Der aktuelle Preissturz bei Kryptowährungen

in #deutsch6 years ago (edited)

Als halbwegs Informierter lesen sich die Artikel über Kryptowährungen in der Mainstreampresse, wie Focus oder Handelsblatt, schon immer wie das Bummiheft für WiWi-Erstsemestler. Die nichtvorhandene Deckung durch einen Staat gefällt mir z.B. immer sehr gut. Hat euch die Bundesregierung auch zu Neujahr für die Euro-Inflation des letzten Jahres im Rahmen ihrer Währungsdeckung entschädigt? Die wohlrecherchierten und im Club der Abschreiber lustig zirkulierenden Erklärungen gestern und heute aber grenzen an Verdummung.

Kryptowährungen, deren zentrale Eigenschaften Kontrollresistenz, Dezentralität und Zugangsbeschränkungsfreiheit sind, verlören rapide an Wert, weil es Gerüchte über Überlegungen von Regierungen gäbe, die Kryptowährungen verbieten wöllten. Diese Gerüchte sind uralt und laufen seit jeher ins Leere, stellen also nur eine schlechte Erklärung des Preissturzes dar. Es ist der Antagonismus des untergehenden gegen das Finanzsystem der Zukunft, die die Protagonisten der alten Ordnung ab einem bestimmten Punkt der Relevanz auf den Plan rufen mussten. Das ist seit der Erfindung des Bitcoin klar und ihre Mühen blieben auch weiterhin eine schiere Demonstration ihrer Machtlosigkeit.

Nachdem die Börsen, an denen Fiat zu Krypto getauscht werden kann, alle nach den Regeln der Antiterrorgesetze durchleutet sind, sollen Regierungen die Kryptowährungen in den Untergrund verbannen? Viel Spaß beim Versuch. Die Versuche der Regierungen, den privaten Goldbesitz zu verbieten, haben natürlich die Liquidität eingeschränkt, aber niemals seinen Wert. Ein Kilo Gras speist seinen Wert im Wesentlichen aus dem Verbot. Legal würde das in jedem Vorgarten als Unkraut bekämpft werden. Wenn große Mengen beschlagnahmt werden, steigt der Preis, beim gerüchteweisen Miningverbot in China soll der Preis aber logischerweise fallen. Das neue am Bitcoin im Vergleich zu Gold ist, dass er weltweit transferierbar ist, ohne dass man einen Barren über die Grenze schmuggeln oder etwas einschmelzen müsste. Wenn Simbabwe den Sturm auf den Bitcoin nicht einschränken konnte, kann es auch nicht die Regierung einer freiheitlicheren Gesellschaft mit einer international verwobeneren Wirtschaft. Das Schließen chinesischer Minen dürfte dem Bitcoin an sich sogar gut tun. Wenn die großen Miner weg sind, lohnt sich das Minen anderswo halt mehr. Das Netzwerk dezentralisiert sich wieder und Reformen, die den Stromverbrauch senken, werden wahrscheinlicher, weil die abgabenfreie chinesische Kohleenergie wegfallen könnte. Wie das den Preis drücken soll, ist vollkommen unklar.

Eine Erklärung aber liest man derzeit nicht, obwohl sie sich schreiend aufdrängt: 1 Monat!!! Jetzt enden die Terminkontrakte, die Mitte Dezember geschlossen wurden. Auf steigende Kurse haben vor allem Kleinanleger gesetzt. Mindestens von JP Morgan und den Winkelvoß-Zwillingen war bekannt, dass die alte Hochfinanz längst große Mengen Bitcoin hortete. Das sind Profis - die hodln nicht.

Die uralten Muster der Marktmanipulation, die an den Börsen dieser Welt längst über die letzten zwei Jahrhunderte reguliert und unter Strafe gestellt wurden, können auf dem Kryptomarkt wieder angewandt werden. Im Keller von JP Morgan hat wohl jemand den Staub von den alten Anleitungen gepustet und die totgeglaubte Klaviatur der Wildwest-Börsen gespielt. Schön, mal zur Abwechslung nicht die ausgefeilten Swap-Verschleierungen einer Heerschar von Eliteabsolventen von KPMG, Deloitte, Ernst & Young oder PWC anheuern zu müssen, um mit ein paar legalisierten Betrügereien Milliarden zu scheffeln. Im Kryptomarkt geht das derzeit wieder ganz oldstyle - selbst das gute alte Ponzi-Schema hatte es ja mit Bitconnect wieder zu einer Reminiszenz geschafft.

Während man also in Chicago an den Terminbörsen die Wetten der Kleinanleger annahm (richtig: wenn jemand auf steigende Kurse setzt, kann er das nur, wenn er jemanden findet, der bei einem Kurs X dagegenhält, das stellt sich in der "Wirtschafts"-presse auch meist anders dar) und damit auf fallende Kurse setzte, musste man nun nur kurz vor Auslaufen der Verträge an den realen Kryptobörsen einen Bruchteil des Handelsvolumens der Terminbörsen einsetzen, um die Referenzkurse stürzen zu lassen. Der psychologische Hebel dürfte für den größten Effekt gesorgt haben, sodass die großen Jungs mit ihrem Taschengeld einen Bitcoinkurs herbeiführen konnten, der sie die großen virtuellen Wetten an den Terminbörsen wird gewinnen lassen. Lasst euch nicht verarschen. Wer in Krypto investiert, muss sich ganz am Anfang nur eine Frage stellen: Glaube ich, dass darin die Zukunft liegt? Gegen Geduld und einen kühlen Kopf kann man keine Märkte manipulieren. Dass das derzeit aber noch so gut geht, zeigt auch die Größenverhältnisse - ergo das Wachstumspotenzial des Kryptomarktes bei der Fiat-Ersatzvariante. Für die Terminkontrakthändler ist der gesamte Kryptomarkt noch ein Pennystock und gerade erst einmal zu einer relevanten Größe herangewachsen. Man möchte schließlich Milliarden und nicht Millionen machen.

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Ich mag deinen Artikel! Bin seit einiger Zeit auch am Überlegen, ob ich mit dem Minen anfangen sollte. Lohnt sich zwar nicht so besonders bei den gegenwärtigen Preisen für Strom und Technik, hat aber den Charme, dass man anonym an Cryptos kommt.

Richtig habe ich das auch noch nicht betrieben, weil mir die deutschen Stromkosten doch ziemlich hoch und die Anschaffungspreise von mind. 2000 Euro auch nicht gerade gering erscheinen. Meinen PC habe ich ab und zu über https://minergate.com/a/5ab4f894d79d1d3295d20932 (ohne referral: https://minergate.com) laufen lassen, weil das total unkompliziert ist und der PC eh an war, ohne die Rechenleistung auszuschöpfen. Monero ist derzeit mit normalen Rechnern wohl der effizienteste Coin und ja auch gleich anonym. Das bringt aber nur Cent-Beträge. :-) Ich würde mich mal mit Bismuth beschäftigen. Das Entwicklerteam ist sehr aktiv und die Marktkapitalisierung gering. Vielleicht ist das etwas wie Bitcoin 2009 zu minen.

Macht echt Freunde zu lesen was Gleichgesinnte schreiben. Mir tun die ganzen Neueinsteiger Leid. Ich komme noch aus der 2011er Generation.

Respekt, habe meinen ersten Bitcoin 2014 gekauft. Da war der schon auf 500 €. Bin IT-mäßiger Analphabet. Hab das also erst spät mitbekommen. :-)

Mir hat meine Nerdizität schon etwas mitgeholfen. Aber es war eher das interesse an den Beiträgen des CCC ( Chaos Computer Club ). Da hat Frank und Fefe einen extra Blog eröffnet mit Audiobeiträgen. Kannst mal in meine Posts schauen. Da sind alle 41 Beiträge öffentlich. Das ist gerade für Leute gedacht die nicht immer so Tief in der Technik rumschrauben. Die Links führen direkt zu den Audiofiles.

Hab aber auch schon viel Mist hinter mir. z.b hab ich meine 160 Bitcoins verloren durch einen US Betrüger ( Cryptsy ). Kannst Dir ja denken, dass ich fast ausgesorgt hätte. Es tut viel mehr weh zu wissen, dass es die einzige Chance im Leben war, echt in Freiheit zu leben. Aber ich komm klar. Hab jetzt nen schlecht bezahlten IT-Job und muss mich nochmal ganz von vorn hocharbeiten. Nicht leicht mit 40. ;)

Was bleibt ist, dass ich sehr viel Börsenerfahrung habe ohne dieses Fachsprech und beweihräuchere. Ich hab direkt getradet und kenne eine Menge Techniken.

Die ersten 20 Bitcoins hatte ich noch mit einer Grafikkarte hergestellt. und ein Paar für 5-12 € gekauft, den Rest hat ich durch Ausgleichshandel ohne Risiko eingeholt. Das ist allerdings durch die Masse an Teilnehmer komplett vorbei. Ich war damals fast nur eine Einzelne Person die Börsenausgleich gemacht hat. Bis die ersten Nachzügler kamen und dann die Traderbots, die das in Millisekunden machten. Dann war es vorbei. Das Produzieren hatte sich aber auch immer nur durch die Wertsteigerung gerechnet. Also wenn man Ohne diese Steigerung investiert hatte, war man immer auf der Verlustseite. Kaufe ist einfach besser. :)

Interessante Geschichte und nur Mut, denn man lernt immer dazu und wird besser, wenn man sich nicht verschließt oder trübsal bläßt. Nutze deine Macht und du erntest eines Tages mehr als du zu täumen vermagst.

@halloworld Danke für die Offenheit. Du beeindruckst mich. Jemand mit deinen Fähigkeiten wird es ein zweites mal schaffen, daran habe ich keinen Zweifel. Ich habe bei Frank und Fefe mal in den Neujahrsrückblick reingeschaut. Werde das mal vertiefen, wenn ich Zeit habe. Die scheinen echt gut drauf zu sein.

Vielen Dank! Ich bin guter Dinge. Derzeit schau ich mir die Technik hinter Steem an und werde an meiner erste API basteln. Den meisten Erfolg hatte ich immer, wenn mir kein Druck im Nacken war. Aber wenn ich von Arbeit Abends heim komm hab ich meiste keine Power mehr. Ich denk mal so gehts vielen Menschen.

Das kann ich gut verstehen. Wenn du Unterstützung brauchst, könntest du versuchen, dein Projekt @jerrybanfield vorzuschlagen. Der betreibt mit seinem Bot einen Fonds für Projekte, die Steemit fördern. Was soll denn die API können?

@tinoschloegl Hoppla, das ist ja mal ein geiler Artikel. Sehe das im Großen und Ganzen sehr ähnlich. Leider ist die Reichweite hier auf steemit mit bisher 56 Views nicht so hoch. Den Post sollten sich nach meiner Meinung mehr Leute mal zu Gemüte führen. Wissen schadet nicht ;)

PS: Sach mal hast du damals auch Bummi gelesen?

@dauerossi Vielen Dank. :-) Ich habe den Link noch in der Steemit Deutschland Facebookgruppe veröffentlicht. Ist übrigens gar kein so schlechtes Mittel, um noch ein bisschen Reichweite zu bekommen. Wenn du Lust hast habe, kannst du dir auch meinen nächsten Artikel durchlesen, der auch mögliche Reaktionen für den Kleinanleger enthält: https://steemit.com/deutsch/@tinoschloegl/casino-die-zweite-auch-im-kryptomarkt-spielt-der-kleinanleger-im-fahrwasser-der-big-boys

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