Das gefakte Fake oder alles nur geklaut!

Wer hat es nicht verfolgt? Kaum ein Künstler bekam über das Wochenende mehr Aufmerksamkeit als der britische Street-Art Künstler Banksy.
Für alle, denen Banksy nicht wirklich ein Begriff ist, lege ich mal eine winzig kleine Auswahl seiner Graffitis vor. Denn niemand soll hier uninformiert das Feld verlassen.

Die Vorstellung wäre damit erledigt und ich kann mich dem eigentlichen Thema zuwenden.
Soweit wir aus der Presse erfahren haben, hat der eigentlich als lichtscheu bekannte Sprayer aus Bristol am Freitag die Öffentlichkeit aufgesucht und sich angeschaut, wie man sich selbst innerhalb weniger Minuten um mehr als 1 Million Euro reicher machen und dabei gleichzeitig in jede Menge blöde Gesichter schauen kann. Ist doch eigentlich kein schlechter Zeitvertreib für einen normalerweise eher langweiligen Nachmittag in London. Genauer gesagt im Auktionshaus Sotheby’s, in dem bereits des Öfteren Geldbeträge und Bilder den Besitzer wechselten und sich der Außenstehende in seiner Vorahnung bestätigt sah, dass es unter den Reichen durchaus auch Saureiche gibt, die übrigens mehr als gelegentlich einen irreparablen Dachschaden haben können.

Na ja, lassen wir das Thema und wenden uns Banksy, seinem Auftritt und dem Teil zu, in dem ich dann die Bühne betrete.
Vielleicht wundert sich der eine oder andere unter Euch über meine despektierliche Art von diesem großen Künstler immer nur als Banksy zu sprechen, ganz so als hätte ich ihn seines Vornamens beraubt. Nur zur Beruhigung: habe ich nicht! Der Typ läuft immer so kastriert durch die Gegend. Kann aber dafür ganz tolle Sachen an fremder Leute Wände zaubern.

Jedenfalls rief Bansky mich Freitagmorgen an und ließ mich wissen, dass er sich am Nachmittag ein kleines Späßchen erlauben wolle. Woher ich Banlsy überhaupt kenne? Ich halte ihm im Allgemeinen die Farbeimer, Dosen, Schablonen und den Rücken frei, sorge für Eis am Stiel und einen reibungslosen Ablauf. Zufrieden?
Ich kenne den Künstler jedenfalls lange genug, um zu wissen, dass mein Kumpel manchmal mit einem ganz speziellen Humor um die Ecke kommt, den sorglose Spaziergänger oft gar nicht und meine Oma nur samstags kurz nach der Pillenfütterung verstehen. Also fragte ich nach, was ihm eigentlich vorschwebe.

“Ich hole mir etwas Taschengeld ab, schreddere ganz nebenbei das Mädchen mit dem roten Luftballon und verkaufe anschließend die Schnipsel.”

Meine Antwort darauf:

“Dann mach mal. Wir sehen uns heute Abend bei Paule auf ein Bier.”

Warum ich so gelassen reagierte, werdet ihr jetzt fragen.
Weil ich wusste, dass er mich nur verarschen wollte. Denn das Mädchen mit dem roten Luftballon hängt (und das tut es in diesem Augenblick immer noch) in meinem Wohnzimmer, erfreut sich bester Gesundheit. Der Luftballon wirkt unbeschadet, während mein Häcksler unten neben dem Gartenschuppen steht. Also kein Grund zur Panik. Aber, um ganz sicher zu gehen, dass mein Kunstwerk nicht doch über irgendwelche Umwege zurück in die Hände der Gestalters gelang, ging ich die wenigen Schritte vom Büro ins Wohnzimmer.
Entwarnung an allen Fronten!

Am Abend in unserer Stammkneipe bei Paule hat Banksy nicht nur meinen Deckel bezahlt, sondern Paule auch ein Trinkgeld hinterlassen, was er in der Regel eigentlich nie tut. Denn sonst sprüht er unserem Wirt ein paar Kritzeleien auf den Stehtisch und verabschiedet sich mit den Worten: “Kannst du verkaufen.”
Auf seinen vormittäglichen Blödsinn mit dem geschredderten Mädchen angesprochen, meinte er ganz trocken:

“Das war nur gefakter Plastikschrott im Rahmen. Hauptsache die Kohle stimmt. Das Geld hatte der Typ sowieso garantiert von irgendjemand geklaut”

Wer das alles nicht glaubt, der ist selbst dran Schuld!