D R O G E N. (eine Ellaboration zum Thema) - TEIL #2

in #deutsch5 years ago (edited)


TEIL #2


3. Beleuchtung einiger relevanter Substanzen

3.1. Alkohol

Wie ich im Wirtshaus trank!
Bei Tamburinenklang,
Kurdumtu rief die Trommel,
Tilir die Flöte sang.
Wir saßen am Ofen,
So heiß und so gedrang,
Und prügelten fast blind uns
Und einäugig im Zank!
Wie war ich morgens elend,
Vor Katzenjammer krank!
— Al-Ahnaf Al-Ukbari (10. Jhd.)

Es erscheint bemerkenswert, dass Alkohol eine so lange und tief verwurzelte Geschichte aufzuweisen hat, die sich durch beinahe alle Kulturen zieht. — Seine Anfänge reichen zurück in die prähistorische Zeit, wo die Menschen zum ersten Mal entdeckten, dass man kohlehydrathaltige Flüssigkeiten mittels eines Gärungs- prozesses in berauschende Getränke verwandeln kann. Mithilfe von Hefepilzen und den dementsprechenden Methoden wurden aus Honigwasser, Traubensaft und Getreideabkochungen; also aus Zucker und Stärke; Met, Wein und Bier erzeugt. (Vgl. Schmidbauer et al. Handbuch der Rauschdrogen. — S. 38)

Fragt man sich nach den ersten geschichtlichen Hinweisen zum Alkohol, so stammen sie, wie so vieles, aus dem Zweistromland, das in damaliger Zeit als das Land Sumer oder vielmehr Ken-gir bekannt war. Von dort stammt das vermutlich älteste Dokument; »das in Stein gehauene ›Monument bleu‹«. (Vgl. Martinetz. Rauschdrogen und Stimulantien. — S. 127)

Die Darstellung zeigt das Enthülsen des Emmers, einer Weizenart, zum Zweck der Bierbereitung. Welche Bedeutung man diesem Getränk beimaß, ist wohl daraus ablesbar, daß Bierbrauer vom Kriegsdienst freigestellt wurden, ein damals wie heute seltenes Privileg. Auch der bedeutendste Herrscher des babylonischen Reiches Hammurapi (2067 – 2025 v. u. Z.), versäumte es nicht, in seiner in Stein gemeißelten, 360 Paragraphen umfassenden Gesetzessammlung das Bierbrauen und das Schankwesen zu reglementieren. Qualität und Preise der Biere waren genau festgelegt, und Pantscher wurden zur Strafe in ihren eigenen Fässern ertränkt. (Vgl. Martinetz. Rauschdrogen und Stimulantien. — S. 127)

Die vor ungefähr 5000 Jahren entwickelten Rezepturen zur Herstellung von Bier und Wein wurden infolge von den Ägyptern übernommen. —

Dass das damalige Bier aber wenig mit dem Bier unserer Tage gemeinsam hat, ist den Wissenschaftlern heute bekannt, denn in den Braukessel der Sumerer kamen manchmal auch Zutaten wie Feigen, Datteln, Kardamom und Senf. —

Mit der Zeit hielten die berauschenden Getränke auch in Mythologie und Religion Einzug, wodurch die Bedeutung von Alkohol in beachtlicher Weise stieg und er in vielerlei Hinsicht einen festen Platz in der Gesellschaft erhielt. So finden sich z.B. in der hebräischen Bibel; genauer im 9. Kapitel der Genesis, ausgeschmückte Beschreibungen, wie der erste Weinanbauer Noah vom Wein berauscht wurde und in der christlichen Bibel ist die Rede davon, dass der Wein Götter und Menschen erfreue. (Vgl. Buch der Richter. Kapitel 9, Vers 13.)

Betrachtet man die griechische Mythologie, so wussten die Griechen den Wein ebenso zu schätzen, indem sie ihm einen Gott zugestanden – Dionysos, den Gott des Weines, der Ekstase, der Fruchtbarkeit und der Freude. Auch in den Schriften des Homer; der Ilias und der Odyssee, werden Gelage mit dem erquickenden Saft geschildert. Feststeht, dass der Wein bei den Griechen ein Gegenstand des Kultes und der Verehrung war. Was die römische Mythologie betrifft, so verhält es sich nicht anders. Auch hier kennt man einen Gott des Weines; nämlich Bacchus. Bei den Römern war es zudem Brauch, während der Saturnalien einen rex bibendi zu krönen; den König des Trinkens.

Generell waren Weingötter nicht nur bei den Römern oder den Griechen, sondern auch bei vielen anderen Völkern bekannt. Man wollte durch den Weinkonsum und der damit verbundenen Ekstase eine nähere Verbindung zu der jeweiligen Gottheit bzw. zum Sein an sich herbeiführen. —

Im deutschsprachigen Raum etablierte sich der Alkohol massiv im Mittelalter, wo zahlreiche Könige Weinanbau und Bierbrauen durch Klostergründungen förderten — Zudem begannen in dieser Zeit die größten Handelszentren an den Küsten mit der Einfuhr von Weinen aus Spanien oder Italien. Mittlerweile gehört der Alkohol mehr oder minder zu einem der festen Bestandteile innerhalb der Gesellschaften.

Mehr oder minder deshalb, weil die verschiedenen Nationen und Kulturkreise unterschiedliche Alkoholkonsumverhaltensweisen entwickelten. — Während man z.B. in den arabischen Ländern den Alkohol und seine diversen Produkte kritisch betrachtet, ihn seitens der Religion ganz verbietet und er nur begrenzt konsumiert wird, ist es in Italien sowie Frankreich normal zur Mahlzeit Wein zu trinken. Die Trunkenheit und ein Übermaß an Konsum werden allerdings tabuisiert.

In den skandinavischen Ländern hingegen trinkt man in der Regel mit dem Ziel der Berauschung. Der Alkohol erfreut sich aber auch in China größter Popularität, wo er im familiären bzw. freundschaftlichen Kreis sowie mit Geschäftspartnern gerne und reichlich getrunken wird. In diesen Breitengraden herrschen allerdings andere Trinksitten vor. So stößt man als Respektbezeugung bei älteren oder höher gestellten Menschen mit zwei Händen an und hebt das Glas dabei tiefer als sein Gegenüber. Hinzu kommt, dass das Glas immer voll zu sein hat, wodurch einem immer wieder eingeschenkt wird, ohne zu warten, bis das Glas leer ist. —

Festzuhalten ist, nicht nur dass beinahe überall auf dieser Welt getrunken wird; ob bei festlichen Aktivitäten wie Hochzeiten, Firmenfeiern oder zu Mahlzeiten, sondern auch, dass viele Menschen durch Anbau und Vertrieb von Alkohol ihren Lebensunterhalt verdienen. Nach einer Studie von Jean Bernard aus dem Jahre 1980 seien es alleine in Frankreich »mehr als 200.000 Bauernfamilien« (Vgl. Schmidbauer et al. Handbuch der Rauschdrogen. — S. 38), die nur von der Rebe leben.

Eine Schattenseite des Alkohols ist, dass man schneller als man sich versieht, der Sucht; sprich dem Alkoholismus verfallen kann. Hierbei gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Graden, die sich jeweils in anderen Gewohnheiten zeigen. Von »Alkoholismus im engeren Sinn« jedoch spricht Schmidbauer, »wenn eine Person viel trinkt und durch das Trinken in ihrer Lebensführung ernstlich beeinträchtigt ist«.(Vgl. Schmidbauer et al. Handbuch der Rauschdrogen. — S. 55) — Die Grenzen zwischen Genuss und Sucht sind fließend.

Dem weit verbreiteten Alkoholismus in seinen verschiedenen Formen wollten und wollen die Staaten und ihre Rechtssysteme sowie einige Vereine entgegenwirken. Dabei lassen sich drei Maßnahmen nennen, die Suchtbekämpfung unterstützen – »das Totalverbot, die Monopolisierung und Rationierung sowie hohe Steuern«. (Vgl. Schmidbauer et al. Handbuch der Rauschdrogen. — S. 55)

Erstere Maßnahme erinnert an die Prohibition in den USA im Jahre 1919. Weil sie aber mehr Probleme brachte, als löste, hob man sie 1933 wieder auf.

Noch heute sterben viele Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums. —


Ende Teil #2


Literaturverzeichnis

Schmidbauer, Wolfgang. Vom Scheidt, Jürgen. Handbuch der Rauschdrogen.
Frankfurt am Main. Fischer Verlag. 2. Auflage 1998

Homer. Odyssee. Übersetzt von Roland Hampe.
Stuttgart. Reclam Verlag. 1. Auflage 1979

Martinetz, Dieter. Rauschdrogen und Stimulantien.
Leipzig. Urania Verlagsgesellschaft. 1. Auflage 1994

Tauss, Martin. Rausch, Kultur, Geschichte.
Innsbruck. Studienverlag. 1. Auflage 2005

Sahihi, Arman. Drogen von A-Z.
Weinheim. Beltz Verlag. 1. Auflage 1990


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