht auch ein Anmahnen der Plattform, aber vieles fällt eben auch aus und geht dann den langen Weg des Inkasso.

Mit knapp 6,35% bin ich momentan in einem eher bescheidenden Niveau für riskante P2P-Kredite unterwegs und eben immer noch leicht unter dem Level, dass man bei Bondora Go & Grow bekommt. Auf das Jahr projiziert, gehe ich von ca. 10-12% aus. Bondora sagt 8-16% voraus. Insgesamt befinde ich mich damit momentan im Hauptfeld der Investoren, die auf der Plattform aktiv sind.

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Interessant sollte vor allem die nächste Tabelle sein in der die verschiedenen Risikoklassen und die jeweilige Rentabilität zu sehen ist. Darin ist auch sehr schön mein Faux-Pas mit dem Sekundärmarkt dokumentiert!

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Auch wenn das Portfolio sicherlich nicht repräsentativ ist, sollte man zur Kenntnis nehmen, dass ich eben einen nicht unerheblichen Teil an „B“-Krediten habe, die ausgefallen sind. Gerade eben im Vergleich mit dem Geld, was drin steckt. Man sollte also keineswegs denken, dass nur weil der Kredit in einer höheren Risikoklasse ist, kein Risiko droht.

Insgesamt bin ich hier vorwiegend im Bereich Estland und Finnland unterwegs und meide sowohl die AA- und A-Kredite als auch die HR. Dies ist auch der Grund, wieso vorwiegend Spanien raus ist. Während bei einer Plattform wie Iuvo der Rückkauf nach 60 Tagen greift, kann man hier locker ein halbes Jahr darauf warten bis man überhaupt etwas von dem Geld wieder sieht.

Die Frage nach der Risikoklasse sollte also nicht von der Gier über Prozente getrieben sein, sondern primär davon, wie lange man bereit ist auf sein Geld zu verzichten. Böse Zungen sagen ja sogar, dass man bei den höheren Kategorien das Geld nicht mit den Zinsen, sondern den Verzugszinsen verdient. Denn erwischt man doch mal einen säumigen Zahler, kann dies für ihn sehr teuer werden. Trotzdem ist eben meine Sorge, dass langfristig immer mehr Geld in die Insolvenzmasse rutscht und man selbst bei einem statistischen guten Rendite nicht vernünftig genug mehr damit planen kann.

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Interessant finde ich dabei insbesondere die Aufteilung nach der Überfälligkeit. Immerhin rund 82% sind dabei immer noch aktuell. Das ist eine Quote, die durchaus besser ist als jene bei Mintos und belegt doch eine recht gute Zahlungsmoral. Auch wenn langfristig natürlich durchaus damit zu rechnen ist, dass auch hier jene mit Verzug weiter ansteigen werden.

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Beim Rückfluss lässt sich sehen in welchen Zustand säumige Kredite sind. Rund 10€ befinden sich aktuell bei mir in diesem Status. Wobei 7,51% im Status „unwahrscheinlich“ befinden. D.h. der Versuch eines Inkasso schlug fehl. Tod, keine Wertgegenstände oder eben auch eine Privatinsolvenz können hier vorliegen und das Geld wird vermutlich futsch sein. Ich kann hier nur darauf warten, dass es irgendwann abgeschrieben werden kann und dann in der Steuer geltend gemacht wird.

Die restlichen 92% befinden sich im Status „Gericht – Zahlungsanweisung“. D.h. das Amtsgericht wurde bestellt und man wartet nun auf einen entsprechenden Pfandstatus damit vollstreckt werden kann. Man sollte hier also durchaus ein Jahr als Horizont ansetzen, bevor die meisten dieser Fälle auch tatsächlich abgewickelt werden.

Immerhin in einem Fall hat der Rückfluss funktioniert. Immerhin die vollständigen 39¢ habe ich von einem Kreditnehmer erhalten. Nachdem der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand und mit Pfändung drohte, schien dieser doch noch ein wenig „Geld“ gefunden zu haben und man einigte sich auf einem neuen Zahlungsplan, der seitdem eingehalten wurde.

Insgesamt stimmt einen so etwas auch immer ein wenig traurig. Man ist insgesamt eben hier doch ein wenig dichter an den einzelnen Schicksalen und fühlt natürlich auch ein wenig mit eben jenen Menschen. Natürlich möchte niemand in deren Haut stecken. Man sollte aber eben auch vor Augen halten, dass es hier vorwiegend um Konsumkredite geht und damit um Luxus auf den man auch verzichten kann. Am Ende hat es eben doch jeder selbst in der Hand und es tut mir weniger Leid als bei einem Afrikaner der einen Geschäftskredit aufnimmt und man weiß, dass er wirklich ums Überleben kämpft.

Dennoch hinterlässt die Plattform einen zwiegespaltenen Eindruck. Positiv ist wohl anzumerken, dass man hier nicht mit 10€ pro Kredit dabei ist, sondern bereits ab einem Euro. Dies erlaubt es natürlich wesentlich diverser sein Geld zu verteilen und damit eben auch das Risiko. Man sollte sich aber nicht täuschen lassen, da bei einer vernünftigen Verteilung trotzdem rund 1000€ da sein sollte, damit überhaupt alle Risikoklassen entsprechend eingedeckt werden können.

Die Investition selbst ist wesentlich langsamer als bei Mintos. Hier werden passende Kredite meist spätestens nach einem Tag eingebucht, während man bei Bondora damit rechnen sollte, dass nur jeden Tag ca. 5€ an den Mann gebracht werden können. Dies ist auch der Grund, wieso ich recht aktiv selbst am Sekundärmarkt versucht habe an neue Kredite zu kommen und diese bei mir einbuchen zu lassen.

Ob Rückkäufe für Investoren nun gut oder schlecht sind, darüber kann man sehr leidenschaftlich im Netz diskutieren. Denn jede Rückkaufgarantie ist am Ende eben doch nur ein Lippenbekenntnis, dass sich ein Anbahner durch einen Teil der Rendite bezahlen lässt. Trotzdem finde ich sie eine feine Sache. Das Ausfallrisiko ist bei beiden Systemen gleich. Ob der Kredit oder der Anbahner ausfällt, das Geld ist ggf. weg. Aber bei einem Rückkauf kann man davon ausgehen, dass man nach ca. 60 Tagen raus ist und sein Geld anderweitig einsetzen kann. Bei Bondora kann es durchaus passieren, dass das Geld am Ende sehr lange geparkt ist. Selbst wenn unterm Schnitt vielleicht die Rendite stimmt.

Dies ist auch der Grund, wieso ich z.B. auf der Plattform Iuvo einen wesentlich riskanteren Weg fahre und getrost permanent ausschließlich in die HR-Kredite bei Ländern wie Bulgarien oder Rumänien gehe. Dabei sind Verzüge von 50% des Portfolios bereits "gute Monate". Aber ich weiß eben auch, dass wenn sich der Kreditmarkt verfinstert, ich nach 60 Tagen eine strategische Reorganisation vornehmen kann und mich nicht über Jahre binde.

Das ich die ursprünglichen angepeilten 16% erreiche, wage ich inzwischen zu bezweifeln. Ich denke, dass realistisch die 12% locker zu schaffen sein werden. Am Ende bin ich also im Schnitt irgendwo dort wo ich auch bei Mintos bin. Als Zweck sich breiter aufzustellen ist Bondora also zu Empfehlen. Auch für jene, die gerne dichter dran sind. Gerade wer ein wenig Zeit in den Sekundärmarkt steckt, kann sein Ergebnis sicherlich auch noch ein wenig pimpen. Allerdings ist dies eben dann auch kein passives Investieren mehr und kann schnell in Arbeit enden. Gerade eben da Bondora aktuell auch seine API anpasst und diese gerade für die automatisierten Schnäppchenjäger eher ein wenig unattraktiver werden.

Gerade für Einsteiger in die Materie ist Bondora sicherlich ein wenig schwieriger zu bedienen als Mintos. Auch wenn bei Bondora sicherlich eine Menge guter statistischer Auswertungen existieren. Trotzdem hat man hier auch als geübter Nutzer immer wieder mal kleinere WTF-Momente und ist sich nicht ganz sicher, was sich genau hinter einem Status befindet.

Auch als Einsteiger sollte man nicht unterschätzen, dass die psychologische Auswirkung auf einen bei Bondora wesentlich größer sind als z.B. bei Mintos. Nicht jeder wird sich dabei gut fühlen, wenn ein Teil seines Geldes überfällig wird und plötzlich als "wahrscheinlicher Ausfall" eingebucht wird. Sich in einem solchen Moment in Ruhe zu halten und auf die Statistik zu berufen, ist üblicherweise nicht jedermanns Sache. Bitte unterschätzt dies gerade als Einsteiger nicht!

Ich für meinen Teil bin mit meinem bisherigen Invest recht gut bedient und plane es momentan nicht weiter auszubauen, sondern erst einmal weiter zu beobachten. Dafür gibt es momentan genug andere interessante Plattformen und eben auch bei Mintos steigen die Zinsen momentan wieder stark an, so dass ich vermutlich in den nächsten Monaten eher dort mein Geld lassen werde.

Das zweite Portfolio mit Go & Grow wird überigens nebenher genutzt und noch weiter ausgebaut, um ein wenig die Kriegskasse zu parken. Mit 6,75% bin ich auch nicht schlimmer dran als bei der bisherigen Rendite, komme aber notfalls an das Geld am nächsten Tag dran. Dies ist tatsächlich ein nicht ganz uninteressantes Feature und die Kreditgeber stimmt da auch zu, denn Go&Grow wächst wesentlich schneller als alles andere bei Bondora. Bleibt nur abzuwarten, ob der Markt langfristig da mithalten kann.

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