Vom Bayern-Dusel zum Bayern-Dussel

in #deutsch5 years ago

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Vor einem halben Jahr war die Welt in Bayern noch in Ordnung. Die deutsche Nationalmannschaft war immer noch Weltmeister und der FC Bayern München wurde zum wiederholten Male deutscher Meister.

Das man jetzt schon sechs mal hintereinander die Bundesliga gewonnen hat, wurde bereits als eine bayerische Gewohnheit wahrgenommen, die eigentlichen Ziele lagen jetzt weit hinter dem Horizont. Champions League Sieger! Darunter sollte jetzt nichts mehr zählen.

Das man natürlich diesem selbstgesteckten Ziel immer wieder nur hinterher schauen kann, hat dann aber doch zur einigem Magengrummeln in der Baerischen Hauptstadt geführt.

Auch in dieser Saison wollte der FC Bayern natürlich ganz schnell die Weichen in Richtung Meisterschaft stellen, um sich dann ganz auf seine internationalen Verpflichtungen konzentrieren zu können. Die oberste deutsche Liga war in den letzten Jahren an der Spitze nicht wirklich spannend. Für einige Zeit konnten einige Mannschaften zwar immer noch ein bisschen mithalten, aber zum Ende des Winters war allen klar, dass der alte Meister auch der neue Meister sein würde, und das das Ende der Tabelle mal wieder für die Unterhaltung herhalten musste.

Aber es sollte dann auf einmal ganz anders kommen. Wahrscheinlich hat sich das alles bereits ganz groß angekündigt. Das Debakel bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft in Russland muss wohl auch bei den beteiligten Spielern des FC Bayern durchgeschlagen haben und sie vollkommen aus ihrem gewohnten (Sieges-)rythmus geworfen haben.

In der Bundesliga gab es ungewohnte Niederlagen und Punktverluste und auch in der Champions League war man nicht wirklich überzeugend. Der neue Trainer Kovac scheint es noch nicht geschafft zu haben ein wirklich eingeschworenes Team mit einem unstillbaren Siegeshunger zu formen.

Bestes Beispiel war das Heimspiel am gestrigen Samstag gegen Fortuna Düsseldorf. Auf dem Papier ein ganz leichte Angelegenheit, dass Spiel gegen den Vorletzten der Bundesliga sollte doch eigentlich nur Formsache sein.

Und eigentlich hatte auch alles so schön angefangen, auch wenn die Gäste aus Düsseldorf recht offensiv begannen, gingen die Bayern dann doch durch Tore von Süle und Müller recht zügig und komfortabel Führung. Ja richtig, auch Müller hat das Toreschießen nicht verlernt!

Auf den Anschlusstreffer durch Lukebakio (merkt euch den Namen) hatte wieder Müller ( !! ) die richtige Antwort und Bayern war weiterhin mit zwei Toren in Führung.

So richtig für Sicherheit scheint das dann aber nicht gesorgt zu haben, auch wenn an denkt, dass der deutsche Meister gegen den Vorletzten der Bundesliga eine 2-Tore Führung nicht mehr aus der Hand geben mag.

Aber da war dann doch noch jener Lukebakio, ein belgischer Spieler, den Düsseldorf in dieser Saison vom englischen Team Watford F.C. ausgeliehen hatte. In den bisherigen Spielen war er noch nicht so sehr in Erscheinung getreten, aber er hatte wohl entschieden, dass dieser Samstag sein Tag sein sollte.

In der 77 Minute verkürzte er den Rückstand auf nur noch ein Tor und machte das Spiel wieder spannend. Auch wenn die Bayern dann die Führung bis zum Ende der regulären Spielzeit retten konnten, war das noch nicht das Ende, der Lukebakio hatte sich vorgenommen, den deutschen Meister heute einmal richtig zu ärgern.

Als alle sich schon mit dem Sieg des Gastgebers abgefunden hatten und die Fans das Ende des Spieles feierten, hatte Lukebakio seinen dritten großen Auftritt. Die mittlerweile 93 Minute war angebrochen und alles warteten eigentlich nur noch darauf, dass der Schiedsrichter das Spiel abpfeift. Aber der 21jährige Belgier, der bisher in seiner Karriere noch nicht mit so vielen Toren aufgefallen war, schenkte dem amtierenden Meister nach einem Konter seinen dritten Treffer und damit den überraschenden Ausgleich ein.
Was für ein Auftritt in der Münchener Allianz Arena. Den Zuschauern sind wahrscheinlich die Kinnladen ganz weit nach unten geklappt und keiner kam aus dem Staunen so schnell wieder heraus. Aber das Spiel war vorbei und der FC Bayern musste mal wieder 2 Punkte ziehen lassen. Und das ausgerechnet gegen den Vorletzten aus Düsseldorf.

Aber so sind die Zeiten nun einmal. Für den deutschen Rekordmeister weht ein rauer Wind in der Bundesliga und auch international muss man sich warm anziehen, wenn man den in der Champions League noch ein paar Runden weiter kommen will.

Die nationale Konkurrenz hat aufgeholt und sich dieses Spiel ganz genau angeschaut. Auch wenn in der bayerischen Landeshauptstadt nun ein paar Menschen von den Bierbänken gekippt und viele Köpfte auf den Biertischen aufgeschlagen sein werden, im Rest der Republik wird dieses Ergebnis wohl eher für eine ordentliche Portion Schadenfreude gesorgt haben. Wenn Bayern verliert ist für die meisten Fans in Deutschland die Fußballwelt fast schon in Ordnung, ganz egal wie das eigene Team auch gespielt haben mag.

Wo man vor einiger Zeit noch von Bayern-Dusel gesprochen hat, wenn der Rekordmeister aus München wieder einmal kurz vor dem Ende oder in der Nachspielzeit das entscheidende Tor erzielt hat, wird man jetzt wohl eher von den Bayern-Dusseln sprechen, die sich trotz zweimaliger 2-Tore-Führung noch die Butter vom Brot haben nehmen lassen.

Des einen Leid ist halt des anderen Freude! Und auf beides werden viele Fans im ganzen Land dann nach diesem Spiel erst mal einen getrunken haben.

Denn danach sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Prosit!

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Ich sag' kein Wort mehr - außer:

  1. FC Köln
  2. HSV
  3. Union

wir sprechen uns in knappen 6 monaten noch mal

(aber hoffentlich auch früher!)

Du nimmst fälschlicherweise an, FCB-Fands gäbe es nur in München. Dabei sind die nahezu gleichmäßig über Deutschland verteilt. FCB-Fan sein ist einfach schick.
Was es (meines Wissens) tatsächlich nur in München und Umland gibt, sind Fans des anderen Fußballclubs, der 1860er.

Du nimmst fälschlicherweise an, dass ich annähme, FCB-Fands gäbe es nur in München.

Auch wenn es FanClubs im ganzen Land gibt, ist das noch lange nicht schick. Wieso auch?

Trotzdem freut sich der überwiegende Teil der Republik, wenn der FCB verliert.

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