Vertrauen ist nicht alles

Wir hatten die Tage wieder Gelegenheit uns einen Crash im Cryptomarkt live anzusehen. Dabei ist in mir die altbekannte Frage aufgekommen, was macht unser Finanzsystem eigentlich werthaltig? Nun, da gibt es nur eine einzige korrekte Antwort: Vertrauen. Soweit mir bekannt ist, sind Euro, Dollar und die anderen bekannten klassischen Währungen durch nichts gedeckt. Wir nennen dieses Geld ja auch nicht umsonst "Luftgeld" oder "Fiat-Money". Dabei kommt das Wort "Fiat" aus dem Lateinischen und bedeutet "Es werde".

Am 15. August 1971 beendete Richard Nixon, damals Präsident der USA, die Gold-Bindung des US-Dollars. Das bedeutet, seit 1971 hat der Dollar keinen wirklichen Gegenwert mehr. Dasselbe gilt für den Euro. Es sind Währungen die ausschließlich existieren, weil die Menschen darauf vertrauen, dass man dafür etwas kaufen kann.

Früher auf den D-Mark-Scheinen, da stand noch drauf, dass es sich um Banknoten handelt. Ältere unter uns werden sich daran erinnern, dass dort auf diesen Geld-Scheinen geschrieben stand:
"Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht usw. ..."

Ausschnitt eines 20 DM-Scheins

Heute befindet sich auf den Euro-Scheinen lediglich ein Copyright-Zeichen. Wir finden darauf keinen Hinweis dafür, dass es sich um ein gesetzliches Zahlungmittel handelt. Wir vertrauen halt darauf und solange dieses Vertrauen nicht wegbricht, wird das System funktionieren.

Ich wollte es eigentlich nicht wahrhaben, aber ähnlich oder sogar fast identisch, verhält es sich mit den Crypto-Coins. Diese sind durch nichts gedeckt. Wenn BTC und Co. dennoch als Wertanlage betrachtet werden, liegt das einzige und allein am Vertrauen. Schwindet das Vertrauen, dann gehen die Coins baden.

Einige wenige haben wirklich einen Durchblick, was, warum und wie der Cryptomarkt funktioniert. Ich selbst zähle mich auch eher zu den Nichtwissern.

Fakt ist, und das wir niemand bestreiten können, der Cryptomarkt wird vom klassischen Geldsystem dominiert. Auch wenn allseits von Dezentralität die Rede ist und die Whitepapers uns schöne Visionen aufzeigen, so konzentrieren sich die großen Beträge oder Besitztümer auf wenige Wale. Steemit ist ein gutes Abbild dieser Verhältnisse. Hier gibt es sehr wenige Wale die mehr besitzen als alles Plankton zusammengenommen. Wer nix hat zum Investieren, der kann auch nicht im Cryptomarkt einsteigen. Auch wer selbst Mining betreiben will, muss doch einiges an Geld vorschießen und ob eine Rendite eingefahren wird, ist relativ ungewiss. Auch hier dominiert das Vertrauen in erster Linie das Handeln.
Ein weiterer Fakt dürfte sein, dass viele die im Cryptomarkt unterwegs sind, einzig von der Gier getrieben sind. Auch hier unterscheidet sich die Intension, möglichst viel Gewinn zu machen, wenig vom der im klassischen Finanzsystem. Wie wir bei Ripple sehen können, wird auch von Kräften des klassisches Geldsystems sehr aktiv an der Crypto-Schraube gedreht.

Der Cryptomarkt, davon bin ich in der Zwischenzeit überzeugt, ist letztlich ein Auswuchs des klassischen Geldsystems.
Meine Bewertung soll hier nicht negativ betrachtet werden. Es ist nicht meine Absicht irgendetwas schlecht zu reden. Immerhin hat die Blockchain-Technologie tatsächlich sehr viele Vorteile. Vieles was damit möglich sein wird, ist heute noch nicht abzusehen. Aktuell beherrschen aber wenige diesen Markt.
Oft können wir beobachten, dass in wenigen Minuten Millarden von Dollars aus der Kapitalisierung abgezogen werden. Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass hier nur sehr wenige große Investoren den Markt dominieren und natürlich dann auch ihre Macht ausnutzen, diesen Markt zu manipulieren.

Um auf meinen Gedanken des Vertrauens zurückzukommen. Das alles funktioniert nur, weil Menschen darin vertrauen. Das Vertrauen ist der Hauptpfeiler, sowohl des klassischen Finanzsystems als auch des Cryptomarktes. Bricht das Vertrauen weg, fallen die Kurse und jetzt kommt ein sehr entscheidender Punkt. Ziehen große Investoren ihr Kapital ab, wirkt das augenscheinlich genau so, wie ein Vertrauensentzug. Wir sehen nur die Kurse und Charts und reagieren oft emotional, ohne dabei an mögliche vorsätzliche Verzerrungen zu denken.

Ich empfehle jedem nur Dingen zu vertrauen, von denen er überzeugt ist. Nur ein bisschen Vertrauen genügt nicht. Entweder 100%iges Vertrauen oder gar keines.
Ich komme gerne mit den Weisheiten meiner Großmutter daher. Sie sagte immer: wo beschissen werden kann, wird es auch jemanden geben der bescheißt. Wer sich das immer vor Augen hält, geht etwas sparsamer mit dem Vertrauen um und wird erkennen, ohne etwas Misstrauen wird man nie erfolgreich werden.

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