Bonzo

_{Source: poxabay
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Es war ein Tag im Spätherbst am frühen Morgen als das Jaulen eines Hundes zu mir ins Zimmer drang. Ich war gerade sechs und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Mein Bruder schlief noch und so sprang ich die Leiter von unserem Hochbett hinunter schlüpfte in meine Bux und lief die Treppe hinunter.

Die Uhr zeigte kurz nach sieben und meine Mutter hielt mich fest. In ihren Augen sah ich den Ausdruck des Entsetzens. Da war es wieder das qualvolle Jaulen eines Hundes - unseres Hundes, wie mir jetzt in diesem Augenblick klar wurde.

Es war Bonzo, der da so furchtbar jaulte und nicht aufhören konnte zu jaulen. Meine Mutter konnte mich nicht halten und ich stürzte ins Wohnzimmer, rannte zur Terrassentür wo das Jaulen herkam und sah plötzlich sein Gesicht, seine schmerzverzerrten Augen und seinen weitaufgerissenen Mund.

Schaum lag auf Seiner Zunge - Unmengen von Schaum. Der Schaum tropfte von seiner Zunge hinunter und ich sah wie er sich auf seinen Vorderpfoten versuchte um den Wohnzimmertisch zu bewegen und dabei seinen Hinterteil hinter sich herzog. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen - seine Hinterbeine waren tot, bewegungslos - gelähmt.

"Bonzo! Bonzo!!" entkam meinen Lippen und ein Schock durchfuhr meine kleine Seele...

Das Jaulen verstummte, als er mich sah und seine Augen erblickten meine und die meinen erblickten seine. Tränen - ein endloses Meer von Tränen flossen meine kindliche Wange hinunter und wollten nicht aufhören zu kullern.

Der Schaum tropfte weiter von seiner Zunge und ich kniete vor ihm nieder. Ich wusste nicht was passiert war, ich wusste nur, dass es schlimm war. Behutsam nahm ich seinen Kopf in meine Arme, legte ihn an meine kleine Brust und hielt inne. Noch immer kullerten die Tränen mein Gesicht hinunter. Aus einem Rinnsaal wurde ein kleiner Bach...

Ich weiss nicht mehr wie lange ich ihn so hielt, ich weiss nur das er innehielt und aufhörte zu jaulen. Ich spürte Bonzos Kopf und seine Wärme an meinem kleinen Herzen, das wie wild am schlagen war. Ich spürte seinen Schmerz, der mir durch Mark und Bein ging.

Mein Blick glitt an seinem zertrümmerten Rücken hinunter - und seine Hinterbeine, die er lang von sich gestreckt hatte.

Wieder fing ich an zu weinen und die Tränen liefen weiter. *"Bonzo!" drang aus miir hervor, während ich am schluchzen war. "Bonzo!"

Noch heute kullern mir die Tränen herunter, wenn ich daran denke.

Meine Mutter kam und nahm mich in den Arm. Wir legten eine Decke um ihn herum und wickelten ihn behutsam ein.

"Du musst zur Schule!", sagte sie mir und ergänzte: "Wir werden Bonzo gleich zum Tierarzt bringen."

Daraufhin ließ ich ihn los. Als ich die Stube verlies schenkte ich ihm noch einen letzten Blick. Der Schaum vor seinem Mund - er lief weiter die Zunge runter. Da lag er nun eingewickelt in seine Lieblingsdecke und war ruhig geworden. Er blickte zu mir nach oben und ich schaute ihm noch einmal in die Augen. Die Welt um uns herum verschwand - es war das letztemal, dass ich ihn so sehen sollte.

Als ich am Mittag von der Schule kam war Bonzo tot.

Es war so als wäre ein Teil von mir mit ihm gestorben.

All dies liegt inzwischen mehr als 40 Jahre zurück - und es ist so als wäre all dies erst gestern geschehen.

Ruhe in Frieden!

Peace!