You are viewing a single comment's thread from:
RE: Wie soll die Jugend etwas schaffen, das man ihr nicht vorgelebt hat?
Mein Beileid, trotz allem.
Ich würde gern so manchem Senioren die Lebensgeschichte aufschreiben, aber bisher hat jeder abgewinkt mit den Worten "das will doch keiner lesen". (Klar, ich frag ja auch nach, weil ich es nicht wissen will. seufz)
92 ist jedenfalls ein stolzes Alter. Ich kenne inzwischen viele Fälle, die es nicht so lange geschafft haben. Rein statistisch ist bei uns im Ort jede Woche eine Beerdigung. Und das fühlt sich schon viel an für mich.
Ich weiß nicht, was man auf ein Beileid sagen soll. Emil hat es hinter sich. Ich leide beim Gedanken daran darunter, weil ich mich ein wenig schuldig fühle. Nicht das er gestorben ist. Da gehört eben dazu.
In Mitteleuropa dürften wir inzwischen eine der höchsten Altersdurchschnitte haben, auf die ganze Welt gesehen. Die Welt ist Jung und Europa ist Alt. Also kein Wunder, das du das gerade so in Oberbayern empfindest. Ich schaffe es nicht auf die Beerdigung vom Emil. Meine lebendige Schwester hat Vorrang, mit ihrem Umzug in das Haus ihres Mannes. Das kleine Mädchen was in ihrem Bauch wächst, hat schließlich noch ihr ganzes Leben vor sich und möchte ein heimeliges Heim. Das wird der Emil auch verstehen und mir nicht böse sein. Ja sicher, 92 ist ein hohes Alter. Ich habe eben gesehen was ihn und auch viele in seiner Lage, am meisten betrübt. Meine eigenen Großeltern haben das gleiche Problem. Und dann kann so etwas schon genau die Kraft kosten, die man bräuchte, um noch ein paar Jahre drauf zu legen. Vor allem war er ja noch absolut geistig fitt und viel mit seinem Rollstuhl unterwegs. Mache den Älteren vielleicht klar, das sie ein Zeugnis sind, das wir bewahren wollen, es gilt immer noch von Erfahrung zu lernen, das hat sich nicht geändert. Ich glaube, das viele Ältere im Glauben sind, die Jüngeren würden sich nicht für sie interessieren. Das dürfte ein Irrtum sein. Uns fehlt einfach oft der Raum dafür und wenn wir ihn haben, vergessen wir leicht unsere Pflichten. Die Angst auch so zu enden oder noch viel schlimmer, treibt den Teufelskreis an.
Liebe Grüße
Sascha