Marxopolis, oder wie man ein Spiel ruiniert...

in #deutsch4 years ago

Jeder kennt wohl Monopoli. Entweder hasst man es, oder man liebt es, wahrscheinlich hat es aber jeder schon mal gespielt. Lustigerweise war das Spiel konzipiert um die negativen Effekte von "Kapitalismus" aufzudecken, also eher ein linkes Konzept. Später hat Goebbels das Spiel gar verboten, man höre und staune wegen des "jüdisch-spekulativen Charakters". Böse Zungen munkeln es wären die Wucherpreise von Schwanenwerder gewesen, wo Goebbels residierte, die zu dem Verbot geführt hätten. Egal... Ich möchte auf etwas völlig anderes hinaus.


Pixabay CCO creative commons

Ich habe es wieder einmal auf die Sozialisten abgesehen und das Unding, welches den "Kapitalismus" als das ultimativ Böse zu identifizieren versucht. Sehen wir uns das Spiel einmal an. Jeder startet mit den absolut gleichen Möglichkeiten. Mit etwas Glück und etwas Geschick, sowie meist einer Menge Zeit landet irgendwann das gesamte Geld beim Gewinner. Wenn man so will, sind das die Grundbedingungen des "American Dream". Jeder kann seinen Traum leben, man startet als Tellerwäscher und kann zum Millionär werden. So weit, so gut.

Der Nachteil ist, nur einer kann gewinnen. Projiziert man das auf eine größere Gruppe Menschen landet man wieder mal fast zwangsläufig beim Pareto-Prinzip. Vereinfacht ist dies eine Hierarchie mit einer Verteilung von 80-20. Diese findet man fast überall in dieser oder sehr ähnlicher Variante. 20 Prozent der Frauen bekommen 80 % der Männer ab und andersrum. 20% der Mitarbeiter erledigen 80% der Arbeit. 20% der Planeten besitzen 80% der Masse. Es lassen sich unendlich viele Beispiele finden. Man hat nun zwei Möglichkeiten das zu bewerten.

Man könnte sagen, das Spiel lehrt uns ein Grundprinzip des Universums und gibt uns eine Möglichkeit zu lernen damit klarzukommen oder man kann sagen, daß das Spiel grundsätzlich schlecht ist und es ablehnen mitzuspielen. Alternativ gäbe es natürlich noch die Möglichkeit das Spiel zu verbieten, so wie Goebbels.

Will man nun das Spiel "fair" spielen, kann man es entweder so oft spielen, bis jeder mal gewonnen hat oder man kann die Regeln ändern, so dass keiner gewinnen kann. Man sammelt nach jeder Runde einfach alles Geld und alle Straßen ein und verteilt neu und fair. Ersteres ist Kapitalismus das Zweite ist Kommunismus oder Sozialismus, je nachdem in welchem Maße das Geld eingesammelt wird (man könnte ja auch einen Steuersatz von sagen wir 50% für die Besitzer der Schloßallee beschließen etc.). In jedem Fall gewinnt hier keiner der Spieler, sondern nur der, der die Bank verwaltet.

Das Problem daran: Beim zweiten Modell hat keiner mit halbwegs klarem Verstand Bock mitzuspielen.
Warum das im echten Leben anders ist, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

Danke fürs Lesen!

Pollux.One.gif

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Gratuliere! Wunderbar aufgebauter Artikel, der in einem Satz gipfelt, dem ich nur beipflichten kann!

Das Problem daran: Beim zweiten Modell hat keiner mit halbwegs klarem Verstand Bock mitzuspielen.
Warum das im echten Leben anders ist, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

Wahrscheinlich locken zu viele (Ablenkungs) Spiele... !invest_vote und !BEER

Das ist ja sehr schön erzählt, @pollux.one und ich freue mich, dass ein alter Fahrensmann Mal wieder schreibt. Du weißt aber schon, dass der Artikel von der Pauschalisierung beliebig herbeigeholter Fakten lebt.

Schon alleine die Tatsache, dass man Kritiker jeder Couleur unter dem Begriff „Sozialisten“ zusammen fasst, und als irrationale Verfolger eines gemeinsamen Wahnsinns hinstellt, halte ich für mindestens kritikwürdig.

@kadna hat es jedoch auf wundersame Art verstanden, deinem Artikel Positives abzugewinnen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Heyho und danke für Deine Antwort. Die Unschärfe der Sprache läßt sich leider nicht ganz vermeiden, wenn man einen solch banalen Gedanken in so wenige Zeilen presst und dabei noch quasi gezwungen ist von Marx aufoktroyiertes Vokabular zu verwenden, weil sonst keiner mehr in der Lage ist irgendwas zu verstehen. Eine ordentliche Definition lasse ich mir vielleicht auch mal irgendwann aus den Rippen schneiden.

Ein wenig elaborierter könnte der Gedanke folgendermaßen lauten: Für mich ist das Leben ein Spiel mit vielen Iterationen und ich glaube, dass ein vollständig "Ergebnis-faires" Spiel fürchterlich langweilig wäre und keinen mehr zum Spielen lockt. Dies ist natürlich weder beliebig noch pauschalisiert und kann durchaus projiziert werden auf das bekannte Beispiel Monopoli und bekannte Systeme wie die oben genannten.

Ich bin da vielleicht radikal, aber ich nenne mit einem Augenzwinkern jeden einen "Kommi", der freiwilligen Austausch und freiwillige Verträge einschränken möchte. Für mich ist auch der durchschnittliche Nazi ein Kommi mit dem zusätzlichen Manko, daß er dem Irrglauben erliegt, als Nation besser zu sein als andere. Für mich ist der Kommunist ein Internationalsozialist. Aber das nur nebenher.

Man kann an Monopoli eine Menge kritisieren, ich mag das Spiel selber auch nicht mehr so wirklich. Ich sehe nur, wieder im übertragenen Sinne, dass in der Gesellschaft das Mittel der Wahl ist, entweder an den Regeln zu schrauben, wie im Artikel versucht zu beschreiben, oder schlicht das Spiel zu verbieten. DAS ist mein augenzwinkernder Kritikversuch.

Für mich ist das Leben ein Spiel mit vielen Iterationen und ich glaube, dass ein vollständig "Ergebnis-faires" Spiel fürchterlich langweilig wäre und keinen mehr zum Spielen lockt.

Gut gesagt.
Könnte man sich evtl. darauf einigen, dass das Lebensnotwendige (ergo Armutsgrenze je nach Definition) durchaus langweilig, ergebnis-fair sein sollte? Und der Spaß bei den restlichen % des Kapitals anfangen darf?

P.S: Fürs "aufoktroyiert" gibt es ein !invest_vote. Schönes Wort :)

Ich bin bei dem Thema echt komisch. Ich seh zum Beispiel, dass das wir in den besten Zeiten aller Zeiten leben. Ein Harz4ler lebt heute besser als JEDER noch vor 100 Jahren. Wir haben mehr fette Leute auf der Welt als Hungernde Leute. Nicht falsch verstehen, es gibt immer was zu "verbessern". Ich seh nur ebenfalls gerade die ganze Welt in eine aufgezwungene Möchtegernverbesserung kippen, die weder gewollt noch freiwillig ist. Die "Armutsgrenze" ist imho ein recht beliebiger Wert, gleichzeitig sorgen doch gerade diejenigen mit richtig viel Kohle dafür, dass alles immer billiger wird.
JA wir haben Probleme
JA man kann daran basteln
JA sozial sein ist gut und menschlich
JA ich bin uneingeschränkt für gleiche Chancen

Aber NEIN. Es ist sicher nicht der landläufige "Kapitalismus", der an allem schuld ist.
Insgesamt ist natürlich das Thema so komplex und vielschichtig, daß man stundenlang darüber referieren könnte. Aber ich glaube kurze und plakative Gedanken - Quasi Meme-Philosophie - erreichen eher, daß sich hardcore Sozis mal an die eigene Nase fassen. Sprachliche (und mathematische) Unschärfe nehm ich da gern mal in Kauf.

Harz4ler lebt heute besser als JEDER noch vor 100 Jahren.

Definiere "besser". ;-)
Aber ja, das soziale Grundnetz ist bei uns sehr gut. Gleichzeitig wurde die (Arbeits)Sicherheit wahnsinnig erhöht und die körperlichen Belastungen reduziert.

Insgesamt ist natürlich das Thema so komplex und vielschichtig, daß man stundenlang darüber referieren könnte.

So ist es. Und es gibt so viele Variablen, die den Erfolg einer Wirtschaftsform bestimmen, dass es nicht einmal eine eindeutige Lösung gibt..

Der Kapitalismus ist mMn sicher nicht an allem Schuld. Aber er birgt Risiken, die gefühlt seit den 0er Jahren immer stärker zum Vorschein kommen.
Deshalb finde ich den marktorientierten Sozialismus besser. Wichtig ist vor allem, dass es keine Reinform gibt. Weder absoluten Kapitalismus, noch Kommunismus etc.

Allgemein war es wohl mein Fehler, dass ich Deinen Artikel für rein ernst gemeint - ohne Zwinker, Zwinker - genommen habe. Als Diskussionsanstoß mag ich nämlich auch sehr gerne sehr provokative Sätze verwenden :)

Danke, dass Du wieder mal genau meine Gedanken (13h früher) schon hattest :)

Monopoly zeigt primär nicht, dass Kapitalismus schlecht ist, sondern Monopole.
Und wer Monopole gut findet, den kann ich nicht mehr verstehen..
Außer dieselbe Person ist Kommunist <3

wunderbar kritischer Beitrag. Leider verstehen das die Weltverbesserer nicht.

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Wo ist der Beitrag bitte kritisch?

Der Autor widerspricht sich ja selbst, wenn er zuerst das Paretoprinzip lobt und dann findet, dass eine Welt in der es nur einen - ja genau 1, nicht 20:80 - Gewinner gibt dem Prinzip entspricht.

6 Spieler, 1 Gewinner kommt für mich nahe genug an das 80:20 Verhältnis ;-)
Ich glaube mich zu erinnern, dass bei uns zu Hause nur 5 Spielfiguren im Monopoli waren... da würde es genau stimmen...

Wobei Pareto immer noch heißt: 20% besitzen 80%.
Nicht 20% besitzen 100% ;) (Klar: schwierig umsetzbar in einem Spiel)

Und genau das zeigt Monopoli doch bestens. Sobald es Monopole gibt, gibt es keine Konkurrenz mehr; auch keine Nischen etc. in der ein "Kleiner" überleben könnte.

Ich mochte Monopoly noch nie - ich spiele irgendwie nicht um zu gewinnen. Es geht mir mehr darum, meine Zeit angenehm zu verbringen. Und das ist auch im "richtigen Leben" so ;)


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Servus @pollux.one,

mal eine Frage das aber nicht mit deinem post zu tun hat:
ist Steembay nicht mehr?
lg und a little bit of !BEER 🤠

jo, das haben einfach viel zu wenige genutzt. Wenn wieder mehr Leute auf der Plattform sind, reaktivieren wir das, aber allein die Serverkosten sind um ein Vielfaches höher, als wir jemals einnehmen könnten. Hilfe / Interesse an Weiterentwicklung kam aus der Community auch quasi keine. Mal sehen wie sich das hier weiter entwickelt. Sorry ^^

Da ich die Diskussion auch schon mit dem Macher von TavernGames geführt habe: Sollten für so "einfache" (zum. rechen/speichertechnisch) Anwendungen wie Steembay oder TavernGames etc. nicht ein 0815 Server für 5-10€ pro Monat ausreichen?
Sollte in keinem Verhältnis zu den Entwicklungskosten der Seiten stehen.

Aber vielleicht bin ich in dem Punkt zu naiv/unerfahren ^^

P.S. Dass es sich auch bei geringen Kosten evtl nicht rentiert, ist ein anderes Thema.

Wir haben in Steembay ziemlich viel Zeit reingesteckt und mit den Announcements grob 1k eingenommen. Damit liegen wir weit unterm Mindestlohn. Beim Laufen ohne Announcements verdienen wir ca 2€ Pro Monat bei eben den von Dir genannten 10€ Kosten für den Server. Das macht einfach keinen Sinn. Also weder weiterzuentwickeln, noch das Ding laufen zu lassen.

Jepp, das denke ich mir eben auch, dass die Zeit viel viel wertvoller sein sollte bei solchen Projekten als die Serverkosten. Bis sich die Kosten amortisieren braucht man viel Glück und Einsatz..
Deshalb hab ich nur viele Ideen und bin zu feige sie umzusetzen ^^

Schade auf jeden Fall, wünsche Euch, dass die Zeiten wieder besser werden :)

Danke für deine Grund Ehrliche Antwort!!
Die voll und ganz veständlich ist,
dennoch sehr sehr schade.
Vielleicht passt es ja irgendwann wieder, und vielleicht von Haus aus gleich eine kleine Rewards Gebühr verbinden (so wie es ja schon sehr viele andere machen).

jedenfalls nochmals Danke für deine Antwort und sorry das ich das auf deinem post gepostet hatte, lg und a little bit of !BEER 🤠


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