Casino die Zweite - Auch im Kryptomarkt spielt der Kleinanleger im Fahrwasser der Big Boys

in #deutsch6 years ago

Ich möchte euch diese kleine exemplarische Episode aus der Kursentwicklung einer Kryptowährung aus einem bestimmten Grund zeigen: als Anleger, muss man sich immer seiner Rolle bewusst sein. Ein kleines Beispiel ... Wenn Warren Buffett im Suff auf einer Party ausplaudern würde, dass er morgen gedenkt, seine Coca Cola-Aktien zu verkaufen, muss er damit rechnen, nur noch zum halben Preis verkaufen zu können. Wäre ihm das wirklich passiert, würde er die Gelegenheit natürlich zum Kauf nutzen. Er bekäme allerdings dann Probleme mit der Börsenaufsicht, weil es sich um eine betrügerische Marktmanipulation handelte.

Der Kryptomarkt ist bekanntlich nicht reguliert. Er ist vergleichbar mit den Aktienmärkten des 19. Jahrhunderts. Über das aus meiner Ansicht absehbare Ende von Bitconnect während des Rücksetzers des Kryptomarktes wurde schon viel geschrieben. Ich finde die Entwicklung des Coins (BCC) in der Zeit um und nach dem Ende viel spannender. Schauen wir uns die Wertentwicklung an. Das enge Aneinanderliegen des Dollar- und des Bitcoin-Wechselkurses deutet darauf hin, dass die Preisentwicklung von der spezifischen Wertzuschreibung des BCC dominiert wird und weder durch die Krypto-Fiat- noch die Bitcoin-Altcoin-Paarungen erklärt werden kann. Logisch - die im BCC selbst liegende Erklärung ist der Zusammenbruch des Lendingsystems, der hier keiner Markierung im Chart Bedarf:

Im folgenden Schaubild habe ich aber zwei interessante Stellen markiert. Die erste Markierung zeigt einen sehr plötzlichen Anstieg des BCC am 16.01.2017 und die zweite einen im Vergleich zum Absturz klein wirkenden Anstieg, der aber ganz bemerkenswert ist. Was ist also passiert?

Bitconnect hat am 16.01. sein Aus verkündet. Kurz zuvor steigt der Kurs rapide an. Zu höheren Kursen lässt sich einfach besser verkaufen, wenn man doch vorher schon weiß, dass man gerne verkaufen möchte. Dann fällt der Kurs erwartungsgemäß mit den News auf bis zu 5,75 Dollar. Als am 17.01. zur Mitte des Tages nun auch der verträumteste Kleinanleger beim Blick auf seine Blockfolio-App die Pause zum Verkauf der Restbestände genutzt hatte, sahen die Jungs mit den dicken Taschen ihre Zeit für das Pump-and-Dump-Spiel gekommen. Was in der zweiten Markierung, wie eine unscheinbare Fluktuation, der Hauch einer Gegenbewegung im Angesicht des extremen Absturzes wirkt, ist tatsächlich ...

... ein Anstieg von 5,75 auf 82,43 Dollar, also um 1.433 % innerhalb von weniger als 20 Stunden. Ein Coin, dessen dahinterstehende Anwendung gerade vollkommen zusammengebrochen ist, hat seinen Wert also in 20 Stunden vervierzehnfacht.

Ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich recherchiere gerne, suche gerne nach erfolgversprechenden, unterbewerteten Coins und manchmal liege ich nicht nur richtig, sondern auch richtig dolle richtig; und wenn ich Glück habe, ist auch noch mein Timing perfekt und dann hole ich 100, manchmal 200 % innerhalb von zwei Tagen raus und dann freue ich mich. Aber 1.433 % in 20 Stunden eines toten Coins, kann ich mir nur durch Manipulation erklären.

Kommen wir zum Anfang zurück: Kenne deine Rolle! Wir sind Kleinanleger. Unsere Rolle ist es von den Big Boys manipuliert zu werden. Jeder Preis unterliegt dem Willen derjenigen, die über weit mehr Kapital verfügen als das gesamte Marktvolumen manches Coins oder auch nur mehr als das Handelsvolumen eines ganzen Tages. Was heißt das für uns? Als Kleinanleger können wir nun zwei Dinge tun.

  1. Bewerte den Wert eines Coins für dich selbst, auf der Grundlage deiner Recherchen und im Austausch mit anderen Anlegern, die du aus mehr als einer Newsbotschaft kennst. Kaufe (und verkaufe) auf der Grundlage dieser Bewertung und nicht aufgrund einer heute auftretenden Preisentwicklung, die dich an deinem Urteil zweifeln lässt. Ganz praktisch: Schreib dir vor dem Kauf auf, welchen Wert du dem Coin zuschreibst (kaufe, wenn der Preis deutlich unter deinem angenommenen Wert liegt), zudem auf welchen Überlegungen dein Kauf basiert und verkaufe erst, wenn der Wert erreicht ist, den du einst erreichen wolltest oder wenn die realen Grundlagen deiner Kaufentscheidung sich geändert haben. Der Tagespreis hat damit nichts zu tun!

  2. Oder reite auf der Welle, wenn du traden möchtest. Die Verdopplung eines Preises ist ein wirklich schöner Gewinn. Manch ein Coin steigt um 150 %. Wenn du bei 100 % verkaufst, entgeht dir Gewinn. Aber: Verdopplung ist auch schon gut!!! Wenn ein Coin, dessen Anschaffung du schon im Auge hast, weil die Idee dich überzeugt, sich im Wert halbiert, ohne dass etwas passiert ist, solltest du dich nicht verunsichern lassen. Das ist ein guter Einstiegskurs. Vielleicht verliert der Coin dann nochmal um 20 %. Aber wenn du schon vor dem Einbruch hättest kaufen wollen und sich nichts geändert hat, ist es besser nach der Halbierung zu kaufen, den weiteren Preisrückgang auszustehen und auf den Anstieg zu warten, als die Gelegenheit zu verpassen und wieder zum Doppelten des Tiefststandes zu kaufen. Ein Kurs der ohne erklärlichen Grund in wenigen Tagen oder gar Stunden um mehr als 50 % fällt, steigt meist in kurzer Zeit wieder, ein Kurs, der sich ohne erklärlichen Grund in kurzer Zeit verdoppelt, sinkt in den folgenden Tagen meist wieder.

Das alles wird nicht immer funktionieren, weil niemand alles richtig einschätzen kann. Aber wenn es häufiger funktioniert, als es das nicht tut, ist alles gut. Du musst auch nicht immer in Extremen denken. Du kannst bei 30 % Kursanstieg auch 5 % deines Bestandes verkaufen, bei 40 % weitere 5%, bei 50 % weitere 5% und umgekehrt wieder Einstiegspreise abgestuft definieren. Beim Traden aber musst du dir bewusst sein, dass der Zeitaufwand und der Einfluss des Kurses auf deine alltägliche Stimmungslage weit höher sein wird, als bei Hodln.

Manipulatoren setzen immer auf das Irrationale. Die erste Pflicht des Kleinanlegers ist die Disziplin, die zweite die Geduld. Viel Erfolg, euch allen!!!

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Die Mechanismen am Kryptomarkt sind nicht anders als die der Aktienbörse. Warum steigen die Papiere von insolventen Unternehmen immer wieder mal unerklärlich um 20-40%?? Das sind die Zocker, die glauben und hoffen, dass noch jmd. Dümmeres die Papiere für noch mehr Geld erwirbt. Und genau wie Du es beschreibst, muss man bei Aktien wie bei den virtuellen Währungen auf sich und seine begründete Entscheidung für oder gegen eine Aktie bzw. einen Coin setzen.

@johnboywalton Interessant, wie man hier immer wieder Leute trifft, die vor Krypto schon einige Erfahrungen an der Börse gemacht haben. Die Heerschar der ahnungslosen Schneeballsystemanhänger, die durch staatliche Regulierung vor den Gefahren des Kryptomarktes bewahrt werden sollten, bestätigt sich nicht ganz. Wenn du noch in Aktien interessiert bist, habe ich da etwas Schönes für dich. Schau dir mal die an, die ich heute beim Recherchieren gefunden habe: https://www.finanzen.net/fundamentalanalyse/Bakkafrost. Ich guck mich schon mal nach Dividendeaktien um, die noch nicht so überteuert sind, um ein paar Kryptogewinne mal zu diversifizieren.

Naja, ich stecke meine Finger überall rein, mit langweiligen Fonds angefangen, später Aktien, Zertifikate, CFD ... jetzt Kryptos. Der Grundstock meines Portfolios sind jedoch ganz solide, meist dividendenstarke Bluechips - viele aus Übersee (die zahlen quartalsweise oder gar monatlich 😉). Eine gesunde Chance/Risiko-Abschätzung darf niemals fehlen - und eine gesunde Entscheidung für oder gegen ein Papier. Jetzt, wo es der BTC in die Tagesschau geschafft hat, wollen Leute Bitcoin haben, die noch nie eine Aktie besessen haben. Manfred Krug und seine Telekom lassen grüßen

Bis zum T-Aktien-Niveau ist es nach meiner Einschätzung noch ein ganzes Stück. Hauptsächlich beruflich bedingt habe ich über 300 Facebook-Freunde oder Bekannte - zumeist Akademiker, überdurchschnittliches Einkommensniveau. Normalerweise erfreuen sich meine meist unterhaltsam gehaltenen Posts einiger Resonanz. Bei all meinen Kryptoposts hat genau eine Bekannte reagiert und im realen Leben bin ich genau einem Studierenden begegnet, der sich ebenfalls dafür interessiert. Schon das Anlegen einer Wallet oder die Registrierung auf einer Plattform ist zu aufwändig für die meisten. Vor dem Platzen des neuen Marktes war einem wenigstens noch der freundliche Sparkassenmitarbeiter beim Erwerb garantiert steigender Papiere behilflich. Krypto ist zumindest in Deutschland aus meiner Sicht noch weit von der Hausfraueninvestitionsphase entfernt. Für Asien kann ich da natürlich weniger sprechen.

Du, das ist natürlich wiederum ein Aspekt, das stimmt!! Ich habe ja einen technischen Beruf, aber wer sich mit einem PC schwer tut und Briefe lieber mit der Hand schreibt ... wie soll derjenige in der Welt der vielleicht neuen Währungen klar kommen !?

bitcoin robberie.jpe

PS: finanzen.net ist eine meiner täglich besuchten Seiten 😄

Nun ich bin jemand der dem Trading-Lager sehr skeptisch entgegen steht und lieber nur in Dinge rein geht, die auch langfristig eine Chance haben. Entsprechend würde mich keine 200 Pferde in eine Spekulation auf BCC kriegen, da ich die bereits vorher als wertlos angesehen habe ;)

Aber Du hast aus Tradersicht einige sehr gute Punkte aufgeführt und scheinst Dir eben auch vollkommen der Sachelage bewusst zu sein. Sofern man dann Spaß dran hat, kann man auch mal ein wenig Zocken gehen. Gerade eben, wenn man sich auch bewusst ist, dass es mehr an die Nerven und Zeit geht als ein klassicher Invest. ;)

Hallo Gammastern, ich stand dem Trading genauso skeptisch gegenüber und halte Daytrading und Chartanalyse nach wie vor für etwas, das zumindest nicht meins ist. Ich trade nur mit Werten, die ich auch halten könnte und verkaufe kurzfristig sehr gut gelaufene Sachen eigentlich auch nur, weil ich sie nach dem nahezu immer auftretenden Rücksetzer in höherer Stückzahl zurückkaufen möchte. Ich bin somit das antizyklische Pendant der Absicherungshodler, die Stop-Losses praktizieren. Deren Sicherheitsbedürfnis bringt mir mehr Coins und hält die Kurseinbrüche und -spitzen im Zaum. Trading mit Werten, die ich für wertlos halte, würde ich nie betreiben. Ich komme aus dem Value-Investment.

Mit einer solchen Einstellung halte ich es auch für valide und überlege ja durchaus auch ein wenig zu betreiben, da man eben doch immer wieder mal Dinge hat, wo man gewisse Anstiege vorher sehen kann und gerne eine Wette eingeht. Gerade eben mit der Option, dass man die sonst eben sowieso halten würde.

Ich bin mir halt nur nicht sicher, ob die zusätzliche Zeit, Stress und auch Steuer wirklich unterm Strich lohnt ;)

Also ich selber halte nur Coins, das traiding ist mir zu unsicher (keine insider quellen)!! Ich muss sagen wenn man sich vorher über ein Coin informiert und man sich vllt sogar mit der Technologie identifiezieren kann, kann ein HALTEN (bei mir min. 1 Jahr ) eine sehr sehr gute Rendite bringen^^ Information ist alles wie ich finde.

Das ist natürlich auch die steuergünstigste Variante.

hey interesting post !

Thank you!

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Wieder sehr hilfreich und interessant, werde mir die FB Gruppe mal anschauen. Danke für den Hinweis.

Kein Problem

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Thank you, Mr. Alien. :-)

Sehr guter , interessanter Artikel. Leider findet so etwas in unserer Crypto Welt des öfteren statt.

Bitconnect haben viele im Vorfeld schon als SCAM gesehen!!

Da hast du recht. Aber man darf auch nicht vergessen wie stark dieser Coin gehiped wurde und viele Schafe darauf reingefallen sind.

Die Hypes sind finde Ich auch das größte Übel :) Viele folgen einfach der Masse ohne eigen recherche zu betreiben! Überall wo es was umsonst gibt , ist interessant für uns Menschen ^^

Da hast du so recht! Ist leider sehr häufig so. Gier frisst Hirn!!!

Danke. Ich hoffe, die Tipps am Ende verhindern zumindest, dass es uns negativ trifft.

Sehr informativ, herzlichen Dank und 100% Upvote.

Vielen Dank. Dito

nice post

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