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RE: Pazifismus!?

in #deutsch6 years ago

Nun ich selbst zähle mich zu den Pazifisten. Das gleich einmal vornweg :) Den würde Krieg ein Problem lösen, würden wir eigentlich auch keine mehr haben müssen. Das Thema ist daher wesentlich komplexer als man es zunächst meinen mag und vermutlich auch nicht mit zwei einfachen Positionen erklärbar sein.

Ich selbst lehne Gewalt ab, da ich glaube, dass sie nie zu einer Lösung führt. Jede kriegerische Handlung säht gleichzeitig auch die Saat für den nächsten Konflikt weil irgend eine Form von Demütigung oder Rache mit einher geht. Dies ist vermutlich gerade durch die Zeit zwischen den Weltkriegen sehr offensichtlich dokumentiert.

Das Problem mit dem Pazifismus beginnt in dem Moment, wo man diesen beginnt dogmatisch zu leben. Den ein vollständiger Gewaltverzicht bedeutet eben auch, dass man berechenbar ungefährlich ist und dadurch sich zur leichten Beute macht. So gibt es leider immer wieder Situationen in denen man vermutlich mit Gewaltverzicht nicht mehr zu einem vernünftigen Ergebnis kommt. Dies schmerzt, ist aber zumindest objektiv der Fall.

Ein wehrhafter Pazifismus zeichnet sich daher für mich darin aus, dass man persönliche Konflikte und Kränkungen außen vor nimmt. Dies kann z.B. eben durchaus mit einem UN-Ansatz der Fall sein in dem verschiedene Interessengruppen mit ins Boot geholt werden und somit dem Gegener unmöglich macht ein einfaches Feindbild einzubauen. Doch die Blauhelme sind eben genau eine zahnlose Herde, die eben daher oft eher zu Zeugen werden als zu Friedenstiftern.

Ich halte es daher für sehr wichtige eine sehr klare rote Linie in den Boden zu ziehen und den Kontrahenten klar zu machen, dass jedliches Übertreten eine heftige Reaktion zur Folge haben wird. Dies ist für mich z.B. klar bei einer ethischen Säuberung gegenüber Zivilisten der Fall, wo man auch als Pazifist nicht mehr wegsehen sollte da großes Unrecht geschieht.

Jeder der diese Linie überschreitet sollte sich sicher sein, dass es entsprechende Konsequenzen zur Folge haben wird. Gleichzeitig sollte man im Vorfelde solch einer Eskalation stets eben auch immer noch eine Hand ausstrecken und klar machen, dass man bereit ist weiter zu vermitteln. Den ich glaube fest daran, dass der Erhalt des Friedens in jedem Fall ein wichtiges Ziel sein sollte.

Und ja, ist der Gegner erst am Boden, sollte man schleunigst damit anfangen auch wieder sinnvolle Strukturen zu etablieren. Das Beispiel mag nicht jeden Gefallen, aber so war der Marshall-Plan im Nachkriegsdeutschland ein durchaus weitsichtiges Projekt. Den einen Feind den man eben noch mit allen Mittel vernichten wollte wieder eine Hand zu reichen hat zu einer durchaus soliden Stabilisierung der Region geführt. Den jedliche weitere Demütigung im Sinne von Versaille hätte vermutlich zu einem anderen Europa geführt.

Wie Du bereits sagst, wäre eine geordnete Bahn für Konflikte extrem wünschenswert. Aktuell sind wir glaube ich auf einem sehr schlechten Weg und entfernen uns wieder von einem guten Zustand. Man sollte aber nicht vergessen, dass wir zum einen in einer Zeit leben in der die meisten Waffensysteme nicht mehr nur regional begrenzte Vernichtung durchführen und somit auch die Zivilbevölkerung stärker in Mitleidenschaft ziehen als dies meist früher der Fall war. Und wie gleichzeitig über eine globale Gesellschaft verfügen, die ebenfalls stärker als früher als Vermittler auftreten kann. Dies sind durchaus ein paar neue sehr mächtige Karten, die gespielt werden können um etwas schlimmeres abzuwenden.

Just my six cents ;)

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Danke für dein ausführliches Kommentar!

Ich muss sagen, da sind wir nicht weit weg voneinander. Das hauptsächliche Problem habe ich eigentlich mit den strikten Gewaltverweigerern. Als ich mal einen fragte wie man ein MAssaker verhindern will wenn wir keine Armee in Österreich hätten, wurde mir sinngemäß zur Antwort gegeben, dass dann halt andere Armeen kämpfen müssten, ,hauptsache wir würden friedlich bleiben! Da ist man erstmal sprachlos.
Auch kenne ich Beispiele wo sich Menschen bewußt haben ausnützen lassen nur um ja nicht laut werden zu müssen. Und auch da ist man erstmal sprachlos.

Ich bin eben grundsätzlich kein Mensch der Extreme mag. Ich denke, ein vernünftiger MIttelweg wäre angebracht.

Naja, wenn Leute sprachlos sind kann auch eine Schüchternheit oder soziale Phobie vorliegen. Da muss man auch ein wenig Verständnis für haben, dass diese anders ticken ;)

Aber ja... ich glaube nicht, dass eine einfache Antwort möglich ist. Es gibt einfach Fälle in denen ein Zusehen die Lage verschlimmert. Und das Ziel sollte es eben nicht sein irgendwelche Ideale hochzuhalten, sondern eben Menschenleben zu schützen.

Das Problem ist halt, dass wenn die Ketten des Krieges erst einmal losgelassen sind die Lage oft von alleine sehr schnell weiter eskaliert und es dann immer schwerer wird es noch zu begrenzen.

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