Widerstand gegen den Gesinnungsterror - Die Gedanken sind frei

in #deutsch6 years ago (edited)

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Von griechischen Philosophen, trügerischen Schattenspielen und der Flucht ans Licht

Ich denke oft daran, wie sich mein Weltbild in den letzten Jahren verändert hat..

Was langsam aber sicher mit Ron Paul und der Erkenntnis, dass mir meine VWL-Professoren recht elementare Fakten zu unserem Geldsystem verschwiegen hatten, begann, wurde spätestens mit der Lektüre von Mises‘ „Liberalismus“ zu einer Reise, gar zu einer Art Selbstfindung, die ihren Ursprung in den Trümmern eben jenes alten Weltbilds hatte.

Unter jenen Menschen, die den Anspruch an sich haben, eigenständige Gedanken zu formulieren und sich unabhängig vom vorherrschenden Zeitgeist ihr Bild der Welt zu machen, bin ich auch sicher nicht der einzige, der eine gewisse Wut auf jene Menschen und Institutionen verspürt, die mich ursprünglich in jenes Gedankengefängnis gesperrt haben. Auf einer gewissen Ebene habe ich immer schon Fragen gestellt und war von einem generellen Bedürfnis nach Verständnis getrieben. Nur habe ich in einem immer stärker werdenden Maße das Gefühl, dass mich das staatliche Schulsystem von diesem Weg abgeführt hat. Es ist, als ständen wir alle vor einem großen, weiten Gemälde und der Staat würde uns beim Schopfe packen, unser Gesicht absichtlich direkt vor eine einzelne, winzige Stelle des Bildes halten und rufen: „Hier! Da hast du deine Antworten!“ Um zu verstehen, muss man sich aber losmachen von jener Fremdbestimmung, einige Schritte zurückgehen und einen Blick auf das große Ganze werfen. Erst an diesem Ort wartet wirkliches Verständnis und wahre Einsicht.

Was wird einem nicht alles erzählt, um dieses Kartenhaus der politischen Herrschaft zu stützen? Bei unserem derzeitigen System, der Demokratie, handle es sich vielleicht nicht um eine ideale, aber dennoch um die beste Herrschaftsform, die wir als Menschen bisher ausprobiert hätten. Ich bitte Sie! In einer Demokratie – vor allem in einer solchen, die ihre jungen Menschen zehn Jahre und länger in staatliche Indoktrinationszentren sperrt – regiert nicht etwa das Volk, sondern diejenigen, „die die mentalen Prozesse und Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, die das öffentliche Denken kontrollieren“ (Edward Bernays, „Propaganda“).

Ein anderes dieser Märchen ist die „soziale“ Marktwirtschaft. Was bedeutet „sozial“? Ist es vielleicht jenes Handeln, jene Struktur oder Institution, die das Wohlergehen einer Gruppe von Menschen verbessern soll? Wenn es das ist, wie kann ein interventionistisches System, dem eine steigende Staatsquote inhärent ist, das sich also in Tippelschritten dem Totalitarismus annähert, dann sozial sein? Sie merken: Das System funktioniert nur, wenn man auf der einen Seite die eigenen Narrative bereitstellt und auf der anderen Seite Lücken lässt. Man erzählt Ihnen von Keynes, aber nicht von Mises. Man zeigt Ihnen alle möglichen ökonomischen Denkschulen, nur die Österreichische Schule, die lässt man weg. Man verwehrt Ihnen letztlich die Werkzeuge, mit denen Sie sich aus ihren Fesseln befreien könnten.

Und wenn wir schon einmal bei der Österreichischen Schule der Nationalökonomie sind, können wir ja auch ein Wort zu unserem Geldsystem verlieren, der wohl größten und bizarrsten Verblendung unserer Zeit. Ich habe es an dieser Stelle schön öfter ausgeführt, aber hier nochmal im Schnelldurchlauf: Wenn Geschäftsbanken Kredite vergeben, schaffen Sie Geld aus dem Nichts. Neben Geschäftsbanken sind mit dem Staat verbandelte Notenbanken in der Lage, Kredite auszustellen, die nicht gedeckt sein müssen - und der Staat kann Sie dann dazu zwingen, in jener Währung, die er so fleißig verwässert, Steuern zu bezahlen. Und diejenigen, die diese Prozesse auf einer akademischen Ebene studieren – namentlich: die Volkswirte –, schweigen über diesen legalisierten Raub.. ich persönlich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass sie diesen nicht einmal verstehen. Fühlt sich angesichts dieser Umstände noch jemand wie in einem schlechten Film?

Es lässt sich durchaus eine Trennung vornehmen zwischen der „normalen“ Bevölkerung und jenen Menschen, die diese Dinge durchdacht und begriffen haben. Wie tief der Riss zwischen diesen beiden Gruppen ist, offenbart sich zweifelsohne in politischen Diskussionen. Wo unsereins so Dinge wie Logik und Rationalität einfließen lässt, findet man auf der Gegenseite oft Bauchgefühle und stößt auf die Folgen emotionaler Manipulation. Nur ein Beispiel: Hätte man in den 60er Jahren noch eine Zuwanderungspolitik befürwortet, die auf mittelfristige Sicht das deutsche Volk zur Minderheit im eigenen Land gemacht hätte, hätte man sich dafür sicherlich rechtfertigen müssen. Heute muss man sich dafür rechtfertigen, dass man eine solche Politik nicht will. Wer hat denn hier das Narrativ umgekehrt? Durch wen wurden die Weichen derart umgestellt?

Fragen über Fragen sind das. Fragen, die sich letztlich zu wenige Leute stellen.

Dazu kommt bei Diskussionen oft die Unart, dass man Begriffe nicht definiert. Wie soll man sich ernsthaft über etwas unterhalten, wenn man sich der Bedeutung der Wörter, die man dabei gebraucht, nicht einmal bewusst ist?

Aber kommen wir zurück zu den positiven Seiten des Aufgewacht-Seins. Ist es nicht so, dass man nun, da man keine Angst mehr vor radikalen Gedanken hat – man möchte diese ja niemandem aufzwingen –, zum erstenmal wirklich frei und selbstbestimmt denken kann? Vor diesem Hintergrund würde ich gerne eines meiner Lieblingszitate von dem griechischen Philosophen Aristoteles nennen, das folgendermaßen lautet: „Was einen gebildeten Geist auszeichnet, ist die Fähigkeit, sich mit einem Gedanken auseinandersetzen zu können, ohne ihn zu akzeptieren.“ Ich empfand es so, dass ich erst in dem Moment, in dem ich den Respekt vor der Demokratie verlor, in der Lage war, gewisse Ideen und Gedanken überhaupt erst einmal an mich heranzulassen, um sie dann zu überprüfen, zu testen und mein Urteil über sie zu fällen.

Darüber hinaus lässt sich in einer neuen Klarheit die Grenze ziehen zwischen solchen Informationen, die einem selbst einen Mehrwert bieten, und jenen, die das nicht tun. Denn welchen Mehrwert bieten die aktuellen Nachrichten des Tages wirklich? Ist es wirklich wichtig, zu wissen, was Sigmar Gabriel vor der letzten Verdi-Tagung von sich gegeben hat? Bringt es einen wirklich voran, wenn man die aktuelle Arbeitslosenquote bis auf zwei Nachkommastellen aufsagen kann? Ich würde argumentieren, dass es nicht nur vernünftig, sondern wahrlich befreiend ist, wenn man sich von derart irrelevantem Pseudowissen frei macht. Der kolumbianische Philosoph und Reaktionär Nicolás Gómez Dávila sagte nicht ohne Grund: „Aktualität ist der Gipfel des Unbedeutenden.“

Dass es innerhalb einer Bevölkerung kleinere Teile gibt, die ihre eigenen, unkonventionellen Wege gehen und eher irritiert auf das Verhalten der Mehrheit blicken, ist übrigens nichts neues. Schon Platon wusste um das Zusammenspiel von (Ver-) Bildung, Sozialisierung und der menschlichen Wahrnehmung. In seinem Gleichnis des Käfigs beschreibt er eine Höhle, in der Menschen seit ihrer Geburt festgehalten wurden, in Ketten liegen und nichts bis auf Schattenspiele an der Wand vor ihnen sehen. Sie sind also nicht nur blind für die Quelle jener Schatten, das Feuer, sondern auch für die eigentliche Welt, die am Ausgang der Höhle auf sie warten würde. Nun stellt sich Platon vor, was geschähe, wenn man einen der Gefangenen losbinden und nach draußen führen würde. Er nimmt an, dass dieser zunächst vom Licht der Sonne geblendet sein und sich wehren würde gegen die Erkenntnis, dass es da eine andere Welt als die gibt, in der er bislang gelebt hat. Langsam aber sicher würde er sich jedoch an die neuen Umstände gewöhnen und seine neue Umgebung mit Interesse erkunden. Je tiefer sein Verständnis jener neuen Welt werden würde, desto weniger hätte er das Bedürfnis, zurückzukehren in sein altes Zuhause der unterirdischen Schattenwelt. Sollte er doch einmal zurückgehen und seine alten Gefährten mit Nachdruck dazu auffordern, die Höhle zu verlassen, würden diese seine Aussagen als persönlichen Angriff deuten und ihn folglich, sofern sie könnten, vermutlich versuchen umzubringen. Da ist es vielleicht doch ganz gut, dass wir diese Unterhaltung unter uns Steemianern führen.

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Wenn Geschäftsbanken Kredite vergeben, schaffen Sie Geld aus dem Nichts. Neben Geschäftsbanken sind mit dem Staat verbandelte Notenbanken in der Lage, soviel Geld zu drucken, wie sie möchten.

Nö! Können sie nicht.
Wenn das so wäre würden Banken alle Immobilien, Aktien usw. auf der Welt besitzen.
Oder würdest Du so eine Gelddruckmaschine nicht auch ausnutzen?

Wenn die Austrians immer wieder behaupten die Banken würden Geld aus dem Nichts erschaffen, machen sie sich genau so lächerlich wie die Keynesianer, die ständig behaupten, der Staat müsse steuernd in die Wirtschaft eingreifen.

Ich hab ja schon genug über das Geldsystem geschrieben, deshalb will ich das alles hier nicht noch mal wiederholen.

Entschuldige, da hatte selbst ich die Position der Österreicher falsch wiedergegeben. Die Menge an Krediten, die durch Geschäftsbanken geschaffen werden können, ist natürlich (teilweise) durch Aktiva gedeckt.. und damit auch begrenzt.

Ist nun verbessert.

Die Kredite, die durch die Geschäftsbanken vergeben werden, also das Geld, das durch einen Kredit neu in die Welt kommt, ist durch die Tilgungsfähigkeit des Schuldners, also durch seine Arbeitskraft bzw. durch seine Fähigkeit, seine Waren oder Dienstleistungen am Markt gegen Währungsgeld einzutauschen, in der Regel voll gedeckt. Das Geld, das z.B. die Sparkassen auf Kreditwunsch ihrer Privatkunden erschaffen, ist gutes Geld, weil voll gedeckt.
Im Gegensatz zu den anderen Geldarten die wir schon hatten. Goldwährungen waren nie zu 100% gedeckt.
Platzt der Schuldner und der Kredit wird ausgebucht, ist das auch kein Problem, weil auch auf diese Art das Geld wieder verschwindet. Ausbuchung eines Kredites wirkt wie eine Tilgung.
Was man aber kritisieren muss, ist die hemmungslose Kreditvergabe an Staaten. Deren Tilgungsfähigkeit ist nämlich nur durch die Gewalt, die sie anwenden gedeckt. Können sie irgendwann nicht mehr genug Gewalt anwenden und die Kredite platzen, sind sie oft so groß, dass sie nicht mehr ausgebucht werden können, weil das Kreditinstitut platzt und dann ist ungedecktes Geld, sprich schlechtes Geld in der Welt.

"Das Geld, das z.B. die Sparkassen auf Kreditwunsch ihrer Privatkunden erschaffen, ist gutes Geld, weil voll gedeckt."

Dann meinen wir ja mit Deckung etwas anderes. Ich meine damit, dass die Geldmenge durch die Vergabe des Kredits nicht ansteigt.

Aber gleichzeitig gebe ich gerne zu, dass ich das Buch, das du mir empfohlen hast, noch nicht gelesen habe. Ich schätze, dass wir es erst danach richtig ausdiskutieren können ;)

ps: "Was man aber kritisieren muss, ist die hemmungslose Kreditvergabe an Staaten. Deren Tilgungsfähigkeit ist nämlich nur durch die Gewalt, die sie anwenden gedeckt."

Dass du deine Version des Geldsystems niemandem aufzwingen willst, hatte ich auch in deiner Diskussion mit @fabio gesehen. Ein nicht unwichtiger Punkt. Wir kämpfen also nach wie vor auf der gleichen Seite ;)

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