Yancas Klang | Yanca's tone

in Dream Steem6 months ago (edited)

Yancas Klang

War es an einem Dienstag? Geschah es in einer bestimmten Kalenderwoche? Oder zog es sich über ein ganzes Jahr? Ich glaube mich zu erinnern: es war eine Dekade. Es war die Dekade Nummer 7. Vielleicht auch die achte Dekade. Oder halb und halb. Jedenfalls: eine gewaltige Verzögerung. Ein Spiel gegen die Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich gegen die Wahrnehmung der Zeit.

Yanca, der alte Lindwurm, kannte sich damit aus. Bloß keine Wellen schlagen, nicht auffallen bei den kurzlebigen, hektischen Zweibeinern. In der Bewegung liegt die Kraft, nicht in der Ruhe und schon gar nicht in der Eile. Der Klang macht die Musik: Angriff! Zerfall. Stütze, Freisetzung. Auch bekannt als Anschlag, Abklingen, Ausklingen, Freigabe. Die vier Phasen der sogenannten Hüll-Kurve.

Yanca war nicht einfach Musiker, er war leibliche Gestalt gewordener Klang. Unter seinesgleichen war er berühmt für seine subtilen Hüllkurven, die dem Ohr mit ihrem weichen Anschlag schmeichelten, wenn er in ein geeignetes Fluidum eintauchte. Und dieses Becken hier, das war sein dreidimensionaler Resonanzboden. Er glitt hinein aus seiner eigenen vierdimensionalen Seinsweise, trieb die Kurve vor sich her, kontrollierte ihre Phasen.

Er wiegte sich gern über Jahrhunderte im Ausklingen, aber das Foto zeigt ihn in der Dekade des Anschlags. Noch hatte sein Ton gar nicht die volle Höhe erreicht, noch war die Phase des Abklingens nicht in Hörweite der kleinen Zweibeiner. Vielleicht würde er die Kurve mit so wenig Welle gestalten, dass es nie ein Menschlein wahrnehmen würde. Jedenfalls nicht akustisch, nicht als Musik der Naturkräfte, nicht als jener Klang der Sphären, von dem einstmals ein Winzling geschrieben hatte, welches zu Yancas Erstaunen in der Lage gewesen sein mochte, die Jahrtausende zu hören.

Was Yanca damals noch nicht wusste: dass ein anderes Menschlein sich gewagt hat, eine Musik der Jahrhunderte zu komponieren, einen Klang, der bis in das Lindwurm-Kontinuum hinein ragen sollte, piepsig und zaghaft, aber tapfer. Ein Kommunikationsversuch mit fernen Wesen, die doch ganz nah sind.

grafik.png

photo: bambuka
cut-out: ty-ty

Yanca's tone

Was it on a Tuesday? Did it happen in a particular calendar week? Or did it happen over a whole year? I think I remember: it was a decade. It was decade number seven, or maybe the eighth decade. Or half and half. In any case: a huge delay. A game against time, in the truest sense of the word, namely against the perception of time.

Yanca, the old lindworm, knew all about it. Don't make waves, don't attract attention among the short-lived, hectic bipeds. Power lies in movement, not in rest and certainly not in haste. The sound makes the music: Attack! Collapse. Support, release. Also known as attack, decay, sustain, release. The four phases of the so-called envelope curve.

Yanca was not simply a musician, he was sound incarnate. Among his peers, he was famous for his subtle envelopes, which caressed the ear with their soft touch when immersed in a suitable fluid. And this basin here, this was his three-dimensional sounding board, his cymbal. He slid into it from his own four-dimensional way of being, driving the curve before him, controlling its phases.

He liked to sway in the decay for centuries, but the photo shows him in the decade of the attack. His sound had not yet reached its full height, nor was the decaying phase within earshot of the little bipeds. Perhaps he would shape the curve with so little wave that no little human would ever notice it. At least not acoustically, not as the music of the forces of nature, not as that sound of the spheres of which a tiny one had once written, which to Yanca's astonishment might have been able to hear the millennia.

What Yanca did not know at the time: that another tiny human had dared to compose a music of the centuries, a sound that would reach into the Lindworm continuum, squeaky and timid, but brave. An attempt at communication with distant beings who are nevertheless very close.

(translated with DeepL's help)

https://en.wikipedia.org/wiki/Harmonices_Mundi
https://taz.de/639-Jahre-langes-Orgelstueck/!5012065/

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Dieser Text erzählt von Yanca, einem alten Lindwurm, der nicht nur ein Musiker, sondern selbst der Klang in leiblicher Form war. Yanca existierte in einer anderen Dimension, in der Zeit anders verlief. Der Text spielt mit dem Konzept von Zeit und Klang, wie sie miteinander verbunden sind.

Yanca beherrschte die Kunst der Hüllkurven, einer Abfolge von Phasen im Klang, die Angriff, Zerfall, Stütze und Freisetzung beinhalteten. Er lebte in einer Welt, in der Bewegung und Ruhe, Anschlag und Abklingen miteinander verschmolzen. Die Erzählung stellt Yanca als eine Art Hüllkurvenkünstler dar, der seine Klänge behutsam in die Welt entlässt.

Der Text deutet darauf hin, dass Yanca in einem bestimmten Zeitraum aktiv ist, vielleicht über eine Dekade hinweg. Dieser Zeitrahmen könnte für die Lindwürmer eine kurze Zeitspanne sein, verglichen mit ihrer eigenen Lebensdauer, die Jahrhunderte umfassen kann. Trotzdem zeigt ein Foto Yanca während eines spezifischen Moments seiner Klangentfaltung, möglicherweise in der Phase des Anschlags.

Der Text erwähnt auch, dass ein Mensch versucht hat, eine Musik zu komponieren, die die Jahrhunderte überdauern und bis zum Lindwurm-Kontinuum reichen sollte. Dieser Versuch wird als tapfer beschrieben, da er eine Kommunikation mit fernen Wesen darstellt, die trotz ihrer räumlichen Nähe in einer anderen Dimension existieren. Es geht um die Faszination des Menschen für das Unbekannte, für Klänge, die jenseits unseres normalen Verständnisses von Zeit und Raum existieren.

Yanca, der alte Lindwurm, ... jeder dachte, er würde ins Wasser eintauchen, um göttliche Geräusche zu erzeugen ... seit Jahrhunderten schwankend... versuchen Sie dies zu tun und haben Sie keinen Durst... Yanca war sehr durstig... :-))

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