Vom wahren Virus an der Börse

in Wirtschaft&Finanzen4 years ago

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Erst vor wenigen Tagen habe ich hier einen Artikel über das Corona-Kursmassaker Anfang der Woche gesprochen. Ich habe dort primär von Ruhe gesprochen und nicht davon, dass es sicherlich bald wieder aufwärts geht. Im Gegenteil! In einigen Kommentaren habe ich ja durchaus bereits geschrieben, dass ich mit weiteren Nachgeben des Marktes rechne.

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Das Ergebnis ist schon ziemlich beeindruckend. Fast jeden Tag stürzten die Kurse in fast freien Fall gen Süden. Der DAX fiel von 13600 auf 11900 um somit ca. 14%. Einige Aktionäre traf es dabei allerdings noch wesentlich härter, da ihre Aktien nahezu ungebremst abstürzten.

Es scheint nun einzutreten, was durchaus einige bereits zu Beginn befürchtet haben. Der Corona-Virus schlägt vollends auf die Börsen durch und lösen dort einen Crash aus. Beeindruckend ist dabei nicht einmal wie stark dies passiert ist, sondern vielmehr in welch kurzer Zeit dies alles stattfand. Ein Wenig so als würde ein Vorbeben von 13 auf der Richterskala kommen und nun alle verängstigt dasitzen und auf das echte Beben warten. Wie lange wird dieser Trend nun wohl noch anhalten?

Crashs treten immer dann auf, wenn die Euphorie am Größten ist. Dies ist durchaus in der letzten Zeit gegeben gewesen. Die Kurse kletterten nur so nach oben und durchaus viele teilten die Meinung, dass es eher nach oben geht als nach unten. Dies kann durchaus als kleine Euphorie gewertet werden.

Gerade bei Privataktionären bricht nun vollends die Panik aus. Oft eben aus totalen Unverständnis von dem was da passiert. Nein, niemand wettet wirklich darauf, dass der Corona-Virus ganze Landstriche entvölkert. Nein, niemand denkt wirklich, dass die Apokalpyse bevor steht. Nein, niemand hat Angst vor den Hamsterkäufen. Im Gegenteil, es ist ein ausgezeichnetes Geschäft, dass die Umsätze ankurbelt! Und nein, niemand interessiert sich wirklich an der Börse für die Anzahl der Toten. Das ist keine harsche Kälte, sondern schlichtweg die Marktlogik!

Was die Märkte aktuell umtreibt ist nicht ein Weltuntergang, sondern etwas viel schlimmeres: Unsicherheit! Niemand weiß wirklich, was nun passiert. Kann die Krise eingedämmt werden, wird der Virus breitflächig zuschlagen und wie werden eigentlich die Regierungen damit umgehen. All dies erzeugt Unsicherheit und dies treibt Märkte in den Wahnsinn.

Weil es eben auch ein rationaler Markt ist und die Investoren ihre Gewinne „planen“ wollen. Man will einfach wissen, was es am Ende des Jahres ungefähr gibt. Nicht ohne Grund giert man ständig nach Quartalszahlen und Berichten des Vorstandes. Um zu sehen, ob man noch auf Kurs ist. Nun bricht dort etwas über die Welt herein, was globale Auswirkungen haben kann und gleichzeitig nicht abschätzbar ist.

Nimmt man nun einer Entität das Rationale, bleibt eben nur noch Wahnsinn übrig und dieser wird momentan besonders zelebriert. Dabei darf man auch nie aus den Augen verlieren, dass „der Markt“ eben nicht die „unsichtbare Hand“ ist und auch keine Institution reptiloider Illuminatenpriester, sondern eben die gesamte Vernunft aller dort agierenden Individuen.

Blickt man nun in die Bahnen und Busse und sieht dort Leute mit Masken umher laufen und findet seine Supermärkte geplündert von Last-Minute-Preppern vor, dann erzeugt dies bei Menschen Angst. Jeder der bereits eine Gruppe Menschen hat erleben dürfen, die sich und ihre Nahen existentiell bedroht sehen, weiß wie furchtbar gefährlich diese sein können. Da wird in Flutgebieten mit 120km/h durchs Dorf geheißt als sei ein Tsunami hinter einem her. Nicht die eigentliche realistische Gefahr wird zur Bedrohung, sondern ein subjektiv Gefühltes.
Nun muss man nur noch ein wenig Beobachtung aus dem Tierreich anwenden. Fällt irgendwo ein lautes Geräusch und schreckt etwas auf, dann gibt es zwei Arten von Tieren. Die einen stehen auf und blicken in die Richtung und gehen neugierig dorthin, weil es etwas zu fressen geben könnte (Predatoren) und die anderen Laufen schlichtweg in die andere Richtung. Es gehört nicht viel Fantasy dazu einzuschätzen wie Menschen reagieren, wenn plötzlich irgendwo ein Schuss fällt ...

Diese Herdenflucht wird besonders brisant, da solche Tiere zumeist nicht nur vor einer Gefahr fliehen, sondern auch vor einer angenommenden Gefahr. Rennen alle Menschen in eine Richtung, so laufen alle anderen auch in die Richtung. Getreu einer Scharmintelligenz, dass andere ja bereits zu dem Schluss gekommen sind, dass es die beste Option sei. Nicht ohne Grund werden allerdings regelmäßig Menschen bei solchen „Fluchtversuchen“ total getrampelt oder führen in Sackgassen und erschweren eine Rettung enorm.

Genau dies passiert gerade auch hier. Ja, Rothschild hat recht! Die Kanonen donnern momentan und da erste Blut fließt durch die Straßen. In der Realität sehen die Menschen die Apokalpyse und infizieren sich nicht mit einem Virus, sondern der Angst. Danach laufen sie nach Hause und agieren an der Börse genauso panisch. Entsprechend stürzt auch alles so massiv in sich zusammen. Jeder versucht sich zu retten.

Man hört ständig irgend so etwas wie: „Oh je, wie soll ich das alles meiner Frau erklären?“. Oder „Ich habe heute einen Kleinwagen verloren!“. Oder eben auch: „Hätte ich man verkauft! Wie soll man dies nur wieder rausholen!“

Natürlich ist es rational, dass man versuchen will am höchsten Punkt zu Verkaufen und am niedrigsten Punkt zu kaufen. Allerdings sollte man auch sehen wievielen Leuten dies am Ende wirklich zuverlässig gelingt. Nicht gerade besonders vielen.

Und natürlich gibt es auch die Opportunisten, die nun fließig alles Aufkaufen, was irgendwie nach Maske aussieht, Pharma im Namen hat oder sonst irgendwie vielleicht von der Krise profitieren könnte. Nette Idee, aber eine heillose Überschätzung des Marktes. Das bereits offensichtliche ist bereits bepreist, es geht darum auf das Morgen zu blicken!

Somit lasse ich mich momentan nicht aus der Ruhe bringen. Der Predator kommt in mir hoch, der die ganze ziellos umherlaufende Beute sieht. Der Finanzvampir, der von dem Blut in der Straße angelockt wird. Ja, es mag unmenschlich klingen, dass man ausgerechnet in Angesichts eines solchen Katastrophe sich um so etwas gedanken macht.

Aber Hand aufs Herz ... was unterscheidet einem von den Plünderungskäufern im Supermarkt, außer das man nicht auf den Weltuntergang setzt, sondern auf das Gegenteil! Das man den Welt daraus durch sein Handeln zuruft: Ich glaube, dass alles gut wird! Jaja, dass ist natürlich grausam, dass ist unmenschlich. ;)

Als Buy&Hold-Anleger interessiert mich die Krise nicht im geringsten. Finanzkrise hier, schwarzer Donnerstag, Montag, Freitag dort. Es hat immer schon Krisen auf der Welt gegeben und alle haben gemein, dass sie überwunden wurden. Ich wüßte nicht, wieso es diesmal anders sein wird. Mal ganz ehrlich! Wer von Euch hat sich den in den letzten Jahr Abends schlaflos herumgewälzt, weil er SARS oder die Schweinegrippe gefürchtet hat?

Langzeitinvestoren haben die Ruf, dass sie dumm seien, weil sie die ganze passiv in der Ecke stehen und auf Nichts reagieren würden. Nichts ist naiver als diese Annahme und umso mehr wundern sich einige, dass diese nun die Zähne beginnen zu zeigen und um die Häuser schleichen. Wir haben Jahre lang Zeit gehabt uns auf diesen Moment vorzubereiten und werden nun irgendwann losschlagen. Ab zum Wasserloch, wo die ganzen verängstigten Tiere sich zusammenkauern. ;)

Na gut, es klingt alles sehr martialisch und die meisten von uns sind eigentlich ganz nette Kerle. Trotzdem haben wir natürlich unsere Watchlisten zur Hand und beobachten den Markt momentan sehr genau. Dies hat nichts mit Gier zu tun. Es ist unser Rationales handeln!

Wir bekommen momentan richtig gute Unternehmen am Markt mit fast 20% Discount dran. Es ist Winterschlussverkauf! Gerade für jene die noch keine Milliarde auf dem Konto haben ist dies ein Geschenk des Himmels, da wir uns nicht ständig hinterher sparen müssen. Sondern all die tollen Investitionen nur so vor uns liegen.

Natürlich ist da diese Ungewissheit am Markt und natürlich werden die Quartalszahlen der meisten Unternehmen desolat sein, da es einen Impakt auf dem Geschäft haben wird. Aber wer glaubt, dass der Spuck in einem Jahr vorbei sein wird, wird sich freuen können. Langzeit heißt eben auch Langzeit!

Dabei ist natürlich nicht momentan ein guter Zeitpunkt um zuzuschlagen. Es heißt erst einmal alles in Ruhe zu beobachten und sich schonmal genau anzusehen, wo man den nun gut nachkaufen kann. Vielleicht geht es ja noch ein paar Wochen weiter runter und es gibt noch bessere Discounts! :) Der Markt hat immer recht! Warten wir also darauf, dass er ein Signal der Beruhigung gibt. Geht es danach noch weiter runter, hat man sein Pulver zu früh verschossen.

Aber nun schlägt die Stunde jener, die Kapital zur Seite gelegt haben und sich vorbereitet haben. Die eine volle Kriegskasse haben und nun agieren können, anstatt einfach nur panisch zu agieren. Gerade unter den Privatinvestoren sollte niemand gezwungen sein zu agieren. Sie können auch einfach diese Krise aussitzen. Tun die meisten allerdings eben nicht und gehen damit an der Börse den unheiligen Deal ein: Geld gegen Zukunft!

Lasst Euch also nicht anstecken. Der Virus heißt nicht Corona, sondern Phobos und Deimos! Legt Euch wieder hin und schaut lieber, wo die guten Unternehmen liegen. Eben genau das, was ein Buy & Hold-Anleger eigentlich immer macht ;)

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Schön geschrieben. Vielleicht solltest du aber mal über Zwischenüberschriften nachdenken. Das macht das Lesen etwas angenehmer :)

Ich stimme mit dir überein. Die Menschheit wird das Coronavirus überleben und am Ende werden die Kurse der meisten Unternehmen auch wieder die bisherigen Höchststände übersteigen. Nur wie lange das dauert, kann man noch nicht absehen. Für sowieso schon angeschlagene Unternehmen kann so eine Krise halt schon existensbedrohend sein.

Ich denke, dass wir erst am Anfang des "Crash" stehen. Das Virus verbreitet sich ungebremst und die Leute geraten immer mehr in Panik. Die Nachrichten befeuern das ganze extrem (die freuen sich schließlich über den leichten Stoff zum Schreiben).

Schön geschrieben. Vielleicht solltest du aber mal über Zwischenüberschriften nachdenken. Das macht das Lesen etwas angenehmer :)

Merke meist leider immer, dass sich die nicht überall einziehen lassen. Dann hängt man länger an den Überschriften als am Text ;) Aber ich werde bei längeren Texten mal verstärkt darauf achten.

Für sowieso schon angeschlagene Unternehmen kann so eine Krise halt schon existensbedrohend sein.

Tatsächlich ja einer der großen Diskussionen am Markt... wie weit ist die Zombiefizierung des Marktes schon voran geschritten. Im Zweifel wird es durch so etwas aber eben erst sichtbar, da es durch das billige Geld ohnehin bereits tot war.

Ich denke, dass wir erst am Anfang des "Crash" stehen.

Nun gestern bäumte sich der Markt ja kurz einmal auf, bevor es in sich zusammen brach. Bin auf jeden Fall schon gespannt wie Schmitzkatze wie es den am Montag weiter gehen wird. ^^

Inzwischen sind die Hamsterkäufe bei uns auch angekommen. Sogar im Bekanntenkreis. Oo

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