Persönlichkeitsentwicklung 032 - Auf der Höhe der Aufgabe sein

in #deutsch6 years ago

09. Oktober 2018

Die Aufgaben, mit denen sich der Mensch täglich konfrontiert sieht, sind äusserst divers. Von ganz leichten und nur wenig Zeit in Anspruch nehmenden Beschäftigungen bis zu extrem schwierigen Herausforderungen ist alles dabei. Ob eine Aufgabe als leicht oder schwierig empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, da Menschen sehr unterschiedlich mit Talenten, Bildung und Erfahrungen gesegnet sind.

Auch die Rückmeldungen auf erledigte Aufgaben können sehr unterschiedlich sein. Mal hilft man jemandem fünf oder zehn Minuten bei einer ganz kleinen, einfachen Herausforderung, die diese Person nicht alleine bewältigen könnte und erntet herzlichen bis überschwänglichen Dank. Ein anderes Mal kämpft man monate- oder jahrelang, müht sich ab und bekommt am Ende kaum oder nicht mal etwas dafür, vielleicht erntet man noch Undank, weil die eigene Aktivität vielleicht nicht ganz den Wünschen der anderen entsprochen hat, obwohl man die ganze Zeit sein absolut bestes gegeben hat.

Genau an diesem Punkt kommt die sechs Worte ins Spiel, die nach der nummerierten Formalität im Titel stehen:

  • "Auf der Höhe der Aufgabe sein."

Wer auf dieser Höhe ist, der weiss nämlich, was zu tun ist, worin die Herausforderung besteht und welche Ansprüche gegenüber der Qualität der Arbeit gestellt werden. Man mag einwenden, dass das bei vielen Aufgaben gar nicht möglich sei, da so viele Dinge unbekannt sind und deswegen der Ausgang des Experiments vollkommen in der Luft hängt. So ganz richtig dürfte das aber auch nicht sein, da in der Geschichte der Menschheit riesige Projekte mit sehr vielen Unbekannten zu einem guten Ende geführt wurden. Von diesem Wissen sollte man profitieren lernen und sich eher an der Machbarkeit orientieren als an der Angst vo dem Scheitern.

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Eine Aufnahme aus dem frühen Herbst in meiner Heimat. Der Bach führt in Ermangelung ergiebiger Regenfälle nur sehr wenig Wasser. Eigene Aufnahme.

Zu wissen, dass es das gibt, ist für einen Menschen sehr wichtig, denn ein überschwängliches Lob von aussen bedeutet nicht unbedingt, dass man ein wichtiges Ziel erreicht und ein wirklich hohes Niveau geboten hat, sondern es kann auch sein, dass man einfach jemandem eine kleine Hilfeleistung erwiesen hat, die dieser Person nach ihren aktuellen Bedürfnissen sehr geholfen hat. Ein schönes Lob darf man gerne entgegennehmen und sich dabei gut fühlen, aber man sollte auch in der Lage sein, es entsprechend einzuteilen und für sich selbst festzustellen, in welchem Grad man stolz sein darf und inwiefern man damit in den eigenen Zielsetzungen vorangekommen ist.

Meine Erfahrung zeigt, dass es wirklich hilfreich ist, sich zwischendurch, nicht tagelang und in Vollzeitbeschäftigung, um kleine Problemchen der Mitmenschen zu kümmern. Selbstverständlich gibt es auch Menschen, die einen gerne für irgendwelche Dienste in Anspruch nehmen wollen und nur wenig Dankbarkeit zeigen. Diesen sollte man die Dankbarkeit wieder lernen, indem man ihnen nicht jede Hilfeleistung bedingungslos zuteil werden lässt. Im Allgemeinen ist es dennoch so, dass nach der meist kurzen Aktivität ein Problem gelöst ist, derjenige, dem man helfen konnte ist zufrieden und da man zu dieser Zufriedenheit beitragen konnte, dürfte sich auch das eigene, momentane Wohlbefinden verbessert haben. Mit der Genugtuung, die man empfindet, wenn man ein grosses Ziel erreichen konnte, sollte das aber nicht auf einer Stufe stehen.

Auch hier kommt ins Spiel, was im Titel geschrieben steht. Wer auf der Höhe seiner Aufgabe ist, weiss, wie an Probleme herangegangen wird, auch wenn sie nicht von Anfang an zu überblicken sind. Zunächst verschafft man sich eine Vorstellung davon, welche Kompetenzen zum Erreichen des Ziels nötig sind und wie man sie erreichen kann. Ist das erst einmal vorhanden, geht es darum, aus der Ausgangslage, in der man seine Hausaufgaben gemacht hat, regelmässig wettbewerbsfähige Ergebnisse hervorzubringen. Es geht also zunächst darum, sich in einer zu nicht unwesentlichen Teilen unbekannte Ausgangslage so zurechtzufinden, dass man raschestmöglich handlungsfähig wird und auch dann nicht nachlässt. So kann man sicherstellen, dass man nur schon mit der Herangehensweise ernst genommen wird. Die wichtigen drei Ausdrücke dazu sind

  • Ziele, hierarchisch gegliedert. Primär, sekundär, tertiär, quartär ...
  • Anforderungen, notwendige Kompetenzen
  • Weg zum Ziel inklusive sinnvoll abgeschätztem Zeitrahmen

Bei mir war es beim Studium der Chemie so, dass ich mit der Aufgabe eigentlich überfordert war. Es ist sicherlich ratsam und richtig, grosse Herausforderungen anzunehmen und sich diesen zu stellen. Ein grosses Studium, ist eine solche und es ist ein Teil der Aufgabe, dass man die 5 Jahre, die ein solches Programm in der Regel umfasst, nicht bereits am Anfang überblicken kann. Andererseits ein Studium eine Aufgabe, bei der die Luft nach oben noch nicht extrem dünn ist. Denn jedes Jahr können weltweit Tausende junger Menschen diese Ausbildungen mit Erfolg abschliessen. Sich die notwendigen Kompetenzen zu erarbeiten ist also möglich und auch das Wie kein echtes Geheimnis, auch wenn sich mir persönlich die richtige Herangehensweise über die ganze Ausbildung nicht gezeigt hat.

Mir hat sich dadurch offenbart, dass es neben der Bereitschaft viel zu leisten noch einiges mehr braucht, vor allem Effizienz und Konsequenz. Man muss in der Lage sein, möglichst vieles, was unnötig viel Zeit verbraucht, wegzulassen und stattdessen sich auf die Dinge zu konzentrieren und fokussieren, die einen selbst im Verfolgen der eigenen Ziele weiterhelfen. Es gibt bei allen Aufgaben Dinge, die unbedingt zu erledigen sind, die Primärziele. Alles andere, was nicht primär ist, folgt weiter unten in der Hierarchie und kann als Sekundär-, Tertiär- oder Quartärzielsetzung bezeichnet werden. Selbstverständlich kann auch das Erfüllen eines Sekundärziels einem zu einem besseren Ergebnis bei einem Primärziel verhelfen, das ist nicht unmöglich. Aber niemals sollte man sich dann mit untergeordneten Zielsetzungen beschäftigen, wenn der Erfolg bei den Primärzielen akut in Gefahr ist.

Es war auch für mich sehr seltsam und verwirrend, dass man für eine das Leben ausfüllende Tätigkeit weder Erfolg noch Lob bekommt, auch wenn man sich ernsthaft, intensiv udn fleissig engagiert, wie es in meinem Fall im Studium war. Andererseits bekommt man solches teilweise im überschwänglichen Ausmass für Aktivitäten, die weder qualitativ besonders herausragend sind, noch ausgefeilt und durchdacht, noch von besonderem Talent und Fähigkeiten zeugend. Für einen Auftritt als Trompeter, ich bin auf dem Instrument bestenfalls ein fortgeschrittener Amateur - die meisten Fortschritte ergaben sich erst später in den letzten zwei bis drei Jahren - wurde ich nicht selten sehr stark gelobt und zwar nicht nur aus einem Mitgefühl heraus. Viel mehr als ein paar Stunden üben für den Auftritt über vielleicht zwei Wochen lag einem solchen Auftritt aber selten zugrunde. Im Studium dagegen beschäftigte ich mich wöchentlich 50 bis 60 Stunden mit dem Thema, aber gewann damit nicht selten nicht einmal den sprichwörtlichen Blumentopf.

Damit fertig zu werden war für mich alles andere als einfach. Es ist selbstverständlich nicht so, dass man ein Recht darauf hat, für alles mögliche Belohnungen und Lob zu bekommen, unabhängig von der Qualität der Arbeit oder gar nur schon für das Krümmen eines Fingers. Wenn man noch einigermassen jung ist und einem sehr oft die eigentlich unbedingt notwendigen Erfahrungen fehlen, erscheint es mir sehr wahrscheinlich, dass man auf diese Weise in nicht unerheblichem Masse verwirrt wird.

Wer auf der Höhe seiner Aufgabe ist, dürfte aber auch damit souverän umgehen können.


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Tolle Interpretation. Ist immer wieder erstaunlich mit welcher Tiefe, dass du an ein augenscheinlich logisches und einfaches Thema rangehst. Mir gefällt das sehr gut.
Super tolle Arbeit

Herzlichen Dank für den Kommentar und das Lob!
Ich freue mich besonders auch über Zuschriften von Leuten, die mich zuvor noch nicht oder wenigsten nicht oft kontaktiert haben. Bei Steemit pflege ich eine Mischung aus gänzlich eigenen Texten und solchen mit vielen Verweisen, es ist ein Blog mit persönlicher Prägung.

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