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RE: Viennese Art Nouveau (Part 3) // Wiener Jugendstil (Teil 3)

in WORLD OF XPILAR4 years ago

Diese Kirche ist ein wahres Meisterwerk und es ist kaum zu glauben, dass sie erst knapp 100 Jahre alt ist. Mich fasziniert in deinen wie immer hervorragend aufgearbeiteten Informationen vor allem der funktionale Aspekt. Weihwasser aus dem Spender! Cool! Wer weiß, wie viele Pandemien hätten vermieden werden können, hätte sich diese Idee durchgesetzt? Die sozialen Gedanken Wagners zum Wohle der "Anstaltsinsassen" sind enorm und waren garantiert revolutionär. Schön, dass die Stadt ihn hat walten lassen, gleichzeitig aber auch traurig. Es erinnert mich ein wenig an ein Phänomen, dass in den frühen 80er Jahren in Schleswig-Holstein stattgefunden hat: Die "armen" Kinder mit geistiger Behinderung sollten auch ihre Schulen haben. Die wurden dann vielfach schön am Stadtrand hochgezogen. Die Kinder brauchen schließlich Ruhe. Oder soll der Rest der Bevölkerung möglichst wenig Berührung mit ihnen haben?! "Meine" Schule liegt ziemlich direkt am Klärwerk. Wenn der Wind an einem warmen Sommertag ungünstig steht, ist es dort unerträglich...
Schönes Wochenende, liebe Anna!
Liebe Grüße,
Chriddi

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Mir gefällt, dass Wagners auf Zweck, Material und Konstruktion ausgerichteter "Nutz-Stil" auch ästhetisch sehr ansprechend ist. Zweckmäßigkeit und Ästhetik in der Architektur waren Wagner ein Anliegen, was auch in seinem Postulat "Etwas Unpraktisches kann nicht schön sein" gut zum Ausdruck kommt. Der Weihwasserspender und die Idee dahinter haben mich auch beeindruckt. Das Becken mit dem segenbringenden Wasser aus der Kirche verbannt zu sehen, hat bestimmt viele Zeitgenossen verstört.

Die Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke "Am Steinhof", deren architektonisches Gesamtkonzept auch auf Otto Wagner zurückgeht, galt damals als die größte und modernste Heil- und Pflegeanstalt Europas. Trotz vieler neuer Ansätze wurde mit der zentralen "Verbannung" von psychisch Kranken an den Stadtrand das Prinzip der gesellschaftlichen Ausgrenzung beibehalten. Zwar wurde die ländliche Umgebung damals für heilsam gehalten, die Abschottung zeigt aber auch die Einstellung gegenüber psychisch Kranken.

"Meine" Schule liegt ziemlich direkt am Klärwerk.

Unglaublich, das gehört verboten. In meiner Heimat wurden jene, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprachen, in der "Sonderschule", in ruhiger Lage, direkt neben dem Friedhof untergebracht.

Liebe Chriddi, ich wünsche dir alles Gute, genieß vor allem deine berufliche Auszeit!
Einen schönen Sonntag und liebe Grüße,
Anna

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