Ein Versuch die Menschheit zu retten

in #deutsch6 years ago

„Warum soll der Mensch mehr Rechte haben als ein Affe, eine Fliege oder ein Wurm? Das mit den Menschenrechten ist doch völliger Mumpitz. Wir haben die gleiche Erbsubstanz bis runter zu den Einzellern. Und wir bilden uns ein, etwas Besonderes zu sein? Das ist ein Zeichen von Größenwahn. Schauen Sie sich den Zustand unserer Erde an! Überall Krieg und Chaos. Die natürlichen Ressourcen werden geplündert. Die Weltmeere, einst besungen von den großen Dichtern, sind heute Müllhalden. Wenn ein neuer Kontinent entdeckt wird, dann besteht er aus Quadratkilometern von Plastikschrott, der sich zusammengekeilt hat. Es wäre das Beste, wenn wir einfach verschwinden. Ja, alles Leben würde aufatmen. Zwar würde es Jahrtausende dauern, bis die von uns angerichteten Schäden wieder halbwegs behoben wären. Aber es ginge wieder aufwärts. Herrje, wenn der Mensch nur nicht so entsetzlich dumm wäre.“ Dr. Milbert zieht an seiner Pfeife, selber entsetzt von der eben gehaltenen Philippika. Hat er das alles wirklich gesagt? Sein Tweed-Sacco spannt, als er sich zurechtsetzt und dabei seinen Gesprächspartner nicht aus den Augen lässt. 

Herr Frohmann blickt schweigend zu Boden. Seine Mission, so ist ihm jetzt klargeworden, war von Anfang an hoffnungslos. Wie soll er einen Mann für die Rettung der Menschheit gewinnen, der selbiger den Tod wünscht? Steckt er vielleicht selber dahinter? Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Das Wissen, um einen Virus richtig scharf zu machen hat er auf jeden Fall. „Nun, Herr Doktor!“ Er sammelt sich, um die richtigen Worte zu finden. „Dann hat es wohl keinen Sinn, unser Gespräch weiter fortzusetzen.“

„Ganz Ihrer Meinung, Herr Frohmann. Es tut mir leid, dass Sie sich umsonst herbemüht haben. Diese Frage hätte man auch telefonisch klären können. Möchten Sie zum Essen bleiben?“

„Danke, ich muss aufbrechen.“ Wenn er einen Massenmörder vor sich hat, dann einen äußerst kultivierten.

„In diesem Fall wünsche ich Ihnen eine gute Heimreise“, sagt Milbert während er sich erhebt und seinem Gegenüber in einer fließenden, irgendwie einstudiert wirkenden Bewegung die Hand hinstreckt. Dieser ergreift sie mit einer leichten Verbeugung.

„Fühle mich dennoch geehrt, dass Sie mich empfangen haben, Herr Dr. Milbert.“

„Zuviel der Lorbeeren. Mein Assistent wird Sie nach draußen geleiten. Herr Weinrich, wären Sie so freundlich?“

Ein junger Mann in den späten Zwanzigern mit zurückgekämmtem schwarzen Haar und dunkler Hornbrille erhebt sich von seinem Laptop. Sein glattrasiertes Gesicht lächelt wie ein Versicherungsvertreter. „Herr Frohmann, wenn Sie mir bitte folgen würden.“ 

Beim Hinausgehen lässt Frohmann seinen Blick über die hohen Regale der ehrwürdigen Bibliothek schweifen. Alte Folianten stehen Seite an Seite mit modernen Fachbüchern. Sein Auge erhascht Titel, die aus der Chemie, Biologie und Medizin zu stammen scheinen. Die Beschriftung der alten Bücher kann er nicht entziffern.

„Worüber forschen Sie hier eigentlich?“, fragt Frohmann, als sie durch den Gang Richtung Ausgang schreiten.

„Über krankheitserregede Viren und Bakterien. Wie Sie wissen, haben wir im benachbarten Gebäudekomplex entsprechende Hochsicherheitslaboratorien.“

„Und wer sind Ihre Auftraggeber?“

„Das darf ich Ihnen leider nicht sagen.“ Er lächelt sein Versicherungsvertreterlächeln. „Unser Fahrer wird Sie zum Bahnhof bringen.

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