"Ich bin Diaspra"//(56) Kapitel 7: Teil 3

in #deutsch5 years ago (edited)

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...

Balthazareon hatte es bereits zuvor angedeutet. Ich fragte mich jedoch, wie ich diesen seltsamen Austausch kontrollieren sollte. Wie konnte ich bestimmen, welche meiner Gedanken ich an Balthazareon übertrug?
Ich wollte nicht, dass er ausnahmslos alles was mir in diesen Momenten durch den Kopf ging mitbekam. Auch wurde es zusehends mühsamer, zwischen seinen und meinen Empfindungen zu unterscheiden.

Hoffentlich konnte mir Meister Loqa auch dabei helfen. Balthazareons Worte stimmten mich nachdenklich. Wen meinte er mit „sie“?
Bevor ich die Möglichkeit hatte ihn danach zu fragen, fuhr er von sich aus fort. „Maelenar war und ist eine Bastion der Rebellen. Wir befinden uns praktisch in der Höhle des Löwen, hier gibt es Männer, die vor nichts und niemandem zurückschrecken. Söldner, Kopfgeldjäger, Piraten – kurz gesagt, der Abschaum unserer Galaxis.“
Meine Verwirrung schien deutlich erkennbar.

„Auch im Caenyus-System haben wir Probleme mit Gesetzlosen. Asgeanus mag für euch Ynaer'i eine Art Utopie sein, doch das liegt nur daran, dass es euch gelingt all das Gesindel außerhalb seiner Oberfläche festzusetzen. Der Rebellion aber leisten all diese Leute seit Jahren gute Dienste.
Du bist nicht nur die Prinzessin deines Volkes sondern gleichzeitig die Gesandte von Ealores. Auf Maelenar herrscht ein rauer Umgangston. Viele hier sind nicht übermäßig gebildet und selbstverständlich ranken sich zahlreiche Legenden um den Patron des Caenyus-Systems. Auch ohne all die Machtkämpfe auf Asgeanus gebe es viele die ohne mit der Wimper zu zucken töten würden, nur um dich in ihre Gewalt zu bekommen.“

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinab. Es klang, als sammelten sich auf Maelenar all jene, die in einer kultivierten Gesellschaft keinen Platz hatten.
„Und wir sieht dein toller Plan aus?“ Erwiderte ich beinahe pampig. Es schien nicht so, als ob er die ganze Aktion übermäßig gut durchdachte.

Er machte keinen Hehl aus diesem Umstand. „Wir werden ein Stück weit improvisieren. Verlass dich einfach auf mich und halte dich an meine Anweisungen, ich kenne Maelenar gut und weiß, wie man sich hier bewegt.“

Ungläubig starrte ich ihn an. Offenbar hatte er sich überhaupt keinen vernünftigen Plan überlegt. Wir setzten uns erneut in Bewegung und er begann vorsichtig, mir von seiner Idee zu erzählen.
Aufgrund der Größe der Pentay wäre es unmöglich, unentdeckt auf Maelenar zu landen. Wir würden den größten Raumhafen des Mondes ansteuern und als offizielles Xeadnar-Flaggschiff landen.
Zwar gehörte der Mond meinem Volk, den Ynaer'i, doch da zahlreiche Xeadnar in den Minen und Raffinerien der Kolonie arbeiteten, erweckten ihre Schiffe keine sonderlich große Aufmerksamkeit. Ungewöhnlich wäre es eher, wenn eines der königlichen Ynaer'i-Schiffe hier andocken würde.

Die Immortal würde Aufsehen erregen und fragende Blicke auf sich ziehen. Balthazareon hingegen war hier bekannt. Als Kronprinz genoss er das Privileg, sich frei bewegen zu können. Unbehelligt von beiden Fraktionen denn sowohl die Ynaer'i als auch die Xeadnar kannten ihn und wussten um seinen diplomatischen Auftrag.

Schwierig war es nur mit den Rebellen. Balthazareon konnte nicht einschätzen, wer letztlich auf wessen Seite stand oder für beziehungsweise gegen uns agieren könnte.
Sein Plan sah vor, dass ich mich als Xeadnar-Offizier der Pentay verkleidete und ihn als Crewmitglied begleitete. Als offiziellen Grund unseres Besuchs wollte er den Bedarf nach neuen Ersatzteilen nennen.

Das klang soweit einleuchtend, sein Schiff befand sich in einem fürchterlichen Zustand und es fehlte tatsächlich am Notwendigsten.
Ob nun Transistoren oder Material für Ausbesserungsarbeiten, auf Balthazareons Flaggschiff wurde so einiges gebraucht. Uns kam der Umstand zugute, dass auf Maelenar nicht nur Rohstoffe abgebaut wurden, sondern sich auch zahlreiche Fertigungsanlagen und Fabriken in unmittelbarer Nähe der Minen befanden.

Erstaunlicherweise schien die Anwesenheit der Rebellen der Ynaer'i-Logistik nicht im Wege zu stehen. Wir bogen in einen schmaleren Seitenarm eines der Korridore ab und fanden uns kurz darauf vor einer der charakteristischen Stahltüren wieder.
Balthazareon hielt sein Qech-Armband an eine der allgegenwärtigen Einbuchtungen und auch diese Barriere glitt mühelos beiseite. Er musste zwar dennoch einen der schweren Hebel in der Wand bedienen, doch hierfür schien weit weniger Anstrengung notwendig.

Besonders häufig verwendete Eingänge schienen einfacher zu öffnen, als Türen, die nur selten benutzt wurden. Ich fragte mich, ob die Türöffnungsmechanismen in irgend einer Form einrosten konnten, da schob er mich bereits ins Innere des Raumes. Auch hier türmten sich zahlreiche Kisten an den Wänden und Hohe Regale reichten bis knapp unter die Decke.

Allerdings wirkte dieses Lager weitaus weniger chaotisch als der Abstellraum, den ich vor einigen Tagen entdeckt hatte. Die Kartons schienen sortiert und in den Regalen befanden sich verschiedenfarbige Kleidungsstücke. Allesamt fein säuberlich aufgeschichtet.
Hier lagerten die Uniformen der Besatzung, die sich je nach Abteilung und Rang des jeweiligen Mitglieds mal stärker und mal schwächer voneinander unterschieden.

Mir war bereits aufgefallen, dass bei den Xeadnar dunkle, gedämpfte Farben vorherrschten. Die meist schmucklose Kleidung war kein Vergleich zu den filigranen, schneeweißen und diamantbesetzten Outfits der Crewmitglieder auf der Immortal.
Selbst Balthazareon trug meist schlichte Sachen unterschied sich auch in dieser Hinsicht stark von Nathaniel, den ich bisher ausschließlich in prunkvollen, repräsentativen Uniformen gesehen habe.

Er griff zu einem aus Shirt und Hose bestehenden, grauen Set und reichte es mir. „Nicht unbedingt angemessen, aber zweckdienlich. Zieh dich um, ich warte vor der Tür.“ Er zog noch eine Kappe und passende Stiefel aus einem der Kartons, legte sie in Griffnähe und verließ anschließend das Zimmer.

Etwas skeptisch begutachtete ich die Sachen. Er hatte Recht, schön war eindeutig anders. Eher widerwillig schlüpfte ich in die Uniform und blickte an mir herunter.

...


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