Facebooks Kryptocoin ist kein Grund zu glauben, dass die Nutzer ihre Privatsphäre zurück erhalten

Facebook bewegt sich neuerdings in der Kryptobranche und will eine Art Stablecoin schaffen, der es den Nutzern in seinem riesigen Netzwerk ermöglicht, sich Werte gegenseitig zu übertragen. Warum Facebook nicht einfach eine bestehende Kryptowährung verwendet, ist natürlich gar kein so großes Rätsel.

Facebook wird nicht mit der ganzen Palette an Kryptotechniken arbeiten

Facebook hätte schließlich einfach nur eine allgemeine Kompatibilität von Kryptowährungen zu seinen Diensten hinzufügen können, anstatt einen eigenen proprietären Token zu entwickeln.

Vielleicht fürchtet es, die Ansichten der Nutzer so sehr zu verändern. Sie könnten immerhin zu besseren Social Media Plattformen wie Minds.com oder steemit.com ausweichen.

Wie wird der wahre Wert eines weiteren an den US-Dollar gebundenen Tokens für die Krypto-Community sein? Wir dürfen davon ausgehen, dass der Token aufgrund der Netzwerkgröße von facebook sicherlich einen echten Nutzen haben wird. Dasselbe können wir von Telegram erwarten, wo man sich entschieden hat, eine Blockchain von Grund auf neu zu bauen.

Aber wenn der coin nur von Facebook ausgegeben wird, nach eigenem Ermessen, ohne eine echte dezentrale Governance, qualifiziert ihn das überhaupt als eine Kryptowährung?

Das dürfte mindestens umstritten sein. Die Eigenschaften einer Kryptowährung liegen klar bei der Dezentralität, zumindest aber bei der Nicht-Kontrollierbarkeit durch eine teilnehmende Partei und aus diesem Grunde war bereits der JP Morgan Coin kein echter Kryptocoin.

Es gibt auch eine gewisse Abgrenzung zwischen algorithmischen stablecoins wie MakerDAO's Dai, der ein besicherter Vermögenswert ist, und gebundenen Währungen wie Paxos Standard. Der Dai ist im Wesentlichen auf den Markt angewiesen, um die Gültigkeit seiner Token zu beweisen – die Coins werden um mindestens 150% ihres Wertes in Ethereum gesichert, was ein ziemlich gutes Sicherheitspolster für die Liquidität darstellt.

Wie Bill Ottman, CEO von Minds.com, sagte, ist es fabelhaft, dass Jack Dorsey und Mark Zuckerberg als Inhaber von Instrumenten des Massengeschmacks für eine ganze Generation, an gesundem Geld interessiert sind. Es ist gut, dass sie Ressourcen in Blockchain-Technologien investieren. Aber was ist, wenn sie nur vorgeben in Blockchain zu machen und eher auf den fahrenden Zug aufspringen um nicht ganz abgehängt zu werden? Wollen sie wirklich eine Veränderung oder eher ihr „altes“ Geschäftsmodell hinüber retten?

Der Name Jack Dorsey ist in letzter Zeit in Krypto-Kreisen parabolisch geworden, weil er am Lightning Network Torch Event teilgenommen hat und sich positiv zu Bitcoin geäußert hat. Dorsey unterstützt allerdings immer noch die Zensur auf seiner Plattform, die Bitcoin und alle anderen Kryptocoins und nicht zuletzt auch alle Cypherpunks gänzlich verachten.

Typischerweise wissen wir doch, dass die Zensur das am wenigsten effektive Instrument für jede Debatte ist. In zu vielen Fällen bietet sie den Zensierten übermäßiges Interesse und Einfluss. Die meisten dieser von Twitter verbannten Trolle sind in der Tat abstoßend. Aber sie gehen dann eben woanders hin und nehmen sogar noch einen gutteil andere Nutzer mit.

Die Krypto-Pläne von Facebook sind noch ziemlich unklar. Eines scheint aber sicher: Die Blockchain kann für alles verwendet werden. Sie kann dazu verwendet werden, die persönliche Freiheit zu erweitern - oder sie zu verringern. Blockchains speichern Werte, verfolgen Lieferketten und ermöglichen manipulationssichere Wahlen. Die Technologie kann wahrscheinlich auch genutzt werden, um eine unkontrollierbare Version der KI SkyNet erfolgreich zu starten.

Der facebook-coin ist die Antithese zum Modell aller PrivatsphäreCoins

Wenn Menschen der Meinung sind, dass die Analysewerkzeuge wie Chainalysis beängstigend sind, dann sollen sie sich doch einmal vorstellen, was eine von Facebook entwickelte Kryptowährung enthüllen könnte. Wenn die zum Beispiel wissen, dass du den Token gehalten hast, und ihn dann an jemand anderes übertragen hast, und dann hat ihn dieser jemand in den Iran gesendet, wird man diese letzte Transaktion auf dich zurückführen können bzw. den Verdacht erheben, dass du damit etwas zu tun haben könntest (ungeachtet dessen ob es so ist oder nicht)? Wie viele Benutzerdaten werden von diesem Token gespeichert? Wird es überhaupt ein richtiges handelbares Angebot geben, das an einer Kryptobörse annehmbar sein wird?

Was auch immer sie tun, es wird den alten Blockchain-Hasen mit ihren dezentralen coins vermutlich besser gehen.

Facebook sollte einfach eine offene Geld-API erstellen und die verschiedenen Ideengeber im Blockchain-Bereich um die Vorherrschaft wetteifern lassen. Auf diese Weise würden sie wahrscheinlich mehr Geld verdienen und weniger Bedarf an Blockchain-Ingenieuren haben.