Platin und Palladium versus Gold aus Investorensicht

(Bildquelle: Ausschnitt aus gold.de)

Wir begeben uns mal wieder in die Welt der edlen Metalle. Die Investorenbrille sitzt uns dabei fest auf der Nase. Wie man oben sieht, gibt es schöne Anlagemünzen nicht nur aus Gold und Silber, sondern auch aus Platin (und Palladium), zum Beispiel die weitläufig bekannten kanadischen "Maple Leaf". Nicht ohne Grund sitzen einige Metalle eng beieinander im chemischen Periodensystem, denn sie haben zum Teil ähnliche (und industriell sehr nützliche) Eigenschaften:

Der Fokus dieses Artikels liegt - wie die Überschrift bereits verrät - auf Platin (Pt), Palladium (Pd) und Gold (Au). Unter diesen ist Gold das einzige "monetäre" Edelmetall, denn im Gegensatz zu den beiden anderen wird es nur zu einem geringen Teil verbraucht. Das meiste in der Geschichte bislang geförderte Gold (ca. 180 000 Tonnen) wird gehortet und ist folglich noch vorhanden. Das liegt wahrscheinlich daran, weil es so schön glänzt.

Gemeinsamkeiten

• Hohe Schmelzpunkte (>1000 Grad Celsius)
• Selten (zwischen 0,004 und 0,011 ppm Anteil an der Erdhülle)
• Sehr aufwändig zu fördern (Bergwerke, Energie, Raffinierung)
• Verwendbarkeit für technische Zwecke

Preisentwicklung

Folglich könnte man meinen, die Preise für unsere drei Kandidaten müssten relativ synchron laufen. Dort weit gefehlt! Blicken wir mal auf die Langzeitcharts:

Gold seit 1971:

(Bildquelle Ausschnitt aus goldseiten.de)

Platin seit 1971:

(Bildquelle Ausschnitt aus goldseiten.de)

Palladium seit 1980:

(Bildquelle Ausschnitt aus goldseiten.de)

Vor allem in den letzten Jahren ist Palladium der Outperformer und Platin der Underperformer. Man kann dies klar an folgendem Chart ablesen, der die Preise für Pt und Pd in Gramm Gold ausdrückt:

(Bildquelle Ausschnitt aus pricedingold.com)

Während Palladium sowohl relativ (vs. Gold) als auch absolut am All-time-high notiert, befindet sich der Platinpreis zumindest in Gold gemessen am All-time-low:

(Bildquelle Ausschnitt aus pricedingold.com)

Eine sehr alte Börsenregel besagt, dass ein Investor Platin immer dann gegenüber Gold bevorzugen sollte, wenn es unter die Parität (das ist im Chart die gelbe Linie) fällt. Derzeit beträgt der "Discount" mehr als 400 USD (801 versus 1220 USD, also 35%!). Also sollte man schnell zum Edelmetallhändler rennen und seine Goldmünzen gegen Platinmünzen tauschen? Leider ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten.

Fundamentale Gründe?

Unter anderem durch die leidige Diskussion über den Dieselmotor könnte der Bedarf an Platin für Dieselkatalysatoren dauerhaft signifikant zurückgehen. Marktexperten sprechen daher derzeit von einem Überangebot an Platin. Um belastbare Aussagen für die zukünftige Entwicklung machen zu könnten, müsste man sich genau über die komplexe Angebots- und Nachfragesituation informieren, was technische und ökonomische Expertise erfordert.

Die lästige Mehrwertsteuer auf Platin und Palladium

In Deutschland und vielen anderen Ländern der EU wird beim Kauf von Pt und Pd die volle Mehrwertsteuer fällig (19% in D). Beim Verkauf bekommt man diese als Endverbraucher aber nicht zurückerstattet. Das ist das entscheidene Hemmnis hierzulande in physisches Pt und Pd zu investieren. Abhilfe stellt eine indirekte Investition über Firmen da, die das Metall in Zollfreilagern (z.B. in der Schweiz) verwahren. In Australien hingegen sind alle Edelmetalle ohne die böse Mehrwertsteuer erwerbbar.

Spekulation über Optionshandel? Eher nicht.

Wer darauf spekulieren möchte, dass sich die Preise von Gold und Platin wieder annähern, kann durch den Kauf eines langfristigen Gold-Puts und eines langfristigen Platin-Calls quasi eine Wette abschließen. Mit "Investieren" hat das allerdings nichts zu tun und man muss beachten, dass auch langfristige Optionen kontinuierlich an Zeitwert einbüßen.

Disclaimer

Dieser Artikel stellt keine Anlageempfehlung dar. Jeder trägt sein Risiko selbst.