Buch Blog "Geboren um Anders zu Sein" / Kapitel 3 / Mutter zu Anfang

in #deutsch7 years ago

Meine Mutter hatte ich anfangs als Mutter wahrgenommen.
Sie hat meinen Vater nie schlecht gemacht oder ihn verurteilt. Nein, Sie versuchte dagegen immer neutral zu bleiben.
Sie suchte dieses Thema allerdings auch nicht. Es war ihr unangenehm und ich konnte förmlich spüren das es ihr damit nicht gut ging. Sie distanzierte sich bei diesem Thema aber wollte nicht, dass man ihr das anmerkt.
Ich glaube sie hat versucht mir gegenüber objektiv und hoffnungsvoll zu bleiben.
Das hat nicht funktioniert doch das ist nicht schlimm, denn es war ehrlich. Es war in Ordnung, denn sie hat sich bemüht.
Sie war selbst ein verletztes Reh und hatte mich zugleich zu versorgen und uns beide durchzubringen. Deshalb hat sie auch einen Job in einer Fabrik angenommen entgegen dem was sie eigentlich tun wollte, nur damit wir gut leben konnten und entsprechend Geld herein kam.

Zu Ihrem Vater hatte sie nie eine Beziehung aufgebaut, nicht in all den Jahren in denen ich diese Beziehung vor meinen Augen hatte.
Es war ein Kampf. Abscheu hat sie ihm gegenüber empfunden. Ich denke auch Hass und Ekel.
Mir war das anfangs immer fremd und ich verstand es nicht. Meine Bemühungen der Vereinigung blieben ohne Erfolg. Ich verstand es einfach nicht. Er war zwar wirklich nicht einfach, doch aber ihr Vater.
Ich sah das er ihr gegenüber etwas empfand das ich nicht beschreiben konnte. Ich konnte es nicht zuordnen. Zeitweise war da auch ein Gefühl in seinem Blick welches mir kam, wenn ich es sah, dass ich nicht gut empfand, es fühlte sich nicht okay an.
Ja die Zankereien hat jeder gesehen und das Offensichtliche. Doch das war nicht alles. Er hatte ihr die Liebe versagt, wenn er überhaupt solch eine Gefühlsregung kannte. Doch wieso. Ich frage mich das so oft.
Was war da los?
Ihre Schwester war der Lichtblick in seinen Augen, doch meine Mutter war das schwarze Schaaf.
Er verachtete sie und zugleich wollte er nichts mehr als ihre Aufmerksamkeit.
Es war total verwirrend. Total verwirrend.

Reden konnte niemand in meiner Familie. Meine Mutter konnte keine wirklichen Gespräche führen. Sie hat sich sehr viel Mühe gegeben. Sie konnte handeln, Entscheidungen treffen, für uns einstecken und tun aber nicht reden.
Sie hielt sich bei der Oma nicht gerne auf. Es war ihr zu wider. Doch ich wollte dieses heimelige. Ich wollte eine Familie haben. Mir war egal das wir keine „gute“ Familie waren.
Ich wollte auch das Nichtperfekte.
Dazu kam es aber nie. Meine Mutter verschloss sich dieser Möglichkeit und es war abzusehen das das nicht mehr lange gut gehen würde.

Ich wurde älter und die Zeit veränderte sich. Irgendwann verstand ich auch warum die Beziehung von meiner Mutter und ihrem Vater so war wie sie war.

Sie hatte sich in dieser Zeit viel Mühe gegeben. Ich durfte bei ihr im Bett übernachten und es war einfach und unbelastet. Leider habe ich kaum Erinnerungen an diese Zeit mit ihr.
Nur ganz wenig ist mir geblieben. Ich weiß nicht wieso das so ist.
Doch es liegt wohl einfach daran, dass ich noch zu klein war.

Ich war noch nicht einmal 5 Jahre.

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