Mein Geschichtsverständnis 3

in #deutsch6 years ago (edited)

Schönen Abend liebe Steemer!

Heute Abend der vorletzte dritte Teil über mein Geschichtsverständnis. Hier findet ihr die Teile 1, 2.1 und 2.2.

Viel Interesse beim Lesen!

Mein Geschichtsverständnis 3

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Da kann man dann schon die Frage stellen wozu man Geschichte eigentlich braucht. Braucht man das wirklich?
Um solche Fragen zu beantworten muss man sich ja nur vorstellen, was geschehen würde, wenn es keine Geschichtswissenschaft gäbe.
Soll man zwar nicht, in diesem Fall denke ich ist eine Ausnahme erlaubt, doch ich beantworte diese Frage mit einer Gegenfrage. Wie also würde unsere Welt ohne Geschichtswissenschaft aussehen?

Kurzgefasst, es würde das intellektuelle Chaos herrschen! Warum? Weil, im Extremfall, jede Regierung die Geschichte so umschreiben könnte wie sie wollte. Dies ist allerdings nur bei den Menschen möglich, welche grundsätzlich wenig bis keine Ahnung von ihrer eigenen Geschichte haben.
Spitze Zungen könnten jetzt behaupten, leider zurecht, dass sie das ja jetzt auch nicht haben. Also, keine Ahnung haben. Das stimmt in vielen Punkten auch, keine Frage. Der Unterschied wäre allerdings, dass man bei niemandem mehr nachfragen könnte, ob dem tatsächlich so sei wie „von oben“ behauptet.
Doch hat auch das eine Einschränkung. Nämlich, dass Historiker eben auch nur Menschen sind. Als solche sind auch sie keine politischen Neutra, weswegen sie natürlich mal die eine Regierung unterstützen, und die andere nicht. Aus dem nicht unterstützen jedoch fließt immer ein Widerstand der eine vollkommene Vereinnahmung verhindern kann. Kann, nicht muss! Müssen tut man nur sterben!

Dieses Problem der Vereinnahmung gab es natürlich auch früher schon. Es gab in früheren Zeiten allerdings zwei große Unterschiede, die ich für sehr wichtig halte.
Zum einen, hatten frühere Menschen noch Sitte und Anstand. Damit meine ich nicht, dass sie alle gleich gedacht hätten, oder dass sie nichts als die reine Wahrheit geschrieben hätten, überhaupt nicht. Nur überließ man die Interpretation jedem einzelnen. Man schrieb auf was geschehen war, und interpretierte dies auch, doch offen zu lügen, oder gar Teile zu verschweigen, ist ihnen nur in den seltensten Fällen eingefallen. Das hat viel mit der akademischen Freiheit zu tun, welche es ja leider seit 1819 in unseren Breiten nicht mehr gibt.
Es gab einfach gewisse Verhaltensweisen, welche gepflegt wurden. Gewisse Dinge tat man einfach nicht. Weniger, weil sie Angst vor der Obrigkeit hatten als vielmehr, weil sie Lüge oder Halbwahrheiten für unehrenhaft gehalten haben.
[Dazu muss man wissen, dass sich Ehre in einen inneren und einen äußeren Teil aufspaltet. Der äußere Teil meint dabei jenen Bereich wie man sich selbst nach außen hin verhält. Z. B. jemanden den man nicht kennt nicht zu duzen, Frauen die Türe aufzuhalten oder nicht mit vollem Mund zu sprechen. Der innere Teil ist sehr individuell. Er bezeichnet den Bereich wie man sich selbst sieht, was man bereit ist zu tun und was nicht. Z. B. ob man die Unwahrheit sagt oder standhaft bei der Wahrheit bleibt. Hier ist der innere Teil der Ehre gemeint]
Sie hatten ein anderes Selbstverständnis als wir das heute haben.

Zum anderen verstanden sich die Menschen früher als eine große Gemeinschaft (nicht Gesellschaft). Und so verstanden sie auch Geschichte.
Das ist etwas das uns heute abhandengekommen ist. Wir schreiben zwar auch auf was geschehen ist, interpretieren allerdings aus einer politischen Sicht heraus. Bestimmte Gruppen, Klassen, Schichten, was auch immer, werden auf diese Weiße als nicht zur Gesellschaft (nicht Gemeinschaft) gehörig gebrandmarkt. Wenn der politische Gegner etwas richtig macht, reden wir es trotzdem schlecht. Schließlich kann nicht sein was nicht sein darf!

Wenn man sich diese beiden Probleme anschaut, so denke ich, ist eine Geschichtswissenschaft heute wichtiger als sie das früher gewesen wäre.
In früheren Zeiten konnte man es sich leisten die Arbeit den Historiographen zu überlassen. Man konnte ja auch darauf vertrauen das der überwiegende Teil von ihnen redlich seinem Handwerk nachging. Durch die Universitäten waren sie sogar , juristisch, nahezu unangreifbar. Es ist allerdings so, dass wir heute dazu nicht mehr in der Lage sind. Weder haben wir das nötige Zusammengehörigkeitsgefühl, noch sind die Menschen heute so redlich das man ihnen überwiegend glauben schenken kann.
Daher denke ich, bei allen Schwachstellen die die Geschichtswissenschaft so an sich hat, es schränkt die Allmacht des Staates (welche ja heute um ein Vielfaches größer ist als zur Zeit des Absolutismus) doch ein. Nun gut, in einem totalitären Staat mag das anders sein. Da hat man allerdings auch andere Sorgen als diese!

Vielen Dank für euer Interesse!

Parzifal

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