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RE: Künstliche Organe: So nah und doch so fern!

in #deutsch5 years ago

Danke für diesen ausgewogenen Artikel und auch die kritischen Gedanken, die die Wissenschaftler sich meiner Meinung nach immer stellen sollten.
Ein überaus schwieriges Thema.

Seit die deutsche Bundesregierung das Thema der Transplantationsmedizin beschlossen hat, zu unterstützen und auch andere europäische Länder sich dem angeschlossen haben, scheint es lediglich eine Pro-Argumentation zu geben. Aus meiner Sicht ist die Aufklärung durch die Regierung und die Krankenkassen unzureichend.

Ich schrieb einen sehr langen Artikel zu dieser Thematik: https://steemit.com/deutsch/@erh.germany/organspende-wann-ist-ein-mensch-wirklich-tot

In den modernen Zivilisationen ist es so, dass zwar die Volksgesundheit und Lebensdauer der Menschen gestiegen ist, allerdings gibt es Zivilisationserkrankungen, die vorher wohl eher nicht vorhanden waren wie etwa Diabetes, Immunerkrankungen und vor allem psychische Probleme.

Jede medizinische, technologische oder soziale Errungenschaft produziert ihrerseits wieder Downsides, die sich auf die Gesundheit negativ auswirken, genau wie sie Upsides hat. Man kann dem nicht entkommen, ganz gleich, wie fortgeschritten die Medizin ist.

Da wir alles haben, alles essen und überall hinreisen können, tun wir das natürlich auch. Der Mensch nimmt, was verfügbar ist. Die Verfügbarkeit in modernen Gesellschaften ist eine hohe Herausforderung an den Einzelnen und stellt die Menschen auf eine Probe, die einem meistens erst klar wird, wenn man älter wird. Freiwillig auf die Annehmlichkeiten von Zucker, Fett, Unterhaltung und Mobilität zu verzichten und es als Gewinn zu erachten, ist nicht leicht.

... Ich weiß nicht. Ich werde im nächsten Jahr fünfzig und lebe somit schon sehr viel länger, als meine Vorfahren. Sollte ich tot umfallen, so könnte ich behaupten, ein reiches, aufregendes, erfüllendes und interessantes Leben geführt zu haben. Die Bereitschaft jedoch, den Tod plötzlich zu begrüßen, ist nichts, was man gelehrt bekommt. Spirituelle Einsamkeit ist der Preis, den wir als Individualisten in einem komplexen System zahlen. In meinem Alter erkenne ich, dass der Spaß im Leben nicht alles ist und dass man etwas Tieferes und Stilleres, gleichwohl Schöneres sucht als es pure Unterhaltung liefern kann. Angst vor dem Sterben oder vor Leiden ist wohl nach wie vor eine dem Wirtschaften unterlegte Motivation. Die Ernährungs- und Unterhaltungsindustrie scheint der medizinalen Industrie ihre beste Quelle zu sein. Für die Beschaffung der enormen Energiemengen, die dafür benötigt werden, haben wir mehr als die bloße Ahnung, dass ein wirtschaftliches Wachstum eine schlechte Idee ist.

Ich bin nicht sicher, ob die Idee der künstlich erzeugten Organe etwa besser ist. Vielmehr stelle ich mir die Frage, wie weit ich eigentlich zu gehen bereit bin, wenn man mir eine schlechte Gesundheit/Organ attestiert. Ich neige dazu, zu denken, dass Medikamente und andere Therapien den Menschen eher ermutigen, seinen Lebenswandel nicht zu überdenken und so weiter zu machen wie gewohnt. Immer, wenn es ein Mittel gibt, nehmen die Leute das Mittel, verändern aber nur schwer oder gar nicht ihre Gewohnheit. Ich selbst merke, wie schwer es mir fällt, meine Ernährung an mein Alter anzupassen. Aus Erfahrung weiß ich, dass Veränderungsprozesse am besten langsam erfolgen und keine radikalen Maßnahmen sein sollten.

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Hi @erh.germany,
deine Gedanken sind absolut angebracht. Ich habe vor ein paar Monaten mal einen Artikel über Entropie gemacht. Der Artikel war sehr umstritten, greift jedoch im Kern Aspekte auf, die du in deinem Kommentar vorwegnimmst. Die zunehmende technologische Entwicklung schafft oft Probleme, die durch zunehmende technologische Entwicklung wieder kompensiert werden müssen und dann entstehen durch die Neuentwicklungen wieder neue Probleme ... ein Teufelkreis.

Bei alledem ist es wichtig zu überlegen ob die Dinge, wie sie laufen so richtig sind. Durch meine Arbeit (ich arbeite als Analyst im Bereich molekulare Diagnostik) weiß ich, dass die meisten Menschen alles nach dem Motto sehen "Höher-Schneller-Weiter". Oft ist es schwierig zu vermitteln, dass der Mittelweg eigentlich der korrekte Pfad ist. Wenn eine Zelle extreme Leistungen zeigt, dann klatschen alle Beifall. Tatsächlich zeigt sich für mich an so einer Stelle, dass irgendwas nicht ganz im Gleichgewicht ist.

Deshalb sollte sich jeder Fragen: Befinde ich mich in einem gesunden Bereich oder ist das was passiert und was ich tue schon eher als pathologisch anzusehen.

Häufig rühren viele Probleme, meines Erachtens nach, aus solchen Entgleisungen.

Leute, die starke Organschäden haben, und davon gibt es leider recht viele, wird dies allerdings nur selten helfen. Woher diese rühren hat oft verschiedene Ursachen. Häufig kommt die Lebensweise hinzu, oft hat man einfach nur Pech gehabt.

Was die richtige Strategie ist hängt letztlich davon ab wie gut sich alle Akteuere (von harter Naturwissenschaft, über die Administration bis zum Klerus) koordinieren können

Ich bin immer wieder ertaunt in was für einer spannenden Zeit wir leben

Gruß

Chapper

Danke dir.
Deinen Artikel über Entropie habe ich gelesen und fand ihn sehr interessant. Die Pendelbewegungen zwischen Ordnung und Unordnung erscheinen mir wie eine kosmische Konstante, die, in ihrer Gesamtheit betrachtet, Sinn machen. Die chaotischen Vorgänge im Universum und die sich der Ordnung widersetzenden Ereignisse sind Phänomene, die wir erkennen, aber nicht immer erklären können. Ursachenforschung ist überaus schwierig. Wenn es dann um das einzelne menschliche Leben geht, kann man demgegenüber nicht ganz so abgeklärt sein, wie wenn man über den Untergang einer Zivilisation spricht, die keine Wachstumsbegrenzung in ihre Überlegungen eingefügt hat (wie in deinem Beispiel des römischen Reiches).

Eigenes pathologisches Verhalten zu erkennen, ist recht schwierig und wir sind alle auf Menschen angewiesen, die uns korrekt spiegeln.

Du hast Recht, jede Innovation, die sich für einen Bereich als nützlich erweist, erschwert oder schädigt einen anderen Bereich. Nichts in der Welt hat eindimensionale Ursachen und Wirkungen.

Bei der Isolierung von Genen und deren Beeinflussung frage ich mich immer, wie man es eigentlich bewerkstelligen will, alle anderen im menschlichen Körper befindlichen Mikro-Organismen und deren Reaktionen vorherzusehen ... ? Mir steigt diese Komplexität von Systemen oftmals über den Kopf.

Spannend sind die Zeiten, in der Tat. Manchmal auch beängstigend und manchmal ermutigend...

Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung ob es jemals klappen wird einen Organismus in seiner Gesamtheit zu verstehen. Zumindest nicht mit den gegenwärtigen Herangehensweisen. Es ist wie ein Wald mit lauter Bäumen.

Vielleicht sollte man einfach mal eine kleine Anhöhe suchen und den bick nochmals schweifen lassen.

Wer weiß was als nächstes kommt.

Einen schönen Feiertag dir

Gruß

Chapper

P.S.: Es gab von Douglas Adams mal ein schönes Zitat, welches auch in meiner Diplomarbeit stand. Es lautet: Wenn man einen Katze auseinandernehmen will, um zu sehen wie sie funktioniert, hat man zunächst eine nicht-funktionierende Katze!

HaHa! Gutes Zitat! Douglas Adams ist immer eine Quelle von Spaß und Inspiration.

Ich hatte mich beizeiten mal gefragt, ob das menschliche Blut, wenn man es erst einmal entnommen und dann zur Laboruntersuchung gibt, nicht bereits ein verfälschtes Bild zeigt. Und fragte mich: Müsste man nicht das Blut IM Körper lassen, um es zu untersuchen? :-) Eine interessante Forschungsfrage, wie ich finde. Wie würde so etwas gehen?

So gesehen leben wir stets nach dem Motto: "Gut genug." Was auch nicht immer übel ist, besonders vom psychologischen und nicht biologischen Standpunkt aus.

Ich wünsch dir auch einen schönen Freitag, obwohl Montag ist. LOL .....Ach, warte ... du hast FEIERTAG geschrieben!

Wahrscheinlich ist das Blut dann schon anders!

Wie man es im Körper untersuchen kann? Keine Ahnung!

Ich werde mich mal kundig machen und gebe die dann nochmal Feedback.

Danke für die Steilvorlage!

Gruß

Chapper

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