Endzeit

in #deutsch6 years ago (edited)

Man sagt ja, dass alte Rom ist an seiner unregierbaren Ausdehnung und seiner Bürokratie zugrunde gegangen. Es wurde , einfach gesprochen, so groß und so kompliziert, dass es für die Freien auf dem römischen Staatsgebiet und seinen Provinzen keinen Unterschied mehr machte, ob man ein "anständiger Bürger" sein wollte oder nach seinen eigenen Regeln lebte. Man konnte dem Staat eh nichts mehr recht machen und gleichzeitig hatte dieser keine Kraft mehr, die eigenen Regeln durchzusetzen.

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Gestern Abend war ich in der Nähe von Bangkok in einer Kneipe mit einem hohen Anteil an deutschen Stammgästen verabredet. Nicht zum Fußballgucken; ich wusste nicht mal, dass #dieMannschaft spielt, ich bin kein Fussballfan. Wahrscheinlich hat mein Geschäftspartner nur diesen Termin und diese Kneipe ausgesucht, um mir (als Deutschen) eine Freude zu machen.

Ich kann mich an vergangene Großereignisse im Sport erinnern. Egal ob es da um Fußball, Boxen oder Formel1 ging, erstens waren diese Art Kneipen weltweit voll und zweitens war es es immer emotional aufgheladen.

Heute? Es interessiert einfach keinen mehr.

Weder beim Gewinnen noch beim Verlieren; die Stimmung glich immer der in einem Bushäuschen bei Nieselregen morgens um 6 in Niedersachsen.

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Es gibt keinerlei Verbundenheit mehr, keinerlei Zugehörigkeit. Ich hätte ja wenigstens ein paar Kommentare von den anwesenden Österreichern oder Schweizern erwartet. Aber da kam gar nichts.

Aber es war ja leider auch nicht zu erkennen, wofür/für wen #dieManschft spielt, bzw. man konnte es sich aussuchen.
Für Multikulti?
Für Millionen €?
Für gute Werbeverträge?
Eine nationale Vertretung waren sie jedenfalls nicht im Unterschied zu ihren südkoreanischen Gegnern.

Für mich ist das ein Sinnbild des Zustandes der heutigen Stimmungslage im westlichen Europa.
Die Eliten haben es geschafft, jegliche territoriale Zugehörigkeit, bzw die emotional posivite Verbundenheit zur Bevölkerung der einzelnen Gebiete zu entfernen und stattdessen nur schwache Ersatzanker implementiert. Nur das wird nicht reichen, um zu bestehen im Kampf um die besten Plätze.

Es gibt zwar eine Menge Feinde da draußen, der Russe, der Chineser, der Ami und Ideologen jeglicher Coleur.
Man kann sich also aussuchen, gegen wen man kämpfen will.

Nur da ist ein Haken.
Es gibt keinen Grund mehr, für etwas anderes zu kämpfen als für sich selbst.
Und daran wird der Westen zerbrechen, früher oder später.

Aber was weiß ich schon.

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Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit zwingt selbst mich wieder aus dem "kalten" Norden zu verschwinden. In der Hoffnung, dass vieles Besser wird. Dieses Jeder-für-sich-Gefühl nervt mich ungeheuerlich.

Na mal sehen :)
Auswandern... möglich. Sinnvoll? Ich weiß es nicht.
LG Max

Wenn einem klar wird, dass man gar nicht mehr Auswandern muss, weil man längst schon draußen ist, ist alles weitere nur ein Umzug.

Die Südkoreaner hatten auf ihren Trikots ja die Nationalflaggen der beiden spielenden Teams mit aufgedruckt. Ich finde es schon mal bezeichnend, dass damit die Südkoreaner mehr Deutschlandfarben auf ihren Trikots hatten als die Deutschen (selbst wenn sie in ihren Heimtrikots gespielt hätten):

Haha - gut erkannt. Lächerlich, wenn es nicht so ernst wäre. Es geht ja um viel mehr als "nur Fußball".

Es gibt nur eine Flagge und nur eine Hymne :

Wenn es um das Thema Fahnen geht, fällt mir dieser Spruch eines weisen Mannes ein ( es könnte aber auch eine weise Frau gewesen sein):

Fuck the flag!

Gut e erkannt und beschrieben. Das ehemalige Deutschland ist heute nur noch die "Verwaltungszone +49".
Ich finde, man sollte diese Umbenennung nun auch offiziell durchführen.

Ich trage den neuen Namen mal weiter...
oder hast Du ein Copyright drauf?

Es gibt keinen Grund mehr, für etwas anderes zu kämpfen als für sich selbst.

Noch zugespitzter empfinde ich es so, dass es gar keinen Grund mehr FÜR etwas gibt - wer bin ich denn, ein Individuum?!? Ein deutscher Nationalspieler??? - es gibt nur noch Gründe gegen etwas zu kämpfen.

Gegen Flüchtlinge, gegen Impfen, gegen die Pharmalobby, gegen Mediale Manipulation, gegen Fakenews, gegen Krieg, gegen Konsum, gegen Umweltverschmutzung, gegen Hunger, gegen Plagiatismus, gegen die Russen, gegen Kulturen, gegen Traditionen, gegen die Amis, gegen Israel, gegen den Islam, gegen alternative Lösungswege, gegen Chemtrails, gegen Dummheit, gegen Links, gegen Rechts, gegen den Mittelstand, gegen Datenraub, gegen Geldwäsche, gegen Weiblichkeit, gegen Zucker, gegen Bakterien,... und schließlich damit gegen das Leben selbst.

Die Natur regelt alles selbständig - wir lassen regeln und geben "unsere Stimme ab". @luegenbaron hat einen schönen Beitrag darüber geschrieben, welch einen Unterschied es macht, ob ich GEGEN etwas kämpfe oder nicht. Negative oder positive Energie?

EndZeit? Der Vergleich mit Rom liegt nahe. Meine Hoffnung ergibt sich aus dem Obengeschriebenen - wenn wir wieder anfangen uns selbst wertzuschätzen und dann den Fokus darauf lenken, was wir FÜR uns und die Erde tun können und dies in Freude statt Verbissenheit auch tun, dann kann sich allmählich ein neues Denken und Fühlen durchsetzen, welches den wirklich wichtigen Dingen ihren Platz im Leben zurückgibt.

Danke für diesen super Artikel!

Danke für Dein Reply.
Das Wir ist weg, das baut man nicht wieder auf, jedenfalls nicht freiwillig.

Für mich ist das ein Sinnbild des Zustandes der heutigen Stimmungslage im westlichen Europa.
Die Eliten haben es geschafft, jegliche territoriale Zugehörigkeit, bzw die emotional posivite Verbundenheit zur Bevölkerung der einzelnen Gebiete zu entfernen und stattdessen nur schwache Ersatzanker implementiert

Kann ich nur so unterschreiben. Die Stimmung in Leipzig war auch nicht besser als in Bangkok.

So ist das, wenn man sich nicht mehr zu einer vertretenen Masse zugehörig fühlt....das kommt auch nicht wieder, jedenfalls nicht ohne Blut, schweiß und Tränen.... buchstäblich.

Man sagt ja, dass alte Rom ist an seiner unregierbaren Ausdehnung und seiner Bürokratie zugrunde gegangen.

Bitte die Korruption nicht vergessen!
Und das ehemalige gute Silbergeld, der Denarius, hatte am Ende keine 10% Silberanteil mehr. Auch Rom hatte seine Draghis.

Und daran wird der Westen zerbrechen, früher oder später.
Aber was weiß ich schon.

'Ne ganze Menge...

Der nächste weltweite Krieg oder Ausbruch eines Supervulkans ändert das wieder; die Überlebenden schoepfen daraus ihren Zusammenhalt. Ist der Lauf der Dinge.

Du meinst, zukünftige Archäologen finden mich in Pompeji-Pose zwischen meinen Goldmünzen?
Hmm, da gibt's Schlimmeres!

Ich denke (fühle), das trifft es ziemlich auf den Punkt. Traurig, aber wahr.

Was das Beispiel "Rom" angeht, so sehe ich es tagtäglich in der Schule: Statt das System einfach zu halten, wird es mehr und mehr kompliziert. So kompliziert, dass man als Lehrkraft schon einige Zeit braucht, es überhaupt selbst in seiner Gänze zu verstehen...
Wei du schon sagst. Zeit für sich selbst einzustehen (ich mag das Wort "kämpfen" nicht).

Endzeit halt, weil es keine gemeinsame Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft gibt. Jeder ist sich selbst der Nächste und Einzige und hoffentlich gut genug.

Lasst den Kopf nicht hängen :)

Auferstanden aus Ruinen... :)

Das ist mit Sicherheit kein mögliches Ziel, denn das war eine Schicksalsgemeinschaft, die daraus ihre innere Legitimation bezogen hat.

Ich meinte auch die mögliche Analogie beim Text, nicht den kompletten Hintergrund...

"...Es gibt keinen Grund mehr, für etwas anderes zu kämpfen als für sich selbst.
Und daran wird der Westen zerbrechen, früher oder später."

Das stimmt, denn das was den Westen wirklich zerstört, sehe ich genauso

Der Meister hat just gestern auch schon etwas zur Lage der Ritzenfußballnation und "Der Cuntschaft"zum Schlechtesten gegeben . Wen diese Mentalflatuenzen interessieren sollten möge hier nachschauen :

https://steemit.com/deutsch/@mrmastercryptow/777-vom-spitzenfussball-zum-ritzenfussball-die-cuntschaft

Mit Klozialistischen Grüßen

Euer Meister

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